Weinprobe mit Weinen aus dem Priorat, Teil 1 mit Weinen aus dem Norden am 06.12.2018

Das Priorat (katalanisch, Priorato in Spanischen) ist ein Weinbaugebiet in der gleichnamigen Verwaltungsregion. Es liegt etwa 30 km Luftlinie von der Provinzhauptstadt Tarragona entfernt auf den steilen Hügeln der Serra de Montsant.
Der Name der Region leitet sich ab von dem 1183 gegründeten Priorat de la Cartoixa d’Escaladei.(Priorat des Kartäuser-Klosters der Himmelsleiter). Die Ruine des Klosters existiert noch oberhalb des Dorfes Escaladei.
Eine geologische Besonderheit sind hier die Llicorella-Schieferböden Llicorella ist ein meist kupferfarbener, leicht brüchiger Schiefer, dessen rötliche Farbe durch den hohen Eisengehalt hervorgerufen wird. Das DOQ-Gebiet stimmt ziemlich genau mit den Grenzen dieses Bodentyps überein. Umgeben wird das Priorat fast vollständig durch das  Weinbaugebiet Montsant mit seinen kalk- und kieselhaltigen Böden
Innerhalb von Katalonien ist es das älteste Weinbaugebiet, im Mittelalter zählte die Region zu den bedeutendsten Weinbaugebieten Spaniens.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte das Gebiet einen kurzen Boom, den es der Ausbreitung der aus Übersee eingeschleppten Reblaus im übrigen Europa verdankte. Dadurch konnten die katalanischen Winzer ihre Weine in die bereits befallenen Gebiete Europas exportieren. Doch 1894 erreichte die Reblaus schließlich auch das Priorat und beendete damit die exportbedingten Boomjahre schlagartig.
Die Rebfläche, die in diesen Jahren bis zu 10.000 Hektar betragen haben soll, schrumpfte auf weniger als 1.000 Hektar. So wurde das Priorat zum Armenhaus Kataloniens, da es kaum landwirtschaftliche Fläche gibt, die für etwas anderes als Oliven, Mandeln oder Wein geeignet ist.
Noch anfangs der 1980er Jahre war das Priorat eine landschaftlich zwar beeindruckende, aber weinbaulich fast vergessene Region, in der gerade zwei Weingüter und eine Genossenschaftskellerei Weine erzeugten, eher plumpe, alkoholschwere Weine, die fast ausschließlich als Fasswein verkauft wurden.
Die Bevölkerungszahl ging entsprechend bis heute auf ein Drittel zurück und die Landflucht der jüngeren Leute hält weiter an.
Erst Ende der 1980er Jahre begann im Priorat die Renaissance des Weinbaus, als eine kleine Gruppe von Winzerpionieren damit begann, in den steinig-kargen, steilen, vielfach terrassierten Weinbergen komplexe, kräftig-tiefgründige Rotweine mit einem guten Alterungspotenzial zu erzeugen. (z.B. Alvaro Palacio mit dem L’Ermita und Finca Dofi , Clos i Terrasses mit dem Clos Erasmus).
Heute gehören die Rotweine aus dem Priorat, die vor allem aus den beiden traditionellen Traubensorten Garnatxa (Grenache) und Samsó oder Cariñena (Carignan) erzeugt werden, zu Spaniens Vorzeigeweinen und so wurde das Priorat neben der Rioja im Jahr 2001 zur höchsten Qualitätsstufe DOCa erhoben.
Das Anbaugebiet umfasst 1.897 Hektar auf 176 Quadratkilometern in Höhenlagen zwischen 150 und 1000 m u. NN.
Die Erntemenge betrug in den Jahren 2012-2013 nur 9.528 hl, was einen Durchschnittsertrag von lediglich 5 hl/ha ergibt. Allerdings ist der geringe Ertrag den großen Böschungsflächen geschuldet, die sich aus den steilen Hanglagen ergeben.
Die Flächen sind zu ca. 93% mit roten Sorten bepflanzt: Grenache in verschiedenen Varianten, Carignan, etwas Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah uns andere.
Der kleine Rest sind weiße Sorten.
Inzwischen gibt es 99 Weingüter und Kellereien, aber 606 Winzer, von denen die meisten allerdings ihre Trauben an diese Weingüter und Kellereien abliefern.

Zu den Weingütern:
Mas Sinen, Burgos – Porta in Poboleda:
Burgos-Porta ist ein Familienbetrieb mit einer langen Weintradition, die bis ins 19. Jh. zurückreicht und es ist heute ein Gemeinschaftsprojekt von Salvador Burgos und seine Frau Conxita Porta. Bis 2003 waren sie Mitglied der örtlichen Genossenschaft, dessen Vorsitzender Salvador Burgos auch war. Da sie ihre Vorstellungen von biologisch-dynamischem Anbau dort nicht durchsetzen konnten, machten sie sich selbstständig. Auf ca. 16 ha Fläche stehen teilweise 50 Jahre alte Reben auf 300 – 500 m Höhe. Die Produktion beträgt nur 25.000 Flaschen /Jahr, davon sind 97% Rotweine.
Nur vier verschiedene Weine (Mas Sinen Blanc, Mas Sinen Petit, Mas Sinen Negre und Mas Sinen Coster) werden produziert und eine Ausweitung der Produktion ist nicht geplant.

Scala Dei in Escaladei in Escaladei :
Die Bodegas Cellers de Scala Dei sind nach der ehemaligen Kartause «Cartoixa de Santa Maria d’Escaladei» aus dem 12. Jahrhundert benannt.
Nach der Säkularisierung des Kirchenbesitzes durch Mendizabal In den 1830er Jahren haben die Vorfahren der heutigen Besitzer die Ländereien des Klosters von Escaladei erworben und die landwirtschaftliche Gesellschaft Societat Agricola l’Unió gründeten. 1878 wurde der erste Priorat-Wein in Flaschen abgefüllt, der auf der Pariser Weltausstellung vorgestellt und auch gleich prämiert wurde. Nach dem Niedergang durch die Reblaus wurde das Weingut 1974 neu gegründet, und wieder waren es das erste Weingut, das Flaschenweine in der Region abgefüllt hat. Mitte der 2000er Jahre wurde Codorníu Gesellschafter und übernahm die Kontrolle über das Weingut.
Heute werden auf ca. 70 ha Fläche neben etwas Fassweinen etwa 200.000 Flaschen produziert. Die Weinberge (42 verschiedene Parzellen) befinden sich zwischen 400 und 800 m über NN. 95% sind Rotweinreben (davon sind 80% Grenache, der Rest sind Carignan und etwas Cabernet Sauvignon und Syrah. 5% sind Weißweinreben (Grenache blanc, Chenin Blanc) Bereits in den 2000er Jahren wurden neue Produktionstechniken wie die Gärung mit den Rappen oder die Reifung in großen 500- 600 l Fässern im Vergleich zu kleineren Barriques eingesetzt.

Buil & Giné in Viella Baixa
1998 gründete Xavi Buil aus Gratollops das etwas gleichnamige Weingut (der Geburtsname seiner Mutter ist Giné).
Inzwischen besitzt das Weingut etwas 78 ha mit weiteren Flächen in Monsant, Rueda und Toro) und produziert etwa 300.000 Flaschen. Davon sind 90% Rotweine (45% Grenache, 35% Carignan, 25% Merlot sowie Syrah und Cabernet Sauvignon) und 10% Weißweine (60% Grenache blanc, 20% Macabeu, 20% Vognier, Moscatel und Pedro Ximenez).

Wir starteten unsere Verkostung mit einem der seltenen Weißweine aus dem Priorat, hier einem Grenache blanc:

1. 2016 Mas Sinen, Blanco, Celler Burgos Porta,

Ein dichter, in der Frucht sehr verhaltener Wein, dafür aber sehr mineralisch, ja sogar leicht salzig, noch herb adstingierend und knochentrocken. Vergärung und 5 Monate Lagerung im Barrique.
Dann kam als Übergang zu den Rotweinen ein Rosé:

2. 2016 Buil & Giné, Giné Rosat, Bodegas Buil & Giné

Ein klarer, zart kirschfruchtiger, recht würziger Rosé, aber recht herb adstringierende Töne. Kein Vergleich zu den üblichen Sommer-Rosés, auch in der Farbe dunkler. Bis auf den höheren Alkohol eher ein leichter Rotwein.
Im nächsten Flight konnten wir zwei Weine vom Weingut Cellers Scala Dei aus Escaladei verkosten:

3. 2017 Scala Dei, „Garnatxa“, Cellers Scala Dei,

Ein leicht mineralischer Wein mit Waldfrüchten, viel Pflaume und etwas Sauerkirsche. Frische Säure, insgesamt eine einfachere Struktur, aber ein ordentlicher Basiswein.

4. 2015 Scala Dei, “Cartoixa”, Cellers Scala Dei,

Dichter Wein aus der Topselektion mit mehr Struktur und auch harmonischer als der Basiswein Garnatxa, durch den Cabernet Sauvignon Anteil wirkt er etwas straffer. Im Mund Kirschen und Brombeeren, aromatische Kräuter (Rosmarin, Thymian), zartes Holz, in der Nase etwas Veilchen. Noch festes, adstringierendes Tannin.

Nach dem Top-Wein von Scala Dei ging es zurück zur Normalqualität von der Bodegas Buil & Giné mit einem Cuvee aus Grenache und Merlot. Der Ausbau erfolgte nur im Stahl.

5. 2016 Buil & Giné, „GinéGiné“, Bodegas Buil & Giné

Viel Frucht: Plaume, Kirsche, dann etwas Kräuter und eine Spur Lakritze, noch sehr jung und trotz des Merlot-Anteils recht adstringierendes Tannin. Ausbau ohne Holz

Zwei Jahrgänge vom Basis-Wein „Petit“ vom Weingut Celler Burgos Porta folgten. Ein Cuvee aus Grenache, Carignan. Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot Der Ausbau erfolgte für 6 Monate in 500- 600-l Fässern aus französische und amerikanischer Eiche:

6. 2015 Mas Sinen, “Petit”, Celler Burgos Porta

Klare, noch etwas verhaltene Frucht, Kirsche, reife Waldfrüchte wie Blaubeere und Brombeeren, aromatische Kräuter wie Thymian und Rosmarin, etwas Leder, leichte Röstnoten mit leichtem Vanille-Aroma.

7. 2009 Mas Sinen, “Petit”, Celler Burgos Porta

Auch hier klare Frucht, Kirsche, reife Waldfrüchte wie Balubeere und Brombeeren, etwas Kräuter Thymian und Rosmarin), Leder, straffe Struktur, aber schon viel weicher, harmonischer und noch keine Altesnoten. Könnte noch länger liegen.

Im nächsten Flight wurden drei Jahrgänge aus der Mittelklasse-Linie „Negre“ vom Weingut Celler Burgos Porta gegeneinander gestellt. Alle Weine sind ein Cuvee aus Grenache, Carignan, Cabernet Sauvignon und Syrah und reiften 12 Monate in franz. Eichenfässern.

8. 2012 Mas Sinen, „Negre“, Celler Burgos Porta

Mehr Dichte als der Basiswein „Petit“, klare, noch etwas verhaltene Frucht, Schwarzkirsche, reife Waldfrüchte , Brombeere, aromatische Kräuter wie Thymian und Rosmarin, etwas Leder, Schokolade. Noch zu junges, recht kantiges, adstringierendes, etwas ruppiges Tannin.

9. 2009 Mas Sinen, „Negre“, Celler Burgos Porta

Dichte Frucht, dunkle Kirsche und Pflaume, reife Waldfrüchte , Brombeere, mehr würzige, mediterrane Kräuter, Spur Schokolade. Ist etwas weicher und hat schon mehr Reife als der 2012er.

10. 2008 Mas Sinen, „Negre“, Celler Burgos Porta

Dichter, voller Wein mit fester Struktur, dunkle Früche, Kirsche, Pflaume. Zarter Reife, leichte Süße und Spur Hanf. Gut integrierte Säure und Tannine, etwas dunkle Schokolade,
wirkt noch etwas reifer und weicher als der 2009’er.

Und im letzen Flight konnte wir zwei Jahrgänge der Top-Weinlinie „Coster“ vom Weingut Celler Burgos Porta probieren. Beide Weine sind ein Cuvee aus Grenache und Carignan von den ältesten Reben. Ausbau für 12 Monaten Reife in französischen Eichenfässern.

11. 2012 Mas Sinen, „Coster“, Celler Burgos Porta

Ein kräftiges Bouquet nach Kirsche, Pflaume, Brombeere, Zimt, Vanille, im Mund noch sehr frisch, dicht, aber nicht fett, wieder Kirschen, Brombeere, Pflaume mit guter Säure. Tannin und Alkohol sind recht gut eingebunden, aber noch sehr fest und jung, dezentes Holz, etwas Lebkuchengewürze. Der Wein braucht noch viel Zeit, um seine Qualität zu entfalten.

12. 2010 Mas Sinen, „Coster“, Celler Burgos Porta

Wie der Vorgänger sehr präsentes Bouquet nach Kirschen, Pflaume, Brombeere, Gewürzen, am Gaumen noch immer sehr frisch, viele dunkle Früchte, Kirsche, Brombeere, Pflaume. Gute Tannin-Struktur, aber weiterhin recht kantiges, festes, adstringierendes Tannin. Wirkt fast etwas verschlossener als der 2015’er und ist von seinem Höhepunkt noch weit entfernt.

Im Vergleich zu anderen Priorat-Weinen waren die von Mas Sinen deutlich verhaltener in der Frucht mit recht festem, herbem Tannin. Auch die reiferen Jahrgänge hatten noch deutlich harte Tannine und waren noch weit von ihrem Höhepunkt entfernt.
Ein Wermutstropfen dagegen sind die Preise der Weine, die für die gebotene Qualität überproportional hoch sind.
Trootzdem konnten wir sehr interessante Weine verkosten und uns einen ersten Überblick über das nördliche Priorat verschaffen. Da wir von Mas Sinen jeweils mehrere Jahrgänge in der Probe hatten, konnten wir auch einen kleinen Einblick in das Alterungsverhalten der Weine gewinnen.
Alles in Allem eine teure, aber auch sehr interessante Probe. Uwe als Referenten und den beiden Mitsponsoren vielen Dank dafür !

2018_12_Priorat 1 der Norden Probenergebnis


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Weitere Berichte