Zum Abschluss des Probenjahres 2017 wurde es noch mal richtig warm, süß und Alkohol-lastig. Für die Leber also kein ausgesprochenes Vergnügen.
Die Assoziation vom südlichsten Frankreich und Wärme liegt mehr als nahe.
Eigentlich wundert man sich immer wieder, dass da Wein gedeihen kann. Wenig Regen, immer pralle Sonne, da können doch nur Rosinen wachsen . Weinanbau bei diesen Erträgen kann doch keinen Lebensunterhalt finanzieren.
Die bewirtschaften Anbauflächen zeigen dies auch. Waren es 1882 noch 76.000 ha Anbaufläche, sinkt diese Zahl seit 1935 kontinuierlich auf 22.151 ha. Die Kurve des Sinkflugs wird aber flacher.
Nach Languedoc also jetzt das Roussillon rund um die bekannte Stadt Perpignan. Einige Weinbrüder schnalzen schon im Vorfeld mit der Zunge. Schick, da ist ja Banjuls dabei. Diese Weine stehen für süß und Alkohol-lastig. Der Chronist muss hier direkt mitteilen, das ist nicht seine Welt. Voreingenommenheit nicht ausgeschlossen.
Und zu guter Letzt hat sich der Referent, unser Weinbruderschaftsmeister Dieter Ockelmann, auch noch die Freiheit herausgenommen, 15 statt der üblichen 12 Weine vorzustellen.
Vergnügen schmeckt aus Sicht des Chronisten anders. Und das vor Weihnachten.
Die Weinproduktion im Roussillon betrug 2015 auf einer Fläche von 22.151 ha etwa 850.000 hl und teilte sich in 4 Kategorien auf:
– Die trockenen AOP Weine, Durchschnittsertrag 2015: 36,4 hl/ha
– Die süßen AOP Weine (Doux Naturels), Durchschnittsertrag 2015: 21,1 hl/ha
– Die IGP Weine, Durchschnittsertrag 2015: 51,2 hl/ha
– Die Tafelweine (ohne indication géographique), Durchschnittsertrag 2015: 128 hl/ha
Auf die gesamte Fläche gesehen, liegt der Ertrag ja schon unter 40 hl / ha. Da kann man das Preisniveau der Weine schon ahnen.
Die AOC / AOP der trockenen Weine untergliedern sich in
– Collioure (blanc, rosé, rouge) 410 ha à 18.040 hl, davon 53% Rot, 29% Rosé, 18% Weiß
– Maury sec (rouge) 250 ha à 7.500 hl zu 100% Rotwein
– Côtes du Roussillon (rouge) mit 5 Unterappellationen
– Côtes du Roussillon Villages Caramany
– Côtes du Roussillon Villages Latour de France
– Côtes du Roussillon Villages Lesquerde
– Côtes du Roussillon Villages Tautaval
– Côtes du Roussillon Villages Les Apres
Seit 1977 gibt es die AOP Côtes du Roussillon mit 4.566 ha Fläche, die einen Ertrag von 147.135 hl liefert. (54% Rot-, 40% Rosé- und 6% Weißwein).
Die AOP Côtes du Roussillon Villages ist ebenfalls seit 1977 eigene Appellation und produziert auf einer Fläche von 1.751 ha gut 42.298 hl, ausschließlich Rotwein.
Die VDP / IGP der trockenen Weine untergliedert sich in
– Côtes Catalanes (blanc, rosé, rouge)
– Côte Vermeille (blanc, rosé, rouge) oder die allgemeine IGP d’Oc (blanc, rosé, rouge)
Die IGP Côtes Catalanes gibt es seit 2011. Auf einer Fläche von 3.756 ha werden 141.276 hl Wein (blanc, rosé, rouge) gekeltert.
Die AOC / AOP der süßen Weine untergliedern sich in
– Riversaltes (Ambré, Grenat, Tuilé, Rosé, Hors d’Age, Rancio)
– Maury (Blanc, Ambré, Grenat, Tuilé, Hors d’Age, Rancio)
– Banyuls (Blanc, Rosé, Rimage, Ambré, Tuilé, Hors d’Age, Rancio)
– Banyuls Grand Cru
– Muscat de Rivesaltes
Damit genug des Vorgeplänkels der örtlichen Erkundung.
Nach den Ohren gab es jetzt was auf die Zunge bzw. den Gaumen.
- Der erste Wein des Abends, der „Fine Fleur“ aus dem Jahre 2014 von der Domaine La Toupie (14,5%), gehört zum AOP Côtes du Roussillon, war weiß. Das Weingut wurde 2012 in Pia gegründet und baut auf 10 ha Wein an. Der Wein besteht aus einem Cuvée der Sorten Grenache gris (49%), Grenache blanc (25%) sowie Macabeu (25%) und Carignan blanc (1%) . Leicht grünliche Reflexe schimmerten im Glas. Die Nase war zurückhaltend. Im Mund erzeugte er ein warmes Gefühl. Es bleib jedoch nichts Nachhaltiges bis auf leichte Bittertöne zurück.
- Der erste Rotwein (14,5%) des Abends, der „Bastide Miraflor“ aus dem Jahre 2013 (IGP Côtes Catalanes) wurde vom Weingut Domaine Lafage produziert.
Das Weingut hat 1996 in Perpignan begonnen und baut auf 138 von 200 ha Fläche Wein an. Seit 2011 ist es ein IGP Weingut. Der Wein ist eine Cuvée aus den Sorten Syrah und Grenache. Er präsentiert sich mit einem tiefen Rot und einer klassischen Grenache Nase im Glas. Eingekochte Früchte sind auszumachen. Marmeladig im Mund mit einem feinen Früchtespiel. Leichte Bittertöne stören nicht. - Dieser Wein stammt ebenfalls von dem in Pia ansässigen Domaine la Toupie. Er kommt diesmal aus der AOP Côtes du Roussillon Villages. Das 2014er Cuvee aus Grenache (50%), Syrah (20%), Carignan (15%) und Mourvedre (15%) bl eib bei 14,5% Alkohol stehen. Das tiefe Rot im Glas strömt mit Luft sehr würzig heraus und macht Lust auf den ersten Schluck. Im Mund ist eine feste Tanninstruktur zu erleben. Der Wein wirkt trotz des Alkoholgehalts filigran und hat Spiel. Der Abgang ist kurz. Das Preis- / Leistungsverhältnis überzeugt.
- Hechler & Bannier haben diesen Wein in der Umgebung von Perpignan im AOP Côtes du Roussillon Villages vergoren. Der Negociant von der Rhone gründet das Handelshaus 2002. Für das Cuvee aus 60% Grenache, 15% Mourvèdre und Syrah sowie 10 % Carignan kaufte der Händler die Trauben aus der AOP zusammen. Die B-Probe des Weins hatte Kork. Diese Meinung teilten nicht alle Anwesenden, aber die beiden Flaschen wiesen signifikante Unterschiede auf. Im Glas präsentierte sich der Wein sehr dunkel. Neben reifen Tönen war aber nicht viel da. Auch im Mund überzeugte er nicht.
- Der nächste Wein war ebenfalls sehr dunkel eingefärbt. In der Nase waren süßliche, marmeladige Noten mit Würze bemerkbar. Das 2015er Cuvee aus 34% Grenache, 33% Mourvèdre und 33% Syrah, AOP Côtes du Roussillon, wird vom Weingut Domaine Mas Cremat in Espira de l‘Agly produziert. 1990 gegründet, bewirtschaftet es gut 30 ha Fläche auf vorwiegend schwarzem Schiefer. Im Mund überzeugt der Wein mit einer Schärfe aus Säure und Tannin. Trotz der eingekochten Früchte und dem hohen Alkoholgehalt wirkt er elegant und hat Spiel.
- Ebenfalls aus 2015 stammt der „Occultum Lapidem“ des Weinguts Domaine Bila Haut aus Banyuls sur Mer, AOP Côtes du Roussillon Villages. Das Cuvee aus Grenache (40%), Syrah (50%), Carignan (10%) produzierte bei der Vergärung 15,5 % Alkohol. Angebaut wurden die Trauben auf 63 ha schwarzem und braunem Schiefer. Der tiefrote Wein wirkt im Glas kühl. Die Nase ist jedoch animierend durch eine intensive Würze. Im Mund ist die Kirsche schmeckbar, die Tannine deutlich spürbar. Er wirkt ein wenig eindimensional, aber hat einen langen Abgang.
- Wieder dürfen wir einen 2010er probieren. Der „Saint Bart Vieilles Vignes“ wurde vom Weingut Clot de L’Oum vinifiziert. Das Cuvée aus Grenache, Syrah und Carignan erzeugt ein dichtes, dunkles Rot im Glas. Die klassische Cuvéenase wirkt ein wenig süßlich. Reife Johannisbeere ist erkennbar. Im Mund wirkt er marmeladig und wirkt breit. Er zerfließt am Ende. Für ihn spricht jedoch die reife Note. Und dies alles bei 12.5% Alkohol, was sehr positiv bewertet wurde.
- Weiter geht es mit einem 2015er Rotwein aus dem nordwestlichen AOP Maury sec der Winzergenossenschaft Les Vignerons de Maury. Der „Tradition“ aus Grenache (80%) und Carignan (20%) wird auf ca. 400 ha Fläche angebaut. Der Boden besteht überwiegend aus Schiefer. Die Nase ist zurückhaltend. Im Mund wirkt er kühl. Leichte beerige Frucht im Mund, aber sonst nichts. Fällt in die Klasse tut nicht weh.
- Der 2015er „Initial“, ebenfalls aus dem nordwestlichen AOP Maury sec , wird von der Domaine Mas Amiel erzeugt. 1999 wurde das Weingut gekauft. Auf 170 ha Schieferboden angebaut, präsentiert sich die Mischung aus Grenache, Syrah und Carignan mit einer sehr würzigen, neugierig machenden Nase. Im Mund sehr harmonisch und rund. Die feste Tanninstruktur und das schöne Frucht- / Säurespiel rufen nach dem zweiten Schluck. Die Süße aus 15% Alkohol schaden dem Gesamteindruck nicht.
- Immer noch im Jahr 2015. Der „Trigone rouge“ vom Weingut Domaine Le Soula wurde als Tafelwein im Gebiet der Côtes Fenouilledes erzeugt. Er besteht aus 55% Syrah, 40% Carignan und 5% Grenache. In der Probe mit dem Wein 7 das alkoholische Leichtgewicht mit 12% Alkohol. Der Wein wird auf 22 ha Granitboden, westlich von Maury, am Ende des Tals in 350 – 00 m Höhe von Gerard Gauby ausgebaut. Das sehr dunkle Rot wirkt in Nase und Mund kühl. Der Syrah dominiert in der Nase. Rauchige Note sind spürbar. Im Mund ist Pflaume schmeckbar. Der Wein ist adstringierend mit einer festen Tanninstruktur. Wurde mit am höchsten bewertet.
- Der letzte trockene Wein stammt aus dem Jahr 2013. Der „Terre des Schistes“ wird im AOP Collioure vom Weingut Domaine de Mas Blanc produziert. Das Weingut ist seit 1639 im Familienbesitz. Die 25 ha Fläche liegen ganz tief südlich bei Banyuls. Das Cuvee mit 13% Alkohol aus 80% Grenache und je 10% Mourvédre und Syrah ist in der Nase zurückhaltend. Das sehr dunkle Rot wirkt im Mund weich und rund, harmonisch. Aber sonst leider wenig Spiel und Fülle.
Die letzten Weine hat der Chronist lediglich gerochen, nicht probiert. Der hohe Alkoholgehalt scheidet die Geister. Die Bepunktung spiegelt dann auch die subjektiven Geschmäcker wieder, er schmeckt oder eben nicht. Die Weine seien der Vollständigkeit halber aufgelistet.
- 2003 Banyuls Rimage von der Domaine Mas Blanc, 17% Alkohol, 95% Grenache, 5% Mourvédre. Wurde reduktiv ausgebaut.
- 1993 Rivesaltes „Ambre Vieux“ von der Genossenschaft Dom Brial aus Baixas, AOP Rivesaltes, 18% Alkohol. Grenache noir und Muscat. Rötliche, helle Farbe im Glas. Oxidativ, schöne Säurestruktur.
- Maury „Cuvee speciale, 10 Ans d’Age“ der Domaine Mas Amiel aus Maury, AOP Maury doux, 16% Alkohol, 90% Grenache noir, 5% Macabeu, 5% Carignan. Wurde oxidativ ausgebaut.
- 1996 AOP Banyuls Grand Cru „Mas de La Serra“ demi sec des Cellier des Templiers aus Banyuls, AOP Banyuls Grand Cru, 17% Alkohol. 75% Grenache noir, 25% Grenache gris.
Ein anstrengender Abend mit einer sehr weit gespreizten Vielfalt von Weinen. Wichtig, diese Wein mal im Glas zu haben und zu probieren. An den Referenten nochmals einen herzlichen für die Auswahl und Zusammenstellung der Wein.
Verfasser: Uwe
2017_12_Weinprobe neue Appellationen im Roussillon Probenergebnis