Weinprobe mit dem Weingut Robert Weil am 22.10.2015

Das Weingut wurde von Dr. Robert Weil 1875 gegründet, der die ersten Weinberge im Kiedricher Berg schon 1867 erworben hatte. Eine Riesling Auslese vom Gräfenberg aus dem Jahrgang 1893 machte dann das Weingut in der Weinwelt bekannt. Und bis heute ist es dem Weingut gelungen, jedes Jahr eine edelsüße Trockenbeerenauslese zu erzeugen. 1907 wurde das Weingut eines der ersten Mitglieder im VDP.
Heute wird es von Wilhelm Weil in der vierten Generation geleitet, der das Weingut 1987 nach der Erkrankung seines Vaters übernahm. 1988 wurde eine strategische Partnerschaft mit dem japanischen Bier- und Whiskyriesen Suntory eingegangen, die es ermöglichte, notwendige Investitionen im Weingut zu tätigen. Von 18.5 ha Rebfläche ist das Weingut auf 90 ha gewachsen und produziert heute ca. 650.000 Flaschen, von denen ca. 50% auf die Gutsweine entfallen. Diese Basisweine werden im Edelstahl ausgebaut, die höheren Qualitäten im Holz und mit Spontan-Vergärung.
Die besten Lagen sind Kiedricher Gräfenberg (9,2 ha von 10,4 ha), Kiedricher Turmberg (3.8 ha im Alleinbesitz) und Kiedricher Klosterberg (2,5 ha von 9 ha). Die mittel- bis tiefgründigen, steinig-grusigen Böden der Südwestlage weisen Bunte Schiefer, Phyllite und Seritzgneis sowie kiesige Lösse auf.
Für ein Weißweingut recht ungewöhnlich startete unsere Probe mit einem 2011‘er Spätburgunder, einem jetzt „historischen“ Wein. 2011 war der letzte Jahrgang, in dem das Weingut einen Rotwein produziert hat. Nur 2% der Fläche war mit Spätburgunder bestockt gewesen und die Ernte der roten Trauben sowie die Maischegärung fielen immer in die Zeit, in der auch der Hauptteil der Riesling-Trauben für die Gutsweine gelesen wurde. Das störte den Betriebsablauf sehr stark und daher hat man sich auf die Kernkompetenz Riesling besonnen und die Erzeugung von Spätburgunder-Weinen eingestellt.
Dem 2011’er Jahrgang geschuldet war der Wein etwas fülliger, aber auch noch ruppiger mit einem noch immer stumpfem Tannin
Nun folgten die Gutsweine. Die Trauben dafür kommen aus eher flachen Lagen im Umkreis von 3 km um Kiedrich, ihr Ausbau erfolgt in Edelstahl.
Der 2014’er Robert Weil Riesling in der Liter-Flasche war ein leichter, aber sehr fruchtiger Wein und zeigte dem Jahrgang entsprechend eine kräftigere Säure.
Sein Pendant, der 2014‘er Robert Weil Riesling in der 0,75 l-Flasche  stammte nicht aus demselben Lesegut, sondern war eine eigene Abfüllung und so er zeigte sich auch etwas voller als der Literwein.
Gemäß der der VDP-Qualitätspyramide folgte ein Ortswein, der 2014’er Kiedricher Riesling, der deutlich mehr Finesse als die Gutswein zeigte.
Eine Stufe höher ging es dann mit den Lagenweinen. Der 2014’er Kiedricher Klosterberg, 1.Lage nach VDP, war dichter als der Ortswein und besaß eine feine, weichere Säure. Von den probierten Lagenweinen war er der z.Z. gefälligste und zugänglichste Riesling, was nicht unbedingt verwundert, da der Klosterberg die wärmste der drei Lagen ist.
Der 2014’er Kiedricher Turmberg, 1.Lage nach VDP, – die Lage schließt direkt an die Lage Gräfenberg an,- war deutlich mineralischer, gradliniger, präziser und dichter, fast wie ein Riesling aus dem Gräfenberg.
Als Krönung der trockenen Weine folgte der 2013’er Kiedricher Gräfenberg, Großes Gewächs nach VDP. Er zeigte noch mehr Fülle, Struktur und eine weichere,  sehr gut integrierte Säure. Trotzdem wirkte er aufgrund seiner Jugend noch recht verschlossen.
Der 2012’er Kiedricher Gräfenberg, Großes Gewächs nach VDP konnte von einem Jahr mehr Reife profitieren. Er war inzwischen weniger fruchtbetont, aber schon viel harmonischer und vielschichtiger.
Danach wechselten wir zu den fruchtsüßen Weinen.
Zum Eingewöhnen begannen wir mit dem 2014’er Gutriesling Kabinett, der einen „Leichtwein“ darstellt. Vom Alkohol ist das auch so, von der Frucht aber ist er kein Leichtgewicht mit einem feinen Säure-Süße-Spiel und zarter Citrus-Noten.
So vorbereitet konnten wir uns an die süßen Spezialitäten aus dem Gräfenberg wagen.
Für die Spätlesen wird versucht, reife und gesunde Trauben ohne Botrytis zu ernten. Das Ergebnis schmeckte man dann auch bei der 2012’er Gräfenberg Riesling Spätlese, die sich als elegante, frische, typische Spätlese präsentierte.
Die 2006’er Gräfenberg Riesling Spätlese zeigte dagegen ein etwas anderes Bild. Diese Spätlese stammte aus dem Problemjahr 2006 und hatte trotz aller Bemühungen schmeckbare Botrytis-Noten und viel Süße. Dazu hatte sie altersgemäß auch schon mehr Reife und  wirkte eher wie eine Auslese. Für das Jahr 2006 war sie aber dennoch sehr gut gelungen und hatte eine angenehme Reife.
Eine echte Auslese folgte mit der 2006’er Gräfenberg Riesling Auslese. Noch mehr Botrytis und Süße, aber trotzdem Eleganz und eine feine Fruchtsäure.
Die nächste Steigerung war die 2005’er Gräfenberg Riesling Auslese. Sie war noch etwas voller und dichter als die 2006‘ Auslese und hatte vielleicht etwas weniger Botrytis. (Allerdings hatte eine der beiden Flaschen einen recht weichen Korken, durch den sie wahrscheinlich mehr Luft bekommen hatte, denn ihre Säure war weniger präsent und ihre Frucht schon leichter. Aber das ist leider das Problem bei 10 Jahre alten Flaschen, dass die Reife von Flasche zu Flasche deutlich unterschiedlich sein kann.)
Als krönenden Abschluss gingen wir noch ein Jahr zurück und verkosteten die 2004’er Gräfenberg Riesling Auslese. Hier stimmte alles, sie war perfekt gereift: vielschichtig, vollreif, aber auch elegant und sie zeichnete ein feines Süße-Säure-Spiel aus. Das war eine edelsüße Auslese wie sie sein soll!
Damit war leider diese tolle Probe am Ende, Sie hatte uns einen Überblick über die Weine des Weinguts gegeben und gezeigt, warum das Weingut international  so hoch eingestuft ist. Von den blitzblanken, klaren Basisweinen über die Großen Gewächse bis zu den höchsten edelsüßen Spitzen sind alle Weine von untadeliger Qualität.
Obwohl der Jahrgang 2006 damals nach der Ernte sehr skeptisch gesehen wurde, muss man anerkennen, dass sich die Weine hervorragend entwickelt haben.
Dafür, dass wir nicht nur die Spitzenweine sondern auch ältere Wein aus der Schatzkammer verkosten durften, möchten wir uns ganz herzlich bei Wilhelm und  Matina Weil  bedanken. Wann hat man schon diese Gelegenheit ?
Unserem Weinbruder Uwe Lommertin, der das Weingut schon seit den 80’er Jahren kennt, möchten wir für die gelungene und kenntnisreiche Präsentation danken.

Verfasser: Dieter

2015_09_Probenergebnis_Weingut Robert Weil


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