Zur Abrundung unserer Proben der Markgräfler Weine machten wir uns, jeder für sich, auf den Weg nach Müllheim, einige etwas früher, andere blieben etwas länger.
Als Hotel hatten wir uns auf Anraten eines Insiders das Hotel „Altes Spital“ ausgesucht, und das war eine gute Wahl.
Zur Vorbereitung der Reise und unserer Proben hatte sich der Chronist und Organisator der Reise im Mai ins Markgräflerland aufgemacht an den Tagen der offenen Keller die in Frage kommenden Winzer aufgesucht und ihre Weine zu vor zu probieren.
Dabei ist es wohl gelungen, ein Programm zusammenzustellen, das die unterschiedlichen Auffassungen von 5 Winzern vorstellt, wie Markgräfler Wein schmecken soll.
Am Donnerstagabend trafen wir uns ab 18 h im Weingut Hermann Dörflinger in Müllheim.
Vater und Sohn präsentierten uns die gesamte Palette ihrer Weine. Es war uns ein Vergnügen,
die traditionellen, kompromisslos durchgegorenen Wein bis zu den Spätlesen aus seinen Müllheimer und Badenweiler Lagen zu probieren, angefangen natürlich vom Gutedel, über Weiß- und Grauburgunder bis hin zu seinen Spätburgundern. Natürlich gab es vorab einen Winzersekt. Da er ein verbraucherfreundliches Preisniveau pflegt, hat der ein oder andere einige Flaschen mitgenommen.
Danach ging es zu Hotel zum gemeinsamen Abendessen. Manch einer kämpfte da mit den recht großen Portionen.
Freitagmorgen standen um 9:15h mehre Kleinbusse/Groß Taxis eines müllheimer Taxiunternehmens bereit, um uns nach Efringen-Kirchen zum Weingut Ziereisen zu bringen,
dem wohl umstrittensten Weingut der Region, dessen Spitzenweine z.T. Kultstatus erreicht haben. Das Weingut arbeitet ökologisch, ohne einem Verband anzugehören. Es werden auch andere ökologische Produkte ( Äpfel, Gemüse, Kartoffeln etc.) aus eigener Produktion im Hofladen verkauft. Auch verkauft er Rieslinge z.B. Molitor und van Volxem, da er Rieslinge liebt, aber auf seinen Böden keinen zufriedenstellenden erzeugen kann.
Frau Ziereisen zeigte uns kurz den alten Keller. Den neuen Barriquekeller sollten wir zum Abschluss kennenlernen. Danach präsentiert sie uns in ihrem Hof, der auf unprätentiöse Weise den Charakter eines alten Bauernhofs beibehalten hat, in edlen dünnstieligen Weingläsern von Zalto fast ihre ganze Weinpalette. Die Weine, spontan-vergoren und unfiltriert, werden als Badischer Landwein ohne die Lagenbezeichnung Efringer Ölberg vermarktet, da Hanspeter Ziereisen immer wieder Probleme mit der amtlichen Qualitätsweinprüfung hatte, sind von sehr eigenem Charakter und nicht jedermanns Sache. Aus Erfahrung weiss der Chronist, dass die Weine bei längerer Reifung enorm gewinnen. Er produziert aus dem Gutedel einen Alltagswein namens „Heugumper“, aber auch den langlebigen Kultwein „Jaspis 10 hoch4“. Außerdem hat er die ganze Palette der weißen Burgundersorten, Spätburgunder sowie Syrah als Zukunftsrebe für die Klimaerwärmung.
Mittlerweile gibt es 17 Winzer die Badischen Landwein erzeugen. Über die jährliche Landweinmesse ist Vinzens Kling der Schirmherr.
Zum Schluss ließ es sich Hanspeter Ziereisen nicht nehmen, sich auf sein Mountainbike zu schwingen und unsere Taxis zu seinem ins freie Feld in die Erde gebauten 100 m langem neuen Barriquekeller zu zeigen.
Die nächste Station war das VDP-Weingut Lämmlin-Schindler in Mauchen bzw. das Gasthaus „Zur Krone“, das dem Weingut angegliedert ist. Neben der Präsentation der Weine führte uns Gerd Schindler in seine angrenzenden, weitgehend begrünten Weinberge, und erläuterte uns den Unterschied zu den angrenzenden Weinbergen anderer konventionell arbeitender Winzer:
Das Weingut betreibt einen konsequent ökologischen Bioanbau ohne Herbizide und Kunstdünger, dafür aber naturnah und resourceschonend. Jede zweite Rebgasse wird mit Kräutern, Leguminosen und Kleearten eingesät, um Stickstoff in den Boden zu bekommen und Biodiversität und ein optimales Bodenmanagement zu erreichen.
Die Ertragsreduzierung durch diese Maßnahmen nimmt man in Kauf.
Auf den 20 ha Ertragsrebfläche wird vorwiegend Rotwein angepflanzt, neben Spätburgunder auch Merlot und etwas Blaufränkisch. Aber auch eine breite Palette von Weißweinen ist im Angebot, sogar – untypisch für das Markgräflerland – etwas Riesling.
Rosè-Weine stehen stark im Fokus. So gewann der 2017er Rosé Ortswein dieses Jahr in Berlin den 1. Preis beim Rosé Cup 2018. Als einer der wenigen, hat sich der Verfasser einen Karton davon mitgenommen und konnte sich so über den Sommer an dem hervorragenden Wein erfreuen.
Das rustikale Abendessen nahmen wir auf Empfehlung von Hermann Dörflinger in der „Weinstube Klemmbachmühle“. Dazu gab es wenig überraschend nur Dörflinger Weine.
Für unsere Fahrten am Samstag hatten wir einen Bus aus Staufen. In Laufen selbst, unserem nächsten Ziel, gab es nur ein Restaurant der gehobenen Sorte, das uns ab 40 € aufwärts ein Menü servieren wollte. Ein Taxifahrer aus Staufen gab uns gute Restauranttipps und so buchten wir auch direkt einen passenden Bus bei seinem Chef.
Er brachte uns zum VDP Privatweingut Schlumberger in Sulzburg-Laufen.
Wir wurden bei Schlumberger im wunderschönen Innenhof von Ulrich Bernhard empfangen, dem Ehemann von Claudia Schlumberger-Bernhard, der für Weinberge und Keller verantwortlich ist. Da Herr Bernhard am gleichen Tag in seinen Heimatort Schwaigern in der Pfalz musste, hatte wir die Probe 30 Minuten vorverlegt.
Er stellte uns die breite Palette durchgegorener Weine seines 8 ha-Weingutes vor, wobei das Schwergewicht mit 85% auf Gutedel und den Burgundersorten liegt. Aber auch etwas Riesling ist im Anbau. Es wird Wert auf geringe Erträge (Gutedel 70-90 hl/ha, Burgundersorten 30-60 hl/ha) und eine naturnahe Bewirtschaftung gelegt. So sind die Weinberge begrünt, man verzichtet auf synthetische Pflanzenschutzmittel und verwendet stattdessen nur die aus dem biologischen Weinbau bekannten Mittel Netzschwefel, Kupfer, Ackerschachtelhalm, Fenchel und Backpulver.
Alle Weine sind ein Aushängeschild für die Region, was in den gängigen Weinführern mit 3 – 4 (von 5)Trauben/Sternen bewertet wird.
Bis unser Bus uns zum Mittagessen in Staufen abholte, konnten wir noch einige Weine nachprobieren.
In Staufen nahmen wir ein hervorragendes Mittagessen im „Löwen“( s.o.: Empfehlung unseres Taxifahrers) ein. Danach schauten wir noch etwas in der historischen Altstadt um,
bis uns der Bus zu unserem nächsten Ziel, dem Weingut Heinemann, Scherzingen brachte.
Leider konnte uns der Besitzer Lothar Heinemann nicht selbst seine Weine präsentieren, aber sein Mitarbeiter hat ihn kompetent und beredt vertreten.
Das Weingut kann auf eine 650-jährige Geschichte zurückblicken. Es gilt als im besten Sinn traditionell arbeitender Betrieb. Nur vollreifes Lesegut wird verarbeitet und die Weine lagern lange auf der Feinhefe. Alle Rotwein haben im Ausbau einmal ein großes Holzfass oder Barrique gesehen.
Der Vater des heutigen Eigentümers hat in den 60ern angebliche Weißburgunderreben aus Chablis beschafft, die sich im Nachhinein als Chardonnay herausstellten. So ist das Weingut eines der ersten, dass nach der Sortenfreigabe die Weine auch unter dem Namen Chardonnay anbieten konnte. Auch die Spätburgunderklone bezieht man aus dem Burgund. Aus ihnen wird nach Meinung einiger Kritiker einer der elegantesten Rotweine der Region erzeugt. Auch hier liegen die Werte der Weinführer zwischen 3-4 (von 5) Trauben/Sterne.
Das konnten wir bei der umfangreichen Probe nur bestätigen. Dem Verfasser hatte es auch ein trockener Muskateller angetan.
Damit hatten wir 5 der besten Weingüter des Markgräflerlands besucht und alle haben uns beeindruckt. Es muss nicht immer Riesling sein.
Abends fuhren wir mit ziemlich reduzierter Mannschaft zum Gutsauschank im Garten des Weingutes Zimmermann, da unsere Fußballfans unbedingt das Weltmeisterschaftspiel unserer leider bekanntermaßen diesmal erfolglosen Nationalmannschaft im Hotel sehen wollten.
Der Winzer war etwas pikiert, dass wir bei ihm keine Weinprobe machen wollten. Aber verschiedene seiner Weine beim Essen gaben uns doch einen guten Eindruck.
Das Kulturprogramm am Sonntag in Badenweiler war, wie üblich nur schwach besucht.
Das kleine Grüppchen der Teilnehmer besichtigte die Ruinen der Thermen und flanierte etwas im Kurpark, bevor alle sich nach Hause oder in einen verlängerten Urlaub aufmachten.
Verfasser: Wilfried