11.12.2014 Vergleichsprobe Lemberger aus Deutschland gegen Blaufränkisch aus Österreich

Nach zwei Jahren wollten wir den Vergleich zwischen deutschem Lemberger und österreichischem Blaufränkisch wiederholen, nur diesmal als Blindprobe.
Wie würden die Verkoster erkennen, woher die Weine kommen, die von der gleichen Rebsorte stammen ?
Um es nicht zu kompliziert zu machen, liefen die Weine immer als Pärchen, die natürlich erst nach der Bewertung aufgedeckt wurden.
Den Anfang machten der 2012‘er Neckenmarkter Blaufränkisch, „Nyek“ vom Weingut Hufnagel. Ein kräftiger, einfacherer Wein mit deutlichen und sehr würzigen Holznoten, so dass ihn einige schon fast als Glühwein bezeichneten. Für den Preis von 6.50 € kein großer Wein aber ein sehr guter Gegenwert.
Dagegen war der 2011‘er Bönnigheimer Lemberger, „Gipskeuper“ vom Weingut Dautel zarter, mineralischer und deutlich heller in der Farbe – und doppelt so teuer wie sein burgenländer Pendant.
Zweidrittel der Anwesenden ordneten die beiden Weine dem richtigen Land zu.  Die Beurteilung war mit jeweils 13,93 Punkten pari.
Als nächstes folgte  der 2012‘er  Lemberger S vom Staatsweingut Weinsberg, ein dichter, zarter und pflaumiger Wein, während der 2011‘er  Blaufränkisch, „Weinberg“, Reserve vom Weingut Kopfensteiner vom Eisenberg aus dem Südburgenland sich etwas schlichter in der Struktur und deutlich kirschfruchtig präsentierte.
Nur die Hälfte der Verkoster konnte bei dieser Paarung die korrekte Herkunft bestimmen. Der Lemberger wurde mit 14.57 Punkten etwas besser beurteilt als der Blaufränkisch (14,36 Punkte).
Den nächsten Flight bestritten der 2011‘er  Blaufränkisch „Kalk und Schiefer“ vom  Weingut Hans & Anita Nittnaus aus dem Leithagebirge, der für einen burgenländer Wein unerwartet  mineralisch und gradlinig daher kam und  der 2012er  Lemberger „Lerchenberg , 1.Lage“ vom Weingut Burg Ravensburg. Trotz seiner Jugend war dieser Wein schon sehr breit und gereift und zeigte auch noch eine etwas dienliche Süße.
Hier führte der Blaufränkisch mit 14,75 Punkten gegen 14,46 Punkten.
Im nächsten Pärchen startete der 2011er  Blaufränkisch, „Ried Oberer Wald“ vom Weingut Ernst Triebaumer aus Rust. Dieser Blaufränkisch ist der „Zweitwein“ vom „Marienthal“, der unter den burgenländer Blaufränkisch-Weinen schon lange einen Kultstatus hat. Als Zweitwein ist er qualitativ nicht weit entfernt von seinem großen Bruder. Er hat eine staffe Struktur, festes Tannin und eine distingierte, kühle Frucht. Da hatte es der 2012‘er  Lemberger „Abtstatter Burgberg“ vom Weingut Golter aus Ilsfeld schwer. Ein dichter, ordentlicher Wein, recht süffig mit viel Süße und Holz aber einer leichteren Struktur. Fast allen war klar, dass der erste Wein aus Österreich stammt und punktemäßig konnte er mit 15,64 gegen 14,79 deutlich davonziehen.
Es ging weiter. Ein 2009‘er  Blaufränkisch, Reserve „L1“ vom Rotweingut Lang aus Neckenmarkt gegen den 2011er  Lemberger, „Hades“ vom Staatsweingut Weinsberg.
Auch hier lag der Blaufränkisch mit 15,86 Punkte gegen 15,64 vorn. Er konnte von seiner 2 Jahren längeren Reife profitieren, die sein ehemals sehr festes Tannin weich gemacht und das Holz angenehm eingebaut hatte. Der Lemberger war sicher auf gleich hohem Niveau, aber ihm fehlte die Reife und so präsentierte er sich noch etwas jung und ungestüm mit deutlichem, noch nicht integriertem Holz. In zwei Jahren könnte er sicher gleichziehen. Bis auf einen Verkoster machte alle die korrekte Länderzuordnung.
Zum Abschluss folgten dann zuerst der Kraichgauer Lemberger 2010‘er  Burg Ravensburger „Dicker Franz“ Großes Gewächs, wieder vom Weingut Burg Ravensburg und der 2009’er Blaufränkisch, „Ried Dürrau“ vom Weingut Paul Kerschbaum aus  Horitschon.
Beide Weine mussten sich  ihren Vorgängern  knapp geschlagen geben. Der Dicke Franz, war ein dichter, weicher, runder Lemberger mit viel Holz. Er konnte mit 15,46 Punkten knapp am Blaufränkisch aus der Lage Dürrau (15,39 Punkte) vorbeiziehen. Auch dieser Wein, aus einer der besten Lagen im Mittelburgenland war klar, gradlinig mit festem reifem Tannin und kühler Frucht, fand aber nicht so viele Liebhaber wie der „Dicke Franz“.
Inzwischen hatten sich auch fast alle in die unterschiedliche Stilistik der Weine eingearbeitet und konnten auch diese beiden Weine den Ländern korrekt zuordnen.
Am Ende der Probe war gut zu erkennen, dass die Qualität zwischen den Weinen der beiden Ländern vergleichbar ist, aber die Stilistik doch deutlich unterschiedlich ist. Die Lemberger kamen weicher, runder, eher Spätburgunder-artig daher, während sich die Blaufränkisch durch mehr Kraft, Fülle und festes Tannin auszeichneten. Und so bevorzugte eine Teil der Verkoster die Lemberger und der andere die Blaufränkisch Weine.

Verfasser: Dieter

2014_12_Probenergebnis_Lemberger gegen Blaufränkisch


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