Weinprobe mit Weinen aus dem Priorat, Teil 2 der Süden am 17. Januar 2019

Nachdem wir im Dezember 2018 den nördlichen Teil des Priorats mit den Bodegas Mas Sinen, Cellers de Scala Dei und Buil & Giné verkostet hatten, kommen wir in dieser Probe zum südlichen Teil mit den Bodegas Sangenis i Vaque und der Vinicola del Priorat.

Die Details zum Weinbaugebiet sind schon in der ersten Probe aufgeführt worden, daher gehen wir gleich zu den beiden Weingütern:

Sangenis i Vaque:

Das Familienunternehmen Sangenis i Vaque: wurde von Pere Sangenis und Conxita Vaque nach ihrer Hochzeit 1982 gegründet. Zunächst wurden nur Fassweine produziert, ab 1996 begann dann die Flaschenproduktion.
Die Weinberge stammen vor allem aus der Linie von Frau Vaque und wurden bereits um 1700 angelegt. Frau Vaque hatte den Keller des Großvaters geerbt, der ab Ende des 19. Jahrhunderts schon Weine produziert hat. Herr Sangenis hatte nur Weinberge geerbt, den elterlichen Keller erbte damals sein Bruder.
Nachdem die beiden ältesten Töchter Maria und Nuria ihr Önologiestudium beendet haben, arbeiten auch sie auf dem Weingut mit.
Inzwischen bewirtschaftet die Familie 15 ha (davon 14 ha Rot) mit einem sehr alten Rebenbestand auf Terrassen zwischen 350 und 450 m NN. Mit 45% Granatxa (Grenache) und 35% Carignan werden überwiegend die traditionellen Priorat-Sorten kultiviert. Den Rest teilen sich mit 6% weißer Granatxa (Grenache Blanc), 5% Syrah und Merlot und 4% Cabernet Sauvignon.
Die Bewirtschaftung der Weinberge erfolgt nach ökologischen Gesichtspunkten, so wird für die Düngung nur Schafsmist verwendet. Trotz der niedrigen Niederschlagsmenge von durchschnittlich 400 mm pro Jahr wird nicht bewässert. Der Ausbau der Weine erfolgt zwischen 6 und 18 Monaten im traditionellen Barrique. 85% davon französische Eiche, der Rest amerikanische. Maximale Benutzungsdauer 5 Jahre. Die Weine werden nicht stabilisiert oder gefiltert. Die malolaktische Gärung erfolgt im Tank. Mazeration und Fermentation dauern zwischen 30-50 Tage in keramisch verkleideten Betontanks. Die Flaschenproduktion beträgt 25.000 – 30.000 pro Jahr

Vinícola Gratallops, heute Vinícola del Priorat

Die Gratallops Coop startete 1917. Nach dem Zusammenschluss mit 3 weiteren Kooperativen (El Lloar, La Vilella Baixa und La Vilella Alta) entstand 1991 die Vinícola del Priorat. 125 Mitglieder bewirtschaften heute etwas 205 ha mit 310 Parzellen in einer Höhe von etwa 450 m über NN. Die Bodenstruktur ist wie in Porrera überwiegend Llicorella-Schiefer. Das durchschnittliche Alter der Reben liegt bei über 60 Jahren.
Wie in Porrera liegt auch hier die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge zwischen 300 und 500 mm.
Bis in die 70er Jahre wurden lediglich 10% der Weine auf Flaschen gefüllt, heute sind es 100%, bei einer durchschnittlichen Produktion von ca. 300.000 Flaschen
Durch den Zusammenschluss ergab sich die Möglichkeit die Verarbeitung im Keller zu verbessern und durch eine bessere Selektion höherwertige Weine zu produzieren.

In gewohnter Manier begann unserer Probe mit den einfacheren Weinen

1. 2017 Sangenis i Vaque, „Garbinada“
Dieser Wein stellt die Basisilinie der Bodega dar: Ein sauberer, recht pflaumig-fruchtiger aber einfacherer Wein und einem härterem, adstringierendem, etwas grünem Tannin.

2. 2017 Vinicola del Priorat, „Önix Classic“
Auch hier der Basiswein der Genossenschaft: Ein ordentlicher, einfacher Wein, aber etwas säuerlich im Mund und ebenfalls wie der vorherige Wein ein härteres, adstringierendes, etwas grünes Tannin hat.
Die Trauben wurden entrappt und kalt vormazeriert, anschließen erfolgte die Vergärung bei 25 – 28°C in 25.000 l-Tanks und die weitere Reife dann auf der Flasche. Etwa 100.000 Flaschen wurden produziert

3. 2015 Sangenis i Vaque, „Dara“

Wir sind jetzt eine Qualitätsstufe höher. Der Wein stammt von 25jährigen Reben und zeigt deshalb etwas dichtere Frucht (Waldbeeren, Kirsche). Aber auch er hat noch mehr härtere, adstringierende Tannine, die aber schon etwas reifer und weicher wirken.

4. 2016 Vinicola del Priorat, „Clos Geberat +“

Auch von der Vinicola del Priorat haben wir jetzt eine höhere Qualitätsstufe vor uns. In der Frucht ist es ein noch etwas verhaltener, aber recht weicher Wein mit dunkler Beerenfrucht und feiner Säure Wie beim vorherigen Wein „Dara“ , zeigen sich auch hier noch etwas härtere, adstringierende Tannine.
Die Trauben wurden entrappt und kalt vormazeriert, anschließen wurde bei 25 – 28°C in 5.000 l-Tanks vergoren. Der malolaktische Säureabbau erfolgt dann in Barriques aus französischer Eiche mit anschließender Reifung für 4 Monate. Es wurden 5000 Flaschen produziert.

5. 2014 Sangenis i Vaque, „Vall Por“

Noch etwas höher in der Qualität als der «Dara». Ein sauberer, etwas weicherer Wein mit dichter Frucht (Waldbeeren, Kirsche) und mehr Struktur als der „Dara“. Er hat eine kräftigere, etwas adstringierende Gerbsäure, einen leichten Bitterton und eine Spur Kakao. Sehr schön zu trinken, recht harmonisch, so macht der Wein Spaß.

6. 2006 Sangenis i Vaque, „Vall Por“
Der acht Jahre ältere Gegenpart zum 2014’er „Vall Por“. Auch er ein dichter, weicherer Wein mit Waldbeeren und Kirsche im Mund. Das Tannin ist noch härter als beim 2014’er, mit leichtem Bitterton und Ankläge an Bitterschokolade
Wer reifere Wein bevorzugt, hat ihn etwas höher als den 2014’er bewertet, für die anderen hatte er durch das längere Belüften schon an Frucht verloren und zeigte mehr Alterstöne.

7. 2016 Sangenis i Vaque, „Bancal de Granatxa“

Wir haben hier einen reinsortigen Grenache-Wein vor uns mit klarer, leicht pflaumiger Frucht und festem, etwas adstringierendem Tannin. Er ist nicht so pflaumig breit und belanglos wie viele einfachere Grenache-Weine.

8. 2016 Vinicola del Priorat, „Önix Evolucio“

Ein klarer, gut strukturierter Wein, der im Mund einen Früchtekorb aus roten Beeren, Pflaume, etwas Kirsche, Spur Trockenpflaume, Cassis, widerspiegelt, dazu kommen leichte Kräuter-Noten. Dieser Wein hat Charakter und mehr Biss als die anderen Weine der Genossenschaft.
Aus den über 300 Parzellen der Mitglieder werden für diesen Spitzenwein der Genossenschaft die besten Carignan-, Grenache- und Cabernet Sauvignon-Trauben ausgewählt. Sie wurden entrappt und kalt vormazeriert, anschließen erfolgte bei 28°C in 5.000 l-Tanks für 25 Tage die eigentliche Gärung. Der malolaktische Säureabbau erfolgt danach in Barriques aus französischer Eiche und Reife darin für 12 Monate.

9. 2007 Sangenis i Vaque, „Coranya“

Der Wein besitzt ein feines Bukett nach Süßkirsche. Im Mund ist er dann sehr stoffig mit ebenfalls dichter, süßer Kirschfrucht und feiner Schiefer-Mineralik. Dazu kommt eine dezente Reife und ein Hauch Zartbitterschokolade. Trotz seines Alters immer noch frisch.
Grenache und Carignan stammen von mehr als 30 Jahre alte Reben aus der Lage Coranya. Es erfolgte ein 12-monatiger Ausbau in 2jährigen Barriques aus französischer Eiche und neunen aus amerikanischer Eiche

10. 2005 Sangenis i Vaque, „Coranya“

Dieser Wein aus der Lage Coranya ist noch zwei Jahre älter und auch er ist immer noch frisch und zeigt nur eine zarte Reife. Neben seiner weichen Kirschfrucht präsentiert er sich sehr stoffig und würzig mit einer dezenten Schiefernote ohne dabei breit und plump zu sein.
Die Trauben stammen wie beim 2007’er aus der Einzellage Coranya und auch der Ausbau erfolgte genauso.

11. 2011 Sangenis i Vaque, „Clos Monlleo“

Das ist jetzt der Top-Wein der Bodega, sehr klar und kirschfruchtig im Mund, dicht und vielschichtig mit festem, reifem Tannin. Er präsentiert sich sehr vollmundig und etwas cremig am Gaumen mir einer dezenten Bitternote, die in schönem Kontrast zur Fruchtsüße steht. Der Wein zeigt schon viel von seinem Potential, aber braucht aber sicher noch viel Zeit zum Reifen.
Die Trauben für den Clos Monlleo stammen immer aus hochgelegenen Lagen mit bis zu 80-jährigen Reben. Entsprechend extrem niedrig ist der Ertrag. Der Ausbau erfolgt über 18 Monate in neuen Barriques aus französischer Eiche (Allier). Zur Abfüllung wird Wein wird weder filtriert noch geschönt.

12. 2000 Sangenis i Vaque, „Clos Monlleo“

Als letzter Wein folgte der 11 Jahre ältere Clos Monlleo. Auch er war ein sauberer, recht dichter Wein mit festem, reifem Tannin. Insgesamt wirkte er aber schon etwas gezehrter, mit einer Spur Hanf im Mund und einer beginnenden Ausprägung der Tertiäraromen. Der Wein wurde schon mittags gelüftet, vielleicht hat das ihm das Genick gebrochen.
Der Ausbau des Weines erfolgte wie beim 2011’er, aber der Clos Monlleo bestand bis zum Jahrgang 2004 auch noch zum Teil aus zugekauften Trauben neben einer Selektion der besten Trauben aus den Parzellen für den „Clos Monlleo“ und den „Coranya“.

Verfasser: Dieter


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