08.10.2009 – Mosel – „Die Leichtigkeit des Weines“

Unser Jahr der Mosel neigt sich langsam dem Ende zu. Da musste auch eine Probe unseres Moselaners Alfons Kollmann dabei sein. Fast neun Monate ging er mit der Probe schwanger, probierte Weine, stellt die Probe zusammen, um dann wieder Weine anderer Winzer zu finden, die ihm passender erschienen. Schweren Herzens mussten dann Weine wieder gestrichen werden. Endlich stand die Probe: „Mosel – die Leichtigkeit des Weines“. Mit ihr wollte uns Alfons zeigen, was die Mosel weltweit so einzigartig macht, wenn es um Weine geht, die mineralisch und filigran sind, aber dennoch nicht dünn sind, sondern Kraft, Frucht und Struktur haben.

Und gleichzeitig wollte er uns einen Überblick über das Gebiet und die verschie­denen Stile geben – für eine einzige Probe ein fast unmögliches Unterfangen.

Als Einstieg durfte ein Elbling von der Obermosel – jetzt auch „Südliche Weinmosel“, nicht fehlen, auch wenn es nur der „Kleine Bruder“ des Rieslings ist. Das Gebiet der Obermosel gehört mit seinen Kalkböden schon zum Pariser Becken und deshalb dominiert dort nicht der Riesling sondern der Elbling. Der Classic von Matthias Droste war durch seinen höheren Restzucker recht weich und gefällig – einigen allerdings schon zu gefällig – aber trotzdem ein schöner Sommerwein und typisch für die Obermosel.

Fast vom anderen Ende der Mosel folgte ein Riesling „St.Aldegunder Palmberg Terrassen“ vom Weingut Dr.Ulrich Stein aus Alf, das uns von unserer Wein­kulturreise noch in guter Erinnerung war. Ein typischer Moselriesling mit fruchtiger Frische und einer  sehr knackigen – aber gut eingebundenen Fruchtsäure.

Es ging wieder zurück zum oberen Teil der Mosel, an die Ruwer. Ein 2007’er Riesling aus der Lage „Eitelsbacher Karthäuserhof“ vom traditionsreichen Weingut der Famile Tyrell. Lange Jahre war dieses Weingut eines der wenigen an der Mosel, das sich auf die Erzeugung von trockene Moselrieslinge verstanden. Man merkte diesem Wein an, dass er ein Jahr älter war – reifer, weicher und mit gemäßigter Fruchtsäure im Vergleich zu seinem Vorgänger. Ein Wein, der eher zum Essen als zum Solo-Trinken gedacht war.

Es folgte aus dem klassischen Teil der Mittelmosel ein Rieslingspäarchen der „Haag-Dynastie“: Ein junger 2008’er „Schloss Lieser“ vom älteren Sohn Thomas Haag und ein reiferer, weicherer 2007’er „Brauneberger Juffer Sonnenuhr“ vom jüngeren Bruder Oliver Haag, der das Weingut Fritz Haag vom Vater übernommen hat. Die Kraft und Frische des „Schloss Lieser“ gefiel, aber die noch deutlich reduktiven Noten der Spontanvergärung stießen bei einigen auf Ablehnung. Ihnen gefiel der weichere, reifer 2007’er Brauneberger deutlich besser.

Wir blieben bei den klassischen Mittelmosel-Lagen und probierten eine 2007’er „Trittenheimer Apotheke“ aus der Kernlage „Vogelsang-Terrassen“, vom kleinen, nur 4 ha großen Weingut Loersch-Eifel. Ein typischer, runder, fruchtiger und zart mineralischer Riesling, der aber auch „Biss“ zeigte.

Mit diesem Wein verließen wir auch die trockenen Rieslinge und wendeten uns nun den Weinen mit einer höheren Restsüße zu.

Der erste Wein dieser Art war der 2008’er „Reiler Mullay-Hofberg, Pfefferberg“ aus einer nicht flurbereinigten Steillage vom Aufsteigerweingut Thorsten Melsheimer, 2007 ging an dieses Weingut der Riesling Erzeugerpreis.

Der Wein präsentierte sich dicht, füllig, süßer und mit leichter Botrytis-Note, aber als 2008’er war auch er durch die Spontanvergärung noch leicht reduktiv in der Nase.

Unsere Moselprobe führte uns nun zum unteren Ende, nach Winningen an die Terassenmosel. Anstelle der weichen Schieferverwitterungsböden der Mittelmosel haben wir hier quarzit- und auch kalkhaltigen Sandstein mit Tonschiefer und durch die steilen Terrassen in dwn huwe sehr engen Moseltal auch ein deutlich wärmeres Kleinklima. Das führt hier zu deutlich üppigeren, vollreifen Weinen mit Frucht, Körper und Alkohol.

Der älteste Wein der Probe, ein 2006’er „Winninger Uhlen“ vom Weingut Beate und Reinhard Knebel zeigte das ganz deutlich. Durch die extreme Lage am „Winninger Uhlen“ und durch die sehr geringen Erträge präsentierte sich dieser Wein wuchtig und füllig. Um ihn nicht zu alkoholisch werden zu lassen, hatte man ihm auch eine höhere Restsüße gelassen. Nach der Abfüllung war er durch die Spontanvergärung fast unangenehm reduktiv gewesen, jetzt nach zwei Jahren Reifezeit aber begann er sich langsam ohne eine Spur von Altersnoten zu öffnen und die wuchtigen Töne fügen sich langsam in das komplexe Frucht-Gerüst ein. Hier gab es eine längere Diskussion über den Stil und das galt auch für den zweiten Winninger Wein, den 2007’er „Winninger Röttgen“ aus der zweiten Winninger Spitzenlage vom Weingut Heimann-Löwenstein.  Dieses Weingut scheint nach einer Phase mit extrem trocken ausgebauten Weinen über sehr süße, vollreife und wuchtige Weine nun mit runden, zart süßen und vollreifen Weinen seinen endgültigen Stil gefunden zu haben. Auch hier ist die Mineralik der Winninger Böden zu schmecken. Von einigen Weinbrüdern wurden wieder die leicht reduktiven Töne der Spontanvergärung kritisiert.

Beide Weine sind nicht zum Sofort-Trinken gemacht, sie brauchen ihre Zeit, um zu reifen und ihre Finessen zu entwickeln. Natürlich wurde diskutiert, ob es sich bei den beiden Winninger Weinen noch um typische Moselweine oder schon um internationale Rieslinge handelt.

Im deutlich fruchtsüßen Bereich ging es weiter mit der 2007’er „Wolfer Goldgrube“, vom Weingut der Schweizer Quereinsteigers Daniel Vollenweider. Die Trauben stammen aus einer felsigen, nicht flurbereinigten Lage von wurzelechten Reben.

Ein gradliniger, mineralischer, fruchtiger und nachhaltiger Riesling, der sich an der Luft immer besser entwickelte.

Bei einer Moselprobe durfte natürlich auch die Saar durfte nicht fehlen. Der 2007’er Riesling aus der Kernlage der „Ayler Kupp“ vom Weingut Peter Lauer war unser nächster Wein. Kühleres Klima führte hier wieder zu filigranerer Struktur und deutlich mehr Fruchtsäure, die aber durch höhere Fruchtsüße harmonisch abgepuffert wurde.

Unseren Abschluss der Probe mussten natürlich Weine von zwei absoluten Spitzen­winzern krönen.

Als erster Wein zeigte das 2007’er „Piesporter Goldtröpfchen, 1.Lage“ von Reinhold Haart aus Piesport das Potential eines fruchtsüßen Rieslings der Mosel in höchster Vollendung. Noch etwas störend ein zart reduktiver Ton der Spontanvergärung, aber dann kam eine sehr elegante, klare, gradlinige und mineralische Frucht. Hier war Kraft vorhanden, aber ebenso die Eleganz, die Finesse und eine feine, zarte Süße, die nie aufdringlich wirkte. Das war ein Moselriesling in höchster Vollendung, der den internationalen Ruf des Moselriesling begründet hat.

Der zweite Wein kam vom Weingut J.J.Prüm: eine „Wehlener Sonnenuhr, Auslese 16″. Dieser Wein zählt ebenfalls zur Weltspitze der Moselweine, aufgrund seiner Jugend (für einen Wein aus diesem Weingut) war er allerdings noch stärker mit reduktiven Tönen aus der Spontanvergärung behaftet – wenn auch lange nicht mehr so deutlich wie vor 15 Jahren – und wirkte daher für viele noch sehr unfertig. Wer diese Weine vom Weingut J.J.Prüm aber kennt, weiß aber, dass sich nach etwa 5 Jahren die reduktiven Töne verlieren und die Weine dann ihre Feinheiten entwickeln. Gleichzeitig besitzen sie ein hohes Alterungspotential.

Mit dieser Weinprobe hat unser Weinbruder Alfons sein Meisterstück abgeliefert. Natürlich konnte das bei 13 Weinen nur ein kleiner Ausschnitt der Vielfalt der Moselweine sein, aber die lange und gründliche Vorarbeit hat zu einer mehr als überzeugenden Probe geführt und sicher werden daraufhin einige Weinbrüder ihre Moselkenntnisse gerne noch auf eigene Faust erweitern.

Lieber Alfons, vielen Dank für diese Probe.

Erstellt von Dieter Ockelmann

Probenergebnis 08.10.2009: Mosel – Die Leichtigkeit des Weines (PDF)


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