Donnerstagabend, 19:15 Uhr, die Vorbereitungen für die Probe sind abgeschlossen, die Weinschwestern und Brüder, wie auch die Gäste, sind alle anwesend, …. die Probe kann beginnen, also Bühne frei .
Zu Gast ist heute mit Jürgen Zipf der Inhaber eines echten Familienbetriebs aus Löwenstein, Kreis Heilbronn. Zusammen mit seiner Frau bewirtschaftet er das Weingut mit 13 ha. Fläche in der 3 Generation. Daneben ist er auch eines der fünf Mitglieder der Winzergruppe „Junges Schwaben“, deren Philosophie lautet: Was der Schwabe anfängt, das macht er recht- und wenn´s geht, noch ein bissle besser. Damit ist die Messlatte gelegt.
Die Probe beginnt mit einem Grünen Silvaner*** „ Alte Reben trocken“ aus dem Jahr 2013.
Der Wein stammt aus einer mehr als zwanzig Jahre alten Silvaneranlage und präsentiert sich mit einer lebendigen, duftigen Nase. Der Eindruck setzt sich im Mund fort. Die schöne, frische Säure, gepaart mit einer feinen Cremigkeit (Feinhefelager bis Ende März 2014) machen den Wein zu einem angenehmen Essensbegleiter, aber auch als Solist macht dieser Wein einen guten Eindruck und ist damit ein vielversprechender Start in die Probe.
Der sich anschließende Graue Burgunder ***, 2013 trocken braucht etwas Zuspruch und Luft, bis er sein feines Aroma entfaltet. Geschmacklich ehr schlank mit einer leichten Bitternote und vergleichsweise kurzem Abgang wird der Wein seiner Rolle als sauberer Sommerwein voll gerecht.
Da bei den Weinen auf Prädikatsbezeichnungen verzichtet wird, stellen die Sterne eine Orientierung hinsichtlich der Qualitäten da; *** Sterne stehen für kräftige, ansprechende Weine mit gutem Entwicklungspotential, vergleichbar einer Spätlese,
**** Sterne sind körperreichen Weinen vorbehalten, die deutlich ertragsreduziert in Auslesequalität geerntet wurden.
Die nächsten beiden Weine, zwei Rieslinge, sind **** Weine.
Der Weiße Riesling****, 2012 trocken braucht etwas mehr Luft um sich dann mit einer duftigen, Riesling typischen Nase zu präsentieren. Wenn auch etwas verschlossen, so zeigen sich doch die vorhanden Primäraromen in Harmonie mit der frischen und gut eingebundenen Säure. Mit einem angenehmen, mittellangen Abgang verabschiedet sich dieser Wein. Er hinterlässt den Eindruck eines eleganten, noch recht jungen Weins, der darauf wartet, in einem oder zwei Jahren erneut probiert zu werden.
Wohin sich der Riesling entwickeln kann, zeigt der Weiße Riesling **** trocken aus dem Jahr 2007.
Eine feine, reife Aprikose im Glas, elegant eingebundene Säure, lebendig, keine Breite, Reife, aber keinerlei Alterstöne, ….ein toller Riesling, bei dem man die Frage nach dem begleitenden Essen gerne stellen darf,… aber nicht muss.
„Kreation Z*** Weißweincuvée“ 2013 trocken – Eine Cuvée aus Jungweinen vom Grauen Burgunder, Weißburgunder, Silvaner und Chardonnay, im Stahltank ausgebaut, präsentiert sich schlank und frisch, vom Chardonnay gestützt. Als Gesamteindruck zeigt sich ein leichter, frischer und von den Aromen seiner Rebsorten harmonisch geprägter Wein für die warme Jahreszeit.
Ungleich komplexer präsentiert sich das nachfolgende „ 3-Fach Z*** Weißweincuvée, 2012, trocken“.
Kerner, Chardonnay und Gewürztraminer, im Stahltank ausgebaut, bestechen mit einer vom Gewürztraminer geprägten, ins Kräutrige gehenden Nase. Weich im Mund, gut eingebundene Säure, frisch und mit einem langen Abgang macht dieser Wein Spaß.
Mit der „Cuvée „Rosé*** Geschwisterliebe“ trocken erfolgt der Wechsel zu den Rotweinen. Der Saftabzug von Spätburgunder, Cabernet Cubin, Zweigelt und Cabernet Dorsa, im Edelstahl ausgebaut, leicht, mit einer frischen, animierenden Nase. Im Mund, eine feine Säure, fruchtig und schmeichelnder Schmelz. Der Wein spricht einen direkt an und ist ein gelungener Leichtwein
Der folgende „Trollinger** Steillage“, trocken 2012 zeigt direkt eine klare Kirsche. Der Ausbau erfolgte im großen Holzfass und in älteren Barrique-Fässern, was sich im Geschmack wiederfinden lässt. Vanille vom Holz und eine frische Frucht, zwei Aromen, die aber noch nicht endgültig zueinander gefunden haben. Daher wirkt der Wein in der Probe auch noch etwas unharmonisch. Aber mit noch etwas Geduld … .
Deutlich dichter präsentiert sich der Lemberger ****, trocken 2011. 20 Monate im Barrique, unfiltriert kommt ein stattlicher Rotwein ins Glas. Eine opulente Nase nach roten Früchten, Vanille,- ein Eindruck, der sich im Mund fortsetzt. Saftige Fülle und ein langer Abgang , ein Wein, der begeistert.
Perfekt war dann die Auswahl von Herrn Zipf, diesem Wein einen gereiften Lemberger **** trocken aus dem Jahr 2007 gegenüber zu stellen. Wie schon zuvor bei dem Riesling ist es spannend, einen Weines mit diesem Niveau auch gereift zu probieren.
In der Nase wirkt er etwas stumpf, was sich jedoch mit entsprechender Belüftung legt (also besser dekantieren). Bestimmten bei dem 2011er die Fruchtaromen den Wein, so zeigt dieser Wein eine Süße und Kräutrigkeit, ergänzt von Tabak und deutlichem Pfeffer.
Was bleibt, ist der Eindruck einer pikanten Wärme; ein Wein, der in Erinnerung bleibt.
Den Schluss der Probe bilden zwei Rotweincuvées.
Mit dem „Junges Schwaben Rotwein Cuvée“ 2011 bekommen wir einen noch vergleichsweise jungen Wilden ins Glas. Lemberger, Spätburgunder, Merlot und Cabernet Cubin, 22 Monate im Barrique ausgebaut, verleihen dem Wein eine leicht süßliche Nase, gepaart mit der Vanille vom Holz. Nachdem der Wein etwas mehr Luft bekommen hat, entwickeln sich die Aromen dunkler Beeren und Anklänge von Waldboden. Schön eingebundene Tannine und ein mittellanger Abgang hinterlassen einen angenehmen Gesamteindruck, bei dem die Zukunft aber noch viel verspricht. Auch dieser Wein sollte entweder noch reifen oder dekantiert werden.
Nun, sein Vorgänger aus dem Jahr 2004 hatte diese Zeit der Reife. Den Schlusspunkt unserer Probe bildete das „Junges Schwaben Rotwein Cuvée“ 2004. Schwierig zu beschreiben, wie sich das Potpourri aus den verschiedenen Rotweindüften zusammensetzt. Der Duft macht neugierig und die Neugierde wird mit einem gereiften Wein belohnt, in dem sich Frucht und Gewürze, wie Anis und Pfeffer, aber auch Bitterorange wiederfinden. Die Holznoten sind im Wein vollständig integriert, das Tannin wirkt belebend und leicht adstringierend. Schließlich verabschiedet sich der Wein mit einem langen Abgang.
Herrn Zipf ist es mit dieser Probe hervorragend gelungen, die Vorbehalte gegen Cuvées zu zerstreuen. Es wurden uns außergewöhnliche Weine mit Charakter vorgestellt, wofür wir uns herzlich bei Jürgen Zipf bedanken und ihm als herzlichen Gruß mit nach Löwenstein geben: Bis demnächst!
Verfasser: Jörg