Eine repräsentative Probe zusammenzustellen von einem Weingut, das seit 1128 existiert und zurzeit 120 ha Reben besitzt, ist nicht einfach. Eben aufgrund der zu vielen Möglichkeiten, die Zahl von etwa 100 Weinen in jedem Jahr bringt.
Dem Weingutsleiter Herrn von den Benken ist es aber perfekt gelungen. Die Begrenzung auf die zwei wichtigsten Sorten, also Riesling und Silvaner, die wir durch verschiedene VDP-Qualitätsstufen verkosten konnten, und dabei ausschließlich in der trockenen Geschmacksrichtung, fand bei der Weinbruderschaft Zustimmung. Und mit Ausnahme der Weine 8 und 12, die aus dem Jahrgang 2015er waren, haben wir den Jahrgang 2016 kennengelernt.
Besonders interessant und lehrreich war die Möglichkeit, Weine von den verschiedenen Bodenarten in den entsprechenden Terroirs zu vergleichen. Dafür einen besonderen Dank an Herrn von den Benken!
Die erste Bewertung ist die des Verfassers, die zweite ist die Durchschnittsnote aller Verkostungsteilnehmer.
Gutsweinweine
Der erste Flight waren zwei Gutsweinweine, beide jeweils Cuvees von jungen Reben aus den Randersackerer (Marsberg) und Würzburger (Stein/Leiste) Lagen.
Nr. 1. 2016 Silvaner ( 13,5 / 13,83 Punkte)
Blasses Strohgelb
In der Nase einfach und in der Sorte nicht ganz definiert, Edelstahl-Tank Ausbau, leichte süßliche Note. Auf der Zunge interessanter, frisch mit leichtem Säure-Biss, auch mit leichter Süße und nicht definierter Frucht.
Nr. 2. 2016 Riesling ( 14,5 / 13,80 Punkte)
Blasses Strohgelb
Zurückhaltend mit interessanten herben Kräuter-Noten, leicht, mineralisch, riecht „trocken“.
Im Geschmack harmonisch mit leichter Süße, irgendwie „saftig-trocken“, Kabinett-Charakter, sehr leicht und positiv-süffig“, im Abgang herbe Noten, die an Kerner oder Müller-Thurgau erinnern.
Sehr gut gemachter Wein in seiner Klasse.
Ortsweine
Die zwei Ortsweine waren aus den Würzburger (Stein) Lagen, von jungen Reben.
Nr. 3. 2016 Würzburger Silvaner ( 15 / 14,73 Punkte)
( 15 / 14,73 Punkte)
Sehr blasses Strohgelb mit grünen Reflexen
Sehr schöne saubere Nase, eindeutig Silvaner in kalkig-mineralischer Ausprägung, leichte Gemüse (Spinat?) Note.
Am Gaumen leicht, harmonisch mit schöner Säure und zurückhaltender Frucht, alles ist klar bei dem Wein.
Nr. 4. 2016 Würzburger Riesling ( 15 / 14,73 Punkte)
Etwas kräftigere Farbe als die Weine davor, gelb.
Am Anfang relativ verschlossen, reifere Frucht aber auch die Frische ist da.
Geschmack: leicht, fruchtig-frisch, etwas Pfirsich, erdig, mineralisch, sauber, fränkisch.
Später öffnet sich der Wein mit schöner exotischer (Ananas) Frucht, Mirabelle.
Man spürt einen guten Jahrgang.
Silvaner „Erste Lage“ nach VDP“ (3er Flight)
Vielleicht der interessantester Flight der Probe
Wir konnten drei Erste Lage-Weine aus den drei entferntesten Gebieten, aus dem Norden vom Main-Viereck, dem Norden vom Main-Dreieck und bei dem Wein Nr. 6 aus der östlichsten Ecke des Rebenbestandes. Dabei waren die feinen Unterschiede schön zu spüren, die uns verschiedene Bodenqualitäten gegeben haben.
Nr. 5. 2016 Hörsteiner Abtsberg (Im Norden vom Main-Viereck, vom Urgestein) ( 16,5 / 16,10 Punkte)
Blasses Strohgelb
Tief, zurückhaltend, mineralisch, Zitrone.
Am Gaumen auch mineralisch-salzig und trocken, würzig mit langem Abgang, aber leicht und konzentriert. Schöne Säure, harmonisch mit einer leicht wilden“ Note.
Ein Wein mit Charakter, der sein Ursprung (Urgestein-Granit, Basalt) schön darstellt.
Nr. 6. 2016 Handthaler Stollberg (eine von den östlichsten Lagen, vom Keuper) ( 16,5 / 15,87 Punkte)
Blass-grünlich,
Auch interessant, leichte animalische Note, reifere Frucht, lang,
am Gaumen viel Mineral (Gips ?), auch wieder salzig, sehr viel Extrakt, Zitrone; langer Abgang.
Wieder ein Wein mit Charakter, der ohne „Schminke“ gemacht wurde.
Nr. 7. 2016 Hammelburger Trautlestal (Im Norden vom Main-Dreieck vom Muschelkalk) ( 16 / 15,57 Punkte)
Etwas reifere Farbe, gelb-grünlich.
Von den drei Weinen der, der am meisten offen ist, viel (süße) Zitrone, exotische Frucht.
Am Gaumen fruchtig-würzig, mit erdigen Noten.
Auch ein typischer Terroir-Silvaner mit Charakter.
Silvaner „Erste Lage“ nach VDP“ aus Würzburg und Randersacker (3er Flight)
Der nächste Flight brachte drei Weine, die die gleiche hohe Qualität der letzten Gruppe hatten, wenn auch eventuell nicht so spannend. Es war aber interessant, drei Weine von dem gleichen Boden (Muschelkalk) von drei verschiedenen (bei Weinen 9 und 10 benachbarten) Lagen zu vergleichen.
Nr. 8. 2015 Randersacker Teufelskeller ( 16,5 / 15,77 Punkte)
Schönes blasses Gelb
Schöne reife Fruchtnoten, am Anfang etwas matt, Holz, mineralisch, leichte animalische Note; man würde den Wein älter einschätzen.
Geschmack: intensiv, würzig, kräftige Säure, mineralisch, trocken, leicht robust, wirkt jünger als in der Nase. Mit der Zeit spürt man den hohen Alkohol (13,5%) nicht als störend.
Nr. 9. 2016 Würzburger Innere Leiste ( 16,5 / 15,97 Punkte)
Blasses Strohgelb, grünlich, schön
Nase: schön fruchtig-kalkig, leichte Gemüse-Note (Erbsen), frisch, Mirabelle.
Geschmack: auch frisch, trocken, mit viel Extrakt, cremig, schöner Apfel, langer „kalkiger“ Abgang.
Ein karger und charaktervoller Wein.
Nr. 10. 2016 Würzburger Schloßberg (Lage im Alleinbesitz) ( 16 / 16,20 Punkte)
Grünliches Strohgelb, etwas kräftiger.
Ähnliche Aromatik, wieder Kalk, mineralisch, klarer Silvaner
Konzentriert, cremig, leichte animalische Note, trocken und leicht.
Noch jung.
In dem letzten Flight haben wir die Gelegenheit gehabt, zwei Weine aus der Parade-Lage Würzburger Stein zu verkosten. Leider stammte der Riesling aus 2015 (Fehler beim Versand), sodass ein direkter Vergleich mit dem 2016’er Silvaner nicht möglich war, aber anderseits gut, da sich der 2015‘er Riesling aus der Sicht des Verfassers als ein großer Wein (auch wegen der zusätzlichen Reife) gezeigt hat.
Nr. 11. 2016 Würzburger Stein Silvaner „Erste Lage“ nach VDP“ ( 16,5 / 16,60 Punkte)
Kräftigeres Strohgelb
In Der Nase zuerst zurückhaltend, aber vornehm, mineralisch (Kalk), würzig, mit feiner Birne.
Am Gaumen sehr trocken, auch kalkig, leicht, harmonisch; im Abgang weißer Pfeffer.
Sehr charaktervoller Wein, natürlich noch zu jung.
Nr. 12. 2015 Würzburger Stein Riesling „Erste Lage“ nach VDP“ ( 18 / 16,57 Punkte)
Reiferes, glänzendes, schönes Gelb
Nase kräftig, komplex, reife (leicht überreife) Frucht, leicht Botrytis, tief, konzentriert, altes (schönes) Holz, sehr lang; Zitronenschale, danach Kräuter (Salbei, erinnert an Hustenbonbon).
Am Gaumen erstaunlich konzentriert und kräftig, dabei immer klar; schöne Aprikose, leicht phenolisch (Maischestandzeit?), sehr, sehr langer Abgang.
Sehr mächtiger, charaktervoller Wein aus einem tollen Jahrgang, der als gutes Beispiel für einen erstklassigen Franken-Riesling steht.
Es war eine hochwertige und sehr interessante Weinprobe, die auch die Einmaligkeit der Stadt Würzburg als Wein-Metropole unterstreicht und den Staatlichen Hofkeller unter den hochklassigen Nachbarn-Weingütern auf gleiche Ebene setzt.
Verfasser: Ceca