05.06.2014 Weingut Eberbach Schäfer, Lauffen

Es war uns wieder mal gelungen, einen württembergischen Winzer nach Köln zu locken, was erfahrungsgemäß einigermaßen schwer ist.

Der Juniorchef des Weingutes Eberbach-Schäfer aus Lauffen am Neckar, Frieder Schäfer kommentiert uns fachkundig eine Probe seiner Weine. Er ist Absolvent der Wein-Uni (FH)  Geisenheim.

Die Eberbachs betreiben bereits seit dem Jahre 1660 in Lauffen Weinbau. Die eigenständige Weinvermarktung begann Friedrich Eberbach, der Großvater des jetzigen Eigentümers, im Jahr 1959. Mit Einstieg des Vaters des heutigen Eigentümers Willi Schäfer, der in der WG Flein Kellermeister war,  kam  der Name des Weingutes in seiner heutigen Form zustande.

Eine Tante des Besitzers hat in die „Domaine des Planes“ in der AOP Provence eingeheiratet.

Das Weingut bewirtschaftet heute ca. 35 ha in den Lagen Lauffener Riedersbückle, in dessen Mitte das Weingut seit der Aussiedlung aus der Enge des Ortes liegt, Hausener Jupiterberg und Helfenberger Schlossberg. Der  Familienbetrieb hat 4-5 Angestellte.

Den Löwenanteil der Lauffener Weine  (ca. 600 ha Fläche) vermarktet die WG Lauffen unter der Großlage „Katzenbeißer“.  380 ha sind in Lauffen mit Schwarzriesling bestockt, und Lauffen ist damit wohl die größte Schwarzriesling-Gemeinde Deutschlands.

Dennoch nimmt der Anbau von Schwarzriesling derzeit kontinuierlich ab.

Sieht man von einer Kellerei ab, ist das Weingut Eberbach-Schäfer eines von nur 2 Privatweingütern in Lauffen.

Heute wird der Wein zu 40% über Privatkunden und zu 60% über den Fachhandel vermarktet.

Der Chronist kennt dieses Weingut schon seit 1977, als es ihn beruflich nach Heilbronn verschlug und er beim Lauffener Ruderclub Neckar seinem Hobby nachging.

Während dieser Zeit machte er viele Weinproben im Weingut mit, die die Großmutter mit einer guten Portion schwäbischem Humor abhielt.

Nun zur Probe.

Vorab: Generell werden keine Lagennamen verwendet,  obwohl die Weine jeweils einer Lage zuzuordnen sind.

Zu Beginn kredenzte Frieder Schäfer einen Sekt ,den „2012er Lauffener Riedersbückele, Schwarzriesling, Blanc de Noir, brut.“

Dieser preiswerte Sekt (6,90 €) stammt aus der klassischen Champagner Traube Pinot Meunier, schwäbisch Schwarzriesling und ist sein meistverkaufter Sekt .  Er wird, wie bei diesem Preis nicht anders möglich, im Tankgärungsverfahren hergestellt.

Wir gaben diesem eigentlich eher einfachen Sekt beachtliche 14,82 Punkte., ganz einfach, weil gut schmeckte.

Bei der Gelegenheit kam die Genealogie der Pinot-Familie zur Sprache. Der Schwarzriesling ist der eigentliche Ur-Pinot, aus dem sich der edlere Pinot Noir entwickelte. Aus diesem wiederum entstand einerseits der Samtrot („kastrierte Tannine“) als Rotwein, und auf der Weißweinseite  entstanden durch spontane Mutation der Pinot Gris und der Pinot Blanc.

Nummer 2 war ein „2013er Chardonnay, feinherb“,

ein Wein, wie ihn seine Kunden mögen. Er hat nur 12 %Alkohol und ist damit relativ leicht.

Das Weingut hat ca. 2 ha Chardonnay im Ertrag und damit fast 10% der in ganz Württemberg bestockten Fläche von 23 ha. Es werden 8 verschiedene Klone auf Muschelkalk angebaut, wobei man schlechte Erfahrungen mit französischen Klonen gemacht hat.

Feinherb heißt in diesem Fall 8 bis 9 g. Restzucker. 30 – 40% der Moste werden in gebrauchten Barriques (2. bis 3.Belegung) vergoren. Auch hier werteten wir mit 14,36 Punkten. für unsere Verhältnisse recht hoch. Mit 6,00 € liegt der Wein in einem kundenfreundlichen Preissegment.

Als trockenen Wein präsentierte er uns mit Nummer 3 einen „2013er Grau­burgunder, trocken“,  der mit 13,5 % Alkohol schon deutlich kräftiger ausfiel.

Auf Rückfrage gab Herr Schäfer zu, dass er auch hier dem Kundengeschmack zuliebe den Wein nicht so trocken ausgebaut hat, wie er persönlich ihn eigentlich am liebsten mag.

Er hat etwas mehr Barrique als der Chardonnay gesehen. Wir zogen 14,55 Punkte. Im Durchschnitt. Auch hier ein angenehmer Preis von 6,30 €.

Mit Nummer 4 kam eine schwäbische „Modesorte“, ein „2013er Sauvignon Blanc, trocken“ mit 3,8 gr. Restzucker und 11,8  Alkohol.

Er wurde reduktiv im „Marlborough Style“ ausgebaut. Diese Rebsorte wird dagegen an der Loire oft oxidativ ausgebaut.

Es entzündete sich deine Diskussion über sinnvolle Bukettsorten. Muskateller ist in Württemberg so gut wie nicht vorhanden, Traminer  und Scheurebe nur wenig.

Der Sauvignon Blanc ist eine schwierige Rebsorte, da sie sehr kräftig wächst und somit ist es sehr arbeitsintensiv, den Ertrag in einem vernünftigen Bereich zu halten.

Der Wein überzeugt uns durch seine typischen, überwiegend grünen Aromen und erhielt 15,32 Punkte.  im Schnitt. Er liegt bei 8,50 €.

Einen Riesling stellte Frieder Schäfer nicht an, da er der Meinung ist, dass der württembergische Typ bedingt durch den Boden nicht die Eleganz der Rieslinge entlang des Rheintales erreicht.

Er muss es wissen, da er selbst in Geisenheim studiert hat.

Damit waren die Weißweine „abgearbeitet“ und wir kamen  zur eigentlichen Kernkompetenz des württembergischen Weinanbaugebiets, den Rotweinen.

Zu Beginn präsentierte er uns als Nr. 5 mit einem „2013 Lauffener Riedersbückle Samtrot feinherb“ eine schwäbische Spezialität.  Samtrot, ein Abkömmling der Pinot-Familie, ist im übrigen Deutschland so gut wie nicht anzutreffen. Der halbtrockene Wein, der den Geschmack vieler seiner Kunden trifft, kam mit Erdbeer- und Gummibärchennoten daher, was nicht so unserem Geschmack entsprach. Daher erhielt er mit  13,8 Punkten auch die schwächste Wertung der Probe. Er steht mit 5,70 € in der Liste.

Bei einer Württemberg-Probe darf natürlich der vielgescholtene, aber im Ländle heißgeliebte Trollinger nicht fehlen, hier in einer Edelversion „2011 Trollinger Alte Reben“ (mind. 20 Jahre alt) aus dem Helfenberger Schlossberg. Er stammt aus Vernatsch-Klonen aus Südtirol.

Im Gegensatz zu den Massentrollingern der Genossenschaften, die per Kurzzeithocherhitzung fabriziert werden,  wurde hier mit klassischer Maischegärung gearbeitet und dazu in Drittbelegung im Barrique ausgebaut.

Es kam eine Diskussion zum Thema Ertragsreduzierung auf. Beim Trollinger ist das Ausbrechen von überzähligen Trauben ein untaugliches Mittel, weil die Rebe das dann wieder kompensiert, indem die restlichen Trauben dann um so größer werden. Außerdem sollte ein Trollinger nicht zu konzentriert werden.

Der Verfasser, ein bekennender Trollingerfreund trinkt ihn gerne zum Butterbrot = schwäbisch Vesper (gesprochen “Veschper“) und bestimmt nicht zum edlen Wildbraten.

Er erhielt mit 14,6 eine recht hohe Wertung, und das für ein Flasche zum Preis von 5,70 €.

Bei Nr. 7 kamen wir dann zur qualitativen Leitsorte Württembergs, dem Lemberger, auch hier als „ 2012 Lemberger, Alte Reben“, den Einstiegs-Lemberger des Gutes, ausgebaut im Edelstahl.

Es kam das Gespräch auf den österreichischen Bruder,  den Blaufränkisch. Dessen Klone mutieren im württembergischen Klima und  Lössboden zu Massenträgern, sind also nicht brauchbar.

Der Wein hatte eine schöne Cassisnote in der Nase, und die Punktung mit 15,1 Punkten dokumentiert, dass er gefallen hat. Auch der Preis, wie für das gesamte Basissegment 5,70 €

Es ergab sich eine Diskussion zum Thema Weinsberger Neuzüchtungen wie z.B. dem Acolon, der eine Kreuzung des Lembergers mit dem Dornfelder ist. Man wollte damit einen dunkleren Wein erzeugen ohne die Dornfelderkrankheit, den kurzen Abgang.

Das konnte dann direkt anhand des 8. Weines, eines „2011 Acolon“ mit nur 2,8 g/L RZ vertieft werden. Der Wein hatte eine Maischgärung von 4 Wochen. Wir konstatierten ein schönes Mundgefühl und dezente Tannine. Dennoch gefiel er uns etwas weniger gut als der Lemberger, was sich in 14,4 Punkten, also etwas weniger als der Trollinger, ausdrückte.

Das Weingut  baut 50% seines Acolon süß aus und hat damit einen großen Erfolg bei seinen Kunden.

Offenbar ist aber die Acolon-Euphorie in Württemberg vorbei. Einige Winzer­genossenschaften zahlen bereits Rodungsprämien. Viel Erfolg hat er aber angeblich als Glühwein.

Die Diskussion zum Thema Neuzüchtungen setzte sich auch bei unserem 10.Wein, einem 2011er „Cabernero ® “ (geschützte Marke des Gutes) fort, einem Cuvee aus Cabernet Mithos, Cabernet Dorsa, Cabernet Cubin und dem klassischen Cabernet Sauvignon als Hauptbestandteil.  Da letzterer im Zuge der Klimaerwärmung bei uns jetzt sicher reif wird, sinkt die Daseinsberechtigung  der ganzen neuen Weinsberger Cabernet-Kreuzungen erheblich.

Dieser Wein wurde 1 Jahr in stark getoasteten Barriques aus  amerikanischer Eiche vom Mississippi ausgebaut und zielt mit seinen Vanillenoten auf die Freunde holzbetonter Weine.

Auch uns gefiel er recht gut, wie die 14,9 Punkten belegen. Kosten: 8,90 €, das ist für einen derartigen Wein ein guter Preis.

Die Nr. 10, ein „2011er Spätburgunder Barrique“ (amerik. Eiche) zeigte auf, wo die Unterschiede zum vorigen Wein lagen. Trotz Vanille entfaltete er eine schöne Spätburgunderart, was wir mit 15,9 Punkten honorierten. Auch ist  er mit 9,90 € ein reeller Kauf.

Im direkten Vergleich  kam als 11.Wein ein „2011er Lemberger Barrique“. Trotz des etwas höheren Preises von 11,30 € wurde er mit 15,8 Punkten  leicht schwächer bewertet.

Den Abschluss machte ein „2009er Cabernoir ®“, wiederum eine Cuvee (wie der Cabernero ®) aus Cabernet Mithos, Cabernet Dorsa, Cabernet Cubin und mit etwas mehr klassischen Cabernet Sauvignon als Hauptbestandteil. Auch wurde er 2,5 Jahre in Barriques diesmal aus deutscher Eiche ausgebaut. Nach Entrappung und leichter Quetschung stand er 4 Wochen auf der Maische. Der Cabernet Dorsa wurde allein, Cabernet Cubin und Cabernet  Sauvignon zusammen ausgebaut und später verschnitten, wobei nur 2-3% Cabernet Mithos hinzugefügt wurden. Letzterer ergibt für sich alleine keinen trinkbaren Wein. Wir zeigten mit einer Bewertung von 16,2 Punkten,  dass wir hier einen gelungenen Wein gekostet hatten, und der steht mit nur 11,50 € in der Preisliste.

Verfasser: Wilfried

2014_06_Probenergebnis_Weingut Eberbach Schaefer


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