Ein weiteres Pfälzer Weingut war zu Gast bei der Weinbruderschaft zu Köln – das Familienweingut Karlheinz Becker, das einigen Weinbrüdern und -schwestern bereits aus diversen Kölner Veranstaltungen bekannt ist. Herr Becker mit seiner unterhaltsamen Pfälzer Art ist ein sympathischer und bodenständiger Mensch seiner Zunft, der einen kurzweiligen Abend garantiert.
In dem Familienweingut findet zur Zeit ein Generationswechsel statt und Sohn Dominique, Anfang zwanzig, der seine Winzerlaufbahn in Neustadt/Weinstraße begonnen hat, startet nun zusammen mit Vater Karlheinz Becker durch – hier vereinen sich Tradition und Moderne. Schwerpunkt in dem 12 Hektar großen Weingut bilden die Weißweinsorten Riesling, Silvaner sowie die Burgundersorten Grau- und Weißburgunder. Darüber hinaus sind 30 % der Rebflächen für Rotwein, vor allem für Spätburgunder, vorgesehen.
Bei der Bezeichnung einzelner Weine hat sich das Weingut etwas einfallen lassen, damit der Weinfreund die besonderen Weine eines Jahrgangs sofort erkennen kann: spannende und interessante Weines des Jahrgangs werden unter der Bezeichnung „Edition Heuchelheimer Fuchs“ vermarktet. Eine pfiffige Idee, die eine gute Orientierung im Sortiment geben soll.
Schon die ersten beiden Weine- zwei Silvaner- konnten uns von der Qualität der Weine des Pfälzer Weinguts überzeugen. Obwohl die beiden Weine aus dem gleichen Wingert stammen, zeigte sich hier ein geschmackliches Spannungsfeld. 50 Jahre alte Reben – kerngesundes Lesegut (87 Grad Öchsle) beim Wein Nr. 1. Beide Weine wurden mit Reinzuchthefen vergoren und haben danach eine malolaktische Gärung durchlaufen.
Wein Nr. 1 zeigte sich klar, frisch, fruchtbetont und saftig, Wein Nr. 2 mit ca. 100 Grad Öchsle besaß eine reife Frucht, Fülle und eine herrliche Cremigkeit – zwei völlig unterschiedliche Weine, die bereits zum Beginn der Probe hoch bewertet wurden.
Anschließend ging es direkt zu den Grauburgunderweinen Nr.3 und Nr.4. Unterschiedliche Böden und Qualitätsstufen stehen sich hier gegenüber – auf der einen Seite ein Grauburgunder Kabinett vom Lehm-Lößboden und auf der anderen Seite der Grauburgunder S, eine Spätlese aus besten Lagen des Weinguts von kalkhaltigen Böden. Nr. 3 bestach durch eine duftige Burgundernase mit einer gradlinigen Fruchtnote. Nr. 4 war ein konzentrierter, knochentrockener Wein (Restzucker 1,3 g/l, 5,8 g/l Säure), dem die Fruchtigkeit ein wenig fehlte – was vielleicht auch dem höheren Alkohol geschuldet war – kurz gesagt ein Wein, der für Gesprächsstoff in der Weinbruderschaft sorgte.
In einer Westlage des Weinguts wachsen die Trauben des nächsten Weins (Nr.5), ein Weißburgunder mit der Bezeichnung „Terra Nera“ (Schwarzer Acker) – hier herrscht vorwiegend tonhaltiger Boden mit wenig Kalkanteil vor. Es war eine Spätlese mit 100 Grad Öchsle, ein wunderbar dichter und saftiger Weißburgunder mit reifer Frucht und guter Substanz, der über jeden Zweifel erhaben war. Großen Anklang fand dieser Wein in unserer Runde, ein gelungener Wurf!
Wein Nr. 6 aus der „Edition Heuchelheimer Fuchs“ war ein sortentypischer, fruchtiger Chardonnay mit reifer Frucht.
Nun folgten die Rieslings-Weine, für die das Weingut die Trauben grundsätzlich später erntet, damit sie möglichst ausgereift sind.
Die Weine wurden je nach Traubenmaterial spontan oder mit Reinzuchthefen vergoren.
Die beiden Rieslingpaare „Buntsandstein“ und „Weißer Stein“ aus den Jahren 2011 und 2012 wurden gegenübergestellt, um den Unterschied der Lagen, den Einfluss des Jahrgangs und das Reifepotential deutlich zu machen. Eine spannende Verkostung !
Wein Nr. 7 aus dem Jahrgang 2012 (50% Spontanvergärung / 50% Reinzuchthefe) zeigte sich saftig mit klarer sauberer Rieslingfrucht. Der Wein hatte Körper und eine jahrgangsbedingt ausgeprägte, knackige Säure, die trotzdem gut eingebunden war.
Wein Nr. 8 war durch den Jahrgang 2011 (100% Reinzuchthefe) mit dezenter Säure und schöner, salziger Mineralität ausgestattet. Im Geschmack konnte man ein wenig Honig erkennen.
Wein Nr. 9 aus dem Jahrgang 2012 (50% Spontanvergärung, 50% Reinzuchthefe) zeigte eine deutlich kräftigere Farbe, mehr Zitrusnoten und noch leichte Töne der Spontanvergärung. Ein junger, noch etwas ungestümer Wein.
Wein Nr. 10 aus dem Jahr 2011 (100% Reinzuchthefe) war dagegen elegant und harmonisch. Der Jahrgang und die Flaschenreife haben diesem Wein sehr gut getan. Ein toller Trinkgenuß!
Wie schon erwähnt, nimmt der Spätburgunder eine Sonderstellung im Weingut Karlheinz Becker ein. Unser nächster Wein (Nr. 11) war ein „Blanc de Noir“. Kein leichtes Stöffchen, sondern ein konzentrierter, weiß gekelterter Rotwein, der viel Schmelz hatte. Er bildet in unserer Probe den Einstieg in die Rotweinwelt des Weinguts.
Herr Becker betonte, wie wichtig der richtige Lesezeitpunkt gerade beim Spätburgunder ist, damit diese hohe Qualität auf die Flasche kommt.
Aus der Lage „Herrenpfad“, einer Lage mit Buntsandsteinverwitterungsböden kamen die beiden Spätburgunder unserer Probe. Obwohl Sie von den Analysewerten her fast gleich waren, unterschieden sich die Weine durch ihren Ausbau und ihre Stilistik.
Wein Nr. 12 (Alkohol 13 %, Restzucker 0,7 g/l, Säure 4,7 g/l) wurde in gebrauchten Barriques, Wein Nr.13 – der Pinot Noir Primus – (Alkohol 13,2%, Restzucker 0,2 g/l, Säure 4,6 g/l) wurde zu 50% in neuem Holz aus grobporiger französischer Eiche, die einen größeren Einfluss auf den Wein hat als feinporiges Holz, ausgebaut. Beide Weine hatten eine gute Konzentration und Fülle, wobei der Premiumwein Primus noch deutlich vom Holz geprägt war und hierdurch viel verschlossener und kompakter wirkte.
Der krönende Abschluss der Probe war schließlich eine Riesling Auslese edelsüß (Wein Nr. 14). Obwohl das Weingut überwiegend trockene Weine ausbaut, versteht man sich auch auf edelsüße Spezialitäten. Es war ein wunderbar eleganter, fruchtbetonter und konzentrierter edelsüßer Wein mit reifer Frucht, guter Konzentration und herrlich langem Abgang.
Fazit der Weinprobe: Das Weingut Karlheinz Becker versteht sein Winzerhandwerk und kann mit fruchtbetonten, geradlinigen Weinen mit hohem Genussfaktor überzeugen. Besonders hat gut hat dem Chronisten der Weißburgunder „Terra Nera, Spätlese“ aus dem Jahr 2012 gefallen.
Das Beste zum Schluss: die gesamte Weinkollektion gibt es zu einem vorzüglichen Preis / Genussverhältnis. Bitte mehr davon….
Probenergebnis der Weinprobe mit dem Weingut K.H.Becker am 16.05.2013 (als pfd)