19.01.2014 Sonderweinprobe mit dem Weingut Dautel aus Bönnigheim

Unser diesjähriges deutsches Leitthema ist Württemberg und dazu wollten wir auch das Weingut Dautel einladen. Leider konnten wir keinen regulären Probentermin finden, an dem es auch für das Weingut passte. Dann aber bot sich die Möglichkeit, einen Tag vor VDP Präsentation „Großes Gewächs“ in Köln eine Sonderprobe zu veranstalten. Da unsere regulärer Versammlungsort nicht zur Verfügung stand, hatte sich unsere Weinbruder Wilfried Schmitz bereit erklärt, die Veranstaltung bei sich zuhause durchzuführen.

Das Weingut liegt in Bönnighausen, einem Ort zwischen Heilbronn und Stuttgart. Es besitzt 11 ha Weinberge an den Ausläufern des Stromberges. Die Flächen sind zu 60% mit Rotweintrauben und zu 40% mit Weißweintrauben bestockt. Riesling und Lemberger sind die Leitsorten.

Die wichtigsten Einzellagen sind der Bönnigheimer Sonnenberg auf schweren, nährstoffreichen Keuperböden (bunter Mergel, Schilsandstein und Gipskeuper) und der Besigheimer Wurmberg mit Muschelkalk-Terrassen am Südhang des Wurmbergs.

Die Weinqualität folgt der dreistufigen Qualitätspyramide des VDP.

Die Gutsweine (mit weißer Kapsel) sind die Grundweine für jeden Tag. Klar und feinfruchtig die Weißweine, rund und vollmundig die Rotweine.

Die Ortsweine (mit schwarzer Kapsel) folgen als höhere Qualität  und werden aus den traditionellen Rebsorten Lemberger, Spätburgunder, Riesling und Weißburgunder gekeltert.

Die Lagen- und Selektionsweine (mit goldenem Etikett) stehen an der Spitze der Qualitätspyramide. Durch intensive Handarbeit und spezielle Behandlung im Weinberg entstehen individuelle Weine mit großen Lagenpotential. Die Trauben der „Großen Gewächse“ stammen aus den ältesten Parzellen im Bönnigheimer Sonnenberg.

Die Zusatzbezeichnung mit Sternen soll nur noch für eine Übergangszeit genutzt werden, um alte Kunden mit dem neuen Schema vertraut zu machen.

Mit den vierzehn nachfolgenden Weinen konnten wir uns dann einen kleinen Überblick über das Sortiment des Weinguts machen.

1.         2012 Bönnigheimer Riesling „Gipskeuper“ **

Als Ortswein wurde er mit Reinzuchthefen vergoren. Das war ein dichter, fruchtiger, fast etwas üppiger Riesling mit deutlichen exotischen Noten. Ein sehr guter Alltagswein, der viel Trinkspaß bringt.

2.         2012 Besigheimer Wurmberg ***

Dieser Riesling stammt von alten Reben, die auf Muschelkalk stehen und wurde zu 30% spontan vergoren. Dadurch präsentierte er sich dicht, aber gleichzeitig auch elegant mit einer feinen Mineralität.

3.         2012 Grübenstein Riesling „Großes Gewächs VDP“

Als letzten Riesling konnten wir dieses „Großes Gewächs“ aus einer Lage auf Schilfsandstein verkosten. Der Most wurde zu 50% spontan vergoren. Hier hatten wir ein typisches Großes Gewächs mit fester Struktur und feiner Mineralik, allerdings wirkte er noch etwas verschlossen und konnte noch nicht mit einem Trinkgenuss wie der Besigheimer Wurmberg aufwarten. Aber das dürfte nur noch die Frage der Zeit sein.

4.         2012 Kreation weiß

Dieser Wein ist ein Cuvee aus Riesling, Kerner und Weißburgunder. Der Kerner soll etwas Würze bringen, der im Barrique ausbaute Weißburgunder die Fülle, Cremigkeit und weichere Säure. Und so zeigte sich dann dieser Wein auch auf der Zunge. Sicher ein guter Essensbegleiter!

Dann wechselten wir zum Weißburgunder als der zweiten wichtigen Rebsorte des Weingutes.

5.         2012 Bönnigheimer Weißburgunder „Gipskeuper“ ***

Wie der Name schon sagt, stehen die Reben auf Gipskeuper. Zu etwas 20% wurde der Most spontan vergoren. Ähnlich wie der Bönnigheimer Riesling kam dieser Weißburgunder  als fruchtiger, runder Wein mit guter Struktur daher. Er wirkte anfangs noch etwas verschlossen, konnte dann aber an der Luft gewinnen.

6.         2012 Weißburgunder „S

Als Selektionswein wurde er vollständig spontan vergoren und im 300-l Eichenholzfass ausgebaut. Erst im September nach der Ernte wurde er von der Hefe abgezogen. Da gab im Fülle und Cremigkeit, dazu kam ein zarter Holzton. Ein gelungener Weißburgunder , der mit weiterer Reife noch gewinnen dürfte.

Nach den Weißweinen wechselten wir zu den Rotweinen. Und da durfte ein Trollinger nicht fehlen, das Württemberger Nationalgetränk.

7.         2012 Trollinger „Terrassenlagen“

Dieser Trollinger stammte von alten Reben aus der Lage Wurmberg und wurde im großen Holzfass ausgebaut. Die Verkoster staunten nicht schlecht, als sie nicht den üblichen, etwas dünnen, blassen Trollinger vorgesetzt bekamen, sondern einen kräftigen, eigenständigen und charaktervollen Wein, der die positiven Eigenschaften des Trollingers sehr gut herausstellte.

Nach diesem roten Einstiegswein wechselten wir zu den Spätburgundern.

8.         2012 Cleebronner Spätburgunder „Schilfsandstein“ ***

Die Trauben für diesen Wein stammten oben vom Plateau des Weinbergs, wurden teilweise spontan vergoren und dann im großen Holzfass und in gebrauchten kleinen Fässern ausgebaut. Das Ergebnis war ein klarer, leicht herbfruchtiger Spätburgunder ohne krautige oder breite, pflaumige Noten. Ein empfehlenswerter Ortswein.

9.         2010 Bönnigheimer Sonnenberg Spätburgunder  ****

Die Trauben wurden spontan vergoren und dann ein Jahr in neuen und gebrauchten Barriques ausgebaut. Zwei Jahre mehr Reifezeit haben dem Wein gut getan, es war ein weicher, dichter Spätburgunder mit frischer Säure, der aber auch Eleganz und Finesse besaß. Sicher ein Wein mit gutem Lagerpotential, denn das bestätigte der nächste Wein.

Im Keller von unserem Gastgeber Wilfried Schmitz hatte sich unerwartet noch eine alte Flasche Spätburgunder gefunden.

10.      1998 Spätburgunder ****

Dieser Wein war trotz seines Alters noch nicht müde. Er zeigte eine dezente Reife, eine weiche Säure und leicht süße Noten. Wenn sich der 2010’er Sonnenberg Spätburgunder ähnlich entwickelt, kann man noch einiges erwarten.

Aber das Weingut baut nicht nur Spätburgunder an sondern auch die zweite wichtige Rotweinsorte Württembergs, den Lemberger.

11.      2012 Bönnigheimer Lemberger „Gipskeuper“ ***

Wie der Name schon sagt, stammen die Trauben vom Gipskeuper und der Wein wurde im großen Holz und in gebrauchten Barriques ausgebaut. Noch fehlt ihm als 2012’er Wein etwas Reife, aber er zeigt schon sein Potential mit klarer Frucht und recht dichter Struktur.

Aber es ging noch besser.

12.      2010 St.Michaelsfelder Lemberger „Großes Gewächs VDP“

Die Trauben wurden von alten Reben, die auf buntem Keuper stehen,  geerntet, er wurde spontan vergoren und dann ein Jahr im Barrique und danach 1 Jahr im großen Holzfass ausgebaut. Hier zeigte der Lemberger was in ihm stecken kann, kräftig und dicht dabei aber auch elegant und vielschichtig. Wenn es doch mehr von dieser Art der württemberger Lemberger gäbe ! Dann brauchte man auch nicht mehr zweifeln, ob der Lemberger und der österreicher Blaufränkisch die gleiche Rebsorte sind. Dem Chronisten gefiel trotz seiner Vorliebe für Spätburgunder dieser Wein noch besser als der Spätburgunder vom Bönnigheimer Sonnenberg.

Auch bei den Rotweinen gehört ein Cuvee zum Spitzensegment:

13.      2010 Kreation Rot „S“

Dieser Selektionswein ist ein Cuvee aus 60% Lemberger, 30% Merlot und 10% Cabernet Sauvignon. Die Trauben dafür sind auf drei verschieden Lagen gewachsen. Nach langer Maischegärung wurde der Wein 2 Jahre im Barrique ausgebaut. Dabei ist ein interessanter Wein herausgekommen. Der Merlot hat im Fülle und Weichheit gebracht, ohne ihn belanglos weich und glatt zu machen und der Cabernet Sauvignon hat ihm noch etwas Struktur gegeben, ohne den Wein zu dominieren. Alles in allem ein hervorragendes Cuvee.

Wie bei einem guten Essen gehörte natürlich auch noch ein süßer Abschluss zur Probe.

14.      Bönnigheimer Sonnenberg Gewürztraminer Auslese

Das war die süße Ausnahme im Reigen der trockenen Weine des Weinguts. Nach einer schonenden Ganztraubenpressung wurde der Wein direkt bis auf ca. 53 g/l Restzucker vergoren. Das ergab einen klaren, fruchtigen Gewürztraminer mit einer zarten, nicht aufdringlichen Säure und einer ungewöhnlich frischen Säure (was für Gewürztraminer nicht selbstverständlich ist).

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass das Weingut die gesamte Palette der Weine von weiß über rot bis zu süß hervorragend beherrscht. Bei unserem Referenten möchten wir uns noch bedanken, für die umfassende Weinprobe und bei Gastgeber Wilfried Schmitz, für die Arbeit die er sich mit seiner Frau gemacht hat, um uns so gut zu bewirten.  Es war ein gelungener Abend.

Chronist: Dieter

Probenergebnis der Weinprobe mit dem Weingut Dautel am 19.01.2014 (als pdf-Datei)


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