Im Rahmen unserer Probenserie über das Weingebiet Pfalz stellte uns Thomas Pfaffmann vom Weingut Wageck Pfaffmann aus Bissenheim in der nördlichen Pfalz sein Weingut und die Weine vor.
Das Weingut entstand um die Jahrhundertwende als Gemischt-Betrieb mit Ackerbau, Viehzucht und Weinbau. 1973 wurde das Weingut nach der Heirat zwischen Gertraut Wageck und Gunter Pfaffmann von Wageck in Wageck Pfaffmann umbenannt. Nach dem Weinbau-Studium in Geisenheim sind die beiden Söhne Frank und Thomas im elterlichen Weingut mit eingestiegen.
Das Weingut umfasst heute 39 ha, davon sind 59% weiße Sorten und 41% rote Sorten. Aufgrund der kalkhaltigen Böden sind ca. 50% der Fläche mit Burgundersorten (davon 10% Chardonnay) bestockt.
90% der Weine werden trocken ausgebaut.
Ähnlich wie der VDP hat das Weingut eine dreistufige Klassifikation:
1 Stern-Weine „*“ sind die Basis-Qualität, stehen also für die Gutsweine. Die Ernte erfolgt normalerweise maschinell
2 Sterne-Weine „**“ sind die Premium-Qualität uns stehen für die Ortsweinen aus sehr guten Lagen der Ortschaften Bissersheim, Großkarlbach und Kirchheim. Der Ertrag liegt bei max. 70hl/ha. Die Ernte erfolgt normalerweise maschinell.
3 Sterne-Weine „***“ sind die höchste Qualitätsklasse in Form von Lagenweinen aus den besten Parzellen von teilweise sehr alten Reben. Sie stehen für Terroir und Tradition. Der Ertrag liegt bei max. 45hl/ha und die Ernte erfolgt immer durch selektive Handlese.
Zur Ertragsbegrenzung werden im Frühjahr die Reben kurz angeschnitten und im Juli und August erfolgt durch Grün-Lese eine weitere Ertragsreduktion.
Vertrieben werden 50% der Weine an Privat-Kunden, der Rest an die Gastronomie, an Fachhändler und ein kleiner Teil auch an ausländische Kunden.
Nun zu unserer umfangreichen Verkostung von 14 Weinen:
Weißweine
Als erstes probierten wir einen 2012 Bissersheimer Chardonnay aus dem 2-Sterne-Segment
Genau der richtige Wein zum Start, er präsentiert sich fruchtig, frisch und elegant. Der Wein wurde im Edelstahl mit Reinzuchthefe vergoren und ist nicht ganz trocken geworden (ca. 6 g Restzucker)
Wesentlich für die Qualitäts der Chardonnays sind die sehr kalkhaltige Böden um Bissersheim, die denen an der Cote d’Or in Burgund sehr ähneln, Daher wurden hier original Burgundische Klone gepflanzt. Sie haben den Vorteil, dass sie den hohen pH-Wert der Kalk-Böden vertragen und nicht so Chlorose-empfindlich sind (Bei hohen pH-Werten ist die Aufnahme von Eisen aus dem Boden gestört und die Blätter bleiben gelb, weil sie nicht genug Chlorophyll bilden können).
Als nächster Wein folgte aus der Burgunder-Familie ein 3-Sterne-Lagenwein, der 2011 Kirchheimer Steinacker Weißburgunder
Er stammt von alten Reben, die auf kalkhaltigem Ton-Mergel Boden über Kalksteinfels stehen. Der Ausbau dieses Weines erfolgte in einem 600 l Fass, einem neuen und einem gebrauchten Barrique.
Er machte seiner Einstufung als 3-Sterne-Wein alle Ehre und zeigte sich als dichter, mineralischer Weißburgunder mit dezenter Süße, der trotzdem filigran blieb. Allerdings dominieren die Holzaromen noch stark und erfordern noch etwas Reifung.
Dann wurde die Probe etwas exotischer mit dem 2011 Großkarlbacher Muskateller.
Dieser Muskateller wirkte etwas fülliger, stärker parfümiert und zeigte eine deutlich Säure. Ein Grund dafür war, dass vor der Ernte die Trauben durch einen Hagelschlag geschädigt wurden. Anschließend folgte glücklicherweise warmes und trockenes Wetter, sodass die angeschlagenen Beeren nicht faulten sondern nur eintrockneten. Dadurch konnten noch gesunde Trauben gelesen werden und der Wein hat so seine eigene Art entwickelt.
Ein weiterer Wein einer Bukett-Sorte folgte mit dem 2012 Bissersheimer Sauvignon blanc. Ebenfalls ein Ortswein, der sich als typischer, dichter Sauvignon blanc mit viel grüner Frucht (Holunder, Brennnessel) auszeichnete. Eine deutliche Säure und ein schönes, fruchtiges Bukett waren weitere positive Eigenschaften. Um eine bessere Spontanvergärung zu erreichen, wurde der Most mit mehr Trübe eingesetzt.
Den Anfangs des Reigens der Riesling-Weine machte ein Basis-Wein, der 2012 Wageck Pfaffmann Riesling.
Ein sauberer, einfacher Riesling, nicht so klar und schlank wie die nachfolgenden Rieslingsweine, aber gut gemacht. Die Säure zeigt sich etwas spitz und weniger in den Wein eingebunden.
Qualitativ eine Stufe höher folgte als nächster Wein ein 2-Sterne-Ortwein, der
2012 Bissersheimer Riesling
Hier zeigte sich die bessere Qualität der Trauben, denn der Wein war dichter und besser strukturiert als der Basis-Riesling. Die Säure war ebenfalls besser eingebunden. Ein Hauch reduktiver Noten deuteten auf eine partielle Spontanvergärung des Mostes
Geerntet wurde mit Maschinenlese in den Weinbergen um Bisserheim
Und zu Abschluss der Weißweine-Runde gab es zwei Lagen-Rieslinge aus gleicher Lage aber unterschiedlichen Jahren. Die Trauben stammten aus einem über 30 Jahre alten Riesling-Weinberg. Nur vollreife Trauben wurden nach Vorlese mit der Hand geerntet (Ertrag l max. 30 hl/ha) und spontan im Halbstück-Fass vergoren.
Der 2011 Bissersheimer Goldberg Schützenhaus
Erwartungsgemäß war es ein dichter, gut strukturierter Riesling mit etwas herberer Frucht, der als junger Wein auch noch ein sehr fruchtiges Bukett besaß.
2007 Bissersheimer Goldberg Schützenhaus
Auch dieser Wein präsentierte sich als dichter, fruchtiger Riesling, der trotz seines Alters noch immer sehr frisch wirkte. Er war weniger offensiv in seiner Frucht als der 2011’er und hatte sehr zarte Reife-Noten und eine sehr weiche Säure.
Beide Weine waren eindeutig die besten Weißweine des Abends. Je nach Vorliebe der Verkoster für frische bzw. reifere Weine war der 2011’er oder der 2007’er der bevorzugte Wein.
Rotweine
Die Rotweine werden ausschließlich traditionell ausgebaut, es wird auf der Maische bis zu 3 Wochen vergoren, anschließend gepresst und danach ein biologischer Säureabbau durchgeführt.
Der anschließende Ausbau orientiert sich an der Weinqualität
1 Sterne – Weine reifen im großen Holzfass,
2 Sterne – Weine in gebrauchten Barriques
3 Sterne – Weine im Barrique.
Unser erster Rotwein war ein 2011 Bissersheimer Frühburgunder.
Die Trauben stammten von einem 1 ha großen Weinberg , der 1999 angelegt wurde.
Der Wein präsentiert sich recht rund, pflaumig-fruchtig mit festem Tannin, wirkte aber nicht breit und fett.
Als nächster Wein wurde uns eine Spezialität des Weingutes vorgestellt: der 2010 Wageck Pfaffmann Portugieser HW 31
Die Trauben für den Portugieser HW 31 stammen von im Jahre 1931 wurzelecht gepflanzten Reben. Nachdem der Pächter dieser Anlage mit der Pacht im Verzug war, wurde der Weinberg ab 2006 wieder selbst bewirtschaftet. Es wurde jede zweite Zeile entfernt, damit sich die Zeilenbreite auf 2,20 m verdoppelt und so die maschinelle Bearbeitung erleichtert wird . Die 80 jährigen Reben bringen aufgrund ihres Alters nur noch einen sehr geringen Ertrag von 20 hl/ha. Zusätzlich erfolgte zur Ertragsreduzierung eine Traubenhalbierung nach der Blüte. Wie bei der 3-Sternen-Weinen üblich, erfolgte der Ausbau in Barriques.
Dieser Wein zeigte uns, was eine mit so einem negativem Image belegte Rebsorte wie der Portugieser bei entsprechendem Aufwand leisten kann:
Wir verkosteten einen sehr dichten, klaren und komplexen Wein mit einer feinen Säure und dezentem, gut eingepasstem Holz. Das war der beste Wein des Abends !
Weiter ging es mit dem 2011 Großkarlbacher Spätburgunder
Ein sauberer, leichterer, aber sehr klarer und typischer Spätburgunder ohne Fehl und Tadel.
Man erkennt hier schon die Zielrichtung für einen guten Spätburgunder. Um wie im Burgund eine kühle, klare Frucht zu bekommen muss man auf den Punkt ernten, dann wenn die Trauben mit etwa 95° Oechsle physiologisch reif sind. Jede spätere Ernte führt zu stärker überreifen und oft marmeladigen Weinen.
Die Steigerung zum Ortswein folgte aber sogleich mit dem 2010 Großkarlbacher Burgweg
Das war ein dichter, klarer Spätburgunder mit einer für 2010 typischen kräftigen Säure und sehr guter Struktur, nur das Holz war noch nicht ganz integriert, dafür braucht er noch etwas Zeit.
Die Trauben stammen von einem kleinbeerigen Klon, der auf einem südlich ausgerichteten Hang im Burgweg angepflanzt ist. Der Ertrag liegt bei 20 – 30 hl/ha. Es erfolgt eine selektive Handlese in mehreren Durchgängen, die Maische wird für mindestens 14 Tagen in Bütten und Holzbottichen vergoren. Der Ausbau erfolgt dann für maximal 12 Monaten in Barriques.
Neben den rebsortenreinen Weine baut das Weingut auch zwei Cuvees aus.
Der erste der beiden Weine, das 2009 Wageck Pfaffmann Cuvee Luise
stellt den fruchtigeren Typ dar und ist ein Cuvee aus 50% Frühburgunder mit Cabernet Sauvignon, Merlot und Spätburgunder. Es ist der Zweiwein zum Cuvee Wilhelm, und daher etwas zarter und fruchtiger und wird zu einem günstigeren Preis angeboten.
Der zweite Wein, der 2009 Wageck Pfaffmann, Cuvee Wilhelm
ist ein typisches Bordeaux-Cuvee aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und etwas Petit Verdot. Dieser Wein als Spitzencuvee ist vielschichtig, dicht und fest strukturiert, aber immer noch etwas hart und verschlossen. Er braucht noch Zeit.
Zusammen mit dem Frühburgunder war das der zweitbeste Wein des Abends.
Thomas Pfaffmann hat uns mit einer umfangreichen Weinprobe gezeigt, dass auch im nördlichen Teil der Pfalz sehr gute Weine erzeugt werden.
Dafür möchten wir ihm herzlich danken.
Verfasser: Dieter
Probenergebnis der Weinprobe mit dem Weingut Wageck Pfaffmann am 13.06.2013 (als pdf)