Weinprobe mit Weinen vom Weingut Dautel aus Bönnigheim am 23.Januar 2025

Eigentlich war diese Probe als Abschluss der Württemberger Weine im letzten Jahr geplant, aber da wir die gereiften Bordeauxweine in den Dezember gelegt hatten, konnten wir das neue Jahr mit einer tollen Probe beginnen.
Das Weingut Dautel gehört zu den Spitzenbetrieben in Württemberg und ist im Vinum Weinguide mit 4 Sternen und im Eichelmann Weinführer mit 5 Sternen ausgezeichnet. Leider konnte uns das Weingut keinen Referenten schicken, aber Weinbruder Wilfried kennt das Weingut schon lange und führte uns mit den entsprechenden Informationen durch die Probe.
Die Weinbautradition der Familie Dautel begann bereits 1510, aber erst nach dem Abschluss des Studiums in Geisenheim 1974 durch Ernst Dautel wurde das heutige Weingut gegründet. Einer der ersten Schritte war der Austritt aus der örtlichen Winzergenossenschaft, obwohl sein Großvater zu deren Gründungsmitgliedern gehörte.
Ab 1985 setzte er auf den damals in Deutschland noch verpönten Barriqueausbau. Als erster in Württemberg pflanzte er 1988 Chardonnay an, als diese Rebsorte noch nicht offiziell zugelassen war und kämpfte für ihre Zulassung. Ab 1990 baute er Weine auch als Cuvée aus, obwohl damals nur reinsortige Weine üblich waren. Sein Sohn Christian studierte Weinbau in Geisenheim und Bordeaux und sammelte wertvolle Erfahrungen bei Praktika in verschiedenen Weinbaugebieten der Welt: Südafrika, USA, Australien, Österreich beim Weingut Weninger und in Frankreich bei Comtes Lafon in Meursault.
Das Weingut besitzt ca. 17 Hektar Rebfläche, die mit Riesling (24%), Spätburgunder (18%), Lemberger (16%), Weißburgunder (12%) sowie Trollinger, Cabernet und Chardonnay bestockt sind. Die jährliche Flaschenproduktion beträgt ca. 79.000 Flaschen.
Das Weingut besitzt folgende bedeutende Weinbergslagen, deren Böden von Mergelsandstein bis Muschelkalk geprägt sind:
– Bönnigheimer Sonnenberg: klassifiziert als Erste Lage. Hier werden vor allem Spätburgunder und Lemberger angebaut.
– Besigheimer Wurmberg: klassifiziert als Erste Lage.  Hier wird hauptsächlich Riesling angebaut.
– Bönnigheimer Steingrüben: klassifiziert als Großes Gewächs. Hier wird hauptsächlich Riesling angebaut.
– Cleebronner Michaelsberg: klassifiziert als Großes Gewächs. Hier wird hauptsächlich Lemberger angebaut.
– Oberstenfelder Forstberg: klassifiziert als Großes Gewächs. Hier wird vor allem Spätburgunder angebaut.

Wir starteten allerdings mit einem Sekt vom Weingut Drautz Abele, den uns ein Weinbruder aufgrund seines Geburtstags gesponsert hatte.

2015  Drautz Abele, Sekt, „Cuvee MC“, blanc, extra brut         
          Spätburgunder, Schwarzriesling, Weissburgunder
Blasses Gelb, in der Nase etwas exotische Früchte, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Brioche, am Gaumen dichte aber etwas breite, vollreife Frucht, mit frischer Säure und zarten Briochenoten         

Erst danach verkosteten wir die Weine vom Weingut Dautel.

1. 2023  Dautel, Weissburgunder
Helles, klares Strohgelb, in der Nase etwas exotische Frucht, Stachelbeere, gelber Apfel, Birne, Mirabelle, Zitrusfrüchte. Am Gaumen feinfruchtig, geradlinig mit frischer Säure und zartherben Noten.
2.       2023  Bönnigheimer Riesling, „Gipskeuper“
Helles, klares Strohgelb, in der Nase etwas exotische Frucht, Stachelbeere, grüner Apfel, Birne, Mirabelle, Citrus. Am Gaumen feine, gradlinige, zart mineralische Frucht mit deutlicher Säure und zarten Zitrusnoten.
3.       022  Besigheimer Wurmberg, „Erste Lage“, Riesling
Helles, klares Strohgelb, in der Nase etwas exotische Frucht, Steinobst, gelber Apfel, Birne, Mirabelle, Zitrusfrüchte und zarte Kräuternoten. Am Gaumen feine, mineralische Frucht mit frischer, rassiger Säure und langem Abgang.
Dieser Riesling stammt vom Muschelkalk.
4.       2019  Bönningheimer Steingrüben, „Großes Gewächs“, Riesling                                      
Helles, klares Strohgelb, in der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Steinobst, gelber Apfel, Birne, Mirabelle, Grapefruit, kräuterige und florale Noten. Am Gaumen dicht, vielschichtig, mineralische Frucht mit frischer, geschliffener Säure, feiner Herbe und langem Abgang.
Die Trauben stammen von den ältesten Rieslingreben Bönnigheims, die an einem Südhang stehen. Nach der spontanen Vergärung im Holzfass lag der Wein 9 Monate auf der Vollhefe.
5.       2022  Bönnigheimer Chardonnay
Blasses, klares Goldgelb. In der Nase reife Birne, Mirabelle, Honigmelone, etwas Nuss und ganz zart holzige Noten. Am Gaumen elegante, feingliedrige Frucht mit zartem Schmelz, leichte Mineralik und zarte Holznoten, aber auch Kraft und Dichte.
Die Reben stehen auf Gipskeuper. Nach der Spontangärung erfolgte der Ausbau in gebrauchten 300-Liter-Fässern und blieb 12 Monate auf der Vollhefe.
6.       2021  Dautel, Weißburgunder, „S“
Helles, klares Strohgelb, in der Nase gelbe Früchte, Steinobst, gelber Apfel, Birne, Mirabelle, kräuterig-florale Noten und dezente Röstnoten. Am Gaumen dichte, vielschichtige, saftige Frucht mit feiner Säure, leichter Herbe und langem Abgang.
Nach der Spontangärung erfolgte der Ausbau in gebrauchten 300-Liter-Fässern und blieb 12 Monate auf der Vollhefe.
7.       2022  Cleebronner Spätburgunder, „Schilfsandstein“
Helles, brillantes Rubinrot, in der Nase rote Früchte, viel Kirsche, etwas Pflaume, Sauerkirsche, Waldpilze und ein Hauch Holz. Am Gaumen wieder viel Kirsche, etwas Waldpilze, frische Säure, samtige Tannine und ein Hauch von Holz.
Wie der Name schon sagt, stehen die Reben auf Schilfsandstein. Nach einer Kaltmazeration von 5 – 7 Tagen wurde der Wein im Tonneau und in großen Holzfässern für 12 Monate ausgebaut.
8.       2022  Bönnigheimer Lemberger, „Gipskeuper“
Dunkles Rubinrot, in der Nase Brombeeren, reife Kirschen, Holunderbeeren, dazu Nelken, dunkle Schokolade und zarte Holznoten. Am Gaumen reife, dunkle Beerenfrucht, feste Struktur, aber noch sehr jung und kantig mit härteren Tanninen. In zwei bis drei Jahren dürfte er noch mehr Freude bereiten.
Wie der Name schon sagt, stehen die Reben auf Gipskeuper. Nach der Kaltmazeration wurde der Wein für 12 Monate im Tonneau ausgebaut, danach für weitere 5 Monate im Edelstahl.
9.       2021  Bönnigheimer Sonnenberg, „Erste Lage“, Spätburgunder                              
Brillantes Rubinrot. In der Nase Kirsche, viel Sauerkirsche, Pflaume, rote Johannisbeere, Kräuter und dezente Holznoten. Am Gaumen mehr Dichte und Fülle, agile Säure, festere Tannine und wie in der Nase dezente Holznoten.
Die Reben stehen auf Gipskeuper. Nach der Kaltmazeration und der Maischegärung wurde der Wein für 12 Monate in neuem und gebrauchtem Holz ausgebaut und blieb dann noch einmal für 10 Monate im Holz.
10.     2021  Bönnigheimer Sonnenberg, „Erste Lage“, Lemberger
Dunkles, tiefes Rubinrot, in der Nase rote Beeren, Pflaume, etwas Brombeere, Kirsche, Sauerkirsche und Cassis. Dazu Mokka, Schokolade und leichte Holznoten.Am Gaumen intensive, dichte Frucht von roten Beeren mit gut balancierter Säure und würzigen, leicht rauchigen Holznoten.
Die Reben stehen auf Gipskeuper. Nach der Kaltvergärung und Maischegärung wurde der Wein für 12 Monate in neuem und gebrauchtem Holz ausgebaut und lagerte anschließend weitere 10 Monate im Holz.
11.     2015  Bönningheimer Sonnenberg, „Schuppen, „Großes Gewächs“, Spätburgunder
Tiefes Rubinrot. In der Nase rote und dunkle Früchte, Pflaume, etwas Kirsche, Walderdbeere, Kräuter und leicht rauchige Noten. Am Gaumen saftige, straffe Kirschfrucht mit Gewürz- und Kräuteraromen, lebendige Säure, rauchige Holztöne und viel Finesse.
Die Reben stehen auf Gipskeuper. Nach der Kaltmazeration und der Maischegärung wurde der Wein 12 Monate in neuem und gebrauchtem Holz ausgebaut und lagerte anschließend weitere 10 Monate im Holz.
12.     2019  Cleebronneer Michaelsberg, Großes Gewächs, Lemberger                                  
Tiefes Rubinrot mit violetten Reflexen. In der Nase dunkle Früchte, Brombeere, Pflaume, etwas Kirsche, Schokolade, Kaffeebohnen. Am Gaumen wieder dunkle Frucht, feine Säure, kräftige Tannine, etwas Schokolade und Zedernholz.
Dieser zeigt feine Frucht, Finesse und hat Potenzial, ist aber noch etwas kantig und straff und braucht mehr Reife.
Die 40 Jahre alten Reben stehen auf buntem Mergel. Nach langer Maischegärung im klassischen Holzfass erfolgt der Ausbau in neuen und gebrauchten 300 l Barriques für ca. 12 Monate, danach reift er weitere 10 Monate, wird unfiltriert abgefüllt und lagert weitere 12 Monate in der Flasche.
Mit dieser Verkostung hat das Weingut gezeigt, dass es aufgrund seiner Weinqualität in den Weinführern so hoch eingestuft wird und dass Riesling-, Spätburgunder- und Lemberger Weine die besondere Kompetenz des Weinguts sind.

Wir danken unserem Weinbruder Wilfried für die fachkundige Moderation der Probe.                        

Verfasser: Dieter                                        


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