Weinprobe Istrien, Teil 1: Malvazija (Malvasier) am 24.06.2021

Auf der ersten von 2 geplanten Verkostungen mit den istrischen Weinen haben wir versucht etwas Licht in das noch nicht ganz klar definierte Wissen über die weiße Sorte Malvazija zu bringen. Schon da fängt es an, da wir die sogenannte istrische Malvazija verkostet haben, die, wie die istrische Winzer betonen, zu unterscheiden ist von den übrigen Sorten mit dem gleichen Namen, die in vielen Weingebieten (meist im Mittelmeer) zu finden sind.

Viele Weinbegeisterten behaupten, dass das Istrien als Weingebiet ein von den interessantesten noch nicht ganz entdeckten Weingebieten nicht nur in Kroatien, sondern in ganz Europa ist. Zuerst Dank der zwei autochthonen Sorten: weißem Malvasier und rotem Teran.

Für den Moderator der Probe und Verfasser dieser Zeilen hat die Tatsache, dass der Termin um fast 1 Jahr in die Zukunft verschieben werden musste, eine gewisse Spannung gebracht: wie werden sich die „einfacheren“ Weine mit dem ungeplanten zusätzlichen Alter präsentieren?

Die Probe begann mit einem Paar:

  • Alba 2018 von Matosevic (14,5 Punkte)

Der Wein hat sich wie erwartet gezeigt als ein typischer und immer zuverlässiger Vertreter der Sorte und in verschiedenen Jahrgängen mit konstanter  Qualität (in einer unprätentiösen Art):

Herb, frisch (immer noch) – fruchtig – blumig (typisch), leicht herb (Heu), Pfirsich
Trocken, schöne, interessante (und für Malvazija typische!) Salzigkeit; spürbarer Alkohol

und

  • Malvazija von Benvenutti  (14,0 Punkte)

Nicht ganz saubere Nase (Traubengut ?), undefiniert
Auch salzig, mittlere Säure, viel „Stoff“, Alkohol, besser im Geschmack
Für den Verfasser leichte Enttäuschung für einen Wein aus hoch gelegenen Lagen.

Das nächste Paar war ein „blindes“: die Idee war, eine andere, möglicherweise ähnliche mediterrane Sorte mit Malvazija zu vergleichen:

  • Malagouzia 2019  Alpha Estate  (15,0 Punkte)

Eine Sorte, nach Meinung des Verfassers nicht nur mit dem ähnlichen Namen aus
Nord Griechenland. Der Wein zeigte sich überzeugend, expressiv, herb – blumig, intensiv in der Nase und am Gaumen auch mit viel Extrakt und kräftigerer Säure. Modern gemacht und, da doch ein Jahr jünger als der nächste, von meisten als Pirat erkannt.

Ähnlich wie der Wein von Matosevic (Salzigkeit)

  • „4 Terre“ – Siva zemlja (grau Erde) 2018  Cattunar  (15,5+ Punkte)

Der erste von 4 Weinen von Cattunar in der Probe

(In dieser Verkostung für den Verfasser der überzeugendste Winzer mit allen  Weinen!)

Schöne gelb-goldene Farbe. Konzentriert, fruchtig, schon in der Nase „cremig“
Überzeugend und klar, Orange, herbe Blumen, Linde.
Kompakte Struktur, viel Stoff, dicht, fruchtig-mineralisch, cremig

Bei dem Wein spürt man Terroir (dieses Mal „flisch“, ein kalkiger Löß, typisch für Istrien), was auch das „Thema“ von Cattunars 4 Malvazier von 4 verschiedenen Bodentypen ist.

  • „4 Terre“ – Crvena zemlja (rote Erde) 2018  Cattunar  (15,5+ Punkte)

Die Nase ist ein bisschen „robuster“ als bei dem Wein davor; man spürt wieder das Terroir und die eisenhaltige rote Erde – metallisch, würzig

Wieder viel Stoff, schöner „Gripp“, leicht bitter. Schöne „rustikale“ Idee.

  • „4 Terre“ – Crna zemlja (schwarze Erde) 2018  Cattunar  (16,5 Punkte)

Reifere Farbe; sehr tief, interessant und eigenartig: Löwenzahn, Orange, Konzentriert, sehr viel Extrakt, schöne Säure, wieder Eisen.

Viel Charakter, toller  Wein!

  • Grand Cru 2018 Marijan Arman (15- Punkte)

Farbe schon sehr reif. Honig, Melone, etwas breiter, schon leicht oxidiert.
Viel Stoff, trocken, leicht phenolisch, Birnenschale, matt.

(auch eine leichte Enttäuschung, diesem Wein hat das zusätzliche Jahr leider geschadet)

  • Alba Robinia 2018 Matosevic  (16,5 Punkte)

Blasses Gold. Konzentrierte Nase, Zoo, bittere Kräuter, überzeugend und interessant
Am Gaumen salzig, konzentriert und doch zurückhaltend, frisch, schöne Säure, langer Abgang.
Ähnelt einem guten Szürkebarat aus Ungarn. Noch jung; Potenzial.

Ein Wein ausgebaut in Barrique aus Akazien!

  • Alba Antiqua 2015  Matosevic  (16,5 Punkte)

Kräftigeres, dunkleres Gold

Riecht „cremig“, konzentriert, Orange-Wine-Richtung, Gewürze, Orangenschale, Gewürznelken. Am Gaumen spannend, die Komponenten halten sich schwer zusammen, kräftige Säure.

Einige Tage Mazeration und 30 Monate in Barrique aus zwei Holzarten geben dem Wein Charakter und Noten, die nicht jedem gefallen müssen.

  • Rezerva 2015 Marijan Arman  (16+ Punkte)

(Auf dieser Stelle wurde der Wein Nr. 11 verkostet)

Sehr schöne, goldene Farbe. Zurückhaltend, schön nussig, Honig, animalische Note.
Am Gaumen konzentriert, salzig, Zitrone, leicht phenolisch, Kalk.

In einem schönen Alter, gutes Handwerk. Zu Trüffel-Gerichten!

  • „Colina“ 2016 Cattunar  (16,5 Punkte)

Kräftiges schönes Gold. Konzentriert, Honig, Rauch, geröstete Mandeln.
Gripp, phenolisch, Barrique, kalkig, sehr salzig; Alkohol.

Charakter.

  • Grimalda  2017  Matosevic  (16,5 Punkte)

Eine Cuvee aus Chardonnay, Malvazija und Sauvignon blanc, aus einer besonderen Lage. Schöne gelb-goldene Farbe. Kräftige, schöne und überzeugende Kräuter (Sauvignon!), Feuerstein (Boden!), Schießpulver. Frisch, cremig und saftig. Harmonisch in Balance. Sehr gutes Handwerk! Noch jung. Wein mit Charakter.

Resümee: einige Gemeinsamkeiten zeigen die verkosteten Weine sowohl als Sortentypizität als auch das „istrische“ Handwerk- und Terroir: herbe blumige Noten eher als eine bestimmte Fruchtigkeit.  Deutliche Salzigkeit, gute Präsentation der verschiedenen Terroirs und gute Essensbegleiter (was dem Probenleiter als weitere Aufgabe zur Vertiefung des Themas in der Zukunft gerne entgegenkommen darf)

Verfasser: Ceca Madzarevic


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