15.04.2010 Weingut Hugo Brennfleck aus Sulzfeld

Der Winzer Hugo Brennfleck begann mit einer ehrfurchtgebietenden Mitteilung: Die Familie betreibt Weinbau seit dreizehn Generationen (die 14. ist im Vormarsch). Ebenso beeindruckend der Ort des Geschehens: Ein100415-brennfleck-foto-p10100311 500 Jahre alter Gutshof mit Gewölbekellern im fränkischen Sulzfeld, ein pittoresker mittelalterlicher Weinort, 2009 mit dem Titel „schönster Ort Bayerns“ geehrt. Die zauberhafte Idylle darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Produktion von anständigem oder gar hochklassigem Wein moderne Kellertechnik erfordert. Deshalb steht neben dem Gutshof ein „postmodern“ genanntes Kelterhaus, dass zum Beispiel ein stressförderndes Pumpen des Traubengutes durch Ausnutzen der Schwerkraft unnötig werden lässt.

Der Schwerpunkt im Traubensortiment liegt nach guter alter Tradition im Silvaner. Und das nicht nur quantitativ (angebaut auf über 50 % der Rebfläche), sondern wie ein Blick auf die Bepunktung zeigt, auch hinsichtlich der Güte. Die weiteren Eintragungen im Sortenspiegel sind: Müller-Thurgau, Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder und als „ Exoten“ die Scheu- und Huxelrebe. Rote Rebsorten: Spätburgunder, Dornfelder und die frankentypische Domina. Das Weingut besitzt Lagen am Maindreieck und im Steigerwald – am Steilhang des Escherndorfer Lump, in Sulzfeld, Iphofen und Rödelsee. Es gibt 18ha eigene Weinberge, erweitert durch Bewirtschaftungsverträge auf insgesamt 30ha.

Der erste Wein war ein nichtangereicherter QBA (12,5 alc) aus der traditionellen Rebsorte Müller-Thurgau, ein Erzeugnis der 1996 gegründeten Winzergruppe „Frank und Frei“, der Brennfleck angehört. Ziel der Gruppe war und ist die Verbesserung des Müller-Thurgau – Weins, wesentlich verbunden mit einer Änderung der überkommenen Stilistik. Statt des breiten, „altfränkischem“ Tons ein schlanker, rassiger, säure -und fruchtbetonter Typ. Interessant auch wie das damalige Qualitätsmerkmal – der zarte Muskatton im Abgang – heute eher als Fehlton gewertet wird und einer nachhaltigen Fruchtigkeit gewichen ist. Erzielt wird der modernere Stil durch geringere Erträge, selektive, zeitgenaue Lese, Kaltvergärung und Verwendung spezieller Hefen. Eine besondere Maßnahme wurde uns noch von Hugo Brennfleck mitgeteilt: Die Entblätterung des Laubes wurde je nach geographischem Sonnenstand vorgenommen, sodass auf Strahlungsdauer und -intensität Rücksicht genommen werden konnte. Der von „Frank und Frei“ herausgegebene Wein soll von möglichst gleichbleibendem Stil sein, daher wird er mehrfach intern verkostet – im Falle des Weins Nummer 1 fünfmal -, sodann muss eine mindestens 75 prozentige Zustimmung erfolgen; der Wein der Gruppe erhält grundsätzlich kein Prädikat.

Der Wein Nummer 2 (auf Keuper gewachsen) war herzhaft, knackig, sortentypisch und ausgesprochen mineralisch. Zur Zeit steigt die Nachfrage nach Weinen mit betonter Mineralik, sie kann übrigens durch spezielle Hefen gesteigert werden. Der Anteil Wein – zu Äpfelsäure beträgt 50/50 und ist sicher auch ein Grund für die Rassigkeit des Weins. Nummer 3, auf Muschelkalk gewachsen, besaß weniger Mineralik und eine vergleichsweise weiche Säure (WS/AS 70/30). Nur der Vorlauf goldgelber, entrappter Beeren wurde verwendet. Die Meinungen hierzu waren geteilt (wiewohl die hohe Qualität nicht in Zweifel gezogen wurde). „Nicht so spannend“ meinten die einen, während die anderen die lebendige Fülle und Komplexität betonten. Der nächste Wein, der erste der beiden Silvaner Spätlesen, stammt aus der besten Lage des Weingutes. Tiefgründiger Boden aus grauem Keuper, das Lesegut des Jahrgangs 09 zeigte sich besonders gut (wen wundert`s), die Beeren von goldgelber Farbe. Die harmonische Säure verband sich mit einem ausgeprägten Kräuterton, die starke Mineralität offenbarte sich als wohlschmeckender Salzton.

Es folgte die zweite Silvaner Spätlese, ein eleganter, intensiver Wein, ebenfalls auf grauem Keuper gewachsen. Die Intensität ist gefördert worden mittels einer Mengenreduzierung auf 35 -55 hl /ha, bewirkt durch einen speziellen Rebschnitt.

Nummer 6: Ein in SO Lage gewachsener, einfacher, dank der Gunst des Jahrgangs aber durchaus kräftiger Riesling. Bei Nummer 7 handelte es sich ebenfalls um einen Riesling, diesmal jedoch Spätlese und ein Jahr älter. Neben einer guten Säure (Wert 7,0) schmeckten wir salzige Mineralität, über einen deutlichen Honigton konnte sich die Reife nicht verbergen. Etwas Belüftung tat ihm gut.

Der nachfolgende Riesling war wieder aus Jahrgang 09, bei sehr geringem Ertrag (40hl/ha) und hohem Mostgewicht (110° OE) präsentierte er sich im Alkohol geschmacklich etwas zu stark (15). Nunmehr folgte aus dem jungen Cyriakusberg (Kalkfelsen mit Löss – Lehm Auflage) ein schlanker Weißburgunder mit geringem Extraktwert. Vorteil der Lage: Stark windig, daher geringe Fäulnisgefahr. Aus der gleichen Lage verkosteten wir einen Grauburgunder, er besaß einen deutlich höheren Extrakt, stellte sich etwas fülliger dar, ließ jedoch für manch einen mehr Vollmundigkeit und Schmelz erwarten.

Die Weißweine werden grundsätzlich im Stahltank ausgebaut, Spontanvergärung wird vorzugsweise beim Riesling angewandt, seine höhere Säure verringert das Risiko.

100415-probe-brennfleck-21Zum Schluss erwarteten uns zwei Rotweine, eine frankentypische Domina (meistens angebaut wegen der intensiven Farbe) im großen Holzfass ausgebaut mit einem Anteil von 4% Barrique. Daher wurde der recht strenge geradlinige Geschmack unterlegt mit einem Hauch Vanille.

Es gab im Anschluss eine kurze, kontroverse Diskussion über Bedeutung und Wert dieser Rebsorte.

Die Probe wurde beendet mit einer Cuvée aus Domina und Spätburgunder (5 Fässer Domina, 3 Fässer Spätburgunder). Sie lagerten 12-14 Monate hintereinander in fränkischer und französischer Eiche. Wenn auch die Bewertung recht ordentlich war, so gingen doch die Ansichten über die Einordnung dieser eigenwilligen Cuvée auseinander. 

Als Resümee kann festgehalten werden: Insgesamt war die Begeisterung über das Ergebnis der Ausbauart des Silvaners groß und die Spannbreite in der Bepunktung diesmal gering (vielleicht hat die berechtigte Schelte meines Kollegen im letzten Protokoll ihre Wirkung getan).

 

Verfasser: Lothar Grellmann

 

Probenergebnis 15.04.2010: Weingut Hugo Brennfleck (PDF)


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