11.07.2013 Weinprobe mit dem Weingut Rings, Freinsheim

Was ist nicht schon alles gesagt worden über dieses Weingut: rasanter Aufstieg, im Formel-1-Tempo ab durch die Decke, mit beängstigender Geschwindigkeit einen Erfolg nach dem anderen eingefahren, vom Fassweinerzeuger zum Flaschenweinvermarkter, usw. So ließe sich die Liste fortsetzen.
2007 das erste Mal als Newcomer im Gault-Millau aufgenommen, gehören die Gebrüder Rings – Andreas und Steffen – inzwischen zu den sog. „shooting stars“ der Weinbranche und haben es bereits bis zu den VdP-Spitzentalenten geschafft. Es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, wann der endgültige Schritt zur vollen VdP-Mitgliedschaft getan werden kann. Das Weingut befindet sich nach der Phase als „Spitzentalente“ nunmehr in der Warteschleife zur endgültigen Aufnahme durch den VdP.

Geradlinig, konsequent, harmonisch werden ihre Weinkollektionen Jahr für Jahr beschrieben. Und solche Lorbeeren machen gerade auch uns Weinliebhaber neugierig. Was ist denn dran an dieser ultimativen Lobhudelei? Inzwischen – schon länger her – standen bereits einige Weine als „Wein des Monats“ auf der Karte des Bistros „Bassermännchen“ im Ketschauer Hof in Deidesheim. Da kann man ja gar nicht mehr anders als sich die Weinkollektion selbst vor zu nehmen, um sich ein umfassenderes Bild zu machen.

Unserer Einladung folgten die Gebrüder Rings gerne, doch Andreas Rings (Jahrgang 1986; Weinbautechniker; Lehre bei Wagner-Stempel, Rheinhessen), der die Probe bei uns in Köln abhalten sollte, fiel einer Sommergrippe zum Opfer und sein Bruder Steffen (Jahrgang  1978; ebenfalls Weinbautechniker) war bereits anderweitig verpflichtet, als dass er hätte einspringen können. So wurde das Weingut präsentiert von der sympathischen, im Weingut festangestellten Mitarbeiterin (u.a. verantwortlich für Verkauf und Events) Antonia Platz, der ein besonderes „Danke schön“ gilt, da sie gerade den ersten Tag aus dem Urlaub zurück war und schon wieder „auf Achse“ sein musste.

Nach einigen Informationen zu den Eckdaten des Betriebes – :

24 ha insgesamt, teilweise in Eigentum, teilweise in Pacht; ca 50% weiße und 50% rote Rebsorten; keine Kooperations- oder Lieferverträge mit anderen Winzern bezüglich Lesegut; Ausbau der Weine ausschließlich im trockenen Bereich, mit Ausnahme der edelsüßen Weine; Lagen in Freinsheim, Ungstein und Kallstadt; Mitglied im Pfälzer Barriqueforum; Sortimentsaufbau nach dem Vorbild der ehemals 3-stufigen Qualitätspyramide des VdP mit z.Zt. noch Guts-, Orts- und Lagenweinen (letztere als Premier-Cru-Weine); mit Aufnahme in den VdP kommt dann sicher auch noch das „Große Gewächs“ (Grand Cru) hinzu (?);

– machte uns Frau Platz den Einstieg in die Probe leicht, indem sie dafür sorgte, dass unsere Gaumen mit einem 2009er Sekt Pinot Brut auf die Dinge, die da kommen sollten, vorbereitete. Die Grundweine dieses Sektes bestehen aus Chardonnay und Pinot Noir, die jeweils 6 Monate in südfranzösischen und pfälzer Eichenbarriques (1. und 2. Belegung) gelagert waren, nach der 2.Gärung 3 Jahre auf der Hefe gelegen haben und sich auf diese Weise bei uns mit einer Butterzopf- bzw. einer Brioche- oder Hefezopf-Note in der Nase und am Gaumen bedankten. Versektet wird beim Sekthaus Raumland (Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen), so dass man feststellen kann, dass auch beim Sekt nichts dem Zufall überlassen wird, weil man sich hier eines der führenden Häuser am Markt für die Versektung bedient hat. Für den Pinot-Noir-Grundwein hat man die Trauben – aus Freinsheimer Lagen – etwas früher gelesen um eine gewisse Schlankheit im Wein zu erzielen, die aber durch die Ausbaumethode – Holz und lange Hefelagerzeit – mit dem Chardonnayanteil harmoniert und so einen runden, fülligen aber nicht zu breiten, oder gar opulenten Eindruck hinterlässt.
Ein erfrischender Einstieg in die Probe – und auch punktemäßig in der Bewertung ein beachtenswerter Einstieg!

Als nächstes folgte ein 2012er Riesling Kalkmergel als Gutswein, dessen vorrangige Aufgabe es sein sollte, die jeweilige Rebsorte besonders herauszustellen. Das war auch gelungen, denn das Ausgangsmaterial war ein zwar reifes Traubengut, das erst Ende Oktober/Anfang November gelesen worden war, aber die Trauben stammen -Achtung: understatement- von den jüngsten d.h. in diesem Fall 12 Jahre alten Rebanlagen mit einem Maximalertrag von 70hl/ha. Dennoch brachten sie Würze und Mineralik in den Wein und dieser hinterließ eine geradlinigen, fruchtigen Eindruck (Stahltankausbau) und eine harmonisches Spiel zwischen Süße und Säure. Ein hervorragender Interpret der Rieslingtraube.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, dass alle Rieslinge aus dem Weingut spontanvergoren werden.

Es folgte ein Ortswein mit der Bezeichnung 2012er Riesling Freinsheim von einem Boden aus Löss-Lehm mit Sandsteineinlagen, gelesen ungefähr Mitte Oktober 2012 und einem Ertag von 59 hl/ha. Auch dieser Wein stellte ein komplexes Beispiel für einen Riesling dar mit etwas mehr Extrakt als sein Vorgänger, dafür aber auch mit Steinobstnoten und einen Spritzer Zitrus, gepaart mit deutlicher Mineralik.

Beim dritten Wein nach dem Sekt – also bei der lfd. Nr.4 – handelte es sich um einen Lagenwein (Maximalertrag: 45 hl/ha) und zwar um einen Riesling vom Kallstadter Steinacker aus 2012. Diese 3,2 ha goße Lage, die zwischen 160 und 220 Höhenmeter angesiedelt ist, wird charakterisiert durch Felsabhänge und ansonsten kalkig-steinige Böden, auf denen die Reben um genügend Wasser kämpfen müssen. Fein, schlank und mineralisch werden die Weine aus dieser Lage umschrieben, doch irgendwie war die Meinung unter den Verkostern über diesen Wein gespalten, wie der Punkteunterschied von 3,5 min/max bei 20 möglichen Punkten in der Bewertung verdeutlicht. Während die eine Fraktion den vorgeschilderten Eindruck bestätigte, waren aber auch Kommentare zu hören wie „glatt gemacht“ oder „zu harmonisch, keine Ecken und Kanten“. Letztere Ansprache bestätigt allerdings auch wieder die Aussage, dass die Weine aus dieser Lage früher zugänglich sind als aus anderen Lagen.

Ein weiterer Lagenwein folgte und diesmal handelte es sich um einen 2012er Riesling aus der Lage Ungsteiner Nussriegel (tonhaltiger Lehm und Buntsandstein; 1,9 ha auf einer Höhenlage zwischen 110-130m; Erträge zwischen 44-55 hl/ha), einer Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zur Toplage des Weingutes („Grand-Cru-Lage“), dem Ungsteiner Weilberg. Die Reben stehen hier auf einer leichten Hanglage mit südlicher Ausrichtung. Dieser Wein wusste mit einer kräftigen Struktur und einer zupackenden Säure zu gefallen, die aber von seiner immensen Fruchtigkeit und seinem Körper aufgefan-gen wurde, so dass er ein insgesamt sehr harmonisches Bild abgab. In der Reihenfolge der Rieslinge vom Gutswein bis zum Lagenwein war dieser Wein auch tatsächlich der Riesling-Topwein des Abends.

Zwischendurch wurde von unserer Seite aus nachgefragt, wie sich die Vermarktung der Weine aufteilt. Hierzu merkte Frau Platz an, dass die Hauptabnehmer aus der Gastronomie stammen, dann kommen die Fachhändler und schließlich die privaten Endverbraucher. Genauere Zahlen standen Frau Platz zu diesem Zeitpunkt leider nicht zur Verfügung. Ferner erfuhren wir, dass Steffen Rings mit dem Weinjahrgang 2001 seinen ersten Jahrgang allein verantwortete und der jüngere Bruder Andreas sechs Jahre später zu seinem Bruder dazu gestoßen ist.

Vom Riesling wechselten wir nun hinüber zu den Burgundersorten und begannen mit einem Gauburgunder als Gutswein, gelesen Mitte bis Ende September 2012 bei einem Ertrag von 69 hl/ha. Die Reben stehen auf Löss und Kiesboden. Dieser Wein war zu 70% im Edelstahltank und zu 30% im großen Holzfass ausgebaut. Mit 13,5% Alc. kein Leichtgewicht. Exotische Früchte wurden angesprochen, Banane und auch Birne wurden konkret genannt. Bei diesem Wein waren sich die Verkoster ziemlich einig in der Bewertung: betrug doch die Divergenz in Punkten nur 1,5 Zähler.

Es folgte nun ein 2012er Weissburgunder Freinsheim als Ortswein, der Anfang Oktober gelesen wurde und auf Löss-Lehm-Boden mit Sandsteineinlagen steht. Ertrag: 58 hl/ha. Bei diesem Wein verteilt sich der Ausbau fifty-fifty auf Stahltank und großem Holzfass. Obwohl nur 1,1 g/RZ und auch noch 6,2 g/S, war eine gewisse Süße am Gaumen nicht zu ignorieren. Vielleicht über den Alkoholgehalt, der auch bei diesem Wein immerhin bei 13,5% Alc lag. Insgesamt hinterließ er jedoch einen besseren Gesamteindruck als der Grauburgunder, weil er durch seinen analytisch geringeren Zuckergehalt aber seiner etwas höheren Säure als der vorausgegangene Grauburgunder eine ansprechendere Art vermittelte. Punktemäßig wurde er jedenfalls noch vor den Grauburgunder gesetzt.
Weissburgunder, ein Wein, der nach rückläufigem Konsum inzwischen wieder mehr nachgefragt wird.

Wir bekamen natürlich auch einen „Trendwein“ zum Verkosten, nämlich einen 2012er Sauvignon Blanc aus Freinsheim und damit wieder aus dem Segment der Ortsweine. Dieser Wein kam noch besser an als sein Vorgänger. Bei mehreren Lesegängen wurde dafür gesorgt, dass auch etwas grüne Noten mit in den Wein hinein kamen, der zu etwa 10% im großen Holzfass – manchmal aber auch im gebrauchten Barrique – und zu 90% im Stahltank ausgebaut wurde (Angaben Frau Platz). Selbst wenn man die Angaben des Datenblattes zu diesem Wein zugrundelegt, wonach der Wein zu 100% im Stahltank ausgebaut wurde (und sagen wir mal vielleicht eine Partie von 10% in großen Holzfässern gelagert wurde für eine spätere Rückcuvetierung?), so hat dieser Sauvignon jedenfalls nicht die aufdringlichen Noten wie ein neuseeländischer Sauvignon, zum Beispiel. Seine Stachelbeernoten kommen ganz leicht daher, gepaart mit Duft von Heu, aber auch mit einem Tick Paprika und Pfeffer, verbunden mit einer hohen Mineralität, die sich lange am Gaumen hält. Dieser Wein, der ein wirklich ansprechender Sauvignon ist, wie er nicht immer in deutschen Anbaugebieten gelingt, machte uns nur neugieriger auf den großen Bruder, den Sauvignon Blanc Reserve. Wie hätte dieser Wein wohl aufgetrumpft?

Den Abschluss der Weißweine bildete ein 2011er Chardonnay aus Freinsheim, also auch wieder aus der Kategorie der Ortsweine. Dieser Wein kam nicht so gut in unserer Runde an und er wurde sehr gegensätzlich diskutiert. Vielleicht war er mit 9 Monaten Barriquelagerung z.Zt. einfach noch zu jung, obwohl aus 2011 stammend. Es wurden ein starker Butterton und Noten von gerösteten Erdnüssen, Röstnoten im Allgemeinen angesprochen. Im „Ist-Zustand“ eigentlich nur als Essensbegleiter zu verkosten, nicht solo. Diesen Wein hätten wir gerne noch einmal im nächsten Jahr probiert. Sicherlich ist er ein „… Wohlfühlwein für die Wintermonate…“, wie ein Mitverkoster anmerkte. Aber auf jeden Fall ein Wein mit Lagerpotential!

Als Übergang zu den Rotweinen präsentierte uns Frau Platz noch einen Roséwein aus 2012 von spätreifem Cabernet Sauvignon und Spätburgunder, hergestellt durch Saftabzug von den vorgenannten Sorten und zwar ohne Pressung. Was früher als Resteverwertung angesehen wurde, gilt heute als Verbesserung der Rotweinmaische. Bei diesem Thema werden „Religionskriege“ – um Glück nur – ausdiskutiert und jeder der sich einmischt (vegetative Noten, bes. Paprika), bekommt ein blaues Auge – um im Bild zu bleiben. Gut gekühlt ein belebendes Getränk, Terrassenwein – aber mehr wollte die Verkosterrunde nicht preisgeben. Und so musste sich dieser Wein in der Punkteskala leider hinten anstellen.

Weiter ging es mit den beiden letzten Weinen, den Rotweinen, und zwar zunächst mit dem 2011er Freinsheimer Spätburgunder, also auch wieder als Ortswein. Der Wein wurde an 3 Tagen gelesen (18.-20.09.2011) mit einem Ertrag 55 hl/ha und in Barriquefässern (30% Erstbelegung und 70% in gebrauchten Barriques) ausgebaut. Er ist mit 0,1 g/RZ so gut wie durchgegoren und hat eine Säure von 5,8g/l behalten. Zuerst wurde man begrüßt von einer wunderbaren Fruchtnote, die typisch für einen Spätburgunder ist. Die Aromen setzten sich am Gaumen fort in Himbeere und Waldbeeren, ein Hauch Kakao kam hinzu und natürlich der Vanilleton der Barriques. Ein insgesamt hochkomplexer Wein, dessen Holzton allerdings einige aus unserer Runde noch zu vordergründig fanden, deutlicher noch als oben beim Chardonnay und dementsprechend in diesem Stadium des Weins zu dominierend. (Anmerkung aus der Runde: „..weniger wäre mehr gewesen….“). Wieder das Problem des zu jungen Weins. Aber warten wir seine Entwicklung ab.

Der Probendurchlauf wurde abgeschlossen von einem Wein mit Bordeauxtypizität: die Rotweincuvée „Das kleine Kreuz“ aus der Freinsheimer Lage Schwarzes Kreuz, ein Lagenwein also, gemacht aus Cabernet Sauvignon (CS), Merlot (M), Cabernet Franc (CF) und St. Laurent (SL). Der 20%-Anteil des CS reichte aus, diese Traube in den Vordergrund zu stellen; der 40% Merlotanteil sorgte im Ergebnis eben nicht für dessen Dominanz, steht aber für Weichheit und Zugänglichkeit zu diesem Wein. Er ordnet sich dem CS unter. Mit dem CF kommt auch noch Würze in den Wein. Allerdings ist dieser Anteil je nach Jahrgang unterschiedlich darin enthalten und zwar in einer Bandbreite von 5-15%. Der aktuelle Anteil des Jahrgangs 2011 war uns leider nicht bekannt. Der Wein wird zu 100% in Barrique ausgebaut, wovon 50% Erstbelegung sind und 50% aus gebrauchten Barriques aus pfälzer und französicher Eiche bestehen. Mit einem Alkoholgehalt von 14,5% Vol. steht der Wein dicht und fest im Glas, mit Würze und kräftiger Struktur. In der Nase und am Gaumen findet man Kirschfrucht und schwarze Waldbeeren – St. Laurent lässt grüßen -, wieder Vanillearomen vom Holz und bereits jetzt weiche Tannine – von der Gegenfraktion als weich = beliebig kritisiert.
Unterm Strich dennoch eine sehr gelungene Rotweincuvée, die deshalb auch den Gewinner des Abends darstellte!

Nochmals Dank an Frau Platz für diese aufschlussreiche Probe und dafür, dass sie unkompliziert für den erkrankten Andreas Rings „in den Ring“ gestiegen ist und uns charmant durch den Abend geführt hat.
Verfasser: Wolfgang Klug

Probenergebnis der Weinprobe mit dem Weingut  Rings am 11.07.2013 (als pdf)


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