Bei unserer Weinprobe um Thema Barrique-Ausbau konnte wir Herrn Florian Solymari vom Staatsweingut Weinsberg begrüßen.
Nach seiner
Ausbildung zum Weinküfer (jetzt Weintechnologe) im Staatsweingut Weinsberg und dem
Fachabitur studierte er dann von 2013 bis 2016 in Geisenheim und arbeitete danach
in Kalifornien im Napa Valley. Als der alte Kellermeister vom Staatsweingut
Weinsberg in Rente ging, bewarb er sich auf diese Stelle und wurde auch
angestellt. Seit 2016 ist er dort als Kellermeister und zusätzlich auch an der
Weinbauschule Weinsberg tätig.
Das Staatweingut Weinsberg ist eines von drei Staatsweingütern in Baden-Württemberg,
(neben Meersburg und Freiburg – Blankenhornsberg). 40 ha werden an den
Standorten Weinsberg, Gundelsheim und Burg Wildeck bewirtschaftet, die Kellerei
ist in Weinsberg und hat eine Kellerkapazität von ca. 600.000 l.
Nun zum Thema Barrique-Ausbau:
Die Verwendung von Barriques (225 -228 l Volumen) zum Weinausbau war in
Deutschland nicht üblich. Die Weine wurden zwar auch im Holz ausgebaut, aber in
deutlich größeren Gebinden (Halbstück-Fässer, (500 – 600 l) Stück-Fässer (1000
-1200 l), Doppelstück-Fässer (2000 -2400 l) Zusätzlich wurden diese Fässer
„weingrün“ gemacht, um Holztöne zu vermeiden. Ab der 70’er Jahre begannen dann
einzelne Winzer mit dem Barrique-Ausbau zu experimentieren. Die Ergebnisse wurden sehr kontrovers
diskutiert und die Weine wurden bei der amtlichen Weinprüfung als untypisch abgelehnt.
Sie wurden deshalb als Land- oder Tafelweine vermarktet, da bei ihnen keine amtliche
Weinprüfung erforderlich ist. Im Oktober 1986 haben sich sechs Winzer aus
Württemberg unter dem Namen Hades zusammengeschlossen, um gemeinsam Erfahrungen
damit zu sammeln und den Ausbau im Barrique zu fördern.
Der Name Hades für die Gruppe hat nichts mit dem griechischen Gott der
Unterwelt zu tun, sondern ist aus den Initialen der Mitglieder zusammengesetzt:
H = Fürst zu Hohenlohe, A = Graf Adelmann, D = Drautz – Able, E = Ellwanger, S
= Sonnenhof und Staatsweingut Weinsberg.
Der Einsatz von kleinen Holzfässern aus französischer oder schwäbischer Eiche
war die Basis für die Gruppe, aber es wurden noch weitere Kriterien zur
Steigerung der Weinqualität vereinbart, so z.B. reduzierter Ertrag für
extraktreiche Weine, gesundes und reifes Lesegut. Bei Rotweinen wird darauf
geachtet, dass auch eine ausreichende Menge von Tanninen und Farbstoffen für
die anschließende Holzfasslagerung vorhanden ist. Die fertigen Weine werden
innerhalb dieser Gruppe verkostet und dürfen nur nach Freigabe in der
charakteristischen Schlegelflasche abgefüllt werden.
Um eine Holzaromatik zu erreichen, gibt es mehrere Verfahren;
Zugabe
von Holzextrakt
Zugabe von Holzspänen (Chips)
das Ausrüsten der Tanks mit Holzlatten
und der Ausbau in Holzfässern besonders Barriques
Während bei den ersten drei Verfahren der Wein nur mit dem Holzgeschmack
aromatisiert wird, erfolgt beim Barrique-Ausbau auch eine Microoxidation durch
die Holzporen und ein teilweiser Austausch der Tannine des Weines gegen des
Holzes.
Als Holz wird meistens feinporiges Eichenholz verwendet, aber teilweise auch Akazie und Esskastanie. Neben der europäischen Eiche wird – vor allem in Spanien amerikanische Eiche verwendet, die zu einer intensiveren Aromatik nach Vanille, Karamell und Gewürznoten führt.
Die
Herkunft des Eichenholzes spielt eine wesentliche Rolle, da je nach den
Wuchsbedingungen die Porengröße des Holzes unterschiedlich ist (bei den
französischen Hölzern gilt folgende Reihenfolge: Troncais feinporig, Allier und
Vogesen kleinporig, Bourgogne und Nevers mittelporig und Limousin grobporig)
Je größer die Poren sind, desto stärker die Oxidation und der Austausch von
Tannine und Holzaromen.
Die für den Barrique-Ausbau verwendeten Fässer sind 225 l bzw. 228 l groß (ein wesentlicher Unterschied !, denn die 225 l-Fässer werden in Bordeaux und die etwas größeren im Burgund verwendet, die burgundischen Fässer sind etwas bauchiger als die aus dem Bordeaux)
Das Holz
dafür stammt von 100 bis 180 Jahre alten, gleichmäßig gewachsenen Eichen, die dann zu Brettern zersägt und im
Freien mehrere Jahre gelagert werden (Je
1 cm Daubenstärke 1 Jahr Lagerung) Die Bretter werden danach auf die passende
Länge gebracht und an den Seiten schräg angeschnitten. Diese Bretter (Dauben)
werden dann an der oberen Seite zusammengesetzt und über Feuer zum Fass
gebogen. Danach werden die Fässer getoastet, (schwach getoastet 5 Min bei 120-
180°C , medium getoastet 10 Min bei 200°C und stark getoastet für 15 Min bei
230°C)
Abschließend werden noch die Spundlöcher
gebohrt, die Fassböden eingesetzt, die Fässer außen geschliffen und die
Fassringe durch verzinkte Ringe ersetzt.
Ein interessantes Video zu den handwerklichen Arbeitsschritten der
Fassherstellung ist unter https://pdodswr-a.akamaihd.net/swr/swr-fernsehen/im-suedwesten/899916.xl.mp4 zu finden.
Unsere Weinprobe begann mit drei Weißweinen aus der Hades-Serie:
1. 2015 Staatsweingut Weinsberg, Chardonnay, „Hades“
Zartes Gelb, Bukett nach Apfel, Birne, Melone, im Mund dann kräftig und voluminös, leicht nussig mit rauchigen Holzaromen, aber auch etwas buttrig. Der Wein gewinnt an der Luft und verliert die Yoghurt- und Butter-Noten
Nach 36 stündiger Maische-Standzeit und Vergärung erfolgte der Ausbau für 6 Monaten in ungetoasteten, neuen Barriques.
2. 2016 Staatsweingut Weinsberg, Fumé Blanc, „Hades“ Sauvignon blanc
Helles Gelb, Bukett nach Birne, Quitte, etwas Cassis und Holznoten, am Gaumen dann nachhaltig mit kräftigem Körper aber etwas verhaltener, weicher, runder Frucht und leichten Holz-und Vanille-Noten.
Die Reben stehen auf Keupermergel mit verwittertem Kiesel-Sandstein. Nach 36 stündiger Maische-Standzeit und Vergärung erfolgte der Ausbau für 6 Monate in ungetoasteten, neuen Barriques.
3. 2018 Abstatter Burg Wildeck, Grauburgunder, „Großes Gewächs“ Helles
Gelb, Bukett nach gelber Birne, Quitte, im Mund dann vollreife Frucht, etwas
Haselnuss, Honig,, Vaniile, Röstaromen. Langer Abgang. Wirkt insgsamt recht
füllig und süß im vergleich zu den
beiden Weinen davor.
Die Reben stehen in der Lage Abstatter Burg Wildeck auf Keupermergel mit verwittertem
Kiesel-Sandstein. Ausrichtung nach Süden, Steigung 14%- 40% in einer Höhe von 330 – 370 m über
NN. Nach 36 stündiger Maische-Standzeit
und Spontanvergärung erfolgte der Ausbau für 6 Monate in ungetoasteten, neuen Barriques.
Nach den Weissweinen ging es zu den Rotweine, zuerst folgten drei Spätburgunder :
4. 2015 Abstatter Burg Wildeck, „Erste Lage“, Spätburgunder
Dunkles Rubinrot, würziges Bukett, rote Beeren, reife Kirsche, Johannisbeere, im Mund kraftvolle, weiche Frucht, warmes Tannin, dezente Holznoten. Die Reben stehen in der Lage Abstatter Burg Wildeck auf Keupermergel mit verwittertem Kiesel-Sandstein. Der Ausbau erfolgte zu 30% – 40% in neuem Holz
5. 2015 Gundelsheimer Wolklenstein, „Erste Lage“, Spätburgunder Dunkles Rubinrot, würzige, leicht rauchige Nase, im Mund dann vielschichtig, mehr Fülle, rote Beeren, Süßkirsche ,etwas reife Pflaume. Reifes Tannin, etwas mehr Holzaromatik.
Der Ausbau erfolgte zu 30% – 40% in neuem Holz
6. 2016 Gundelsheimer Himmelreich, „Großes Gewächs“, Spätburgunder
Dunkles Rubinrot, würzige, leicht rauchige Nase, im Mund dann vielschichtig, etwas üppigere aber elegante ,nicht fette Frucht, rote Beeren, Süßkirsche, Pflaume, rauchig würzige Note.
Nach den Spätburgunder-Weinen folgten zwei Lemberger- (Blaufränkisch-) Weine:
7. 2016 Weinsberger Wanne, „Erste Lage“, Lemberger
Dunkles, bläuliches Rot, im Bukett Waldbeeren, Kräuter, im Mund dann auch Süßkirsche und Pflaume mit festem Tannin und zarten Holznoten.
Der Barrique-Ausbau erfolgte zu 30% – 40% in neuem Holz
8. 2013 Weinsberger Schemelsberg, „Großes Gewächs„, Lemberger
Dunkles Rubinrot, im Bukett wieder Waldbeeren mit einem Hauch Schokolade, am Gaumen dichte, vielschichtige Frucht, Pflaume, Kirsche, ein Hauch Pfeffer, festes, strafferes Tannin und dezente Holznoten.
Die Reben stehen in der Lage Weinsberger Schemelsberg auf Lehm, Ausrichtung nach Süd- Südwest, Steigung 35%- 40% in einer Höhe von 240 – 280 m über NN. Auch hier erfolgte der Barrique-Ausbau zu 30% – 40% in neuem Holz.
Da Weinsberg auch ein Versuchsweingut ist, wird auch mit anderen, nicht heimischen Rebsorten gearbeitet.
Der erste Wein aus dieser Kategorie war ein typisches Bordeaux-Cuvee:
9. 2017 Staatsweingut Weinsberg, Grande Reserve,
Cabernet Sauvignon 60%, Merlot 25%, Cabernet Franc 15%
Tiefdunkles, etwas blaustichiges Rot, im Bukett Pflaume, Kirsche, Brombeere und etwas Cassis, dazu etwas Vanille und Röstaromen. Im Munde dichte, vielschichtige Beerenfrucht mit kräftigem Tannin, dazu wieder Vanille und Röstaromen. Die Trauben für diesen Wein stammten vom Schemelsberg.
10. 2016 Staatsweingut Weinsberg, Syrah Reserve
Dunkles Purpurrot, im Bukett dunkle Beerenfrüchte, etwas Kaffee, im Mund dann Brombeere, Pflaume, Kirsche. Wieder ein kräftiges Tannin, Kafffee und dezenten Holzaromen.
11. 2015 Staatsweingut Weinsberg, Nebbiolo
Dunkles Kirschrot, im Bukett rote Beeren, Brombeere,am Gaumen noch Kirsche, Pflaume, etwas Schokolade. Die Tanninstruktur ist deutlich härter, noch etwas adstringierend ruppig.Insgesamt leichtere Struktur, eher wie ein Nebbiolo aus dem nördlichen Piemont
12. 2012 Staatsweingut Weinsberg, Tempranillo
Tiefdunkles Rot, im Bukett rote Beeren, Röstaromen, am Gaumen noch Pflaume, Kirsche, etwas Tabak, kräftiges Tannin mit Holz- und Röstaromen, langer Nachhall.
Zusätzlich hatten wir noch zweimal einen Sekt und einen Roséwein, die von Mitgliedern zu einem besonderen Anlass gespendet wurden und ohne Wertung liefen.
13. 2017 Dirk Kessler, Rotling Sekt, trocken,
Müller Thurgau, Dornfelder
Sektmanufaktur Dirk Kessler, Wintrich
14. Ralf Trautwein, Pinot – Chardonnay Sekt, brut,
Spätburgunder, Chardonnay
Weingut Ralf Trautwein, Bötzingen
15. 2017 Weinmanufaktur Hartmut Bick, Spätburgunder Rosé, Blanc de Noir, „440“
Spätburgunder
Weinmanufaktur Hartmut Bick, ( Teilzeitkellermeister vom Weingut Ziereisen)
Damit endete unsere Probe. Wir hatten eine interessante Darstellung der Barrique-Herstellung und des Barrique-Ausbaus und konnten uns durch die präsentierten Weine selber ein gutes Bild machen. Die duchgängig gute Bewertung zeigt die hohe Qualität der vorgestellten Weine. Dafür möchten wir Herrn Florian Solymari herzlich danken.
Verfasser: Dieter