Nach den Vorstellungen der Weine aus Würzburg von unserem Schatzmeister Axel Daub, der Weine des Weingutes Brennfleck vom Winzer Hugo Brennfleck und der Weine des Weingutes Rudolf May vom Winzer Rudolf May, die bei uns mit ihrer Vielseitigkeit und ihrem hohen Qualitätsstandard überzeugten, waren wir nun gespannt auf unsere 4. Frankenweinprobe: die Präsentation der Weine der Divino Nordheim.
Herr Norbert Glaser, früher selbst Winzer und heute Weinfachberater Qualitätsmanagement der Divino Norheim, unterstützt seit 1994 die Winzergenossenschaft. Er berichtete über die Entwicklung der Winzergenossenschaft und er gab uns einen umfangreichen Einblick in Entwicklung und Stand des Qualitätsverständnisses. Heute gehören 200 Winzer mit ca. 1.200 unterschiedlichen Parzellen zur Winzergenossenschaft.
Die Winzergenossenschaft Nordheim wurde bereits 1951 von 52 Winzern gegründet. Nach Jahren reicher Erntemengen aber rückläufiger Nachfrage und auch zunehmender ausländischer Weinangebote, wurde 1997 das für Franken einzigartige Pilotprojekt „FRANKEN-FASCINATION“ gestartet. Hinter diesem Namen stand und steht der Anspruch, mit kompromissloser Qualitätsoptimierung in Weinberg und Keller außergewöhnliche und unverwechselbare Weine zu erzeugen. Damals ließen sich 18 Mitgliedswinzer dafür begeistern, durch Triebkorrekturen, Entlaubungsarbeiten und gezielte, konsequente Ausdünnung der Trauben am Rebstock ein Minimum an Ertrag (weniger als ein Drittel der damals üblichen Erntemenge!) nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern bewusst anzustreben, um eine bedeutend höhere Qualität zu erreichen.
Mit Beginn des neuen Jahrtausends, vor allem aber beflügelt durch erste, teils spektakuläre Erfolge mit dieser „neuen“ Weinqualität „FRANKEN-FASCINATION“ begann mit großer Zuversicht und viel Optimismus die Planung der neuen Weinerlebniswelt und 2001 / 2002 wurde die Gesamtplanung des neuen DIVINO-Konzeptes verabschiedet. Dabei wurden die bewährten Methoden der traditionellen Weinbaukunst verantwortungsbewusst mit modernen An- und Ausbaumaßnahmen verbunden. Mit der konsequenten Überwachung und Bonitierung aller Parzellen und einer deutlichen Begrenzung der Erntemenge werden anerkannt hohe Weinqualitäten erzeugt.
Angeboten werden drei Weinmarken, die Weine mit individuellem Charakter und Geschmacksprofil vereinen:
· Juventa: Frische, feinfruchtige Weine mit jugendlicher Finesse. Weine, wie geschaffen für einen heiteren Sommerabend.
· Franconia: Eine zeitgemäße Interpretation der klassischen fränkischen Rebsorten, gewachsen auf den Muschelkalkböden der Weininsel, geprägt von unverwechselbarem Geschmack.
· Divino: Große und elegante Weine, internationale Rebsorten, im Rotweinbereich durch behutsamen Einsatz von Barrique-Fässern ausgebaut.
Die konsequente Qualitätsarbeit der DIVINO Nordheim wurde 2010 mit der Auszeichnung:
WINZER-GENOSSENSCHAFT DES JAHRES 2010, der begehrten Wein-Plus Auszeichnung, belohnt.
Mit den ersten beiden Weinen, einem Riesling (1) und ein Sauvignon Blanc (2) aus dem Jahr 2009, wurde die Linie JUVENTA vorgestellt. Beide Weine sind Lagencuvées, gewachsen auf den typischen Muschelkalkböden entlang des Maines und werden in der Bordeauxflasche angeboten. Der Riesling stellte sich recht gefällig dar, er füllt den Gaumen, ließ aber die für den Riesling typische Säure vermissen. Beim Sauvignon Blanc fiel der Kommentar ‚nicht typisch, nicht knackig genug‘, was sich aber aus der Zielgruppe der Weine der Linie JUVENTA erklären und nachvollziehen lässt.
Spannend wurde der Vergleich dreier Müller-Thurgau der Serie FRANCONIA aus der Lage Nord-heimer Vögelein, alle 3 trockene Spätlesen der Jahre 2009 (3), 2008 (4) und 2007 (5) mit für Weißweine recht hohen Alkoholgehalten von 13 – 14 Vol%. Der Wein aus dem Jahr 2009 zeigt sich frisch mit Melonen- und Birnenaromen in der Nase; der Alkoholgehalt war durch die Säure von 5,5 g/l gut eingebunden. Bei dem 2008er dominierten Ananas- und Apfeltöne und es zeigte sich wieder einmal, dass man sich für das Verkosten etwas mehr Zeit lassen sollten, denn im Glas für die Nase und dann für den Gaumen fand eine positive Veränderung von zunächst noch etwas stumpfen Tönen zu einem ausgewogenen, runden Geschmack statt. Von Norbert Glaser kam für diese Weine auch die Empfehlung, größere bauchigere Gläser zur Verkostung zu verwenden. Der 2007er kam schließlich recht cremig daher. Die bessere Einbindung des Alkoholgehaltes führte Norbert Glaser auf die Lagerung im Holz, den biologische Säureabbau (BSA), das spätere Abfüllen und eine längere Flaschenreife zurück.
Wir setzten die Probe mit dem Vergleich zweier Silvaner der Serie FRANCONIA, einem Kabinett aus dem Jahr 2009 (6) und einer Spätlese aus dem Jahr 2008 (7), fort. Der Kabinett war im 600 l- Fass gereift und kam zwar nicht silvanertypisch, aber mit schöner Struktur und etwas cremig daher. Der 2008er war in frischem Holz gereift und zeigte noch leichte Holztöne; dieser Wein hat mit Sicherheit noch Entwicklungspotential.
Die Weine 8 und 9 stellen zwei Riesling Spätlesen der Jahre 2007 und 2009, ebenfalls aus der Lage Nordheimer Vögelein der Linie FRANCONIA vor. Der 2009er überzeugte mit einer ausgewogenen Struktur, bei dem 2007er dominierte die Restsüße ohne unangenehm vordergründig zu sein. Beide Weine waren im Holzfass ausgebaut und es entspann sich eine grundsätzliche Diskussion diese Weine – Rieslingweine – im Holzfass auszubauen oder nicht. Das Ergebnis lässt sich kurz zusammenfassen: einige mögen dies, andere nicht.
Während die Linie FRANCONIA in der typischen Bocksbeutelflasche abgefüllt wird, wird die Linie DIVINO, mit der wir die Probe fortsetzten, in der Burgunderflasche abgefüllt. Wir probierten zunächst zwei Weiße Burgunder der Jahre 2008 (10) und 2007 (11). Auch hier überraschte der für Weißburgunder nicht typische hohe Alkoholgehalt, der sich auch im nicht so typischen Weißburgunder-Geschmack ausdrückte und bei einer Blindprobe eher auf einen Grauburgunder hätte schließen lassen.
Mit der Proben 12 und 13 wurden zwei Chardonnays, ebenfalls aus der Linie FRANCONIA, aus den Jahren 2008 (12) und 2007 (13) präsentiert. Beide Weine waren im neuen Holzfass ausgebaut, was sich mit angenehmen Vanilletönen sowohl in der Nase wie auch im Gaumen zeigte und großen Zuspruch der Teilnehmer fand. Es gab auch Zustimmung zum Kommentar von Norbert Glaser: ,In diesem Weinen baden zu können‘!
Zum Abschluss der Probe kehrten wird zur Linie FRANCONIA, diesmal in 0,5 l-Flaschen, zurück. Mit der Nummer 14 lernten wir eine Rieslaner Auslese aus dem Jahr 2007 und mit der Nummer 15 einen Silvaner Eiswein aus dem Jahr 2003, wieder aus der Lage Nordheimer Vögelein, kennen. Bei dem Rieslaner dominierten Honigtöne aber auch Rosinen und Zitrusfruchtigkeit. Der Eiswein war am 22.01.2004 geerntet und überzeugte mit gut eingebauter Säure und Nussigkeit und empfahl sich als hervorragender Begleiter zu verschiedensten Desserts.
Die Ausgeglichenheit der vorgestellten Weine zeigte sich auch in den ausgeglichenen Bewertungen. Über alle 4 Franken Proben hinweg ist ein sehr positives Resümee zu ziehen und es bleibt spannend, die weitere Entwicklung de Anbaugebietes zu verfolgen.
Verfasserin: Carla Beyer