Unsere vorletzte Weinprobe des Jahres 2022 war wieder unserem deutschen Leitthema Nordbaden gewidmet. Wir konnten Markus Klumpp überreden, auf seiner wöchentlichen Fahrt an die Ahr zu seiner Frau Meike Näkel, einen kurzen Abstecher nach Köln zu machen.
Das Weingut ist noch recht jung und ohne eine Weinbautradition über viele Generationen.
1983 tauschten die Eltern Ulrich und Marietta Klumpp ihre sicheren Jobs als Verwaltungsbeamter bzw. Bankkauffrau gegen ein winziges Weingut von einem
halben Hektar Rebfläche in einem Bruchsaler Hinterhof. Der Anfang war schwer und das Weingut konnte nur überleben, da auch noch eine Straßenwirtschaft betrieben wurde.
Trotz aller Schwierigkeiten wurde 1990 am Bruchsaler Stadtrand ein neues Weingutsgebäude inklusive Verkostungsraum gebaut. 1996 wurden der nächste Schritt gewagt und alle Weingärten auf eine ökologische Bewirtschaftung umgestellt (Ecovin).
Die beiden Söhne waren dann keine Seiteneinsteiger, sondern machten bereits eine Winzerlehre und absolvierten danach ein Studium an der Universität Geisenheim. Verschiedene Auslandsaufenthalte z.B. in den USA und Frankreich schlossen sich bei beiden an.
2004 kam der ältere Sohn Markus als Kellermeister in den Betrieb, der inzwischen schon auf 10 ha gewachsen war. 2010 übernahm sein Bruder Andi den Außenbetrieb.
2004 wurden 70% der Weine in Literflaschen für die Gastronomie abgefühlt und die Niederlande waren das einzige Exportland.
Heute umfasst das Weingut 32 ha und die Jahresproduktion von ca. 180.000 Flaschen geht zu 60 % in die gehobene Gastronomie vieler Länder. 80% der Reben sind Burgundersorten, von denen etwa 70% weiß und 30% rot sind.
Die Verteilung der Rebsorten: 25% Grauburgunder, 20% Weissburgunder, 15% Spätburgunder, 15% Riesling, 10% Auxerrois, 5% Blaufränkisch.
Obwohl das Weingut nicht im VDP ist, wurden bereits 2007 Lagenbezeichnungen für die Premium-Weine eingeführt. Heute hat das Weingut die bekannte dreistufige Pyramide aus Gutswein, Ortswein und Lagenwein.
Markus
begann 2009 mit seiner Frau ein gemeinsames Projekt „Hand in Hand“, um Wein für
den unbeschwerten Genuss zu produzieren, ohne dass die Weine belanglos sein
sollten. Heute werden auf ca. 8 ha Reben angebaut für drei verschiedene
Produkte: einen Spätburgunder, einen Grauburgunder und einen Rosé-Sekt.
2014 wurde ein neues Weingutsgebäude mit großer Vinothek und erweitertem
Weinkeller gebaut.
Der neue Fasskeller hat drei Temperaturzonen und ist mit etwa 600 Fässern
bestückt. Most und Wein werden schonend, ohne zu pumpen nur durch Schwerkraft
bewegt.
Durch
die tektonischen Verwerfungen in geologischer Vorzeit sind im Bereich um
Bruchsal sehr unterschiedliche Bodentypen vorhanden. Das Weingut besitzt Parzellen
in den Lagen Himmelreich
(Zeutern), Kirchberg (Unteröwisheim), Weiherberg und Klosterberg (Bruchsal).
Die Lage
Himmelreich zeichnet sich durch Tonmergel aus, die Lage Kirchberg besitzt eine Kalksteinbasis
unter einer dicken Lössauflage, in der Lage Rothenberg herrscht Gipskeuper vor
und in der Lage Weiherberg Muschelkalk. Dadurch stehen dem Weingut für die
einzelnen Rebsorten optimal geeignete Böden zur Verfügung.
Für „Hand in Hand“-Weine wurden ca. 8 ha separate Flächen gepachtet, etwa 15 km
vom Weingut entfernt.
Die Trauben werden nur durch Handlese geerntet. Bei den weißen Burgundersorten
werden die Trauben nur angequetscht und dann mit Rappen einer 4 – 6stündigen
Maischstandzeit unterzogen. Danach kommt der klare Most in die Gärbehälter (Barriques
und Tonneaus) und mit dem abgetrennten Trub wird der Most auf einen
vorbestimmten Trub eingestellt, um der Spontanvergärung auch genügend
Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Die Vergärung erfolgt dann bei 20 -25°C.
Die Maischestandzeit mit den Rappen führt zu kühlerer und frischerer Frucht.
Durch die Vergärung im Barrique bzw. Tonneau wird der Holzeinfluss geringer und
die Weine stabiler. Die Weine bleiben sehr lange auf der Hefe, eine Battonage
erfolgt kaum, um die Weine nicht zu breit und zu cremig zu machen und ist durch
die Vergärung im Fass auch nicht erforderlich.
Die Rotweine werden teilweise entrappt, durchlaufen dann eine Kaltmazeration
von 5-6 Tagen und werden dann bei 20°C spontanvergoren.
Die Gutsweine werden mit Schraubverschlüssen gefüllt, die Orts- und Lagenweine jeweils mit Naturkorken.
Nach den Informationen zum Weingut kommen wir nun zur Weinprobe. Es wurden nur Orts-und Lagenweine präsentiert, da die Gutweine teilweise schon ausverkauft waren.
1. 2020 Unteröwisheimer Weissburgunder „Löss“
Der Wein fließt hellgelb ins Glas und zeigt in der Nase grünen Apfel, Birne, etwas Grapefruit und Limettenschale, Im Mund dann wieder etwas Limette, eine feine Mineralik und eine frische, aber weiche Säure. Hinten heraus folgen etwas nussige Noten und fast keine Holztöne.
Der Wein stammt von sandigem Lössboden von etwas 20-jährigen Reben, wurde spontan vergoren und lag dann noch 8 Monate auf derVollhefe, bevor er unfiltriert abgefüllt wurde.
2 . Unteröwisheimer Kirchberg, Weissburgunder
Dieser Wein ist die Steigerung vom Ortwein. Im Glas helles Goldgelb, Bukett, Birne, Mirabelle, etwas weisse Blüten und angedeutete rauchige Holznuancen. Am Gaumen dazu Aprikose, Pfirsich, etwas Zitrus, dazu eine gradlinige, salzig mineralische Frucht und eine feingliedrige, geschliffene Säure. Ein langer Nachhall mit zarten Röstnoten schließt den Wein ab.
Der Wein stammt von Kalksteinboden mit Lössauflage, wurde spontan im Tonneau (20% neu) vergoren und lag vor der Füllung ohne Filtration 10 Monate auf der Vollhefe.
3. 2021 Bruchsaler Chardonnay, „Muschelkalk“
Blasses Gelb im Glas, in der Nase gelbe, exotische Früchte, Apfel und Zitronenmelisse sowie etwas gerösteter Toast. Im Mund dann sehr saftig mit feine Würzigkeit, Mineralik. Dazu kommt eine gradlinige Frucht und ein eher schlanker Körper.
Die Reben stehen auf Muschelkalk in einer sehr warmen Lage und stammen aus dem Burgund, ausgewählt durch eine „Selection Massalle“, d.h. es werden Rebhölzer von den besten Rebstöcken eines Weinbergs genommen, die unterschiedliche Genetik besitzen, da sie nicht von einem einzigen Klon stammen. Der Most wurde in 3 – 5 jahre alten Tonneaus vergoren und lag wieder 8 Monate auf der Vollhefe, bevor er unfiltitriert abgefüllt wurde.
4. 2020 Unteröwisheimer Kirchberg, Chardonnay
Der Wein läuft goldgelb ins Glas und zeigt im Bukett Apfel, Mirabelle, Kiwi, etwas Zitronenschale. Vom Holzfass-Ausbau noch leichte Rauchnoten und etwas gebrannte Mandeln. Am Gaumen setzt sich diese gelbfleischige Aromatik fort, dazu kommt eine salzige Mineralik und leicht cremige Textur. Ein dichter, vielschichtiger, salzig mineralischer Chardonnay mit dezenten Holznoten.
Der Wein stammt von 25-jährigen Reben, die auf Kalksteinboden mit Lössauflage wachsen, (etwas 30 m entfernt vom Weissburgunder) wurde spontan im Barrique (40% neu, Rest 2 – 3-jähriges Holz) vergoren und lag vor der Füllung ohne Filtration 10 Monate auf der Vollhefe.
5. 2021 Ubstadter Grauer Burgunder „Tonmergel“
Im Glas ein blasses Gelb mit einem Rosastich. Im Mund Birne, Steinobst und Honigmelone. Im Mund setzt sich das fort mit leicht nussigen Nuancen und eine zarten Mineralik. Ein kraftvoller auch eleganter Grauburgunder mit einer feinen, frischen Säure.
Der Wein stammt von 25-jährigen Reben, die auf schweren Tonmergelböden in einer warmen Lage wachsen. Der Most wurde in gebrauchten Tonneaus vergoren und lag wieder 8 Monate auf der Vollhefe, bevor er unfiltitriert abgefüllt wurde.
6 . 2020 Bruchsaler Rothenberg, Grauburgunder
Im Glas ein helles Goldgelb, im Bukett reifer Apfel, Birne, gelbes Steinobst, etwas Zitrus und vom Holzfaß-Ausbau eine zarte Note nach gerösteten Nüssen und Butterkaramell. Am Gaumen setzt sich das fort, der Wein wirkt finessereich und zugleich straff und kernig mit einem festen Säuregerüst. Im Abgang eine leichte Extraktsüße und ein präsenter Gerbstoffrückhalt.
Der Wein stammt von 55-jährigen Reben, die auf Keuper mit einem hohen Eisenanteil stehen. Die Lage ist ein Hochplateau, das durch kühle Winde sehr gut belüftet wird.Nach dem Abpressen hatte der Most eine deutliche Roséfarbe.
Der Ausbau erfolgte etwa zur Hälfte im Edelstahltank und im Barrique, wobei hier nur neues Holz zum Einsatz kommt. Der Wein lag 8 Monate auf der Vollhefe, bevor er unfiltitriert abgefüllt wurde.
7 . 2021 Klumpp & Näkel, Grauer Burgunder, „Hand in Hand“
Im Glas ein blasses Gelb, in der Nase exotische Früchte, Birne, Mirabelle, Melone und sehr zarte, rauchige Holznoten, im Mund weiterhin gelbe Früchte und eine lebendige Säure. Alles in Allem ein sauberer, fruchtiger, harmonischer Grauburgunder mit leichterer Struktur, aber sehr gutem Trinkfluß.
Die ca. 25-jährigen Reben für die „Hand in Hand“-Weine sind nicht als biologisch zertifiziert, werden aber genauso wie die Bio-Reben im Weingut behandelt.
Der Ausbau erfolgt zu 25% im gebrauchten Tonneau, zu 75% im Edelstahl mit Battonage und bleibt 5 Monate auf der Hefe.
8. 2020 Zeuterner Himmelreich, Riesling
Im Glas ein blasses grünstichiges Gelb. In der Nase etwas exotische Frucht, Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Zitrus, Wiesenkräuter. Im Mund weiter gelbfruchtige Aromen, pflanzlich bis kräutriger Noten, etwas Klempnerhanf und eine deutliche aber gut integrierte Säure. Im Abgang zeigt sich ein angenehmer Schmelz.
Die Reben stehen auf Tonmergel. Der Wein reift nach der Gärung 8 Monate in gebrauchten Tonneaus, davon 5 Monate auf der Vollhefe mit gelegentlicher Battonage
9. 2019 Bruchsaler Spätburgunder, „Gipskeuper“
Im Glas ein mittleres Kirschrot, im Bukett rote und schwarze Beeren, Kirsche, Pflaume und etwas pflanzlích-erdige Noten. Im Mund dann eine recht herbe, breitere Frucht, wieder mit pflanzlích-erdige Noten und ein trocknes Tannin. Durch die verwendeten Freiburger Spätburgunder-Klone ist der Wein breiter, weniger klar und gradlinig.
Nach traditioneller Maischegärung folgte dann der Ausbau im gebrauchten Barrique.Mittleres Kirschrot im Glas, in der Nase der Duft von roten Beeren, Kirschen, etwas Pflaumen und zarten Holz- und Gewürznoten. Im Mund feinwürzig mit lebendiger Säure, weichen Tanninen, etwas Kakao-Aromen und zarten Gewürze-Noten vom Holz.
Auch beim diesem „Hand in Hand“-Spätburgunder haben wir einen sauberen, fruchtigen, harmonischen Wein mit leichterer Struktur, aber gutem Trinkfluß.
Nach der Handlese der Trauben und zweiwöchiger, traditioneller Maischegärung in kleinen Bütten (10% Saignee) folgte 10 Monate lang der Ausbau im Barrique.
10. 2019 Klumpp & Näkel, Spätburgunder, „Hand in Hand“
Mittleres Kirschrot im Glas, in der Nase der Duft von roten Beeren, Kirschen, etwas Pflaumen und zarten Holz- und Gewürznoten. Im Mund feinwürzig mit lebendiger Säure, weichen Tanninen, etwas Kakao-Aromen und zarten Gewürze-Noten vom Holz.
Auch beim diesem „Hand in Hand“-Spätburgunder haben wir einen sauberen, fruchtigen, harmonischen Wein mit leichterer Struktur, aber gutem Trinkfluß.
Nach der Handlese der Trauben und zweiwöchiger, traditioneller Maischegärung in kleinen Bütten (10% Saignee) folgte 10 Monate lang der Ausbau im Barrique.
11. 2019 Bruchsaler Weiherberg, Pinot Noir
Eine elegante, leicht rauchige und röstige Nase, reife, rote und schwarze Beeren, Süßkirsche, Pflaume, Kräuter, ein Hauch Leder. Am Gaumen dichte Frucht mit reifem, feinkörnigem Gerbstoff, frischer und gut eingebundener Säure. Im Abgang Kräuter und dezente Holznoten.
Die 25-jährigen Reben stehen auf dem Hochplateau eines Steinbruchs auf Kalksandstein mit Lößauflage und stammen aus dem Burgund, ausgewählt durch eine „Selection Massalle“ (s.o. Chardonnay Muschelkalk)
Nach etwa 8% Saftabzug erfolgte die klassische Maischegärung und dann Ausbau im Barrique (60% neues Holz) für 16 Monate.
12. 2019 Bruchsaler Rothenberg, Spätburgunder
Mittleres Kirschrot im Glass. Ein fester, Hauch rauchiger Duft nach reifen, roten und schwarzen Beeren, Kirschen, Plaumen. Eine saftige, etwas fülligere Frucht mit guter Säure, einem feinkörnigen, reifem Tannin, feiner Schokoladen-Note und leicht rauchigen Holzaromen.
55-jährige Reben stehen auf kompaktem Gipskeuper und Ton. Nach Saftabzug erfolgte die klassische Maischegärung und dann Ausbau im Barrique für 16 Monate.
13. 2019 Zeutener Himmelreich, Blaufränkisch
Im Glas zeigt sich der Wein mit einem dunklen Rubinrot mit gelben Rändern. Im Bukett reife dunkle Beeren, Brombeere, Kirsche, Cassis und etwas kräutrige Noten. Am Gaumen dann eine feste, herb saftige Frucht mit Kräuter- und leicht rauchigen Holz-Noten. Ein noch recht junger, noch straffer Blaufränkisch mit etwas karger Frucht und festem Tannin, aber einem feinwürzigen, saftigen Abgang.
Die Reben stehen auf Tonmergel. Nach der klassischen Maischegärung (2 Wochen Maischestandzeit) erfolgte dann der Ausbau im Barrique (30% neu) für 16 Monate.
Damit waren wir leider schon am Ende der Probe angekommen, die uns gezeigt hat, dass das Weingut seit dem Besuch für über 10 Jahren sich nach oben an die Badische Spitze geschoben hat. Grund war dafür sicher neben dem Willen zur Qualität auch die zielgerichteten Konzepte zur Weinherstellung. Mit dieser Verkostung hatten wir einen krönenden Abschluß unseres Deutschen Leitthemas Nordbaden. Hern Markus Klumpp möchten wir dankkn, dass er sich die Zeit genommen hat, uns die hervorragende Auswahl an Weinen zu präsentieren.
Verfasser: Dieter