Weinprobe Weine aus der Magnum-Flasche gegen Weine aus der Normal-Flasche am 08.12.2022

Weine in Großflaschen wie z.B. der Magnum-Flasche sollen besser reifen als in der 0,75 l-Normalflasche. Daher wollten wir testen, ob die Großflaschen tatsächlich besser reifen und frischer bleiben und mehr Struktur zeigen.
Unser Problem war dann, entsprechende Vergleichsweine zu finden, da der Unterschied sich erst nach 5-15 Jahren zeigen sollte. Ältere Großflaschen kann man von vielen Weinen noch kaufen, aber das Gegenstück, die kleinen Normalflaschen, sind meisten recht schnell nach dem Verkaufsstart ausverkauft.
Nach Suche in eigenen Beständen der Mitglieder und intensiver Recherche im Internet gelang es uns, 6 Pärchen für diese Proben zu finden.

Wir starteten mit zwei weißen Riesling-Lagenweinen vom Weingut Wilhelm Weil, Kiedrich.

1.             2014  Kiedricher Klosterberg, Erste Lage,  Weingut Wilhelm Weil, Kiederich, 13% Alk.
Die 66 ha große nach Südwesten ausgerichtete, leichte Hanglage besteht aus mittel- bis tiefgründigen, mit steinig-grusigen Flächen von devonischem ,Gestein (bunte Schiefer) und vordevonischen Gesteinen wie Phylliten und Serizitgneis Böden, die teilweise mit kiesigen Lössen durchsetzt sind.
Die Weine wurden nach 6 bis 24 Std Maischstandzeit im Stückfass spontan vergoren und blieben bis zum Sommer auf der Hefe

2014  Kiedricher Klosterberg, Erste Lage,   in der Normalflasche                        
Blasse Gelb mit einem Grünstich. In der Nase gelbes Steinobst, Birne, Pfirsich und viel Zitrusnoten. Am Gaumen aber schon karger, leicht gezehrte Frucht, viel Zitrusnoten und eine recht spitze Säure, die sicher auch jahrgangsbedingt ist. Der Wein in der Normalflasche hat Klarheit und Eleganz verloren.

2014  Kiedricher Klosterberg, Erste Lage,  in der Magnumflache     
Blasse Gelb mit einem Grünstich. Auch hier der Nase gelbes Steinobst, Birne, Pfirsich und Zitrusnoten.  Am Gaumen ist der Riesling deutlich dichter, straffer und frischer mit viel gelber Frucht, deutlicher Säure und einer zarten Herbe. Der Wein in der Magnumflasche hat auch schon Reifenoten, aber er zeigt noch Struktur und mehr gelbe Frucht

2.             2014  Kiedricher Turmberg, Erste Lage,  Weingut Wilhelm Weil, Kiedrich, 13% Alk.
Die 3,8 Hektar große Lage befindet sich  neben der bekannten Lage Gräfenberg und ist im Alleinbesitz des Weingutes Robert Weil. Der Boden des Turmberg-Bergsporns besteht aus steiniger Grauschieferkippe mit Lösslehmbeimengungen. Der Ertrag liegt bei weniger als 40hl pro Hektar.

2014  Kiedricher Turmberg, Erste Lage,  in der Normalflasche
Helles Gelb mit einem Grünstich. Im Bukett Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Spur Birne, etwas exotische Frucht, Kräuter, Pfirsich und Zitrusnoten. Am Gaumen gelbe Früchte, etwas Kräuter, dazu eine zarte Mineralik und wieder deutliche Säure. Der Wein in der Normalflasche wirkt kantiger, hat leichte Reifenoten, eine etwas spitze Säure und im Abgang eine etwas stumpfe Herbe.

2014  Kiedricher Turmberg, Erste Lage,  in der Magnumflasche 
Blasse Gelb mit einem Grünstich. Im Bukett Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Spur Birne, etwas exotische Frucht, Kräuter, Pfirsich und Zitrusnoten. Am Gaumen gelbe Früchte, etwas Kräuter, dazu eine zarte Mineralik und wieder deutliche Säure.  Dieser Riesling in der Magnumflasche ist deutlich dichter, straffer und frischer geblieben und zeigt noch Eleganz und Harmonie. Die leichte Herbe im Abgang gibt mehr Struktur.

Nach den Weißweinen folgten vier Rotweinpärchen:

3.             2015  Frühburgunder, „Alpha & Omega“ Weingut Deutzerhof,  Mayschoss, 13% Alk.
Der Name Alpha & Omega steht stellvertretend für die beiden Lagen aus denen der Frühburgunder stammt. Alpha für den Anfang des Weinbaus im Ahrtal, am Altenahrer Eck mit Schieferböden, die Rasse und Mineraltität geben und Omega für das Ende des Weinbaus an der Ahr, in der Heimersheimer Landskrone mit vulkanischen Böden (mit Humus überdecktes, Basaltgestein), die Kraft und Struktur geben.
Die Weine wurden im Barrique in Erstbelegung ausgebaut.

2015  Deutzerhof, Frühburgunder, „Alpha & Omega“, in der Normalflasche.
Im Glas schimmert der Frühburgunder mit kräftigem Rubinrot. In der Nase reife rote und dunkle Beeren, Pflaume, Kirsche, etwas Kräuter, Nüsse und ein Hauch Toast- und Vanillenoten. Am Gaumen eine dichter, weiche, dunkle Frucht, leichte Reifenoten und ein reifes Tannin. Der Frühburgunder in der Normalflsche ist etwas breiter geworden.

2015  Deutzerhof, Frühburgunder, „Alpha & Omega“, in der Doppelmagnum
Im Glas schimmert der Frühburgunder mit kräftigem Rubinrot. In der Nase reife rote und dunkle Beeren, Pflaume, Kirsche, etwas Kräuter und kaum Holznoten. Am Gaumen eine dichter weiche, würzig-beerig Frucht, sehr zarte Reifenoten und ein reifes Tannin. Der Frühburgunder in der Magnumflasche ist fruchtiger und saftiger geblieben, zeigt aber mit mehr Luftkontakt, dass er nicht mehr die Dichte hat, um noch viel länger zu lagern.

4.             2012  Spätburgunder, „Vitus“, Weinhaus Heger, Ihringen,    13,5% Alk.
Der 2012’er Vitus ist ein Handelswein, d.h. die Trauben stammen von Vertragswinzern des Weinhauses Heger. Erst  seit 2015 wird der Wein aus eigenen Trauben produziert.
Nach der Maischegärung von 19 Tagen wurden 25%  wurde der Wein in neuen Barriquefässern ausgebaut, 25% reiften für 12 Monate  in neuen Fässern 75 % in Zweit- und Drittbelegung.

2012  Weinhaus Heger, Spätburgunder, „Vitus“,  in der Normalflasche
Mittleres Kirschrot mit etwas leicht gelbbraunem Saum. Im Mund rote Beeren, Pflaume, etwas Kirsche, Spur Brombeere und kaum Holznoten. Am Gaumen dann aber schon deutliche Reife, breitere, etwas gezehrte Frucht. Vorne wirkt der Wein in der Normalflasche noch recht fruchtig, fällt dann aber deutlich ab.

2012  Weinhaus Heger, Spätburgunder, „Vitus“, in der Magnumflasche 
Mittleres Kirschrot mit etwas leicht gelbbraunem Saum. Im Mund rote Beeren, Pflaume, etwas Kirsche, Spur Brombeere und kaum Holznoten. Am Gaumen dann aber ebenfalls schon mehr Reife, breitere, etwas gezehrte Frucht und kantiges, hartes Tannin im Abgang. Der Wein in der Magnumflasche hat sich gegenüber der Normalflasche nur unwesentlich besser entwickelt.

5.            2008  Horitschoner Blaufränkisch, „Chevalier“, Reserve 
               Rotweingut Iby, Horitschon, Österreich, Mittelburgenland  13% Alk.
Die Trauben von etwas 25 jährigen Reben stehen in den Lagen Gfanger/Hochäcker/Dürrau auf Pseudogley und Braunerde. Nach 7-14 Tagen Maische wurde der Wein für 16 Monate zu einem Drittel im großen Holz und zu zwei Dritteln in Barriques (40% neu aus französischer und slawonischer Eiche) ausgebaut, danach lag der Wein noch 6 Monate auf der Feinhefe.

2008  Horitschoner Blaufränkisch, „Chevalier“, Reserve,    in der Normalflasche
Kräftiges Granatrot mit gelbem Saum, im Bukett  rote Beeren, Kirsche, Waldbeeren, etwas Brombeere, kaum noch Holz, am Gaumen Fülle und dichte rotbeerige Frucht, Kirsche, Brombeere, Sauerkirsche, etwas Kaffee und Schokolade. Dazu eine frische, harmonische Säure und festes, aber reifes Tannin. Das Holz ist inzwischen vollständig eingebaut. Der Wein in der Normalflasche ist jetzt auf dem Höhepunkt, zeigt aber noch keine Müdigkeit.

2008  Horitschoner Blaufränkisch, „Chevalier“, Reserve,   in der Magnumflasche
Kräftiges Granatrot mit gelbem Saum, im Bukett  rote Beeren, Kirsche, Waldbeeren, etwas Brombeere, kaum noch Holz, am Gaumen noch recht straff, dazu Fülle und dichte rotbeerige Frucht, Kirsche, Brombeere, Sauerkirsche, etwas Kaffee und Schokolade. Eine frische, harmonische Säure und straffes, noch härteres aber reifes Tannin folgen. Das Holz ist inzwischen vollständig eingebaut. Der Wein in der Magnumflasche ist jetzt schon gut trinkbar, kann aber noch länger reifen.

6.           2008  Blaufränkisch, Leithaberg, Weingut Prieler,  
              Schützen am Gebirge, Österreich, Burgenland, 13% Alk.
Die Reben stehen auf  Leithakalk über einem Glimmerschiefersockel am Schützener Stein.
Der Ausbau erfolgt durch temperaturgesteuerte Vergärung im Edelstahltank gefolgt von 20 Monaten Lagerung in gebrauchten Barriques bzw. großen Holzfässern

2008  Prieler, Blaufränkisch „Leithaberg“ ,  in der Normalflasche
Dunkles Rubinrot mit gelbem Saum. In der Nase rote Früchte, Kirsche, zarte Pflaumennoten, Brombeere, etwqas Blaubeere aber kaum noch Holznoten. Im Mund weiter viel rote Früchte, sehr straffe Struktur, ein Hauch Schokolade  und gut eingebundene Tannine. Der Wein aus der Normalflasche ist schon gut trinkbar, hat aber ein recht straffes Tannin und sollte noch etwas reifen.

2008  Prieler, Blaufränkisch „Leithaberg“,   in der Magnumflasche
Dunkles Rubinrot mit gelbem Saum. In der Nase rote Früchte, Kirsche, zarte Pflaumennoten, Brombeere, etwqas Blaubeere aber kaum noch Holznoten. Im Mund weiter viel rote Früchte, aber eine noch sehr feste Struktur, ein Hauch Nougat  und feste, recht harte Tannine Tannine. Der Wein aus der Magnumflasche ist auch schon trinkbar, hat aber feste, härtere Tannine und sollte noch länger reifen.

Mit den sechs Pärchen haben wir versucht, die Unterschiede der Reifung in der Normalflasche bzw. der Magnumflasche zu ergründen.
Als Resümee unserer Verkostung kann man feststellen, dass die Weine aus der Magnumflasche tatsächlich frischer und fruchtiger blieben, allerdings zeigte sich, dass in schwächeren Jahren die Magnumflasche ebenso wie bei einfacheren Weinen auch nicht viel ausrichten kann.  Erstaunlich war dagegen, dass die beiden Blaufränkisch-Weine, die jetzt 14 Jahre alt sind, immer noch so frisch waren und in der Magnumflasche noch lange nicht am Ende ihres Weinlebens angekommen waren.
Bei dieser Probe haben wir darauf verzichtet, die Preise und die Bewertung der Teilnehmer aufzuführen.

Verfasser: Dieter


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