13.02.2014 Weinprobe Chile

Nachdem wir mit unserer ersten Probe im neuen Jahr in Argentinien gestartet waren, sind nun auf der anderen Seite der Anden in Chile angekommen.

Auch hier wird seit den achtziger Jahren in großem Rahmen Qualitätsweinbau betrieben Die Familie Wattler hat damals schon  mit ihrer Firma “Chile Wein Import“ begonnen, chilenischen Wein zu importieren.

Somit hatten wir mit Johannes Wattler einen kompetenten Referenten, um einen kleinen Überblick über die Vielfalt der Weine Chiles zu bekommen.

Wie gewohnt starteten wir mit den Weißweinen, mit zwei Sauvignon blanc und einem Chardonnay.

Der 2013’er Sauvignon blanc „Selection Mirador“ vom Weingut William Cole, einem Kalifornier, der nach Chile gekommen ist und sich dort ein Weingut aufgebaut hat, schmeckte für einen Neue Welt Sauvignon blanc etwas ungewohnt: keine vollreifen Kiwi- und Stachelbeer-Noten wie in Neuseeland, sondern eher grüne Holunder- und   Brennnessel-Töne und eine kräftige, frische Säure, wie man es bei den Weinen von der Loire gewohnt ist.

Der zweite Wein, der 2012’er Sauvignon blanc „Gran Reserva“ der Bodegas Tarapaca tendierte mit seinen leicht vollreifen Noten und gelben Früchten wieder mehr zu den gewohnten „Neue Welt Sauvignons“. Auch ein sehr zarter Holzton war zu erschmecken, obwohl dieser Wein nicht im Barrique ausgebaut sein soll. (Aber ein neues großes Holzfass kann auch zu leichten Holzaromen führen)

Neben Sauvignon blanc gehört in Chile natürlich auch Chardonnay zum Rebsorten-Repertoire. Wir konnten den 2011’er Chardonnay „Gran Reserva“ der Bodegas Tarapaca verkosten. Ein voller, aber nicht fetter, Hauch buttriger Wein mit sehr dezenten Holznoten. Er wird noch weitere Reifezeit benötigen und  gefiel deshalb nicht allen Verkostern.

Rosé-Weine sind in Chile zwar noch selten, aber die Roséwelle ist inzwischen auch über die Anden geschwappt. Der 2013’er Rosé „Terra Alta“  der Bodegas Santa Camilla aus dem Maule Valley ist ein ungewöhnliches Cuvee aus Syrah und Spätburgunder. Kein lieblicher und gefälliger sondern ein klarer, straffer und herber Rosé mit zarten Erdbeer-Noten und guter Struktur. Er wird sicher auch länger als nur einen Sommer halten und Spaß beim Trinken bereiten.

Nach den Weiß- und Rosé-Weinen folgten die Rotweine.

Der „Traditions-Wein“, der 2011  Merlot „Las Garzas“, von der Bodegas Geo-Wines aus dem Colchagua Valley machte den Anfang. (Er gehörte zu den ersten Weinen die vom “Chile Wein Import“ importiert wurden)  Ein ordentlicher, etwas gröberer und kantiger Merlot, aber insgesamt eine gute Basis-Qualität mit einem günstigen Preis.

Dann kam eine dick verklebte, unbekannte Flasche als Pirat. Ein eleganter, fruchtiger Wein mit guter Säure, zartem Holz und dezenten Kräuter- und Vanille-Noten.  Was konnte das sein? Auch die hilflosen Blicke der Verkoster zum Referenten konnten das Rätsel noch nicht lösen.  Zaghaft wurde ein Vorschlag geäußert: ein Pinot Noir ?, und dann noch aus Chile ?

Nein, dieser Pirat war ebenfalls ein Merlot und kam zur großen Überraschung aller aus der Schweiz vom Genfer See. Und was war die Verbindung zu Chile ? Der Kellermeister der Cooperative Uvavins ist ein Chilene. Dieser Wein, der 2011’er Merlot, „Bernard Ravet Premium“ war für eine spezielle, gehobene Gastro-Linie produziert worden, die nach dem Schweizer Spitzenkoch Bernard Ravet benannt ist.  Der Wein zeigte, dass in der Schweiz nicht nur durchschnittliche Merlots sondern auch elegante, finessenreiche Top-Weine produziert werden können, wenn auch zum entsprechenden Preis.

Unsere Verkostung wurde mit einer weiteren exotischen Rebsorte fortgesetzt, die jetzt natürlich wieder aus Chile kam.

Der 2009’er Petit Verdot „Laura Hartwig Reserva“ vom Weingut Santa Laura aus dem Colchagua Valley. Ein dichter Petit Verdot mit festem Tannin. Im Gegensatz zum Petit Verdot aus Argentinien aus unserer Januar-Probe, wirkte er noch deutlich kantiger und härter und wird noch etwas Zeit benötigen, bis er weicher und runder wird. Das Weingut selektiert die Trauben für die eigenen Weine extrem streng, dass nur 25% der Trauben dafür verwendet werden, der Rest wird an andere Produzenten verkauft.

Nach den reinsortigen Weinen folgte ein erstes Cuvee, der 2010 Biowein „+ Plus“ von der Bodegas Vina Tarapaca.

Dieser Jahrgang besteht zum ersten Mal aus sechs Rebsorten: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah, Carmenere und Petit Verdot. Neun Monate wurde er in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche ausgebaut.

Ein dichter, recht vielschichtiger Wein mit zarten Gewürz- und Kräuter-Noten und einem festem, reifem, leicht schokoladigem Tannin. Das ist viel Wein fürs Geld.

Chiles autochthone Parade-Rebsorte, die Carmenere durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen.

Der 2011’er Carmenere „Gran Reserva“, kam ebenfalls von der Bodegas Vinas Tarapaca.

Ein dichter, würziger Wein mit schöner Frucht, frischer Säure und festem Tannin. Er wirkte noch recht jung und kantig und war auch noch etwas Holz-geprägt.

Ein weiteres Cuvee wurde uns präsentiert. Der  2011’er „Calicanto“ der Bodegas Vina El Principal ist ein Cuvee aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Petit Verdot und ist der „einfachste“ von den drei Top-Weinen der Bodega. Auch dieser Wein glänzte mit voller, dichter Frucht,  zarten Kräuternoten und festem, reifem Tannin.

Damit hatten wir bereits ein sehr hohes Qualitätsniveau erreicht.

Wir wechselten wieder zu einem reinsortigen Wein, dem 2009’er Syrah „Polkura“ von der Agricola La Vina von Jens Bruchfeld. Die Trauben stammen von einem Weinberg mit gelbem Granit-Gestein aus der Umgebung von Marigue.

Dieser Wein besaß eine dichte, vollreife Frucht und war 2 Jahre älter als der „Calicanto“, wirkte aber im Vergleich dazu aber  immer noch etwas kantig und eckig. Dafür zeigte er aber in der Frucht Brombeer-Noten, einen Hauch Menthol und zarte Vanille-Töne.

Dann kam wieder ein Cuvee aus der etwas ungewöhnlichen Mischung von Syrah, Cabernet Sauvignon und Tempranillo, der 2011’er „Flaherty“ vom kleinen Privatweingut von Ed Flaherty. (Er ist hauptberuflich Kellermeister bei der Bodegas Tarapaca.) Hier wurde demonstriert, dass man im Anancagua Valley einen dichten, aber auch gleichzeitig eleganten Wein mit sehr zartem Holzton und dezenter Frucht-Süße herstellen kann. Diese Qualität hat allerdings auch ihren Preis. 2004 wurde der erste Flaherty mit eine Gesamtmenge von 1200 Flaschen produziert. Und viel mehr ist es in der Zwischenzeit nicht geworden.

Für uns war das der zweitbeste Wein des Abends, der sich nur dem letzten Wein geschlagen geben musste.

Dieser letzte Wein war der 2008’er „Memorias“ von der Bodegas Vina El Principal. Er ist die Nummer 2 der drei Top Weine dieses Weinguts. Ein Cuvee aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Carmenere, das sich noch etwas finessenreicher als das Cuvee „Flaherty“ präsentierte mit einem seidigen, Spur schokoladigem Tannin und zarter Holznote. Das war der krönende Abschluss des Abends.

Nach diesem kleinen Rundgang durch die Weinwelt Chiles – die leider nur ein kleiner Ausschnitt sein konnte – möchten wir uns bei unserem Referenten ganz herzlich für die Präsentation bedanken.

Im Anschluss an den Probenbericht noch eine kleine Übersicht über den Weinbau in Chile:

Chile erstreckt sich in Nord-Südrichtung über 4000 km und ist nur 200 km breit. Es verfügt daher über unterschiedliche Klimazonen. Der Weinbau erfolgt in einem ca. 1000 km langen Bereich, der sich in vier Weinbauregionen und deren Sub-Regionen aufteilt, die zwischen dem 30. und dem 38. Breitengrad liegen.

  1. 1.    Region Coquimbo
  • Valle del Elqui:   nördlichste Region, teilweise sehr hoch gelegene Weinberge
  • Valle de Limari:   Küstennähe, dadurch recht kühl
  • Valle de Choapa:   kühl und trocken
  1. 2.    Region Aconcagua
  • Valle del Aconcagua:   vorwiegend warm, in Küstennähe kühl
  • Valle de Casablanca:   je nach Nähe zum Meer mehr oder weniger kühl
  • Valle de San Antonio:  kühl bis sehr kühl, trocken
  1. 3.    Region Valle Central
  • Valle del Maipo:  warm in Küstennähe kühl, trocken
  • Valle de Rapel:  warm, trocken
  • Valle de Curicó:  warm, trocken
  • Valle del Maule: Warm bis gemäßigt warm, trocken
  1. 4.    Region Valle Sur
  • Valle del Itata:   Gemäßigt warm, ausreichend Regen
  • Valle del Bío-Bío:  Kühl, regelmäßiger Regen
  • Valle del Malleco:  Kühl, regenreich

Maipo, ca. 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile gilt als bestes Anbaugebiet. Aus dem südlich anschließenden Rapel-Tal kommen ebenfalls sehr gute Rotweine.  Die besten Weißweine aus Chardonnay und Sauvignon werden im Bereich Casablanca nahe der pazifischen Küste hergestellt.

Weinbaufläche: ca. 115.000 ha

Klima: Mediterran bis kühl mit höherer Luftfeuchtigkeit

Wichtigste Rebsorten: Cabernet Sauvignon (41.500 ha), Merlot (13.000 ha), Carménère (7.500 ha), Chardonnay (9.000 ha), Sauvignon Blanc (8.500 ha)

Verfasser: Dieter

2014_02_Probenergebnis_Chile


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Weitere Berichte