28.05.2011 Weinkulturreise an die Nahe

Es versprach ein angenehmer Tag zu werden: Der Wetterbericht hatte für die diesjährige Weinkulturreise
trockenes, nicht zu warmes Wetter angekündigt und der Abfahrtstermin am Deutzer Bahnhof war mit 8:30 Uhr
auch recht zivil angesetzt. Dass Einige erst auf die letzte Minute kamen, lag wohl eher daran, dass nicht alle
Nahverkehrsverbindungen am Samstagmorgen so günstig waren – und wer wollte schon eine Stunde früher da
sein, um auf die Abfahrt des Busses zu warten.

Nachdem alle eingetroffen waren, konnten wir trotzdem noch nicht losfahren, denn es gab eine Neuerung für uns:
Eine Sicherheitseinweisung fast wie im Flugzeug: mit Benutzung der Sicherheitsgurte, Hinweise auf Feuerlöscher
und Verbandskasten und wie der Bus bei einem Unfall zu verlassen sei. Gut, dass wir nicht über Wasser fahren
mussten, denn sonst wäre auch noch eine Einweisung in die Benutzung der Schwimmwesten nötig geworden.

Die Fahrt an die Nahe verlief sehr ruhig und problemlos, so dass wir frühzeitig in Windesheim am „Orgel
ART-museum“ ankamen. Damit blieb uns noch ausreichend Zeit für einen kleinen gemeinsamen Imbiss, So
war sichergestellt, dass die anschließende Führung im  Museum mit Klangproben nicht unnötig durch knurrende
Mägen gestört wurde.

wkr_01 Das „Orgel ART-museum“ ist ein in seiner wkr_031Art in Deutschland einmaliges Musikinstrumentenmuseum. In der Ausstellung lässt sich anhand
von über 30 historischen bzw. nachgebauten
Orgel-Instrumenten die Geschichte des Orgelbaus von der Renaissance bis zu modernen Instrumen-
ten der Gegenwart nachvollziehen.

Unsere Führung startete mit leichter Verzögerung, aber dann gab es für uns an einzelnen Orgeln die Erläuterung zu den Besonderheiten des jeweiligen Musikinstruments und eine kurze Klangprobe. In den Pausen dazwischen konnte das Weingut Poss seine Weine präsentieren.

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So kamen wir zu dem seltenen Erlebnis, umgeben von Orgelklängen Burgunder-Weine genießen zu können.

Das Weingut Poss hat sich vor allem auf die Burgundersorten Grauburgunder, Weißburgunder und Spätburgunder konzentriert, mit denen 85% der Rebfläche bepflanzt sind.  Wie bei vielen anderen Weingütern gibt es auch hier eine dreistufige Qualitäts-Pyramide:

–           Basis-Weine ohne Lagenangabe,
–           Selektionsweine „S“ ebenfalls ohne Lagenangabe und
–           Spitzenweine mit Lagenangabe

Wir starteten mit einem „2010’er Weisser Burgunder“ aus der Basislinie, der sich sauber klar und gradlinig mit jahrgangstypischer, frischer Säure präsentierte.

Danach folgte der etwas gereiftere 2009’er Selektionswein Weisser Burgunder „S“. Er war etwas dichter, hatte mehr Komplexität und Reife, eine zarte Süße und einen leichten Barrique-Ton.

Danach wechselten wir zum entsprechenden 2010’er Grauen Burgunder „S“. Jahrgangsbedingt zeigte er mehr Säure – aber nicht störend oder unharmonisch – ebenfalls zarte Süße und einen sehr verhaltenen Holzton.

wkr_04 Als Krönung konnten wir den Spitzenwein 2009’er Grauer Burgunder aus der Lage Winzenheimer Berg verkosten. Er war dichter, aber trotzdem elegant, leicht cremig und besaß einen zarten Barriqueton.

Zum Abschluss der Museumsführung gab es eine rote Rarität: das 2003’er Cellari S“: -Cuvee aus 40% Spätburgunder, 40% St.Laurent und 20% Cabernet Sauvignon. Der Wein konnte den 20%igen Cabernet Sauvignon- Anteil nicht verleugnen, aber trotz des fetten Jahrgangs 2003 war dieser Wein recht elegant, sehr fruchtig und überhaupt nicht müde. Ein sehr positives Beispiel für einen 2003’er Rotwein.

Inzwischen war die Zeit auch schon soweit verstrichen, dass wir uns von unserem Bus nach Guldenthal zum Restaurant Kaiserhof bringen lassen mussten. Um den engen Zeitplan zu halten, gab es für die Gruppe nur eine kleine Auswahl an Gerichten, aber auch mit denen konnte die Küche zeigen, dass die lobende Erwähnung im Michelin-Restaurantführer und die Auszeichnung mit dem „Bib-Gourmand“ nicht grundlos waren. Sauber gekochte Speisen zu einem fairen Preis, und der Hauswein – auch glasweise angeboten – passten zusammen. Sicher ein Ort, den wir auch nach der Weinkulturreise gerne wieder aufsuchen werden.

Gut gestärkt und immer noch pünktlich – was für die Weinkulturreisen eher selten ist –  verließen wir das Restaurant, um zum Schlossweingut Diel zu fahren. Unser Ehrenweinbruder Armin konnte uns nicht empfangen, da er noch auf einer Weinprobe im Burgenland war, aber seine Tochter Caroline präsentierte die Weine  ebenso routiniert und souverän.

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wkr_05 Bei sonnigem Maiwetter starteten wir im Schlossgarten mit einem Riesling-Sekt. Er
schmeckte uns so gut, dass wir gar nicht die Ausrede brauchten, wir müssten einen Sekt
trinken, um den Kreislauf nach der Mittagspause  in Schwung zu bringen.

Um selbst keinen Sonnenbrand zu bekommen und die nachfolgenden Weine nicht unter der Wärme leiden zu lassen, wechselten wir in den Probenraum.

Ein 2009’er Riesling „Großes Gewächs“ aus der Lage „Dorsheimer Goldloch“ machte den Anfang der Weine. Aus dieser Lage kommen die Rieslinge  immer etwas üppiger daher, aber dieser 2009’er hatte durch die Reifung an Feinheit und Harmonie gewonnen. Dann folgte das Burgunder-Gegenstück, der im Barrique ausgebauten 2010’er Grauburgunder, der mit Dichte, Opulenz (ohne fett zu wirken), zarter Süße und dezentem, Barrique-Ton glänzte.

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Ein Rotwein durfte zum Abrunden das Programms nicht fehlen und so gab es noch eine Fassprobe vom 2009’er Spätburgunder „Caroline“ Dieser Wein ist noch lange nicht ausgereift, aber er verspricht viel für die Zukunft. Und hier zeigt sich der langsame Stilwandel des Weingutes: Wenn frühere Weine oft üppiger und vom Holz geprägt waren, so punkteten der Riesling und vor allem die beiden Barrique-Weine jetzt durch Finessen und mit einer von zarten Holztönen unterlegten Frucht.

Leider konnten wir nicht länger bleiben, da der nächste Termin bevorstand. Dazu folgte eine schneller Standortwechsel über die Autobahn zum Weingut Göttelmann in Münster Sarmsheim.

Hier wurden wird schon in der Straußwirtschaft erwartet. Unser Mittagessen war lange schon verdaut und so konnten wir uns hier mit einem Winzerteller stärken und dabei eine Auswahl der Weine des Weingut verkosten. Götz Blessing stellte sie selbst vor.

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Zum „Eintrinken“ gab es einen 2010’er Münsterer Riesling, mit sehr schöner exotischer Frucht, so richtig süffig. Es folgte ein 2010’er Riesling „Vom roten Schiefer“, der  aus der Lage Kapellenberg stammt. Ein sauberer, klarer, zart mineralischer Wein, der noch  leicht reduktive Töne zeigte. Dann kamen die beiden Top-Weine aus dem trockenen Bereich. Zuerst der 2010’er Münsterer Kapellenberg „Le Mur“ ist ein sehr spät gelesener Riesling aus dem Bereich unterhalb der Bruchsteinmauer dieser Lage und. Er präsentierte sich als ein sehr nachhaltiger, dichter Wein mit deutlichem Birnenaroma. Den Abschluss der trockenen Rieslinge der bildete der 2009’er Münsterer Dautenpflänzer „Tres Uvae“ (ausgedünnt auf je drei Trauben pro Stock). Konzentriert und wuchtig stellt er die Spitze der trockenen Rieslinge dar – auch wenn er immer noch etwas verschlossen wirkte.

Dann wechselten wir zu den Burgunderweinen.wkr_10

Der 2010’er Graue Burgunder war im großen Holzfass vergoren, hatte Fülle und besaß relativ wenig Säure. Ihm folgte der 2010’er Chardonnay, ein runder, recht dichter Wein mit zarten Holz- und Karamelltönen.

Nach den trockenen Weinen standen restsüße Rieslinge auf dem Programm.

Zum Übergang probierten wir einen halbtrockenen 2010’er Kapellenberg Riesling aus der Parzelle „Mönchberg“ mit schmeckbar mehr Süße und viel Harmonie – vielleicht sogar etwas zu viel Harmonie,

Eine restsüße, etwas gereiftere 2009’er Riesling-Spätlese aus dem Kapellenberg folgte. Feine weiche Säure, dichte Frucht – mit 110° Oechsle geerntet – aber trotzdem war sie filigran geblieben.

Und dann konnten wir noch eine gereifte 2001’er Münsterer Dautenpflänzer  Riesling-Spätlese verkosten. Goldgelb schillerte dieser Wein im Glas, mit eleganter, exotischer Frucht, gut eingebundener Säure und ohne Alterstöne. Ein schöner Abschlusswein.

Gut gesättigt, mit dem Geschmack des letzten Weines im Mund machten wir uns kurz nach 19:00 Uhr auf die Rückreise. 21.30 Uhr trafen wir nach einer ruhigen Fahrt wieder in Köln Deutz ein – und die Einweisungen in die Sicherheitsmaßnahmen des Busses brauchten wir nicht umzusetzen.

Verfasser: Dieter


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