Weinprobe mit dem Weingut Bicking & Bicking, Wallhausen am 23.02.2023

Unser deutsches Schwerpunktthema in diesem Jahr ist die Nahe. Für unsere erste Weinprobe konnten wir das Weingut Bicking & Bicking aus Wallhausen gewinnen.
Die beiden Brüder Achim und Lukas Bicking haben 2016 das Zellertal (Nordpfalz) verlassen, da ihr Vater nach der Scheidung von seiner Frau das Weingut im Zellertal verkauft hatte. Seine Frau hat dann an der Nahe wieder geheiratet und von ihrem Schwiegervater übernahmen die beiden das Weingut in Wallhausen im Gräfenbachtal, einem kleinen Seitental der Nahe, das in wenigen Jahren wegen fehlender Nachfolge geschlossen werden sollte.
Heute bewirtschaftet der Betrieb 8 ha und ist seit 2018 auf ökologischen Weinbau umgestellt. Möglicherweise wird noch eine Demeter-Zertifizierung angestrebt. Die Rebfläche soll von 8 ha noch auf 10 – 15 ha erweitert werden.
Ziel der beiden Brüder ist es, die vielen unterschiedlichen Böden in Wallhausen für mineralische, charaktervolle Weine zu nutzen.
Die Qualitätspyramide des Weinguts besteht aus Gutswein, Ortswein und Lagenwein.
Nur die Lagenweine werden mit Kork verschlossen, die anderen erhalten den Schraubverschluss.
Bis auf einen Prädikatswein, dem feinherben Riesling Kabinett, sind alle Weine Qualitätsweine.
Sie haben in kurzer Zeit ein so hohes Qualitätsniveau erreicht, dass sie vom Falstaff zum „Newcomer des Jahres“ nominiert  und vom Vinum Weinguide zur „Entdeckung des Jahres 2022“ gekürt wurden..

Unsere Verkostung startete mit zwei Gutsweinen:

1.              2021  Bicking & Bicking, Weissburgunder
Blasses Gelb im Glas, in der Nase Lindenblüten, Birne, Mirabelle, leicht rauchige Noten, am Gaumen exotische Früchte, Apfel, Birne, Mirabelle, zart nussig, ausgewogen zwischen Frische, Fruchtsäure und feiner Restsüße, mit leichter Cremigkeit.
Der Weißburgunder wurde mit Reinzuchthefe vergoren und für 9 Monate zu 80% im Edelstahl und zu 20% im gebrauchten Barrique ausgebaut

2.              2021  Bicking & Bicking, Riesling                                          
Helles Gelb im Glas, in der Nase Apfel, Pfirsich, Mirabelle, etwas Birne, Zitrusfrüchte, leicht vegetal, am Gaumen gelbe Früchte, Limette und ein Hauch Feuerstein, ein Riesling mit straffer Struktur und kräftiger Säure.
Der Riesling wurde spontan vergoren und zu  50% in Edelstahl und zu 50% im Holz ausgebaut (Barrique, 600 l Fass und 1000 l Fass).

Es folgten vier Riesling Ortsweine.
Bis 2018 erhielten die Weine eine lange Maischestandzeit, seitdem wurde die Maischestandzeit verkürzt und stattdessen werden ganze Trauben zugegeben.

3.              2016  Bicking & Bicking, Riesling, „Vom Schiefer“
Im Glas blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase blumig-würzig, gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne, etwas Hanf und Reifetöne, am Gaumen viel gelbe Früchte, Körper und Harmonie, dazu leichte Reifetöne. Für den Jahrgang 2016 hat der Wein eine untypische, sehr weiche Säure.
Der Ortswein Riesling vom Schiefer wurde nach einer längerer Maischestandzeit (mehr als 12 Stunden) spontan vergoren und zu 50% im Holz ausgebaut. Der Wein blieb 1 Jahr auf der Hefe und wurde danach noch 1 Jahr in der Flasche ausgebaut.

4.              2018  Bicking & Bicking, Riesling, „Vom Schiefer“               
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m Glas blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase typische Schiefernoten, dazu reife gelbe Früchte, Steinobst, Limettenschale und etwas Kräuter. Am Gaumen exotische Früchte wie Maracuja und Ananas, mit schieferwürziger Mineralität und zarter Herbe im Abgang. Ein klarer, weicher, aber auch straffer Riesling, der recht schlank wirkt und von der Säure her eher an einen 2016er Riesling erinnert
Der Ortswein Riesling vom Schiefer wurde nach einer längerer Maischestandzeit (mehr als 12 Stunden) spontan vergoren und zu 50% im Holz ausgebaut. Der Wein blieb 1 Jahr auf der Hefe und wurde danach noch 1 Jahr in der Flasche ausgebaut.

5.              2020  Bicking & Bicking, Riesling, Alte Reben               
Im Glas blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, eine vegetabile Zitrusnase, exotische Früchte und Steinobst. Am Gaumen folgen gelbe Früchte, Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Mandarine, dazu eine geschliffene Säure und zarte Extraktsüße.
Die Rebstöcke für den Riesling „Alte Reben“ sind ca. 45 Jahre alt und waren bei der Übernahme des Weinguts in einem sehr schlechten Zustand sodass sie nur sehr wenig Ertrag brachten. Durch einen radikalen Verjüngungsschnitt konnten sie wieder aufgebaut werden.

6.              2020  Bicking & Bicking, Riesling, „Vom Schiefer“                   
Im Glas blasses Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase leicht floral, dazu typische Schiefernoten, Steinobst, Apfel, Limettenschale und etwas Kräuter. Am Gaumen sehr geradlinig, exotische Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Zitrusfrüchte, dazu eine würzige Schiefermineralität und  feine, saftige Säure.
Der Ortswein Riesling vom Schiefer wurde nach einer Maischestandzeit von 12 Stunden spontan vergoren und zu 50% im Holz ausgebaut. Der Wein lag ein Jahr auf der Hefe und wurde anschließend noch ein Jahr in der Flasche ausgebaut.

Im nächsten Flight folgten zwei Weine aus anderen Rebsorten:

7.              2018  Bicking & Bicking, Silvaner „Naturburschen “              
Im Glas helles, leicht trübes Gelb, leicht rauchiges Bukett mit viel Apfel, etwas Birne und Quitte. Am Gaumen ein wenig erdig und medizinisch, gelbe und grüne Früchte und eine dezente Säure.
Die Silvanertrauben wurden sehr reif gelesen, entrappt und nach 2-wöchiger Maischestandzeit im Barrique vergoren. Nach dem Abstich wurde wurde nicht filtriert und nur wenig geschwefelt (20 mg).

8              2020  Bicking & Bicking,  „Blanc de Blanc“               
Helles Gelb im Glas, durch den Barriqueausbau sehr zurückhaltende Frucht in der Nase, Grapefruit, Birne und auch etwas Räucherspeck, am Gaumen spürbarer Holzeinsatz, der die Steinobstfrucht noch überdeckt, Kräuterwürze und zarte Holundernoten.
Für die Cuvée aus Weissburgunder, Grauburgunder und Sauvignon blanc wurden ganze Trauben verwendet, die nur leicht angequetscht und ohne Vorklärung in Barriques (1/3 neu, 2/3 gebraucht) vergoren wurden. Anschließend lag der Wein ein Jahr auf der Hefe.

Mit zwei Rieslinge aus der Lage «Wallhäuser Pastorenberg» ging es weiter.
Die Reben des Pastorenbergs sind ca. 45 Jahre alt, haben lockerbeerige Trauben und stehen auf eisenhaltigem Schiefer.

9.              2018  Wallhäuser Pastorenberg                                              
Im Glas Goldgelb mit grünen Reflexen, zart kräuteriger Duft, Apfel, gelbfruchtige Aromen, Pfirsich, Mirabelle, Birne. Am Gaumen ausgeprägte Mineralität, reife gelbe Frucht, leicht kräuterige und nussige Würze, feine lebendige Säure und fester, nachhaltiger Abgang.
Ein dichter, runder, harmonischer Riesling mit weicherer Säure.
Die Trauben wurden nach einer langen Maischestandzeit von 36 Stunden spontan vergoren und in alten Halbstückfässern vergoren.
Danach lag der Wein weitere 10 Monate auf der Hefe. Anschließend reifte er mindestens 7 Monate in der Flasche.

10.            2020  Wallhäuser Pastorenberg                                                
Im Glas goldgelb mit grünen Reflexen, kräuterig-vegetabile Zitrusnase, gelbfruchtige Aromen, Pfirsich, Mirabelle, Birne. Am Gaumen salzige Mineralität, reife, gelbe, recht kühle Frucht, Limette, leicht kräuterige, nussige Würze und fester, herber Abgang.
Im Vergleich zum 2018er Pastorenberg zeigt dieser Riesling eine straffere, geradlinige Frucht und mehr frische, lebendige Säure.
Die Trauben für den 2020er wurden nach einer kürzeren Maischestandzeit von 12 Stunden spontan vergoren und in alten Halbstückfässern vergoren. Danach lag der Wein weitere 10 Monate auf der Hefe. Anschließend reifte er mindestens 7 Monate in der Flasche.
Den Abschluss der Verkostung bildeten zwei Riesling-Weine aus der Lage „Wallhäuser Felseneck“.
Die Anlage ist ca. 40 Jahre alt und die Reben stehen auf dem seltenen Grünschiefer. (Die Lage ist vor allem durch das Weingut Prinz Salm bekannt, das ebenfalls Parzellen im Felseneck bewirtschaftet).

11.           2020  Wallhäuser Felseneck                                                 
Im Glas Goldgelb mit grünen Reflexen, kräuterig-vegetabile Zitrusnase, gelbfruchtige Aromen, Steinobst, Pfirsich, Mirabelle, Birne. Am Gaumen spürbare Mineralität, mehr apfelige Frucht, Zitronenschale, leicht kräuterige, vegetabile Würze und langer, nachhaltiger Abgang.
Im Vergleich zum Pastorenberg zeigt das Wallhäuser Felseneck mehr Dichte und Finesse, ist aber zur Zeit noch etwas verschlossen. Der Ausbau erfolgte in Edelstahlbehältern, in denen die Weine 12 Monate auf der Hefe lagen.

12.            2021  Wallhäuser Felseneck
Dunkles Gelb mit grünen Reflexen, zart kräuterige Zitrusnase, gelbfruchtige, exotische Aromen, Steinobst, Pfirsich, Mirabelle, Birne. Am Gaumen zarte Mineralität, exotische Frucht, Zitronenschale, leicht kräuterige Würze und langer, nachhaltiger Abgang.
Im Vergleich zum 2020er Wallhäuser Felseneck zeigt der 2021er Felseneck mehr Eleganz und Finesse sowie eine geschliffene, elegante Säure.
Der Ausbau erfolgte in Edelstahlbehältern, in denen die Weine 12 Monate auf der Hefe lagen.
Damit waren wir am Ende unserer Verkostung angelangt, die uns einen guten Einblick in die Qualität der Weine dieses jungen Weingutes gegeben hat und in das, was in Zukunft noch zu erwarten ist. Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Bicking für diese Präsentation.

Verfasser: Dieter


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