Weinprobe mit Weinen der Rebsorte Chenin Blanc aus Frankreich und Südafrika am 29.08.2024

Chenin Blanc ist eine in Deutschland wenig bekannte Rebsorte, obwohl sie ähnlich vielseitig ist wie der Riesling: Sie kann trocken, halbtrocken, lieblich oder moussierend ausgebaut werden, und gleichzeitig sind Chenin Blanc-Weine sehr gut lagerfähig. Die Rebsorte ist die französische Alternative zum deutschen Riesling. Mit ihrer breiten Geschmackspalette können die Weine als vielseitige Allrounder zu einer Vielzahl von Gerichten eingesetzt werden.
Chenin Blanc ist angeblich seit 845 in der Region Anjou bekannt. Anfang des 15. Jahrhunderts gelangte sie unter dem Namen Plant d’Anjou in die Touraine.
In Südafrika war sie unter dem Namen Steen bekannt. 1965 wurde festgestellt, dass es sich um die gleiche Rebsorte wie Chenin Blanc handelt.
Die Rebsorte ist eine natürliche Kreuzung aus Traminer (Savagnin) und einem weiteren, unbekannten Elternteil.
Weltweit waren 2016 32.223 ha mit dieser Rebsorte bepflanzt, davon 17.700 ha in Südafrika und 9.400 ha in Frankreich, vor allem an der Loire.
Da in Südafrika und Frankreich mit Abstand die größten Flächen mit Chenin Blanc bepflanzt sind, lag es nahe, die Chenin Blanc-Weine der beiden Länder direkt miteinander zu vergleichen.

Die Verkostung bestand aus sechs Flights mit je einem Wein aus Frankreich und einem Wein aus Südafrika.

1.       2022  Domaine Vigneau-Chevreau, „Selection“,  Vouvray sec          
Helles Gelb; in der Nase etwas exotische Frucht, Stachelbeere, reifer Apfel, Birne, Mirabelle, etwas Zitrus. Am Gaumen mittelkräftige Struktur, zarte, klassisch weiche, reife Apfelfrucht mit frischer, aber gut balancierter Säure und leicht mineralischem Abgang.

2.       2021  Boschendal, Chenin Blanc,  Stellenbosch      
Blasses Gelb mit leicht grünlichen Reflexen, in der Nase tropische Früchte, Birne, Mirabelle und Limette. Im Mund dichte, aber breitere Frucht, etwas überreif, mit Anklängen an Steinobst und Zitrusfrüchte.

3.       2018  Vignoble Alain Robert, „Empreinte“, Vouvray sec 
Helles Gelb, in der Nase vollreife, exotische und auch weißfleischige Früchte, Stachelbeere, reifer gelber Apfel, Birne, Mirabelle, etwas Quitte. Am Gaumen zarte Mineralität, leicht cremige Frucht, reifer gelber Apfel und zarte Zitrusnoten. Im Abgang zarte Herbe und frische Säure.

 4.      2023  Black Pearl, Chenin Blanc, Paarl
Helles Gelb, in der Nase viel exotische Frucht, Stachelbeere, grüner Apfel, Guave und Melone, am Gaumen zarte Mineralität, eher mittelkräftig, weiche, cremige Struktur, frische Säure und guter Abgang.
Der Wein stammt von 17 Jahre alten Buschreben einer kleinen Parzelle. Die Trauben wurden früh morgens gelesen, angequetscht und blieben gekühlt zur Klärung kurz auf der Maische.  Nach der Gärung blieb der Wein einige Monate auf der Hefe.

5.       2022  Chateau de la Rouliere, Anjou blanc 
Blasses, grünlich schimmerndes Gelb, in der Nase erotische Frucht, Stachelbeere, Birne, Guave und Zitrusfrüchte. Am Gaumen frisch, saftig und auch etwas salzig, mineralisch, weiße Blüten und Zitrusnoten, dazu ein schönes Gleichgewicht zwischen Frucht und Säure.

6.       2021  Springfontein, Chenin Blanc, „Terroir Selection“, Walkers Bay             
Strohgelb mit leicht grünlichen Reflexen, in der Nase etwas exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, Zitrus, Guave, gut integrierte Holznoten. Am Gaumen recht dicht, sehr mineralisch, aber etwas füllig, breitere Frucht, mittlerer Körper, weiche Säure, sehr mineralisch und guter, leicht rauchiger Abgang.
Der Wein wurde spontan vergoren und in Betonfässern und gebrauchten Barriques ausgebaut.

7.       2020  Domaine du Petit Metris, „Clos de la Marche“, Savennières                              
Helles Goldgelb, in der Nase etwas exotische Früchte, Zitrus, Grapefruit, weiße Früchte wie Birne und Apfel. Am Gaumen Eleganz und Finesse, dazu zarte mineralische Noten, feine Säure und ausgewogene Frucht.

8.      2021  Miles Mossop, Chenin Blanc, „Chapter Three“, Stellenbosch                      
Helles Strohgelb, in der Nase exotische Früchte, Stachelbeere, Apfel, Quitte, Pfirsich, Zitronenschale und zart geröstete Holznoten. Am Gaumen zarte Cremigkeit, viel gelbe Frucht, Grapefruit, Quitte, mehr Fülle, im Abgang dann leichte Herbe und zarte Röstnoten.
Die Trauben stammen von einem 41 Jahre alten Buschweinberg auf Schieferboden. Die Trauben wurden über Nacht gekühlt, nach einer Ganztraubenpressung wurde der Most durch Abstechen geklärt und in französischen 400 l Fässern (gebraucht und 16% neu) vergoren. Anschließend reifte der Wein 10 Monate auf der Hefe mit regelmäßiger Battonage.

9.       2020  Chateau Rives Blanques, Chenin Blanc, „Dedicace“, Limoux                
Helles Goldgelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase exotische Früchte, Stachelbeere, gelber Apfel, Zitrus und sehr gut eingebundene Holznoten. Am Gaumen sehr klar und geradlinig, saftig aber auch straff, gut strukturiert, leichte Mineralität und im Abgang ein dezenter Holzton.
Dieser Wein stammt nicht von der Loire, sondern aus Limoux. Um 1984 wurde die Rebsorte Chenin Blanc im Limoux eingeführt, um vor allem den Crémants, die bis dahin nur Chardonnay und Mauzan enthielten, eine weitere Geschmackskomponente hinzuzufügen. Das Weingut Rives Blanques war lange Zeit das einzige Weingut, das einen reinsortigen Chenin Blanc Stillwein anbot.

10.     2021  De Trafford, Chenin Blanc, Reserve, Stellenbosch                  
Helles Goldgelb. In der Nase exotische Früchte, Stachelbeere, gelber Apfel, Zitrusfrüchte, etwas Aprikose. Am Gaumen cremig mit leicht nussigen Anklängen, dennoch straff, mit mehr Fülle und Struktur.
Die Trauben wurden gequetscht und 2 Stunden mazeriert, bevor sie in einer Korbpresse gepresst wurden. Nach einer Standzeit von 2 Tagen wurde der Most spontan in 400 l und 700 l Holzfässern vergoren. Anschließend reifte der Wein 22 Monate auf der Hefe mit regelmäßiger Battonage.

11.     2016  Chateau de Passavant, „Jarret de Montchenin“, Anjou blanc              
Helles Goldgelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase blumige Noten, exotische Früchte, Stachelbeere, gekochter Apfel, Birne, am Gaumen aromatische Fülle, aber auch Eleganz, zarte Mineralität, straffe Struktur und kräftige, harmonische Säure. Der älteste Wein der Verkostung, aber immer noch frisch und ohne Ermüdungserscheinungen.
Die Reben wachsen auf Schieferböden. Der Ausbau erfolgte 12 bis 15 Monate in französischer Eiche.

12.     2021  Botanica Wines, Chenin Blanc, „The Mary Delany Collection“, Stellenbosch, Citrusdal Valley 
Helles Goldgelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase exotische Früchte, Stachelbeere, gelber Apfel, Birne, Steinobst, Zitrusfrüchte. Am Gaumen mehr Fülle, gute Textur, weiche Frucht und feine Säure.
Die Trauben stammen vom Berg Citrusdal, auf 500 m Höhe, Entfernung zum Meer ca. 30 km, roter Sandboden (zersetzter Sandstein) über einer Lehmschicht, Alter der Rebstöcke: 67 Jahre, Erziehung als Buschrebe ohne Bewässerung.
Die Trauben wurden entrappt, abgepresst und der Most 2 Tage bei 10 °C kalt gelagert. Die Spontangärung erfolgte je zur Hälfte in Edelstahltanks und französischen Eichenfässern mit einem Fassungsvermögen von 4.000 Litern. Nach der Gärung wurde der Wein 6 Monate auf der Hefe belassen. Alternativ wird der Ausbau in gebrauchten Eichenfässern und im Beton-Ei für 7 Monate beschrieben.

Leider gab es nur wenige Informationen über den Ausbau, vor allem bei den französischen Weinen.

Damit waren wir am Ende der Verkostung mit einer Rebsorte angelangt, die den meisten Teilnehmern kaum bekannt war. Der Vergleich der Bewertungen zeigt, dass die Länder fast gleich bewertet wurden. Die eine Hälfte der Teilnehmer bevorzugte die schlankeren, mineralischeren Weine aus Frankreich, die andere Hälfte die fruchtigeren, volleren Weine aus Südafrika.

Verfasser:  Dieter


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