Weinproben mit autochthonen Rebsorten aus Norditalien am 20.06.2024

Italien hat neben den bekannten internationalen Rebsorten auch viele autochthone
Rebsorten, die oft gegenüber den internationalen vernachlässigt werden. Unser Weinbruder Klaus Meuerer hat eine Probe autochthoner Rot- und Weißweine aus Norditalien zusammengestellt.  Sie zeigt, dass diese Weine ihre Berechtigung haben, da sie ein interessantes und eigenständiges Geschmacksprofil aufweisen.

Wir begannen unsere Probe ganz im Nordwestren, im Aostatal:

1.       2022  Les Cretes, Petite Arvine, DOC Aosta
          Az. Agr. Les Crêtes, Aymavilles

Leuchtendes Strohgelb mit grünlichen Reflexen.  In der Nase blumige Noten, Apfel, Birne, Mirabelle und Stachelbeere.  Am Gaumen ausgewogen mit würziger, leicht salziger, mineralischer, exotischer Frucht und weicher Säure. Zart herbe Noten im Abgang.
Petite Arvine ist eine alte Weißweinsorte, die im Aostatal und im angrenzenden Kanton Wallis in der Schweiz angebaut wird. Ihr Ursprung ist unbekannt.

2.       2022  Enrico Serafino, Cortese „Grifo del Quartaro“, DOC Gavi   
          Enrico Serafino SpA, Canale                

Leuchtendes Gelb mit grünlichen Reflexen.  In der Nase grüner Apfel, Pfirsich, Birne, etwas Zitrus und ein Hauch von Kräutern. Am Gaumen dichte Frucht, Steinobst, grüne Äpfel, unterstützt von einer frischen Säure.
Cortese ist eine Rebsorte, die vor allem in der italienischen Region Piemont angebaut wird und für die Weine der DOCG Gavi verwendet wird

3.       2021  Voerzio Martini, Timorasso, „Derthona“, DOC Colli Tortonesi     
         Az.Agr. Voerzio Martini, La Morra                   

Helles Gelb mit grünlichen Reflexen.  In der Nase ein blumiges Bukett, reifer Apfel, Birne, Pfirsich, etwas Kräuter und Honig. Am Gaumen zeigt der Wein eine kräftige Frucht und eine gute Balance zwischen höherem Alkoholgehalt und lebendiger Säure.
Timorasso ist eine autochthone Weißweinsorte Norditaliens. Sie ist seit dem 15. Jahrhundert in den Hügeln um Tortona bekannt. Nach 1987 wurde sie vom Winzer Walter Massa vor dem Aussterben gerettet. Dies führte zu einer Renaissance der Sorte.

4.       2022  Porello, Roero Arneis, „Camestri“, DOCG Roero Arneis 
           Az.Agr. Marco & Ettore Porello,  Canale

Helles Strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase blumiges Bukett, gelbe Früchte, Apfel, Birne, Pfirsich, etwas Kamillenblüten. Am Gaumen leichtere Struktur, blumige Akzente, gut eingebundene Säure und zarte Herbe im Abgang.
Arneis ist eine sehr alte Weißweinsorte, die bereits im 15. Jahrhundert  bekannt war. Sie wird in Italien ausschließlich im Piemont angebaut und oft auch als „Barolo bianco“ bezeichnet. Sie war schon fast aus den Weinbergen verschwunden, als sie in den 1990er Jahren wiederentdeckt wurde und seitdem eine Renaissance erlebt.

5.       2022  Bric Cenciurio, Arneis, „Sito dei Fossili“, DOCG Roero Arneis 
          Bric Cenciurio, Barolo                 

Helles Strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase reife, helle Früchte wie Birne, Pfirsich und ein Hauch von Orangenzesten. Am Gaumen dichte Frucht mit leicht mineralischen Noten, einem Hauch von Nuss und langem Abgang.
Die Reben wachsen auf den Hügeln um Castelinaldo. Der Wein gärt und reift 6 Monate auf der Feinhefe in Eichenfässern von 2000 bis 3500 Liter.

6.       2022  Braida di Giacomo Bologna „Limonte“, DOC Grignolino d‘Asti           Braida di Giacomo Bologna Srl, Rocchetta Tanaro

Mittleres Granatrot mit leicht gelblichen Reflexen. In der Nase florale Noten von Rosen, Walderdbeeren, Himbeeren und Kirschen. Am Gaumen leichtere Struktur, weiterhin Rosen und rote Waldfrüchte. Der Abgang ist von kräftigen Tanninen geprägt.
Die Grignolino-Reben wurden 2010 gepflanzt, Pflanzdichte 5500 Pflanzen pro Hektar, Süd- bis Ostlage. 40% Lehm, 30% Sand, 30% Ton.
Die Gärung erfolgt bei kontrollierter Temperatur im Stahltank, danach reift der Wein ca. 4 Monate im Stahltank und weitere 2 Monate in der Flasche.
Grignolino ist eine typisch piemontesische rote Rebsorte, die seit dem 13. Jh. bekannt ist. Die Rotweine bestehen zu mindestens 90 % aus Grignolino und können mit bis zu 10 % Freisa verschnitten werden.  Sie sind eher blass in der Farbe, aber sehr originell im Geschmack, ihre samtigen Tannine sind sehr prägnant und prädestinieren den Wein vor

7.       2022  Acconero, Grignolino, „Bricco del Bosco“
          DOC Grignolino Monferrato Casale
          Az.Agr. Acconero, Vignale Monferrato

Mittleres Granatrot mit leicht gelblichen Reflexen. In der Nase florale Noten von Rosen, Pflaumen, reifen Kirschen, Erdbeeren und Hagebutten. Am Gaumen weiche Frucht, mehr Dichte und Fülle, der Abgang ist geprägt von den typischen dichten Tanninen.

8.       2022  Boschis Pira, Dolcetto, „Chiara Boschis“, DOC Dolcetto d’Alba     E.Pira & Figli, Serralunga 

Dunkles Rubinrot mit bläulichen Reflexen. In der Nase Brombeere, Kirsche, etwas Pflaumenkompott und Sauerkirsche. Am Gaumen präsentiert sich der Wein mit weicher Fülle, frischer Säure und straffen Tanninen.
Die biologisch-dynamisch angebauten Trauben stammen aus den Lagen Ravera di Monforte d’Alba, Mosconi und Le Coste di Monforte d’Alba mit tonhaltigem Kalkmergel auf ca. 400 m Seehöhe. Die Gärung und der Ausbau erfolgten über mehrere Monate in Edelstahlbehältern.
Dolcetto ist eine der autochthonen Rebsorten des Piemont und wird nachweislich seit dem 14. Jahrhundert im Piemont und in Ligurien angebaut. Sie ist dort neben Nebbiolo und Barbera die wichtigste Rotweinsorte und ergibt tiefdunkle, rubinrote Weine.
Der Dolcetto stellt keine hohen Ansprüche an die Lage und reift recht früh und wird deshalb oft auf der Nordseite der Weinberge angepflanzt.

9.         2021  Claudio Alario, Dolcetto, „Sori Montegrillo“,
            DOCG Dolcetto Diano d’Alba             
            Az.Agr. Claudio Alario, Diano d’Alba   

Dunkles Rubinrot mit bläulichen Reflexen. In der Nase rote Beeren, Pflaume, viel Kirsche, etwas Dörrpflaume, Brombeere und ein Hauch von Veilchen. Am Gaumen sehr dicht, weich, füllig mit deutlicher Kirschfrucht. Dazu weiche, reife Tannine und sehr zarte Bitternoten.
Die Trauben stammen von etwa 25 Jahre alten Reben aus der Lage „Sorì Montagrillo“, einem nach Südosten ausgerichteten Weinberg mit kalkhaltigem, weißlichem Mergelboden. Nach einer mehrwöchigen Maischegärung bei kontrollierter Temperatur in rotierenden Gärbehältern wird der Wein 12 Monate in Edelstahltanks ausgebaut.

10.       2020  L’Atoueyo, Fumin, DOC Aosta
             Az.Agr. Atoueyo, Aymavilles

Dunkles Rubinrot mit wässrigem Rand. In der Nase rote Beeren, Pflaume, Brombeere, etwas Kirsche, Kräuter und zarte Holznoten. Am Gaumen dichte, dunkle Frucht mit frischer Säure und festen, straffen Tanninen, dazu zarte balsamische Holznoten.
Fumin ist eine autochthone Rotweinsorte der norditalienischen Alpenregion Aostatal. Sie wurde erstmals 1785 unter dem Namen Fumen erwähnt und zählt zu den ältesten Rebsorten des Aostatals.
Die spät reifende Rebsorte ergibt farbintensive, säurebetonte und tanninreiche Rotweine mit Kirscharomen.

11.       2021  Montalbero, Ruchè, „Laccento“,
            DOC Ruchè de Castagnole de Monferrato 
            Soc. Agr. Montalbero, Castagnole Monferrato

Intensives Rubinrot mit violetten Reflexen. In der Nase florale Noten von Rosenblättern und etwas Himbeere, dazu rote Beeren, Pflaume, etwas Kirsche, Backpflaume. Am Gaumen weich, warm, sehr dicht, vollreife Frucht mit deutlich floralen Noten und festen Tanninen.
80% der Trauben werden vollreif geerntet, 20% leicht überreif und 10% der Trauben werden noch getrocknet. Nach 12-14 Tagen Maischegärung wird der Most abgepresst und in Edelstahlbehältern ausgebaut.
Ruchè ist eine der autochthonen Sorten des Piemont und wurde wahrscheinlich im 18. Jahrhundert aus dem Burgund eingeführt. Um welche Sorte es sich ursprünglich handelte, ist nicht bekannt. Sie ergibt rubinrote, aromatische Weine mit kräftigen Tanninen und einem fruchtig-blumigen Bouquet mit floralen Noten von Veilchen und Rosen.

12.       2021  Zemmer, Lagrein Riserva, „Furggl“, DOC Alto Adige
            Peter Zemmer KG, Kurtinig (Cortina)

Dunkles, gedecktes, bläuliches Rot mit zarten gelblichen Rändern. In der Nase rote Beeren, Pflaume, Schwarzkirsche, Brombeere, Blaubeere und feine Holznoten, Vanille und Schokolade. Am Gaumen feine Frucht, kompakter Körper, gut eingebundene, frische Säure und straffes, aber reifes Tanningerüst.  Im Finale dunkle Schokolade, viel Eiche und Vanille.
Die Trauben stammen von den lehmigen Böden der Lage Furggl nahe der Ortschaft Auer (Ora). Die Trauben werden entrappt und nach eintägiger kühler Mazeration bei 28 – 30 °C ca. 10 Tage vergoren. Anschließend reift der Wein 12 Monate im Barrique, weitere 6 Monate im Edelstahltank und 6 Monate in der Flasche.
Lagrein wird hauptsächlich in der Region Trentino-Südtirol angebaut. Der Name stammt wahrscheinlich vom Valle Lagarina im Trentino. Nach einer DNA-Analyse aus dem Jahr 2021 ist Lagrein eine natürliche Kreuzung zwischen Schiava Gentile x Teroldego. Die Muttersorte Schiava Gentile ist jedoch nach einer weiteren DNA-Analyse aus dem Jahr 2006 nicht gesichert. Lagrein ergibt farbintensive, körperreiche Rotweine mit Beeren- und Pflaumenaromen.

Mit dem letzten Wein haben wir unsere Reise durch die autochthonen Rebsorten Norditaliens abgeschlossen. Die Weine haben uns gezeigt, dass sie neben den bekannten Geschmacksbildern der internationalen Rebsorten eine Bereicherung der Weinwelt darstellen können. Wir danken unserem Weinbruder Klaus, dass er sich die Mühe gemacht hat, uns diese interessante Probe zusammenzustellen.

Verfasser: Dieter


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