16.01.2014 Weinprobe „Argentinien der ewige Zweite ?“

In Südamerika besteht schon lange eine Rivalität zwischen den beiden Nachbarn Argentinien und Chile. Das gilt auch für den Weinbau. So hat Argentinien das südlichste Weinbaugebiet (Patagonien) und auch das höchste (Salta), inzwischen sogar die weltgrößte Weinbaufläche, aber im Export war Chile immer bedeutender.

Bis Anfang der 80’er Jahre wurden fast nur einfachste Tischweine (Vino de Mesa) produziert. In den letzen Jahren hat Argentinien sich bemüht, das zu ändern. Viele neue Investoren und engagierte Winzer haben inzwischen die Qualität verbessert und mit ihren Weinen internationales Niveau erreicht. Leider hatten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Argentiniens auch ihre negativen Auswirkungen auf den Weinbau. Da Importe nur gegen Kompensationslieferungen möglich sind, wurden auch landwirtschaftliche Produkte wie Wein dazu verwendet. Die Lieferanten der Industriegüter hatten wenig Interesse an Wein und brachten auch nicht das nötige Wissen mit und so haben sie den Wein meist über Broker wieder abgestoßen. Diese Kompensationslieferungen sind oft verramscht worden und haben den Markt der etablierten Importeure in Deutschland massiv beeinflusst.

Aber nun wollen wir uns unserem eigentlichen Thema, dem Wein zuwenden.

Argentiniens Weinregionen

Die Weinberge verteilen sich über 2200 km von Norden nach Süden. Die wichtigsten Weinbaugebiete liegen im Westen entlang der Anden – von Salta im Norden (25° südl. Breite) bis nach Río Negro in Patagonien (39° südl. Breite). Die Höhenlage variiert von 450 m (Patagonien) bis auf über 2000 m, ja sogar fast 3000m Höhe (Salta). Etwa 230.000 ha sind mit Reben bepflanzt.

Die wichtigsten Weinbauregionen sind:

1.         die Nordregion bei Salta (2% der Fläche) mit  El Arenal, Cafayate, Molinos       und Flambala,

2.         die Zentralregion mit La Rioja – Catamarca (7,5 %), San Juan (17,1 %)   Mendoza (71,9 %), San Raphael,

3.         die Südregion in Patagonien mit Río Negro – Neuquén (1,6 %)

Alle Anbauregionen liegen in den sehr trockenen Regionen am Fuße der Anden. Hier herrscht warmes Klima mit kühlen Nächten und kalten Wintern. Da die Anden die Wolken abhalten, gibt es reichlich Sonneneinstrahlung. Es werden Temperatur­schwankungen von bis zu 15 °C zwischen Tag und Nacht erreicht.

Die jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 150 mm und 400 mm wobei das meiste davon im Frühling und im Sommer fällt. Daher kann man den Weinbau nur mit künstlicher Bewässerung betreiben. Das Wasser dafür stammt aus den Flüssen der Anden und wird über ein Kanalsystem zugeführt oder es wird aus Tiefbrunnen heraufgepumpt.

Die Rebsorten:

Rotweine werden auf ca. 40% der Fläche, Weißweine auf etwas 25% der Fläche angebaut. Daneben ist noch immer fast ein Drittel der Fläche mit den Massenträgern Criolla Grande, Criolla Chica und Cereza bestockt, aus denen einfachste Wein für den nationalen Verbrauch hergestellt werden.

Neben den internationalen Rebsorten wie z.B. Chardonnay, Sauvignon blanc für Weißweine und Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah für Rotweine haben die Argentinier nach zwei eigenen Spezialitäten:

Für Weißweine den Torrontes (eine Kreuzung aus Muscat de Alexandria und Listan Prieto. Noch ist ungeklärt, ob diese Rebsorte mit der spanischen Torrontes aus Galizien verwand ist ) und für Rotweine den Malbec. Mit über 23.000 ha besitzt Argentinien die weltweit größte Anbaufläche für Malbec.

Die Weingüter

Mit 3000 ha ist die Peneflor-Gruppe der größte Produzent. Zu dieser Gruppe gehört auch das Traditionsweingut Trapiche.

Die Bodega Chandon (Moet & Chandon) besitzt etwa 1.350 ha, Bodegas y Vinedos Lopez ca. 1.100 ha, Concha y Tores aus Chile etwas 1.000 ha und Bodega Norton 680 ha.

Daneben existieren natürlich auch viele kleinere Weingüter wie z.B. Bodegas Chakana in Mendoza mit 180 ha auf 1000m Höhe, Bodegas Tukma in Salta mit 15 ha auf 1700 bis 2700 h Höhe, Bodegas Puestero in Patagonien mit 110 ha auf etwas 450 m Höhe und Bodegas Domino del Plata in Mendoza. Dieses Weingut hat 1993 mit 23 ha angefangen und füllt jetzt 6 Mio. Flaschen pro Jahr.

Unsere Probe begann mit drei Weißweinen:

1.         2012 Sauvignon blanc der Bodegas Chakana aus Mendoza.

Ein dichter, etwas fülliger und vollreifer Wein. Was viele störte war eine spitze, aufgesetzte Säure, die den Verdacht nährte, dass der Wein nachgesäuert wurde.

Er folgten zwei Torrontes-Weine

2.         2012 Torrontes „Broquel“ der Bodegas Trapiche aus Mendoza

Ein etwas breiterer Wein mit stärkerer Überreife, der auch schon leichte Altersnoten nach gekochtem Honig zeigte.

3.         2012 Torrontes der Bodegas Tukma aus Salta

Trotz der höheren, kühleren Lagen in Salta zeigte der Wein weniger Säure und wirkte auch breiter als der Wein aus Mendoza.

Dann wechselten wir zu den Rotweinen und starteten mit einem Exoten:

4.         2009 Petit Verdot „Broquel“ der Bodegas Trapiche aus Mendoza.

In Bordeaux wird Petit Verdot nur in Kleinmengen eingesetzt, weil die Traube zwar eine schöne Würze in den Wein bringt, aber im atlantischen Klima Probleme mit der Reife hat. In Argentinien dagegen kann sie gut ausreifen.

Wir erlebten einen dichten, kräuterwürzigen Wein mit reifem, zart schokoladigem Tannin. Ein interessanter Wein, der zur Zeit noch kantig ist, sich aber in der Zukunft sehr positiv entwickeln wird. Allerdings waren nicht alle dieser Meinung: da die Trauben im Gegensatz zu Bordeaux ausreifen konnten, war ihnen der Wein zu marmeladig.

Als weiterer internationaler Wein folgte der

5.         2007 Merlot der Bodegas Puestero aus Patagoninen.

Patagoninen ist das südliche Gebiet, das schon stark vom kühlen, antarktischen Klima geprägt ist. Deshalb wird hier in letzter Zeit viel Spätburgunder angepflanzt. Unser Merlot war aber ein einfacher, breiter Wein mit überreifen, süßlichen Noten, der schon eindeutig seinen Zenit überschritten hatte.

Drei Weine aus der argentinischen Parade-Rebsorte Malbec folgten:

6.         2011 Malbec „Broquel der Bodegas Trapiche aus Mendoza

Dieser Wein zeigte sich als recht typischer Malbec, noch etwas kantig, mit festem, etwas adstringierendem Tannin aber einer guten Struktur.

7.         2009 Malbec der Bodegas Tukma aus Salta

Die zwei Jahre mehr Reife, haben diesen Malbec gut getan. Er war schon deutlich runder und weicher als sein Vorgänger.

8.         2011 Malbec „Estate Selection“ der Bodegas Chakana aus Mendoza

Dieser  Wein aus speziell selektionierten Trauben hatte eine dichte, vollreife Frucht und ein festes, zart schokoladiges Tannin. Es war ein dichter, voller Malbec, aber leider auch der teuerste Malbec in der Reihe.

Cabernet Sauvignon als internationale Rebsorte ist natürlich auch in Argentinien vertreten und durfte in unserer Probe nicht fehlen.

9.         2011 Cabernet Sauvignon „Broquel“ der Bodegas Trapiche aus Mendoza

Hier hatten wir einen typischen, fruchtigen Cabernet Sauvignon mit guter Säure und festem Tannin vor uns, der aufgrund der Rebsorte etwas kantiger als die Malbec davor war.

10.      2012 Cabernet Sauvignon „Reserve“ der Bodegas Tukma aus Salta.

Hier wurde uns ein Cabernet Sauvignon als Reserve-Wein präsentiert, aus stärker selektionierten Trauben, der aber noch ein Jahr junger war und aus höheren, kühleren Lagen stammte. So wirkte er etwas härter und etwas unreif im Vergleich zum Cabernet Sauvignon von Trapiche.

11.      2009 Cabernet Sauvignon „Medalla“ der Bodegas Trapiche aus Salta

Als letzten reinsortigen Cabernet Sauvignon probierten wir den „Medalla“, eine spezielle Selektion der Bodega, die sich durch die längere Reife schon sehr harmonisch mit einer festen Struktur präsentierte. Dieser Top-Cabernet Sauvignon von Trapiche setzte sich deutlich von den anderen Cabernet Sauvignons ab und wurde deshalb auch als zweitbester Wein des Abends bewertet.

12.      2005 „Susana Balbo Briose“ von der Bodegas Domino del Plata,       Mendoza

Zum krönenden Abschluss der Probe bekamen wir ein Bordeaux-Cuvee aus Cabernet Sauvignon, Malbec, Cabernet Franc und Merlot. Ein dichter, voller gut strukturierter Wein, der trotz seines höheren Alters immer noch etwas kantig war, der aber an der Luft deutlich gewinnen konnte. Das war der bestbewertete Wein dieses Abends.

Unserem Referenten Ernesto Dohnalek möchten wir noch vielmals für diese Probe danken. Er hat uns einen guten, ersten Einblick in die Weinwelt Argentiniens gegeben.

Chronist: Dieter  

Bildnachweis:Die Grafik wurde erstellt von: Lewison, CC0 (unter public domain)

Probeergebnis der Weinprobe Argentinien vom 16.01.2014 (als pdf-Datei)


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Weitere Berichte