Weinprobe mit dem Weingut Gebrüder Bertram am 22.01.2016

Produkte aus der Region sind angesagt ! Da konnten wir uns natürlich nicht ausschließen und haben für 2016 als deutsches Jahresthema die Anbaugebiete Ahr und Mittelrhein gewählt. (allerdings wäre diese Entscheidung auch sonst so gefallen denn beide Gebiete waren schon länger nicht mehr unser Jahresthema.)

So starteten wir die erste Probe des Jahres fast vor unserer Haustür mit der Ahr, und dem Weingut Gebrüder Bertram. Es ist 4.8 ha groß, von denen 3,1 ha im Ertrag stehen. Damit gehört es zu den kleineren Newcomer-Weingütern.
2005 wurde das Weingut vom Vater Reinhold auf die beiden Söhne Markus und Christian übertragen.
Danach wurde das Weingut kräftig umstrukturiert. Statt von jeder Lage alle Qualitätsstufen in allen Süßegraden etc. zu offerieren, wurde das Sortiment auf 13 Weine reduziert. Das war etwas zu viel, inzwischen ist die Anzahl wieder auf 17 Weine gestiegen. Das Sortiment besteht aus der Basis-Linie, der Premium-Linie und den Lagenweinen.
Auch an der Ahr hat sich die Nachfrage verändert. Wurde früher fast nur Rotwein gekauft, so wird jetzt in den warmen Monaten verstärkt nach Weißweinen und Roséweinen gefragt. Daher hat das Weingut seinen Rebsorten-Spiegel angepasst. Z.Z. werden 65% Rotweine und 35% Weiß- und Roseweine erzeugt. Bereits 2011 kam der Grauburgunder  als erster Weißwein in den Ertrag, inzwischen sind auch Riesling und Weißburgunder  dazugekommen.
Trotz der knappen Rebflächen an der Ahr konnte das Weingut seine Weinberge erweitern, da der Regierungsbunker stillgelegt worden ist und so Flächen, die z.B. Lüftungseinrichtungen gebraucht worden waren, an Winzer verkauft werden konnten. 2003/4 hat das Weingut dort Gelände erworben. Da aber ersatzweise Ausgleichsflächen für die nun andere Nutzung geschaffen werden mussten, 1,6 ha Wald gerodet und als Weinbergsfläche neu gestaltet werden musste, konnten erst ab 2013 Reben neu gepflanzt werden.

Unser erster Wein war ein 2013’er Riesling aus der Basis-Linie, der mit Rein­zuchthefe im Edelstahl vergoren und dann im Januar des Folgejahres abgefüllt worden war. Er präsentierte sich mit gemäßigtem Alkohol (11%) und war inter­national trocken, hatte aber eine breite Frucht und eine deutliche Säure.

Unser zweiter Wein war ein 2013’er Weissburgunder. Der Ausbau erfolgte hier in Edelstahl und in Holz, wodurch der Wein etwas runder und cremiger wurde. Jahrgangsbedingt besaß er eine leichte Hefe-Note.

Mit zwei Roséweinen setzen wir die Probe fort. Der 2014’er Spätburgunder Blanc de Noir wurde durch ca. 15%igen Saftabzug bei den Rotweinen und bei der ersten Pressung bei den Rosé-Weinen gewonnen. (Die 2. und 3. Pressung geht dann in die Rosé-Weine.)
Der Ausbau erfolgte wieder im Edelstahl ohne Säureabbau. So zeigte er sich fruchtig mit einer kräftigen Säure.
Der vierte Wein, ein 2014’er Spätburgunder Weißherbst, halbtrocken aus der 2. und 3. Pressung war ebenfalls recht frisch und fruchtig, aber vielen missfiel die höhere Restsüße und deshalb wurde Wein schwächer als sein Vorgänger bewertet.

Von nun an probierten wir nur noch Rotweine. Den Anfang machte der 2014’er Spätburgunder halbtrocken aus der Basis-Serie, der nach traditioneller Weise eine Maischegärung bei 14 – 21° und dann 9 Monate Ausbau im Fuderfass (1000 l) erfuhr. Dabei ist ein ordentlicher, etwas kantiger Spätburgunder mit mehr Restsüße herausgekommen. Auch hier störten sich die Verkoster an der etwas dienlichen Süße.

Der 2012’er Pinot Noir stellte dagegen den eher internationalen Ausbau dar. Nach der Maischegärung kamen etwa 10% in 2 bis 3-jährige Barriques. Vor der Füllung hatte der Wein noch eine kleine Dosage an Süßreserve erhalten, um Kanten und Ecken ein wenig zu glätten. Da diese Dosage sehr dezent war und nicht als schmeckbare Restsüße auffiel, wurde er deutlich besser gewertet: ein sauberer, fruchtiger und klarer Spätburgunder mit einem guten Trinkfluss. Sicher haben auch die zwei Jahre mehr Reife zu seiner besseren Bewertung  geholfen.

Aber es ging noch besser. Der 2014’er Spätburgunder „Nova“ hatte eine Maischegärung mit Zugabe von Trockeneis erfahren, was zu einer leichten Mazeration Carbonique und damit zu einem fruchtigeren Wein geführt hat. Neun Monate Ausbau im 3-jährigen Barriques folgten. So bekamen wir einen Wein mit festerem, reifen Tannin, dezentem Holzton und leichter Cassis-Frucht. Das war den Anwesenden fast einen Punkt mehr in der Punktung als bei den Vorgängern wert.

Neben den reinsortigen Spätburgunder-Weinen hat das Weingut auch ein Cuvee im Programm, das 2012’er Cuvee „Fü Pläsir“ (für nicht Rheinländer heißt das „Für Spaß“) Es besteht zu 85% aus Spätburgunder, 10% Regent und 5% Dacapo (eine Neuzüchtung aus Deckrot x Portugieser). Der Anteil an Dacapo gibt dem Wein eine frischere Säure. Nach dem Verschneiden der drei Komponenten lag der Wein noch 17 Monate im Fass. Herausgekommen ist ein fruchtiger, trinkfreudiger Wein, der die Wertung seines Vorgängers nur knapp verfehlte.

Ein Frühburgunder durfte für ein Ahr-Weingut natürlich nicht fehlen. 25 a sind im Anbau. Der 2014’er Dernauer Pfarrberg war nach 14-tägiger Maischegärung in neuen und gebrauchten Barriques ausgebaut worden. Leider hat das Wetter in 2014 den Frühburgunder dann doch negativ beeinflusst. Viel Regen während der Reifezeit mit entsprechender Fäulnis und dazu Schäden durch die Kirschessigfliege, Wespen und Vögel. So blieb für den Winzer nur die Wahl zwischen Skylla und Charybdis, entweder Ertrag einfahren mit grünen, unreifen Trauben, aus den nie mehr ein guter Wein entsteht oder unter deutlichen Ertagseinbußen halbwegs reife und gesunde Trauben zu ernten, um daraus noch einen ordentlichen Wein zu erzeugen. So zeigte der Wein doch noch mehr Holz und ein herbes Tannin und deshalb konnte er nicht an die beiden Vorgänger herankommen.

Mit dem zehnten Wein stiegen wir in das Segment der Topweine ein. Der 2011’er  Spätburgunder „Nova R“ war mit 113 – 117°Oechsle in Beerenauslese-Qualität geerntet worden. Nach der Maischgärung erfolgte ein 17 monatiger Ausbau in 2- und 3-jährigen Barriques. Es wurde dafür Allier-Eiche gewählt, um dem Wein nicht zu harte Holznoten mitzugeben. Der hohe Alkoholgehalt von 15% war recht gut eingebunden und eine frische Säure hielt den Wein schlank. Durch die längere Reife war auch das Tannin weicher geworden, sodass er sich uns als ein toller Wein präsentierte. Die nächsten beiden Weine waren ein Duell der Top-Lagen. Bei einer Flubereinigung war der untere Teil des Dernauer Hardtbergs in Pfarrwingert umbenannt worden. Die beiden Lagen liegen direkt nebeneinander mit Schiefer und Grauwacke als Boden und auch die Bearbeitung der Weinberge ist vergleichbar. Bei etwas höherem Anschnitt werden nach der Blüte die Trauben halbiert und eine eventuell vorhandene Schulter mit entfernt. Dadurch entstehen deutlich lockerbeerigere Trauben, die länger reifen können, da sie nicht so fäulnisempfindlich sind. Nun zu den beiden Weinen:

Der 2012’er Dernauer Hardtberg präsentierte sich als dichter, fruchtiger, viel­schichtiger Spätburgunder mit reifem, festem Tannin. Das gefiel und er wurde noch etwas besser als der „Nova R“ bewertet.

Mit dem 2012’er Dernauer Pfarrwingert ging es dann noch höher in der Qualität, noch dichter und komplexer. Auch wenn sich der Wein noch etwas kantig zeigte, war das der krönende Abschluss des Abends.

Markus Bertram hat uns einen repräsentativen Querschnitt über die Weine des Weinguts gegeben, vom Basis-Brot & Butter-Wein bis zu den Toppweinen aus den beiden Dernauer Spitzenlagen. Dafür möchten wir uns bei ihm herzlich bedanken.

Verfasser: Dieter

2016_01_Gebrüder Bertram Probenergebnis


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