Schwerpunktthema: Rheingau und Südafrika
Es ist wieder Zeit für den jährlichen Blick zurück…….
15. Januar
Mit einem Riesenschritt über den Äquator nach Südafrika begannen wir das Jahr 2015.
Dem dort wärmeren Wetter geschuldet, starteten wir unser Südafrika-Programm mit Weißweinen.
Von den Neue-Welt-Weinen sind die südafrikanischen Weine den europäischen am ähnlichsten. Chardonnay, Chenin Blanc und Sauvignon Blanc waren unsere Rebsorten. Dabei überraschen uns vor allem Chenin Blanc und Sauvignon Blanc. Wenn sie aus kühlen, hoch gelegenen Gebieten wie Elgin und Walkersbay kamen, waren sie sehr schlank und mineralisch, ja sie waren so mineralisch dass ein Wein von der Hälfte der Verkoster die besten Bewertungen bekam, während die andere Hälfte mit der Mineralik nichts anfangen konnte und sie sehr niedrig wertete. Bei keiner Probe haben wir so intensiv darüber diskutiert.
19. Februar
Und weiter ging es mit südafrikanischen Weinen, diesmal mit den reinsortigen Rotweinen Cabernet Sauvignon, Syrah, Pinotage und Spätburgunder. Auch wenn Pinotage die autochthone Rebsorte Südafrikas ist, konnten sich die Verkoster nicht so recht dafür erwärmen, die beiden Pinot Noirs gehörten ebenfalls nicht zu den Favoriten und führten zu längeren Diskussionen. Cabernet Sauvignon und Syrah dagegen wussten zu gefallen.
12. März
Business not as usual – Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung standen Neuwahlen an. Drei Vorstandsmitglieder wollten aufhören, und drei neue haben wir als vollwertigen Ersatz gefunden. Unser Kellermeister hatte eine interessante Auswahl an Weinen aus dem Rheingau ausgewählt, die uns einen guten Vorgeschmack auf das diesjährige Thema Rheingau gab.
16. April
Wir hatten Trollinger aus Württemberg und Vernatsch aus Südtirol gegeneinander gestellt. Beides sind verschiedene Namen für die gleiche Rebsorte und beide gelten als Brot- und Butterweine, die eher für die Brettl-Jause geeignet sind. Für die Anwesenden war es schwer die Herkunft – Südtirol oder Württemberg – zu erkennen, es fehlte einfach die Erfahrung mit diesen Trollinger- und Vernatsch-Weinen.
Viele waren einfachere, aber sauberer Weine, die keine große Struktur besaßen, aber zu Speisen sehr gut passen können. Und sie gehören in die jeweilige Landschaft.
21.Mai
Mit dem ersten Weingut aus dem Rheingau ging es weiter. Das Weingut Flick war für uns unbekannt, denn es kommt aus dem äußersten Osten des Rheingaus. Was uns Rainer Flick dann aber präsentierte, war von allerbester Qualität ! Neben dem Wickerer Nonnberg gehört inzwischen auch der Hochheimer Königin Victoriaberg zu den Toplagen des Weinguts. Es war ein Fehler dieses Weingut bisher nicht beachtet zu haben, aber das haben wir ja nun glücklich geändert
04.-7. Juni
Unsere diesjährige Weinreise ging passend zu unserem deutschen Leitthema in den Rheingau. Dank des warmen Sommerwetters konnten wir am ersten Abend im Garten des Weinguts Kögler in Eltville sitzen und zu einem guten Essen dessen Weine probieren. Am nächsten Morgen ging es nach Rüdesheim zum Weingut Leitz. Nach einem Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein zu den Rüdesheimer Lagen konnten wir im Weingut eine tolle Auswahl an Weinen probieren. Von da aus fuhren wir zum Bio-Weingut Jakob Peter Kühn in Oestrich. Hier wird seit 2002 die Demeter-Philosophie gepflegt, so gut, dass das Weingut im Weinführer Gault Millau 2016 zum Weingut des Jahres gewählt und mit 5 Trauben auf eine Ebene mit dem Weingut Weil gehoben wurde. Die Weine hatten einen anderen, sehr charaktervollen, eigenwilligen Stil und waren von höchster Qualität. Den Abend verbrachten wir im Weingut Dieffenhart. Nach der Kellerbesichtigung und einer kleinen Weinprobe gab es im angeschlossen Restaurant das Abendessen.
Am Samstag führte unser erster Besuch zum Weingut von Fritz Allendorf. Trotz des Tages der offenen Keller ließ Fritz Allendorf es sich nicht nehmen, uns durch den Keller zu führen und uns auch seinen „Lichtraum“ vorzuführen. Es war überraschend, wie sich die Geschmackswahrnehmung des verkosteten Weines in Abhängigkeit von der Lichtfarbe änderte. Für den Nachmittag ging es zum Weingut Schloss Reinhardshausen. Herr Lergenmüller als neuer Besitzer setzte mit uns zur Insel Mariannenaue, seiner Monopollage, zu einem kleinen Rundgang über. Unseren Abend verbrachten wir im Kloster Eberbach bei der feierlichen Großen Konventsprobe des Rheingauer Weinkonvents.
Am Sonntag gab es für Interessierte noch eine Stadtführung durch Eltville.
Damit endete ein tolle Weinreise, die unser Weinbruder Wilfried perfekt organisiert hatte. Sogar das Wetter hatte mitgespielt.
26.Juni
Mit dem Winzer Heinrich Vollmer wagten wir den Spagat zwischen der Pfalz und Argentinien. Die Lebensgeschichte von Heinrich Vollmer hätte für mehrere Proben gereicht. Er sollte das Weingut seiner Eltern in Durbach übernehmen und studierte deshalb Weinbau in Frankreich und absolvierte ein Volontariat bei Bouchard. Dann aber überwarf er sich mit seinen Eltern und übernahm fast ohne eigenes Geld ein Weingut in Ellersheim. Er konnte Lieferant für die Lufthansa werden und damit wuchs das Weingut auf über 100 ha. Sein Hobby Bergsteigen hätte ihm dann fast das Genick gebrochen, denn er wurde am Annaconagua von einer Eislawine verschüttet und schwer verletzt. Nach aufopfernder Pflege durch Indios schaffte er es dann auf abenteuerlichem Weg zurück nach Deutschland. Als Dank für die Rettung gründete er in Argentinien ein Weingut, um den dortigen Indios Arbeit und Bildung zu geben. In Deutschland pflanze er dann als erster Cabernet Sauvignon, was damals illegal war. Nach einer Polizeiaktion und Entfernung der Rebstöcke drohte ihm 72 Tage Haft als Strafe, die in der Revision auf eine symbolische Geldstrafe reduziert wurde. Kurz danach erhielt er dann auch eine Pflanzerlaubnis für Cabernet Sauvignon. So wurde er der erste Winzer mit Cabernet Sauvignon in Deutschland. Nach der Probe stellte sich die Frage, was war nun interessanter, die Weine seiner beiden Weingüter oder seine Lebensgeschichte? Es war für uns ein interessanter Abend, der sich in dieser Form nicht so schnell wiederholen wird.
30. Juli
Das Weingut Spreitzer gehört zu den ältesten Weingütern in Oestrich und kann auf eine Weintradition zurückblicken, die 1641begann. Seit 1997 wird das Weingut von den Brüder Andreas und Bernd geführt und Bernd präsentierte uns auch die Weine. Das Weingut verteidigte seinen guten Ruf mit einer untadligen Kollektion an trockenen und restsüßen Weinen. Dichte und Eleganz waren harmonisch gepaart.
20. August
Bei einer Präsentation der Weine aus dem Rheingau darf das Weingut Schloss Johannisberg nicht fehlen. Schon Goethe schwärmte von den Weinen und auch heute noch ist das Weingut eine rheingauer Institution. Das Weingut gehört zur Oetker-Gruppe, genauso wie das Weingut G.H. von Mumm.
So probierten wir beide Weinlinien gegeneinander. Während von Mumm etwas mehr für die Konsum-Weine steht, ist Schloss Johannisberg eines der Rheingauer Flaggschiffe, war uns Herr Doktor mit seiner packenden Präsentation deutlich zeigte.
17. September
Das Weingut „Prinz von Hessen“ wurde 1957 vom alten Hessischen Adelsgeschlecht der Prinzen und Landgrafen von Hessen erworben und auf 34 ha ausgebaut. Seit 2005 leitet Dr. Clemens Kiefer die Geschicke des Weinguts, der uns auch die Weine präsentierte. Seit nicht mehr Scheurebe im Anbau ist, die in die Riesling-Weine verschnitten wird, sind die Weine vom Gutswein bis zum Ersten Gewächs gradliniger und klarer geworden. Auch die restsüßen Wein vom Qualitätswein bis zur Beerenauslese machten da keine Ausnahme. Sie alle zeigten, worin der Ruf der Rheingauer Rieslinge liegt. Eine Besonderheit war die Beerenauslese, die im kleinen Holzfass ausgebaut worden war und daher eher wie ein fruchtiger Sauternes schmeckte.
22.Oktober
Über das Weingut Robert Weil zu reden, wäre Eulen nach Athen zu tragen. Es war bis jetzt das einzige Weingut im Rheingau, das vom Gault Millau mit 5 Trauben ausgezeichnet ist. Unser Weinbruder Uwe Lommertin hat uns einen repräsentativen Querschnitt präsentiert. Vom Gutswein in der 1-l Flasche bis zum Großen Gewächs aus dem Gräfenberg waren alle Wein kristallklar, ohne Fehl und Tadel. Dann kamen die restsüßen Wein, die noch einmal das Potential dieser Weine bewiesen. Vielen Dank an das Weingut, das für uns seine Schatzkammer geöffnet hat und uns drei Auslesen von 2006 bis 2004 zu Verfügung gestellt hatte. Das war ein Erlebnis und Beweis für uns, warum diese Weine international so hoch bewertet werden. Dem Weingut noch einmal herzlichen Dank !
19. November
In der Weinwelt tauchen stets neue Trends auf, so z.B. das Thema „Natural Wines“ (Natur Weine, Vin Nature), die in vielen Spitzenrestaurants auf der Weinkarte stehen. Die Bezeichnung „Natural Wines“ ist nicht allgemein definiert. Im eigentlichen Sinne sind es Weine die ohne Zusatz von erlaubten Hilfsstoffen wie Schönungsmitteln, Reinzuchthefen, Schwefel-(dioxid)-Zusatz etc. hergestellt werden und dadurch andere, nicht so fruchtige und manchmal auch leicht oxidierte Noten haben. Für dieses Thema konnten wir Sur-ki Schrade als Referentin gewinnen, die sich schon länger mit diesem Thema befasst und in Köln auch einen kleinen Laden mit Natural Wines, vor allem aus Frankreich, betreibt. Aufgrund des andersartigen, oft eigenwilligen Geschmacks werden die Weine meist nur als Tafelweine angestellt. So wurde auch unser Geschmack auf die Probe gestellt, vor allem ein Aramon-Wein aus dem Languedoc war sehr eigenwillig, Trüb, nur zart Rosé, herb adstringierend und mit deutlicher Säure. Danach hatten wir uns eingetrunken – oder wurden die Weine wieder gemäßigter? Wir erlebten einen diskussionsreichen Abend, der uns eine andere Weinwelt zeigte.
28. November
Das Weihnachtsessen der Weinbruderschaft fand dieses Jahr im Restaurant „maiBeck“, Am Frankenturm statt. Ein junges, aber sehr erfahrenes Team, in der Küche ebenso wie im
Service, überraschte uns mit einem sehr kreativen Überraschungsmenu ohne unnötige Schnörkel Dazu gab es eine perfekt abgestimmte Weinbegleitung. Mit Jan Cornelius Maier und Tobis Becker sowie Sascha Bauer im Service agierte ein hochmotiviertes Team, dass sich nicht ohne Grund einen Michelin-Stern erkocht hat.
17. Dezember
Nachdem wir das Jahr mit Südafrika begonnen hatten, beendeten wir es auch mit Weinen von dort: diesmal mit roten Cuvees. Die Probenfolge zu finden war schwierig, da fast alle Rebsorten miteinander verschnitten werden. So gab es als große Linie zuerst die Bordeaux-Cuvees, dann die Rhone-Cuvees. Von großen Erzeugern mit 220 ha bis zu kleinen Boutique-Weingütern war ein breiter Querschnitt an Weinen vorhanden. Die Bordeaux-Cuvees zeichneten sich durch festeres Tannin und mehr Holz aus, die Rhonecuvees durch mehr Frucht und leichte Gewürztöne. Die jüngeren Weine waren noch recht hart und kantig, die älteren zeigten, dass mehr Reife ihnen gut tat.
Chronist: Dieter