Schwerpunkt Bereich Südliche Weinstraße
Liebe Weinfreunde,
wie jedes Jahr soll auch dieses Mal wieder eine Chronik des vergangenen Jahres uns an die vielen schönen Proben und sonstigen Ereignisse in der Weinbruderschaft erinnern. Veranstaltungsschwerpunkt war in dem vergangenen Jahr die „Südliche Weinstraße“ der Pfalz und einer der Höhepunkte wurde gleich zu Anfang gesetzt:
16. Januar
In unserer schon traditionellen Jahrgangs-Erstprobe unter dem Titel „Technik um den Wein“ konfrontierte uns der in Köln tätige Weinkontrolleur Martin Kühn (geborener Herxheimer!) mit verschiedenen Vinifizierungstechniken, die so deutlich selten zu „ertrinken“ und nachzuvollziehen waren. Einige Beispiele: Mostklärung – Zentrifuge oder Flotation am Beispiel Weißer Burgunder; oder: Rotweinbereitung – mit oder ohne Maischeerhitzung am Beispiel Dornfelder; auch: Filtration – ja oder nein am Beispiel Spätburgunder…. Und so ging es weiter, lehrreich und genüßlich.
30. Januar
Wer sich für die Südpfalz interessiert, der kommt am Weingut „Ökonomierat Rebholz“ in Siebeldingen, vertreten durch Herrn Hansjörg Rebholz, nicht vorbei. Doch widrige Witterungsbedingungen verhinderten seinen Auftritt in dem schon zu diesem Zeitpunkt von uns bezogenen neuen Domizil, dem Kolpinghaus Deutz, so daß sich Vorstandsmitglied Heinz-G. Hackemann den -Gott sei Dank- frühzeitig angelieferten Weinen annahm und „aus der Hüfte geschossen“ kenntnisreich berichten konnte. Überraschung der Probe: die normale Spätburgunder Spätlese wurde besser bewertet als das „Erste Gewächs“ der gleichen Rebsorte.
13.Februar
Neuentdeckungen aus Spanien waren das Thema von Herrn Woywod aus Köln (Weinhandel Casa Vina), der mit dieser Probe sein Programm vorstellte. Seine ruhige und zurückhaltenden Art glich er mit temperamentvollen Weinen aus, so daß unter dem Strich doch eine lebhafte Diskussion und ein Erfahrungsaustausch untereinander zustande kam, wobei der Chronist anhand der Wortmeldungen verwundert zur Kenntnis nahm, daß doch mehr Weinfreunde auf ihren Auslandsreisen den Weg zum Winzer finden als er vermutet hätte.
22. Februar
Endausscheidung für den Marketingpreis im Dorint-Kongress-Hotel Köln: die Besten der Besten präsentierten sich. Ein schöneres Ambiente hätten wir für diese Probe nicht bekommen können, nämlich einen der Bankettsäle im Dachgeschoß des Hotels mit atemberaubenden Blick über die Kölner City. Hierfür nochmals herzlichen Dank von hieraus an das Management des Hotels. In einer Verkostungspause sorgte Weinbruder Madzarevic für eine hochkarätige musikalische Entspannungsübung – weniger für sich und mehr für die Zuhörer, so daß es letztlich nicht verwundert, daß die Verkostungsrunde -verstärkt durch unser Ehrenmitglied Dr. Franz-Josef Antwerpes- nach einer anstrengenden Probe am Ende doch noch einen würdigen Preisträger gefunden hatte: Weingut Blees-Ferber aus Leiwen. Nicht unerwähnt bleiben sollten noch die Gewinner auf den nachfolgenden Plätzen, nämlich Albert Kallfelz, Zell-Merl, und Reiner Fries, Winningen, wegen des knappen Ausgangs der Entscheidung.
Herzlichen Glückwunsch an alle!
13. März
Istrien, Weinbruder Dr. Eberhard Bohres präsentierte uns eine Weinbauregion, in der eine enge kulturelle, fast mystische Beziehung zwischen den Menschen und dem Weinbau besteht. Eine Region im „Dornröschenschlaf“ mit zur Zeit noch wenig Anspruch -zumindest bei den Rotweinen- und wenig Rebsortendifferenzierung. Schwerpunkt bildet die dort autochtone Sorte Malvasia istriana, die aber inzwischen auch grenzüberschreitend im Friaul auftaucht. Eine Probe mit Höhen und Tiefen, aber großem Entdeckerwert. Dr. Bohres gebührt Dank für seine „Expedition“ in dieses für viele Weinfreunde noch unbekannte Weinbaugebiet.
10. April
Wie jedes Jahr stellt die Italienprobe unseres Vorstandsmitglieds Paul Mangasser einen Höhepunkt außerhalb unseres Jahresthemas dar. Diesmal: Sardinien und sein Verständnis -oder Unverständnis- als Teil Italiens. Es war eine imposante Probe zahlreicher autochtoner oder auch von den Spaniern schon sehr früh hierher gebrachter Reben, reinsortig oder im Cuvée. Wie im Rahmen einer Dramaturgie steigerte sich die Weinqualität von Durchgang zu Durchgang um letztendlich mit dem überragenden Turriga ihren Höhepunkt zu finden. Diese Italienproben sind auf dem besten Weg, fester Bestandteil unseres Jahresprogramms zu werden.
22. Mai
Nach langer Abwesenheit endlich mal wieder ein Besuch von unserem Weinbruder Uwe Lorenz (Dellbrücker Weinhaus), der sich mit einer interessanten Spanien- und Südfrankreichprobe in Erinnerung brachte. Diese Probe trug seine unverkennbare Handschrift und bewies sein Gespür für Entdeckungen. Bestückt mit einigen Vertrauten, geriet die Probe zu einem Wechselbad der Geschmacksnerven über die gesamte Bandbreite, die Wein zu bieten hat, von trocken/weiß über rosée und rot bis hin zu vin doux naturel. Eine gelungene Mischung, die uns Probanden alles abverlangte.
05. Juni
Bardolino/Veneto zu Gast in der Weinbruderschaft Köln in der Person von Luigi Simeoni vom Weingut La Bocasfera in Affi, der auch zwei weitere Winzerkollegen mit ihren Produkten vorstellte. Es gelang ihm überzeugend, seine Philosophie von naturnahem Weinbau und sein Qualitätsstreben zu vermitteln und ließ darüberhinaus vor unseren Augen auch das Bild einer -nach unmaßgeblicher Meinung des Chronisten zu unrecht verschrienenen- Urlaubslandschft entstehen. (Nicht zuletzt aus eigener Erfahrung kann der Chronist diesen Landstrich auch aus kulinarischer Sicht sehr empfehlen.)
14. Juni
Marketing-Preis-Verleihung an der Mosel, das war das eigentliche Ziel der Reise, doch Dank guter Zeiteinteilung war auch noch ein Abstecher zur Abtei Maria Laach möglich. Erste Begegnung mit der Mosel an diesem Tag war am Flughafen Winningen mit zweitem Frühstück und einer anschließenden Fahrt im offenen Panoramawagen durch die Weinberge in das Ortszentrum zum Weingut Fries (3. Sieger). Der Rest des Tages wurde schließlich in Leiwen beim Weingut Blees-Ferber durch die Preisverleihung in Anspruch genommen. Um es in Abwandlung eines bekannten Werbespruchs auf einen Nenner zu bringen: „Gute Weine – gute Preise“, so läßt man die Konkurrenz hinter sich. Das Ganze in einem schönen Rahmen mit dem vollen Programm des Winzers, das war schon ein beeindruckendes Erlebnis.
26. Juni
Zweiter Teil der Jahreshauptversammlung, mit dem ein trauriges Kapitel der Vereinsgeschichte zu einem doch noch glücklichen Ende kam. An Weingenuß war nicht zu denken. Zu emotional aufgeladen war die Atmosphäre. Nur das Ergebnis zählt noch: die Weinbruderschaft erhält einen neuen Vorstand mit der Verpflichtung, den hohen Ansprüchen seiner Mitglieder gerecht zu werden (Dr. Dieter Ockelmann, Wilfried Schmitz und Klaus Storsberg). Viel hat er vor, der neue Vorstand. Die Zeichen stehen gut: das neue Domizil wird gerade rechtzeitig renoviert, modernisiert und wohl auch insgesamt anspruchsvoller.
10. Juli
Ein Gitarrist der klassischen Art, Weinbruder Madzarevic, zeigt uns Weine der -für uns- gar nicht klassischen Art, nämlich Weine seiner Heimat Serbien-Montenegro und Slowenien. Es war ein Einblick in die Weinbausituation auf dem Balkan und die Begegnung mit einer Vielfalt von Traubenarten, autochton und doch auch wieder klassisch bis hin zu den internationalen Sorten. Eine aufwendige Probe, eigenhändig zusammengestellt, da für die vorgestellten Erzeuger bisher noch kein Importeur für Deutschland existiert.
14. August
Und damit waren wir wieder beim Thema Südpfalz, eine Gemeinschaftsprobe der Weinbrüder Wilfried Schmitz und Walter Wrischnig als Ergebnis ihres Besuchs der „16. Weintage der Südpfalz“ im Landau. Es war ein ausgesprochen gelungener Querschnitt mit einer durchgängig hochwertigen Benotung der einzelnen Weine, wobei die Präferenzen der Teilnehmer eindeutig in Richtung der Burgundersorten ging, was nicht verwundert. Kenntnisreich kommentiert und ergänzt durch Erfahrungen einzelner Probenteilnehmer in der Region war es eine der interessantesten und hochwertigsten Proben dieses Jahres.
18. September
Die Weinbruderschaft der Pfalz, vertreten durch den Ordensmeister, Herrn Dr. Fritz Schumann, zu Gast in Köln mit einer eigens hierfür zusammengestellten Probe. Professionell und doch locker und humorvoll kommentierte er den Durchlauf auf souveräne Art, ist er es doch gewohnt, wöchentlich vor einem viel größeren Kreis seine Proben abzuhalten. Mit mehr als 1000 Mitgliedern und durchschnittlich 50 Probenteilnehmern sind wir im Vergleich dazu ein „kleines Häuflein“ – aber dafür in einem „feindlicheren Umfeld“, Stichwort: Kölsch. Betrachten wir uns doch einfach als „5. Kolonne“ für den Weinbau“….
16. Oktober
Eine Ergänzung zur Technik-Probe im Januar, lehrreich und mit hoher Anforderung an die Disziplin der Teilnehmer, denn vor den Wein hatten die Götter den Vortrag gesetzt. Frau Dr. Harst vom Geilweilerhof referierte über „Rebeneltern und ihre Kinder – Züchtung, Wissenschaft und Wein“. Bei ihrem Besuch wurde sie begleitet von ihrem Mann, Holger Wambsganß, Winzer in Walsheim/Landau. Da der Chronist bei dieser Veranstaltung verhindert war, konnte er nur auf das Echo der Teilnehmer zurückgreifen und was er hier zu hören bekam, das läßt auf eine ganz große verpaßte Gelegenheit schließen. Es war wohl der Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltungen überhaupt. Dank deshalb auch an den Paten dieser Probe, Weinbruder Paul Mangasser, der die Einzelheiten der Probe und eine Zusammenfassung des Vortrags von Frau Dr. Harst für jeden Interessierten im Internet bereitgestellt hat.
13. November
Anläßlich seines runden Geburtstages kam die Weinbruderschaft in den Genuß einer von Weinbruder Christian Beyer gesponsorten Probe mit Sachsen-Weinen. Es war wohl eine überzeugende Beseitigungen von Vorurteilen, bei der auch Frau Beyer durch gelungene Co-Moderation mithalf. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, daß Weingüter wie Schloß Proschwitz aber auch kleinere Güter mit engagierten Winzern wie Vinzens Richter und Klaus Zimmerling die Konkurrenz aus Westdeutschland nicht zu fürchten brauchen.
06. Dezember Traditionelles Nikolausessen an unserem neuen Standort im Kolpinghaus Deutz. Es erwartete uns ein herrliches 4-Gang-Menü, vom Chefkoch Rausch für uns zusammengestellt und begleitet von eigens hierfür durch uns angeschaffte Weine, was erst durch die freundliche Kalkulation des Kolpinghauses möglich wurde. Jeder Gang -außer der Suppe- wurde von 2 Weinen begleitet, wobei jeder Teilnehmer für sich entscheiden konnte, welcher Wein besser zu dem angestellten Gericht paßte. Nicht unerwähnt bleiben soll die herausragende Harmonie zwischen dem Christstollenparfait und dem u.a. dazu angestellten Portwein, worauf Herr Rausch unbedingt bestanden hatte. Jetzt wissen wir auch, warum. Der ausgedehnte Zeitrahmen der Veranstaltung läßt vermuten, daß alle mit dieser Veranstaltung sehr zufrieden waren.
11. Dezember
Abschlußveranstaltung für das Jahr 2003 mit einem weiteren Höhepunkt zum Thema Südpfalz: „Grenzprobe“ mit Weinen von Winzern aus Schweigen bzw. Rechtenbach (Jülg, Gnägy, Becker, Scheu und Bernhardt), Winzer mit Weinbergen in der Südpfalz und im Elsaß. Es war eine hochkarätige Probe, die von Weinbruder Siebel kenntnisreich zusammengestellt worden war. Leider konnte Herr Siebel zum Probentermin nicht selbst erscheinen und die Probe kommentieren. So klang das Jahr mit einer unter den Weinbrüdern und Weinschwestern sehr kommunikativen Veranstaltung aus.