In der Weinwelt tauschen stets neue Trends auf, so z.B. das Thema „Natural Wines“ (Natur Weine, Vin Nature).
Da in vielen Spitzenrestaurants einige dieser Weine auf der Karte stehen, müssen sie auch eine entsprechende Qualität haben, um dort gelistet zu werden.
Wie bei vielen neuen Trends ist die Bezeichnung „Natural Wines nicht allgemein definiert. Im eigentlichen Sinne sind es Weine die ohne Zusatz von erlaubten Hilfsstoffen wie Schönungsmitteln, Reinzuchthefen, Schwefel-(dioxid)-Zusatz etc. hergestellt werden. Schwefel-(dioxid)-freie Weine haben natürlich für Menschen mit einer Schwefeldioxid-Unverträglichkeit den Vorteil, dass sie wieder Wein trinken können.
Für die Herstellung wird normalerweise keine hochtechnisierte Kellerausrüstung verwendet, da die Winzer der Meinung sind, dass die Weine ohne äußere Eingriffe ihren Weg finden.
Schon länger gibt es Weine, die unter deutlichen Einschränkungen hergestellt werden, wie z.B. koschere Weine, aber Bio-Weine nach den Demeter-Vorgaben. Andere damit verknüpfte Trends sind Orange-Weine, bei denen Weißweine längere Zeit beispielsweise in Amphoren auf der Maische vergoren werden und dadurch eine dunkelgelbe bis bräunliche Farbe annehmen. Eine weiterer Trend sind vegane Weine, die nur rein pflanzliche Bestandteile haben dürfen, einschließlich des vegan verklebten Etiketts. Das hat dann aber nichts mehr mit dem Wein zu tun hat sondern ist nur noch ideologisch bedingt.
Um für uns etwas Licht in das Dunkel zu bringen, haben wir uns eine Probe zum Thema „Natural Wines“ vorgenommen.
Dazu konnten wir Surk-ki Schrade als Referentin gewinnen, die sich schon länger mit diesem Thema befasst hat und in Köln auch einen kleinen Laden mit „Vins nature“, vor allem aus Frankreich, betreibt.
Und so lag unser Focus auf französischen „Natural Wines“. Die meisten dieser Weine haben ein deutlich anderes Geschmacksbild und bestehen oft nicht aus den vorgeschriebenen Rebsorten der Appellationen. Deshalb werden sie nur als „Landweine“, (Vin de France) vertrieben.
Den Anfang der Verkostung machten zwei reinsortige Weißweine.
Der 2014’er Sauvignon blanc „Chasse aux Pappilons“ vom Weingut Jerome Jouret besaß für einen Sauvignon blanc eine etwas adstringierender Herbe und recht verhaltene Frucht, war aber für diese Weinart noch relativ fruchtig. Die Einzelwertungen streuten von 10 bis zu 15 Punkten. Das Weingut liegt an der oberen Ardeche in der Höhe von Montelimar
Der 2014’er Viognier „Les Fleurs Sauvages“ vom gleichen Weingut war ebenfalls recht verhalten und wenig fruchtig, was aber für einen Viognier normal ist. Neben der leicht adstringierenden Herbe zeichneten diesen Wein ein Hauch Holz und leicht oxidierte Noten aus. Insgesamt wurde er besser als der Sauvignon blanc bewertet.
Der dritte Weißwein, der 2014’er „Vin nu blanc“ vom Weingut Les deux Terres, ebenfalls im Ardeche-Gebiet gelegen, war ein Cuvee aus Ugni blanc und Chardonnay und hatte eine stärkerer Maischegärung durchlaufen. Demtsprechend zeigte der Wein mehr Herbe und war wenig fruchtig. Die Wertung lag deutlich unter den beiden vorherigen Weinen.
Unser vierter Wein, ein 2014’er Aramon, „La Prairie“ vom Weingut La Banjouliere, kam aus dem Languedoc. Hier hatten wir einen extremeren Naturwein. Für einen Rotwein war sehr hell in der Farbe – eher wie ein heller Rose – und da er nicht filtriert worden war recht trüb. Im Geschmack war er herb adstringierend und etwas säuerlich. Lag das an der Machart oder auch an der Rebsorte Aramon, die als minderwertig verschrien ist ? Kaum einer konnte mit diesem Wein etwas anfangen und so wurde es der Wein mit der niedrigsten Bewertung des Abends. Die Einzelwertungen reichten von fehlerhaft mit 7 Punkten bis zu befriedigend mit 14 Punkten.
Dann aber ging es aber für die Verkoster wieder aufwärts, denn wir kamen zu den Rotweinen. Hier sind Tannine von einer Maischegärung normal und das Geschmacksbild entsprach eher den gewohnten Weinen
Wir setzen die Probe mit dem 2013’er „Cacous“, einem Cuvee aus 70% Grenache und 30% Syrah vom Weingut Mouressipe aus dem nördlichen Languedoc fort. „. Herbes Tannin und eine breitere Frucht zeichneten ihn aus, aber an der Luft konnte sich der Wein positiv entwickeln und wurde weicher und runder. Das schlug sich auch in einer besseren Bewertung nieder und die Einzelwertungen differierten nicht mehr so deutlich
Es folgte der 2011 Grenache, „Cuvee Briande“ der Domaine Le Mazel aus dem Ardeche-Gebiet. Für einen ewtas älteren Grenache war der Wein noch recht kantig und zeigte neben herbem Tannin auch mehr Säure. Die gewohnten pflaumigen Noten waren sehr schwach ausgeprägt. In der Wertung konnte dieser Wein seinen Vorgänger nicht ganz erreichen.
Es ging zurück in das Languedoc mit dem 2013’er „Sauve de la Citerne“ von der der Domaine Mas Coutelou, einem Cuvee aus 70% Mourvedre und 30% Syrah, Durch den hohen Anteil an Mourvedre und aufgrund seiner Jugend präsentierte sich dieser Wein noch recht herb und kantig, entsprach aber eher den Vorstellungen der Verkoster und wurde daher besser bewertet als seine Vorgänger.
Dann folgte wieder ein Sprung in das Ardeche-Gebiet mit dem 2012’er Cabernet Sauvignon, „Vent d’Ouest“ von Les Vigneaux. Durch die Mazeration Carbonique war der Wein sehr kirsch-fruchtig, aber immer noch etwas krautig und sehr kantig durch sein herb adstringierendes Tannin. Dennoch wurde er nur wenig schlechter als sein Vorgänger bewertet.
Zu einer Probe mit Weinen aus dem Languedoc gehören natürlich auch Weine aus der Carignan-Traube. In den Vorgaben für die Cuvees der Appelationen ist der Carignan als früherer Massenträger stark reduziert und durch „Qualitätsrebsorten wie Syrah, Grenache und Mourvedre ersetzt worden, aber bei Ertragsbegrenzung und vor allem wenn er von alten Reben kommt zeigt er Struktur und Charakter.
So probierten wir zuerst den 2013’er Carignan „Avanti Popolo“ vom Weingut
Le Temps de Cerises. Er war zwar recht kirschfruchtig, wusste aber doch nicht so recht zu gefallen, da ihm etwas Länge und Dichte fehlten und leicht krautige Noten störten. Der 2013’er Carignan, „La pointe“, vom Weingut La Banjouliere dagegen gefiel deutlich besser. Er hatte keine Ähnlichkeit mit dem am Anfang verkosteten Aramon von gleichen Weingut, denn er besaß eine gute, klare Frucht und deutlich mehr Struktur als der Carignan davor.
Zum Abschluss der Probe wurden die Weine deutlich konventioneller und entsprachen mehr dem gewohnten Geschmacksbild.
Der 2013’er Merlot „Silene“ vom Weingut Les deux Terres besaß eine recht dichte, klare Frucht und gute Struktur. Auch er kam aus dem Gebiet der Ardeche, war aber deutlich gefälliger als die anderen Weine. Damit wurde er zum zweitbeste Wein des Abends gekürt.
Den Abschluss unserer Probe macht der 2011’er Clos Fantin „Tradition“ vom gleichnamigen Weingut. Es war ein Cuvee aus Mourvedre, Carignan und Grenache und der einzige Wein, der die Einstufung als AOP-Wein hatte. Er zeigte noch ein festes, härteres Tannin, hatte aber eine dichte, weiche Frucht. Insgesamt präsentierte er sich deutlich konventioneller und wurde daher nicht unerwartet mit Abstand der beste Wein des Abends.
Damit endete eine Verkostung mit Weinen, die fast alle ein ganz anderes, ungewohntes Geschmacksbild hatten. Die Weine aus dem Gebiet der Ardeche waren insgesamt etwas extremer, kantiger und ruppiger als die aus dem Languedoc, was sicher dem etwas raueren, kühleren Klima geschuldet ist.
Im Laufe des Abends stiegen die Bewertungen für die Weine. Hier stellt sich die Frage, lag das daran, dass sich alle in den ungewohnten Weinstil eingetrunken hatten oder waren die letzten Weine deutlich konventioneller und daher gewohnter im Geschmack ?
Egal, was der Grund dafür ist, es war ein interessanter Abend, der unseren Horizont erweitert und uns in eine andere Weinwelt geführt hat. Es hat (fast) nicht wehgetan.
Dafür möchten wir unserer Referentin Surk-ki Schrade danken, die das Sortiment für uns zusammengestellt und die Probe sehr eloquent moderiert hat.
Verfasser: Dieter