Unsere diesjährige Weinkulturreise führte uns an die Nahe in das Gebiete zwischen Bad Kreuznach und Meddersheim.
Obwohl das diesjähriges deutsches Wein-Thema „Württemberg“ ist, sind wir nicht dorthin gefahren, da wir vor einiger Zeit schon dort waren. So haben wir uns für die Jahr die Nahe entschieden.
Wie immer bestand die Möglichkeit, flexibel an den Proben teilzunehmen, da die Anreise individuell erfolgte.
Wir begannen am Donnerstag Nachmittag beim Weingut Jakob Schneider in Niederhausen. Unserer Gruppe passte so gerade hauteng in die Probierstube. Gott sei Dank hatte niemand Knoblauch gegessen.
Das Weingut ist noch weniger bekannt als seine großen Nachbarn und auch nicht im VDP, aber das hatte keinen negativen Einfluss auf die Qualität und war positiv für die günstigen Preise. Uns machte die Probe Spaß und so dauerte sie dann auch länger als geplant, worüber aber niemand traurig war.
Hier stichwortartig die Weine:
1. 2013 Weißburgunder, QW trocken: Ein fruchtiger Weißburgunder mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.
2. 2013 Spätburgunder Blanc de Noir, QW, trocken: Ein klarer, fruchtiger Blanc de Noir mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.
3. 2013 Riesling, „Grauschiefer, QW trocken: Ein klarer, leichterer Riesling mit deutlicher Säure, und leichten Citrus-Noten.
4. 2013 Riesling, „Melaphyr“, QW, trocken: Ein klarer Riesling mit etwas fülligerer Frucht als der „Grauschiefer“ Er wirkte noch etwas verschlossen.
5. 2013 Riesling „Niederhäuser Rosenheck“, QW trocken: Ein dichter, recht nachhaltiger Riesling, der mehr Nuancen zeigt als die Gutsweine.
6. 2013 Riesling Niederhäuser Felsensteyer, QW trocken: Ein dichter, gut strukturierter Riesling mit reiferer, weicherer Säure, und leicht reduktiven Noten von der Spontanvergärung.
7. 2013 Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, QW trocken: Ein sauberer, dichter, gradliniger Riesling mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.
8. 2012 Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, QW trocken: Das Gegenstück zum 2013’er Riesling, sehr dicht, aber etwas rauchig mit weicherer Säure und zarter Reife.
9. 2012 Riesling Norheimer Dellchen, QW trocken: Ein klarer, eleganter und filigraner, mineralischer Riesling, aber trotzdem nicht dünn.
10. 2007 Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, QW trocken: Dieser Wein wirkte schon etwas, breiter, reifer und hatte an Dichte und Klarheit verloren, war der Grund dafür ein leichter Kork ?
11. 2008 Riesling Niederhäuser Felsensteyer, QW, trocken: Ein dichter, klarer Riesling mit zarter Reife und frischer Säure, er hatte deutlich mehr Biss als der 2007’er.
12. 2011 Riesling Niedernhäuser Hermannshöhle, „Magnus“, QW trocken: Ein klarer, gradliniger, dichter, aber auch schlanker Riesling mit gut integrierter Säure. Das war die Spitzen-Selektion !
13. 2013 Niederhäuser Klamm, Kabinett, fruchtsüß: Ein klarer, recht eleganter, fruchtiger und runder Riesling mit einer zarten Süße.
14. 2013 Niederhäuser Hermannshöhle, „Edition Elisabeth“, Spätlese fruchtsüß: Ein fruchtiger, frischer Riesling mit einem feinen Säure- / Süße-Spiel.
15. 2012 Riesling Niedernhäuser Hermannshöhle, „Junior“, Auslese süß: Ein recht dichter, aber auch eleganter Riesling mit zarter Botrytis und frischer Säure.
16. 2012 Niedernhäuser Hermannshöhle, „Mitternacht“, Eiswein edelsüß: Ein dichter, Spur fülliger, Spur öliger Riesling mit dezenter Süße und leichter Botrytis. Nach Mitternacht gelesen, daher der Name.
2014_05_Weine Weingut Jakob Schäfer
Den nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück zu Fuß vom Niederthäler Hof zum Weingut Dönnhoff. Nach dem nächtlichen Regen war der Pfad an der Nahe entlang nach Oberhausen etwas nass und matschig. Das brachte einen Teil der Gruppe dazu, statt der 2 km an der Nahe den Umweg von 2 km über die Straße zu nehmen. Die anderen waren daher deutlich eher am Weingut, mussten dafür aber anschließend Schuhe putzen. Dort erwartete uns die „Schwiegertochter“. Durch längeren Aufenthalt im Rheinischen, kam sie problemlos mit der Kölner Mentalität klar (auch wenn die meisten Weinbrüder und –Schwestern keine echten Kölner sind)
Und wieder saßen wir recht hautnah zusammen, aber wir passten gerade so in die Probierstube.
Auch hier waren die Weine jahrgangsbedingt von der Säure geprägt aber trotz der schwierigen Witterung während der Erne zeigten sie eine kristallklare Frucht.
1. 2013 Riesling „Tonschiefer“, QW trocken: Ein typischer Dönnhof-Riesling, zart mineralisch, elegant mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure. Als Einstiegswein hatte er natürlich nur eine leichtere Struktur.
2. 2013 Riesling Kreuznacher Kahlenberg, QW trocken: Ein sauberer, runder, deutlich weicherer Riesling mit zarter Süße und recht saftiger Frucht
3. 2013 Riesling Roxheimer Höllenpfad, QW trocken: Ein klarer, recht eleganter, filigraner, noch etwas glatter Riesling,
4. 2013 Riesling Norheimer Dellchen, „Großes Gewächs“, QW trocken: Wieder ein klarer, eleganter, filigraner Riesling, deutlich mehr Dichte, aber noch nicht fertig (Fassprobe)
5. 2013 Gutsriesling, QW fruchtsüß: Wieder ein typischer Dönnhof-Riesling mit klarer, recht eleganter, filigraner Frucht und dezenter Süße.
6. 2013 Riesling Oberhäuser Leistenberg, Kabinett fruchtsüß: Ebenfalls ein klarer, eleganter Riesling mit sehr gutem Süße- / Säurespiel
7. 2013 Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, Spätlese fruchtsüß: Wieder ein klarer, eleganter, filigraner und doch dichter Riesling mit dezenter Süße, die nicht pappig wirkt
8. 2013 Riesling Oberhäuser Brücke, Auslese fruchtsüß: Ein Auslese wie sie sein soll, klar, elegant und vielschichtig mit sehr feinem Süße- / Säurespiel (Fassprobe)
2014_05_Weine Weingut Dönnhoff
Nach der Probe ging es zu Fuß über die Brücke zurück zum Restaurant Hermannshöhle , wo uns unser Mittagessen erwartete.
Und da man mit vollem Bauch nicht so gut laufen kann und das Weingut Emrich Schönleber als nächstes Ziel doch etwas weiter weg lag, gab es einen Mini-Bus-Transfer nach Monzingen.
Dort erwartete uns schon Werner Schönleber in seinem neuen Probenraum. Hier hatten wir etwas mehr Platz für unsere Gruppe.
Auch hier waren die Weine jahrgangsbedingt mehr säuregeprägt, aber ebenfalls kristallklar, aber nicht ganz so filigran wie die vom Weingut Dönnhof, dafür etwas dichter und maskuliner.
Mit den Weinen pendelten wir zwischen den beiden Lagen Frühlingsplätzchen und Halenberg.
1. 2013 Weißburgunder, QW trocken: Ein klarer Weißburgunder mit leicht exotischen Frucht-Noten.
2. 2012 Gutsriesling, QW trocken: Ein klarer, gradliniger, eleganter Riesling mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.
3. 2013 Riesling „Lenz“, QW trocken: Ein klarer, recht dichter, saftiger Riesling, der von jüngeren Reben und einfacheren Parzellen aus der Lage Frühlingsplätzchen stammt.
4. 2013 Riesling „Mineral“, QW trocken: Ein, eleganter, mineralischer Riesling mit deutlicher, aber gut integrierter Säure, der von jüngeren Reben und einfacheren Parzellen aus der Lage vom Halenberg stammt. Er zeigt etwas mehr Dichte und Fülle als der „Lenz“.
5. 2013 Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen, QW trocken: Ein eleganter, mineralischer Riesling mit mehr Dichte als „Lenz“ und „Mineral“, aber noch etwas verhalten.
6. 2012 Riesling Monzinger Halenberg, „Großes Gewächs“ QW trocken: Das ist ein echtes „Großes Gewächs, dicht, elegant, nachhaltig und vielschichtig. Noch zeigte etwas verhaltene Frucht.
7. 2013 Riesling Monzingen, Kabinett fruchtsüß: Ein sauberer, klarer Riesling mit dezenter, nicht aufdringlicher Süße
8. 2012 Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen, Spätlese fruchtsüß: Das ist eine typische Spätlese mit dichter, eleganter, finessenreicher Frucht und dezenter Süße.
9. 2012 Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen, Auslese fruchtsüß: Klarer, eleganter Riesling mit Finessen, dezenter Süße, aber Hauch buttrig
2014_05_Weine Weingut Emrich Schönleber
Nach dem Abendessen verkosteten wir dann eine Serie von Weinen aus dem Weingut Schäfer Fröhlich. Da Tim Fröhlich dringend seine Weine füllen musste, könnten wir die Weine nicht bei ihm verkosten und mussten das in unserem Hotel tun.
Die deutlich reduktiven Töne der Spontanvergärung führten bei einigen der Gruppe doch zu starken Irritationen – andere Verkosten verdrehen dabei ihre Augen vor Wonne. Allerdings muss zur Ehrenrettung gesagt werden, dass die Weine noch sehr jung waren und teilweise nur als Vorabfüllung zur Verfügung standen und somit noch nicht ihr volles Potential zeigen konnten.
1. 2013 Spätburgunder, „Blanc de Noir“, QW trocken: Ein sauberer Blanc de Noir der jahrgangsbedingt sehr viel Säure und Citrus-Noten zeigte.
2. 2013 Weißer Burgunder, QW trocken: Auch hier ein sauberer, aber Spur breiter Weißburgunder.
3. 2013 Gutriesling, QW trocken: Ein recht klarer Riesling mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure und mehr Citrus- und Rhabarber-Noten.
4. 2013 Riesling „Fröhlich trocken“, QW trocken: Wie der Gutsriesling, aber etwas mehr Dichte.
5. 2013 Riesling Bockenau „Felsengestein“, QW trocken: Ein weicherer, etwas breiter Riesling, etwas mehr Süße und die leichten weingutstypischen Spontan- Noten zeigte.
6. 2012 Riesling Schlossböckelheimer Kupfergrube, „Großes Gewächs“, QW trocken: Als Großes Gewächs war dieser Wein deutlich dichter, mit fester Struktur und den weingutstypischen Spontan-Noten, allerdings fehlte ihm etwas die Klarheit. Die 2.Flasche präsentierte sich dann besser .
7. 2012 Riesling Schlossböckelheimer Felsenberg, „Schiefergestein“ Spätlese fruchtsüß: Die typische Nahe-Spätlese, dicht und voll, mit frischer Säure und dezenter Süße. Auch hier waren die weingutstypischen Spontan-Noten zu erkennen.
2014_05_Weine Weingut Schäfer Fröhlich
Samstag morgen war dann wieder eine Wanderung angesagt, diesmal vom Niederthälerhof zum Gut Hermannsberg.
Nach Google Earth sollte ein Weg auf halber Hanghöhe bis zum Gut Hermannsberg führen. Leider erwiesen sich die weißen Streifen auf der Karte auf der Mitte der Wanderung nicht als Weg sondern als steil aufragende Weinbergsmauern. Ohne Steigeisen nicht zu bezwingen.
Daraufhin kletterte ein Teil der Gruppe durch den Weinberg nach oben zu einem Wirtschaftsweg und ein anderer Teil nach unten zur Straße. Im Gut Hermannsberg gab es dann die Wiedervereinigung.
Im Probierraum war diesmal ausreichend Platz – auch wenn er nur für kleinere Gruppen vorgesehen war, aber mit zwei zusätzlich angestellten Tischen gab es hier für alle fürstlich Platz. Seit das Weingut einen neune Besitzer hat, der das Ziel hat wieder Spitzenweine aus den berühmten Lagen zu produzieren, geht es wieder steil aufwärts mit dem Wiengut.
1. Riesling-Sekt brut: Ein Sekt mit klarer Frucht und kräftiger Säure, der 11 Monate auf der Hefe gelegen hat.
2. 2012 Weißburgunder, QW trocken: Ein zart herb fruchtiger Weißburgunder.
3. 2013 Weißburgunder, QW trocken: Ein klarer Weißburgunder, der für da Jahr 2013 eine relativ weiche Säure hat ( entsäuert ?), mit exotischen Frucht-Noten und da er noch sehr jung ist, mit deutlichem Parfüm nach Eisbonbon.
4. 2013 Riesling, „Just Riesling“, QW trocken: Ein sauberer, klarer, etwas verhaltener Riesling mit weicherer Säure: im Hintergrund sind noch reduktive Töne zu erkennen.
5. 2012 Riesling „Jubiläumswein“, QW trocken: Diesem Riesling hat das Jahr Reife gut getan, er hat sich schon gut abgerundet und zeigt mehr Struktur als der „Just Riesling“.
6. 2013 Riesling Niederhausen, QW trocken: Ein, dichter, weicher Riesling von Tonschiefer-Böden der Lage vom Hermannsberg; im Hintergrund sind noch reduktive Töne zu erkennen.
7. 2013 Riesling Schloßböckelheim, QW trocken: Ebenfalls ein dichter, klarer Riesling von Melaphyr-Böden aus der Lage Kupfergrube, auch sind im Hintergrund noch reduktive Töne zu erkennen.
8. 2013 Riesling „Von den Steinterrassen, QW trocken: Ein klarer, mineralischer und gut strukturierter Riesling mit einer deutlichen, aber gut integrierten Säure.
9. 2013 Riesling, Kabinett fruchtsüß: Ein sauberer, klarer Riesling aus der Kabinett-Klasse mit einem schönen Süße – / Säurespiel.
10. 2012 Riesling, „Rothenberg“ Spätlese fruchtsüß: Ein klarer, zarter, eleganter Riesling, mit frischer Säure, etwas mehr Süße, was einer Spätlese auch angemessen ist.
2014_05_Weine Gut Hermannsberg
Per Minibus ging es dann zum Mittagessen wieder Nahe-aufwärts nach Monzingen in das Restaurant „Zur Traube“. Nach dem Abschluss-Kaffee kam dann die „weite“ Wanderung zum Weingut Hexamer auf die andere Seite der Straße.
Nach den klassischen Weißweingütern war die Rebssortenpalette hier etwas breiter aufgestellt. Neben Riesling und Burgundersorten gibt es auch Sauvignon blanc sowie die Rotweinsorten Spätburgunder und Frühburgunder.
Leider stießen wir auch hier an die Kapazitätsgrenzen des Probierraumes. Die Plätze reichten zwar aus, aber es waren zwei voneinander entferne Tische, an denen auch noch andere, nicht angemeldete Gäste saßen. Dadurch wurden die Erläuterungen für die Winzerin sehr mühsam, sie an den zwei Tischen separat erzählen und auch noch eine dritte Gruppe bedienen.
1. 2013 Weißburgunder, QW trocken: Ein fruchtiger, zarterer Riesling mit frischer Säure.
2. 2012 Riesling „Eisendelle“, QW trocken: Ein zart herb fruchtiger Weißburgunder.
3. 2012 Riesling Schloßböckelheim, QW trocken: Dieser Riesling war deutlich runder und besser strukturiert als der Wein davor. Die Säure war deutlich, aber gut eingebunden.
4. 2012 Riesling Schloßböckelheimer Königsfels, QW trocken: Ebenfalls ein dichter klarer Riesling mit sehr zarter Süße.
5. 2012 Riesling Schloßböckelheimer in den Felsen „No 1“, QW trocken: Als No. 1 war dieser Riesling deutlich wuchtiger und weniger filigran. Die Säure war deutlich weicher als bei den anderen Rieslingen.
6. 2012 Sauvignon blanc, QW trocken: Ein weicher, runder Sauvignon blanc mit zart grünen Noten und etwas mehr Süße.
7. 2011 Spätburgunder, QW trocken: Ein dichter, klarer Spätburgunder, wirkt noch etwas kantig (Fassprobe).
8. 2009 Frühburgunder, QW trocken: Ein dichter, etwas breiterer, fülliger und nicht so klarer Frühburgunder, die 2.Flasche war klarer, dichter.
9. 2009 Spätburgunder „No 1“, QW trocken: Das war die Steigerung von normalen Spätburgunder mit mehr Dichte, mehr Holz und einem weicheren, Spur schokoladigem Tannin.
10. 2013 Riesling, „Quarzit“, Hochgewächs fruchtsüß: eines der seltenen Hochgewächs an der Nahe, fruchtig aber mit etwas dienliche Süße und mehr traubige Aromen.
Damit waren die Besuche bei den Weingütern beendet und es folgt nur noch die Fahrt zurück zum Niederthälerhof zum Abendsessen.
Den kulturellen Abschluss der Nahetour machte am Sonntag morgen dann unsere geführte Besichtigung vom Bäderhaus bis zum Gradierwerk in Bad Kreuznach. Das Mittagessen gab es im Brauhaus neben dem Gradierwerk..
Damit war unsere Nahetour endgültig zu Ende.
Für die gelungene Weinreise möchten wir uns bei unserem Weinbruder Wilfried Schmitz bedanken, der sehr viel Zeit und Aufwand getrieben hat, bis er die Tour so zusammen gestellt hatte, dass alles reibungslos klappte.
PS. Dass sich dann der größte Teil der Gruppe auf der Jahrgangspräsentation von Weingut Matthias Müller in Spay wieder traf, war nicht geplant, lag aber daran, dass es über Spay nur ein kleiner Umweg auf der Rückfahrt nach Köln ist.
Verfasser Dieter