Weinprobe mit dem Weingut Tesch, Langenlonsheim am 26.Oktober 2023

Mit dem Weingut Tesch aus Langenlonsheim konnten wir das letzte Weingut von der Nahe begrüßen. Präsentiert wurde es von Oliver Lang.
Das Weingut ist seit 1723 im Familienbesitz und war bis in die 1970er Jahre eines der größten landwirtschaftlichen Güter an der Nahe. Dann wurde das Weingut von Hartmut Tesch auf Weinbau umgestellt. Seit 1997 führt sein Sohn Martin den Betrieb. Das Weingut bewirtschaftet ca. 21 ha Rebfläche, die zu 90% mit Riesling und zu je 5% mit Weißburgunder und Spätburgunder bestockt ist.

Das Weingut besitzt 6 klassifizierte Einzellagen, die ausschließlich mit Riesling bestockt sind. Diese Lagen sind:

1.       Der Langenlonsheimer Königsschild besitzt einen von Muschelkalk durchsetzten lockeren Lösslehm, der die Reben zum tieferen Wurzeln zwingt.

2.       Der Langenlonsheimer Rothenberg grenzt an die Lage Königsschild. Die Böden ähneln dem Karthäuser mit verwittertem roten eisenhaltigen Sandsteinboden.

3.       Der Langenlonsheimer Löhrer Berg (abgeleitet von „leerer Berg“) ist ein mit Flussschotter durchsetzter Lehmboden, der durch zahlreiche Wasserquellen die Reben gut mit Wasser versorgen kann. Der Boden ist hier deutlich fetter, der Weinberg aber schlechter belüftet

4.       Die Laubenheimer Krone liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Löhrer Berg. Der steile Südosthang der Krone zeichnet sich durch eine Vielfalt von leichten und groben Böden aus Lösslehm und Sandsteinverwitterung aus. Der Weinberg zeichnete sich durch eine gute Belüftung aus.

5.       Der Laubenheimer Karthäuser ist eine Lage oberhalb  von Laubenheim und bildet eine nach Südwesten geöffnete Mulde mit verwittertem, rotem, eisenhaltigem Sandsteinboden.

6.       Der Laubenheimer St. Remigiusberg ist eine der kleinsten Einzellagen der Nahe und grenzt unmittelbar an die Lage Karthäuser. Verwittertes Vulkangestein und eisenerzdurchzogener Lehm prägen den Weinbergs-Boden.

Verkostet haben wir alle Lagen bis auf den Langenlonsheimer Rothenberg, der erst in den letzten Jahren dazugekommen ist.

© Weingut Tesch

Fast alle Weine werden trocken ausgebaut. Um das Terroir der Lagen besser herauszuarbeiten, werden alle Lagenweine mit einer einheitlichen Hefe vergoren.
Die Trauben werden von Hand gelesen, teilweise entrappt und nach einigen Stunden Maischestandzeit abgepresst. Nach dem Absetzen des Mostes erfolgt die Gärung bei Temperaturen von 15 bis 19 Grad Celsius. Vier bis sechs Wochen nach der Gärung wird der Wein zum ersten Mal abgestochen, nach weiteren 4-5 Monaten auf der Feinhefe wird er ein zweites Mal abgestochen, geklärt, filtriert und in Flaschen abgefüllt.
Das Weingut war Mitglied im VDP. Nach Einführung der Qualitätsstufe „Großes Gewächs nach VDP“ (GG) trat man jedoch aus, da man schon früh den Lagengedanken vertrat und die einzelnen Lagen auch deutlich herausarbeitete. Die damaligen 5 Lagenweine hätten nur als Großes Gewächs mit entsprechend hohem Preis vermarktet werden dürfen. Alle Weine ohne das Prädikat GG hätten zu Ortsweinen herabgestuft werden müssen. Deshalb wurde entschieden, den eingeschlagenen Weg ohne VDP weiter zu gehen.

Wir starteten mit einem Vierer-Flight aus vier verschiedenen Lagen des Jahrgangs 2021

2021  Langenlonsheimer Löhrer Berg              

Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase viel Apfel, etwas Pfirsich, Mirabelle, Birne und Zitrusfrüchte. Am Gaumen dichte Frucht mit leicht mineralischen Noten, feiner, frischer Säure und leicht phenolischen Noten im Abgang.

2021  Laubenheimer Krone

Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, etwas Guave und Zitrusfrüchte. Am Gaumen dichte, gelbe Frucht, mehr Fülle und mineralische Noten, feine, frische Säure, knochentrocken und mit leicht phenolischen Noten im Abgang.

2021  Langenlonsheimer Königsschild  

Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase viel grüner Apfel, etwas Pfirsich, Mirabelle, Birne, Grapefruit und Zitrusfrüchte. Am Gaumen betonte Apfelfrucht, deutliche mineralische Noten, feine aber kräftige Säure, knochentrocken und leicht mineralischer Abgang.

2021  Laubenheimer St.Remigiusberg  

Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase gelbes Steinobst, etwas Pfirsich, Mirabelle, Birne, Mandarine und Zitrusfrüchte. Am Gaumen intensive, recht exotische Frucht, vielschichtig, deutliche mineralische Noten, feine, frische aber auch weiche Säure und langer Abgang.

Der nächste Flight führte uns durch ausgewählte Weinberge der Jahrgänge 2019 bis 2015

2019  Laubenheimer Krone                 

Helles Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, viel Grapefruit und etwas Zitrus. Am Gaumen saftige, dichte gelbe Frucht, mineralische Anklänge, feine, elegante Säure, trocken und feine gelbe Frucht im Abgang.

2018  Laubenheimer St.Remigiusberg             

Helles Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, viel Grapefruit und etwas Zitrus. Am Gaumen intensive, exotische Frucht, mehr Dichte und Fülle, feine mineralische Noten, frische aber weiche Säure und langer Abgang. Trotz des sehr warmen Jahres hat der Wein noch eine frische Säure.

2017  Laubenheimer Karthäuser           

Helles Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, etwas Zitrus, dazu etwas Hanf und Feuersteinnoten. Am Gaumen recht füllig, exotische Frucht, etwas Hanf und Feuersteinnoten, dann eine etwas spitze Säure und ein etwas strenger Abgang. Der Weinberg wurde durch Spätfrost geschädigt und die Trauben der Zweittriebe konnten nicht vollständig ausreifen, daher die spitze, etwas grüne Säure.

2016  Laubenheimer Karthäuser           

Helles Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, mehr Zitrus, am Gaumen intensive, vielschichtige, exotische Frucht, deutliche mineralische Noten, kräftige, geradlinige Säure und ein langer Abgang. Ein exzellenter 2016er Riesling mit klarer Mineralik und Säure und noch kein bisschen müde.

2015  Langenlonsheimer Löhrer Berg   

Helles Goldgelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, etwas Zitrus, dazu etwas Hanf. Am Gaumen sauber, recht harmonisch, exotische Frucht, etwas Hanf, dann aber deutliche Säure. 2015 war ein mengenreicher Jahrgang, so dass durch den geringeren Extrakt die Säure nicht so gut integriert werden konnte. Trotzdem nur leichte Reifetöne und der Wein zeigt weiterhin Frische.

Zum Abschluss verkosteten wir im letzten Flight 3 Rieslinge aus dem Jahr 2022

2022  Langenlonsheimer Löhrer Berg              

Blasses Gelb mit leicht grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, Zitrusfrüchte, am Gaumen weiche, harmonische, etwas bodenständige Frucht mit zarter Herbe und kräftiger Säure. Der Wein wirkt im Vergleich zu den älteren Jahrgängen noch unfertig und lässt sein Potential nur erahnen.

2022  Langenlonsheimer Königsschild  

Blasses Gelb mit leicht grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, Zitrusfrüchte, am Gaumen geradlinig, elegante Frucht mit zarter Herbe und kräftiger Säure. Der Wein wirkt wie der Löhrer Berg noch unfertig und lässt sein Potential nur erahnen.

2022  Laubenheimer Karthäuser

Blasses Gelb mit leicht grünlichen Reflexen, in der Nase Pfirsich, Mirabelle, Birne, Zitrusfrüchte, am Gaumen recht präzise, elegante und vielschichtige Frucht mit zarter Herbe und kräftiger Säure. Der Wein wirkt wie seine Vorgänger noch unfertig und lässt sein Potential nur erahnen.

Damit waren wir am Ende der Weinprobe angelangt. Wir danken Oliver Lang, dass er uns die Philosophie des Weinguts so anschaulich vermittelt hat. Kein anderes Weingut hat die Unterschiede zwischen den einzelnen Lagen so deutlich herausgearbeitet.

Verfasser: Dieter


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