15.05.2014 Winzergenossenschaft Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg

Im Rahmen unseres diesjährigen deutschen Weinbaugebiets Württemberg hatten wir mit Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg die erste Winzergenossenschaft zu Gast. Diese Genossenschaft hat seit 1972 mit 7 weiteren Genossenschaften fusioniert. Und ist dadurch die größte Genossenschaft in Deutschland Die bewirtschaftete Fläche beträgt 1413 ha– und ist damit so groß wie das Anbaugebiet Barolo im Piemont oder halb so groß wie der Rheingau. 1415 Mitglieder produzieren hier Wein. Da im Durchschnitt jedes Mitglied etwa 1 ha Rebfläche besitzt, sind die meisten Genossen im Nebenerwerb tätig. Je nach Jahr produziert die Genossenschaft zwischen 9 und 11 Mio Liter Wein an den drei Standorten Heilbronn, Fleims und Grantschen.
Bei den roten Rebsorten liegt der Hauptanteil mit ca. 19% beim Trollinger, gefolgt vom Lemberger mit ca. 12,5%, dem Schwarzriesling mit ca. 13% und verschiedenen Burgundersorten (Spätburgunder und Samtrot) mit ca. 12%
Die Weißweine unterteilen sich auf ca. 29% Riesling, 2% Kerner, 1% Müller-Thurgau sowie 2% andere Weißweinsorten wie Grauer Burgunder, Gewürztraminer, Muskateller, Chardonnay und Weißburgunder.
Nach den technischen und kaufmännischen Details nun zu unserer Probe, die im Gegensatz zu anderen Proben mit den Rotweinen begann.

Der 2012’er Trollinger,“ Villa Sulmana“ zeigte sich als einfacher, etwas breiter, sonst ordentlicher Wein, leider hatte er aber auch etwas grünes, stumpfes Tannin.
Es folgte eine württembergische Spezialität , ein 2012’er Heilbronner Muskat-Trollinger.
Die Rebsorte  wurde früher als Spielart oder Abkömmling des Trollinger (vielleicht durch eine zufällige Kreuzung  dem Gelber Muskateller) angesehen, gilt aber heute als eigenständige Sorte. Auch hier verkosteten wir einen einfacher Wein mit zartem Muskat-Ton, aber deutlicher, dienlicher Süße. Im Abgang war er dann schnell weg.
Der einzige Rose, der 2013’er Trollinger Rosé, „Balance“ war recht fruchtiger und mit guter Säure. War sonst aber einfach strukturiert wurde deshalb nur mäßig beurteilt.
Dann folgte ein Frühburgunder, der hier Clevner heißt, ein 2012’er Heilbronner Clevner. Er wußte schon eher zu gefallen mit guter Frucht und mehr Tannin. Aber auch er hatte eine höhere Restsüße und war im Abgang recht blass. Insgesamt also nicht ganz stimmig.
Leider steigerte der nächste Wein, ein Samtrot,  nochmals die Restsüße. Der 2012’er Fleiner Kirchenweinberg, „Edelis“ war unkompliziert zu trinken, aber er hatte eine deutliche Restsüße und ihm fehlte die nötige Dichte.
Nummer 6 war ein Lemberger, der zweiten wichtigsten Rotweinsorte in Württemberg  (Der Lemberger wird in Österreich als Blaufränkisch bezeichnet, wird stilistisch aber deutlich anders ausgebaut). Dieser 2012’er Heilbronner Stiftsberg war recht fruchtig, besaß ungewohnte Rauchnoten und konnte auch nicht mit guter Struktur glänzen.
Es folgten 2 Lemberger-Weine aus Grantschen (Die Winzergenossenschaft Grantschen hat 2014 mit Heilbronn fusioniert, die Weine werden aber weiterhin unter dem Grantschener Label vermarktet).
Der erste, der 2011’er Grantschener Lemberger „HC“  konnte deutlich besser gefallen als die bisherigen verkosteten Rotwein. Es war ein dichter Wien mit festem, reifem Tannin, so wie man es bei einem guten Rotwein erwartet und hatte einen Hauch Holz-Noten vom Ausbau in großen Fässern. Daher wurde dieser Wein fast einen Punkt höher bewertet als der Lemberger davor.
Noch etwa einen Punkt höher wurde dann der zweite Grantschener Lemberger, der 2012’er Grantschener Rotwein „G 2“ eingestuft. Er hatte eine noch dichtere, volle Frucht, ein festes und reifes Tannin und mehr Länge im Abgang. Noch wirkte er etwas jung und kantig, aber mit Potential für die Zukunft. Das war dann auch unangefochten der höchstbewertet Wein des Abends.
Danach ging es wieder abwärts, denn es folgte ein restsüßer Rotwein, der 2012’er Heilbronner Schwarzriesling. Mit 38 g Restzucker wusste er nach den beiden sehr guten Grantschener Weinen nicht zu gefallen. Zu viel dienliche Süße und eine recht gefällige Frucht ohne Ecken und Kanten.
Nach den Rotweinen folgten dann noch drei Weißweine: Kerner ist in Württemberg noch sehr stark als Rebsorte vertreten, allerdings ist das Renommee im Vergleich zum Riesling nicht mehr besonders gut. Daher wurde die Rebsorte Kerner nicht direkt genannt beim 2012’er Weißwein „Justinus K.“ Ein würziger Kerner mit zart herben Noten und nicht so glatt und gefällig wie viele der Rotweine. Daher war die Bewertung auch besser als beiden  Rotweine –mit Ausnahme der aus Grantschen.
Es folgte der 2012’er Riesling, „Triebwerk“, der aus einem Projekt für ambitionierte Jungwinzer entstanden ist. Ein dichter, gut strukturierter Wein mit individuellen Noten und sehr gelungen. Noch ist er etwas kantig, aber das wird sich  mit der Zeit geben. Nach den bisherigen Wein hätten wir diese Qualität nicht erwartet, denn der Wein wurde der zweitbeste des Abends. Mit 20 € ist dieser Wein aber auch nicht gerade preiswert.
Zum Abschluss der Probe blieb uns noch ein fruchtsüßer Wein, der 2012’er Heilbronner Muskateller mit intensiven Muskat-Parfüm, feiner Säure und dezenter Süße. Das führte dazu, dass er auch in die Spitzengruppe gewählt wurde.
Als Resutat kann man aus der Probe ziehen, dass die Auswahl der Weine doch mehr dem lokalen württemberger Geschmack als dem außerhalb des „Ländle“ entsprach. Fast alle Rotweine  hatten mehr oder weniger eine dienliche Restsüße, waren eher süffig als kräftig und besaßen meist wenig Tannin. Allerdings darf man auch nicht die Preisgestaltung der Wein vergessen, denn in dem Preissegment darf man auch nicht viel mehr Qualität erwarten. Die besser bewerteten Rotweine aus Granschen waren auch doppelt bzw., dreimal so teuer.

Verfasser: reteid

2014_05_Probenergebnis_Winzergenossenschaft Heilbronn


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Weitere Berichte