Wir konnten für unsere Probe Johannes Geil-Bierschenk begrüßen, der trotz der Corona-Pandemie sich zu uns gewagt hatte, um sein Weingut vorzustellen.
Das Weingut wurde 1871 gegründet und seitdem von Generation zu Generation weitergegeben. Johannes absolvierte ein Studium in Geisenheim, erweiterte dann seine Kenntnisse in Australien und Südafrika und kam danach zum Weingut zurück und führt es seitdem zusammen mit seinem Vater Karl.
Das Weingut bewirtschaftet inzwischen 32 ha in Bechtheim auf Lösslehm- und Kalkmergel-Böden. Die besten Lagen sind der Bechtheimer Geyersberg, Rosengarten und Hasensprung. Außer Riesling (31 Prozent) werden verschiedene Burgundersorten, Dornfelder, Silvaner und weitere Rebsorten angebaut.Produziert werden etwa 280.000 Flaschen pro Jahr.
Das Weingut ist Mitglied bei „Maxime Herkunft Rheinhessen“ und eines der Gründungsmitglieder der Vereinigung „Massage in a Bottle“.
Unsere Probe startete mit einem Gelber Muskateller als Gutswein.
1. 2019 Oekonomierat Johann Geil, Muskateller
Ein kräftiges, intensiv-aromatisches Bukett mit Orangenschale und würzigem Muskatton, am Gaumen dann gelber Pfirsich, Mirabelle, Birne, Zitrus, Orangenschale und Muskatnuss: Ein trockener, klarer, frischer, etwas lauterer aber nicht vorlauter Muskateller mit feinem Säurespiel.
Der Wein ist ein Cuvee aus Gelber Muskateller mit etwas rotem Muskateller, die Reben stehen auf schwerem Kalkmergel
Es folgten vier rebsortenreine Ortsweine, die beim Weingut mit „S“ gekennzeichnet sind.
2. 2019 Bechtheimer Riesling, „S“
In der Nase würzig, zart exotische Früchte, Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Spur Birne, mehr Citrusnoten, im Mund dann würzig, opulent, mehr Zitrusnoten, dazu zarte Kräuter-Noten und ein feines Säurespiel.
Die Trauben stammten von etwas 15 Jahre alten Reben aus den Lagen Geiersberg, Rosengarten, Stein und Hasensprung. Sie wurden mit 90 – 92 ° Oechsle gelesen
3. 2019 Bechtheimer Grüner Silvaner „S“
Ein zartes Bukett nach Birne, Mirabelle, etwas Holzapfel und einem feinen Kräuterduft. Im Mund dann kräftige, volle Frucht. eine feine Säure und dichte Struktur. Ein rheinhessischer Silvaner, der mehr von der Fülle als von der Mineralik lebt. Der Ertrag der Reben wurde deutlich reduziert, die Trauben dann vollreif gelesen und zu einem Drittel im Holzfass ausgebaut, um ihm etwas Weichheit und Cremigkeit zu gebe
4. 2019 Bechtheimer Weißer Burgunder, „S“
Im Bukett reife Birnen, Mirabellen, etwas Aprikosen und weiße Blüten. Im Mund dann eine geschmeidige Fülle und Cremigkeit, zarte Mineralik und leicht nussige Noten.
Ein Weissburgunder mit Fülle, Dichte und Harmonie, aber auch mit Eleganz.
Die Trauben stammten von kalkhaltigen Böden und wurden zu 60% spontan vergoren. Ausbau im 2000-l Fass, und 10-15% je im Tonneau und in Edelstahl.
5. 2019 Bechtheimer Chardonnay, „S“ .
Ein würziges Bukett nach vollreifen, exotischen Früchten mit einem Hauch Vanille, am Gaumen dann feiner Schmelz und einem Hauch Orangen und Ananas.
Klarer, dichter, weicher, harmonischer Chardonnay mit feiner Säure, präziser Frucht, sehr schön eingebundenem, nicht zu dominantem Holz.
Ein Flight mit einer Vertikalen von drei Riesling-Lagenweinen aus dem Bechtheimer Hasensprung folgte:
Der Hasensprung gehört zu den kühleren Lagen und hat mehr Kalkstein im Boden.
6. 2012 Bechtheimer Hasensprung
Im Bukett Zitrus- und Steinobstaromatik mit leicht vegetabilen Noten, am Gaumen leicht mineralisch mit exotischen Früchten, Pfirsich, Mirabelle und einer feinen Säure. Eine kurze Maischestandzeit sorgt für leichte Herbe im Hintergrund. Dem Alter geschuldet, besitzt der Wein eine zarte Reife mit leichten Petrolnoten, aber immer noch frisch und saftig. Insgesamt ein klarer, dichter, harmonischer Riesling aus der Magnumflasche.
7. 2016 Bechtheimer Hasensprung
In der Nase würzig mit exotischen Früchten, Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Birne, und ein Hauch Hanf. Im Mund dann dicht und sehr elegant, mineralisch mit fast salziger Mineralik, dezente Zitrusnoten und eine kräftige, aber gut eingebundene Säure.Ein typischer Wein für den Jahrgang 2016.
8. 2019 Bechtheimer Hasensprung
In der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne. Im Mund dann dicht aber auch elegant mit feiner Säure. Insgesamt wirkt der Wein noch sehr verschlossen. Er wurde Ende Juni gefüllt und braucht noch eine Zeit sich zu entwickeln. Trotzdem zeigt er schon ein großes Potential
Ein weiterer Flight mit einer Vertikalen von zwei Riesling-Lagenweinen, dieses mal aus dem Bechtheimer Geyersberg folgte:
9. 2014 Bechtheimer Geyersberg
Ein würziges, leicht nussiges Bukett, gelbe Früchte, reifes Kern- und Steinobst mit erdigen mineralischen Anklängen und leichtem Hanfton. Im Mund dann leicht erdig-mineralisch, wieder gelbe Früchte und etwas vegetabile Noten. Dazu eine saftige, weiche Säure. Jahrgangsbedingt zeigte der Wein schon einen leichten Hanf- und Petrolton, besaß aber eine dichte, volle Frucht und war kein bisschen müde.
10. 2019 Bechtheimer Geyersberg
Ganz anders zeigte sich dieser Wein. In der Nase deutlich frischer mit exotischen Früchten, Pfirsich, Mirabelle, etwas Citrus, im Mund dann würzige Mineralik mit deutlicher Steinobstaromatik und frischer Säure.
Ein klarer, gradliniger, eleganter, mineralischer Riesling mit fester Struktur. Er war schon sehr prägnant, braucht aber noch Zeit, um sein Potential auszufüllen.
Nach den Riesling-Weinen folgen noch zwei Spezialitäten des Weinguts:
11. 2019 Oekonomierat Johann Geil, Weißer Burgunder, Reserve
In der Nase leicht rauchig mit dem Duft von gelben Früchten und etwas Vanille. Am Gaumen dann mineralische Noten, etwas Nüsse, gelbe Früchte wie Birne, Mirabelle.
Der Wein zeigt sich geschmeidig und voluminös aber nicht fett, leicht cremig und sehr harmonisch. Leichte Holznoten mit einem leichten Vanille-Touch folgen.
Ein Spitzen-Weißburgunder, der es mit den vorherigen Riesling-Weinen bequem aufnehmen kann.
Die Trauben stammen vom ältesten Weissburgunder-Weinberg aus der Lage Bechtheimer Stein. Dort finden die Reben auf den tiefgründigen Lössboden ideale Wachstumsbedingungen. Nach kurzer Maischestandzeit wurde der Wein für 10 Monate in Tonneau und in Barriques ausgebaut
12. 2015 Bechtheimer Geyersberg, Frühburgunder
Im Bukett roten und schwarze Beeren, Pflaume, Kirsche, zart Kräuter und rauchige Holznoten, im Mund wieder Beerenfrucht, Kirsch, Pflaume und leichte Kräuter-Noten. Eine frische Säure, ein feinkörniges Tannin eine leichte Alkoholwärme runden den Wein ab. Dazu kommen rauchige Holznoten mit leichtem Schokoladenanklang.
Dieser Wein wird nur in guten Jahren bei kleinen Erträgen produziert. Er zeigt sich jetzt gut abgerundet auf dem Höhepunkt.
Dieser Wein markierte das Ende einer hochwertigen Probe, in der uns Johannes Geil-Bierschenk uns einen Überblick über die Weine des Weingutes und die dahinterstehende Philosophie gegeben hat.
Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.
Verfasser: Dieter