Ist doch ganz einfach, der Korken verschließt die Weinflasche und damit ist sie zur Umgebung abgeschirmt. Um sie zu öffnen holt man sich einen Korkenzieher (wo liegt der noch mal ?), setzt ihn an , dreht ihn hinein in den Korken und zieht ihn hoch. Pech, jetzt ist er auch noch abgerissen. Beim Nachbohren, um den unteren Teil zu entfernen, verschwindet der Rest in der Flasche und dann hat der Wein so einen eigenartigen Geruch und Geschmack: Korkfehler
Das alles kann beim Öffnen einer Weinflasche passieren, obwohl sich die meisten Korken problemlos mit einem leichten „Plopp“ entfernen lassen und einen ordentlichen Wein freigeben. Schlechtere Qualität vor allem durch undichte Korken oder Korkschmecker sind das große Problem. Die Verfügbarkeit von Naturkork ist ebenfalls nicht unbegrenzt.
Daher wurde schon länger nach Alternativen für den Naturkorken gesucht.
Moderne Spritzguss-Kunststoff-Korken in grellen oder auch kork-ähnlichen Farben,
oder coextrudierte Korken, die innen leicht schaumig und recht elastisch sind, schienen die Lösung zu sein. Nur gab es vor allem in der Anfangszeit Probleme mit der Dichtheit gegen Sauerstoff und dadurch schmeckten die Weine nach ein bis zwei Jahren müde und oxidiert.
Kronkorken als Alternative sind sehr dicht, haben aber das Aussehen wie bei einer Bierflasche und wie lassen sich die Flaschen wieder verschließen ?
Eine weitere, inzwischen stark favorisierte Alternative ist der Schraubverschluss: Dicht und kaum Sauerstoff-durchlässig. Für einfache Literware ist er schon länger in Verwendung und in der Gastronomie sehr geschätzt. Für bessere Wein wurde in der das Aussehen deutlich verbessert und daher werden inzwischen auch hochwertige Flaschen damit verschlossen. Es macht natürlich beim Öffnen kein „Plopp“
Neben einigen anderen noch „exotischeren“ Verschlüssen gibt es noch den „Vino-Lok-Glasstopfen“, auf den sich vor allem der VDP eingeschworen hat. Geschmacksneutrales Glas als Verschluss klingt gut, aber das erfordert sehr präzise gearbeitete Flaschen und die Abdichtung erfolgt nicht über Glas sondern über einen recht dicken, elastischen Kunststoff-Ring.
Wo liegt also der der Stein der Weisen?
Um mehr zu erfahren, hatten wir Herrn Brandlhuber von der Firma Syncor als Experten eingeladen, der uns über Vor- und Nachteile der einzelnen Verschlüsse etwas berichten sollte. Der Mutterkonzern der Firma Syncor hat als kunststoffverarbeitender Betrieb große Erfahrung mit Gas- und Dampf-dichten Abdeckkappen für Elektronik-Chips und konnte das auf die Herstellung von Kunststoff-Korken über-tragen.
Bei der ersten Vergleichsreihe mit neun Weinen ging es um den Eigengeschmack der Verschlüsse. Im Gegensatz zur Undurchlässigkeit für Sauerstoff wird darüber allgemein weniger diskutiert.
Ein 2009’er Müller Thurgau QbA halbtrocken aus Baden mit 11% Alkohol diente als Grundwein und laugte ein Jahr ca. 20-25 Verschlüsse in der Glasflasche aus. (Alle Flaschen wurden mit einem gasdichtem Kunststoffkorken verschlossen und stehend gelagert.) Für die in den Wein extrahierten Komponenten ergab sich damit aufgrund der benetzten Oberfläche der Verschlüsse eine etwa 250-fach höhere Konzentration als bei einer normal damit verschlossen Flasche – und natürlich wurden die Weine blind verkostet.
Die Ergebnisse waren für uns teilweise überraschend:
1. Nomacor Classic: coextudierter Kunststoffkorken
Etwas breiter, säuerlicher, dumpfer Beiton
2. Vinotop: coextudierter Kunststoffkorken
Etwas breiter Beiton, nicht so dumpf wie Nr. 1.)
3. Interkork: Spritzguss-Kunststoffkorken, nicht mehr am Markt
Flacher, etwas süßlicher Beiton
4. Syncor: Spritzguss-Kunststoffkorken
Recht klare, frische, spritzige Frucht,
5. SWAN: Spritzguss-Kunststoffkorken
Breiter, dumpfer, unangenehmer Gummi-Ton
6. Colombin: Naturkorken
Bernsteinfarbener Wein, süßliche Vanille- und Karamelltöne
7. Diam Korken aus Korkmehl, mit superkritischem Kohlendioxid extrahiert, um Trichloranisol zu entfernen.
Gelblicher Wein, süßliche Vanille- und Karamelltöne, nicht so stark wie Nr.6.)
8. Glastwister: Material für den neuen Verschluss von Sycor
Sauber und frisch – eigentlich der Null-Versuch, denn das Glas kann nicht mehr als die Flasche selbst an
Geschmack abgeben
9. Schraubverschluss: Innendichtung Seram mit Zinn-Auflage
Stumpfe, breite, muffige Frucht, deutlicher Gummi- und Amin-Ton.
An den beiden coextrudierten Kunststoffkorken zeigt sich, daß durch die offenporige Schaumstruktur Hilfsstoffe stärker ausgelaugt werde.
Bei den Spritzgusskorken erkennt man, daß Hilfsmittel oder Farbpigmente einen deutlichen Einfluss auf den Geschmack haben können. Daß der Syncor-Korken weniger Geschmack abgibt als die anderen beiden Spritzgusskorken, liegt auch an der geschlossenporigen Innenstruktur.
Erstaunlich war der deutliche farbliche und geschmackliche Einfluß des Naturkorkens bzw des Agglomeratkorkens aus Korkmehl. Die Geschmacksnoten sind aber vergleichbar mit den Holznoten beim Fassausbau. Dadurch fällt der Kork-Eigengeschmack in normaler Dosierung beim Wein nicht auf.
Der Glastwister ist ein neu entwickelter Verschluss, bei dem eine Glaslinse die Flaschenmündung abdeckt. Ein äußerer Kunststoffring dichtet zusätzlich nach außen ab. Darüber kommt dann eine elastische Kunststoffkappe mit Schraubgewinde, die alles fixiert und schützt. Dieser Verschluss wurde auf der Intervitis 2010 mit dem Innovationspreis ausgezeichnet und könnte eine bessere Alternative als der Vino-Lok-Glasverschluss sein, da er keine Sonderflaschen und Abfüllmaschinen benötigt
Der Test mit den Innendichtungen der Schraubverschlüsse ist natürlich nicht ganz korrekt, da die Weine nur mit der Zinn-Folie in Berührung kommen sollten und kein Kontakt mit der elastischen Schaumstoff-Rückseite möglich sein sollte. Deshalb kann man auch nicht generell daraus schließen, dass der Wein diese Beitöne durch einen Schraubverschluss bekommen kann.
Mit dieser ersten Versuchsreihe konnte natürlich keine Aussage über die Gasdichtigkeit gegenüber Sauerstoff gemacht werden.
Um das zu überprüfen, war 2006 bei der der DLR Trier ein 2005’er Riesling Spätlese trocken mit 48,6 mg/l Schwefeldioxid abgefüllt, mit verschiedenen Verschlussalternativen verschlossen und liegend bei 12-14°C und etwa 67% Luftfeuchtigkeit gelagert worden.
Wir konnten die Weine der nachfolgenden drei Verschlussarten verkosten:
1. Naturkork Leicht firner, etwas muffiger Riesling
2. Syncor-Kunststoffkorken Kaum Firne, mehr Säure, wirkt frischer
3. Nomacor-Kunststoffkorken Mehr Firne, etwas oxidiert, mehr Farbe
In dieser Reihe zeigt sich dass der Naturkorken mehr Sauerstoff durchlässt als der Syncor-Korken. Deutlich schlechter als Naturkork ist der Kunststoffkorken Nr. 3.
(Diese Ergebnisse und die weiterer Verschlüsse können im Bericht der DLR Trier eingesehen werden:
http://www.syncor.de/images/stories/webseite/aktuelles/DLR_Mosel_DDW.pdf
Als „Leckerbissen“ hatte Herr Brandlhuber bei einem Kunden noch zwei Literflaschen 1976’er Wachenheimer Schenkenböhl, Riesling QbA trocken bekommen, von denen die erste Flasche mit einem Naturkorken verschlossen war, die zweite schon mit einem Kunststoffkorken.
1. Naturkorken Deutlich reifer, gealterter Wein, aber recht sauber und leichter Rosinenton
2. Kunststoffkorken Dumpfer, breiter, gealterter Wein mit deutlichem oxidierten Sherry-Ton, etwas stechend
Bei der eingesetzten QbA-Weinqualität konnte man nach 33 Jahren keine großen Wein erwarten. Hier zeigte sich aber, dass die früheren Kunststoffkorken deutlich mehr Sauerstoff durchgelassen haben als ihre Naturkork-Konkurrenten und der Wein dadurch deutlich stärker oxidiert war.
Wie unsere letzte Technik-Probe 2009 mit Weinfehlern war auch diese Probe über alternative Verschlüsse keine Genuss-Probe, aber wir wollten ja die Einflüsse der Verschlüsse erkennen. Dafür danken wir Herrn Brandlhuber für die neutrale und objektiv gestaltete Probe
Einen „Kork der Weisen“ haben wir allerdings auch nicht entdeckt.
Wer noch mehr Informationen zu diesem Thema haben möchte, kann im Internet auf die beiden Artikel der DKL Rheinlandpfalz zugreifen:
Verfasser: Dieter Ockelmann