Weinprobe Spätburgunder gegen Lemberger aus Württemberg als Blindprobe am 24. Oktober 2024

Bei unseren Verkostungen stand wieder eine Blindverkostung auf dem Programm. Lemberger aus Württemberg werden oft weicher und zarter ausgebaut als Blaufränkisch aus dem Burgenland. Dadurch ähneln sie mehr dem Spätburgunder. Beide sind für Württemberg wichtige Rotweinsorten. Nach dem Trollinger mit 16% der Anbaufläche in Württemberg steht der Lemberger mit 15% auf Platz 2 und der Spätburgunder mit 11% auf Platz 3. Deshalb wollten wir in einer Blindverkostung von Württemberger Lemberger-Spätburgunder-Paaren ausgewählter Winzer versuchen, die Weine richtig zuzuordnen. Um die Sache noch spannender zu machen, wurde auch noch ein Pirat in die Verkostung „geschmuggelt“.

Nun zu den Verkostungspaaren:

1.       2020  Staatsweingut Weinsberg, Spätburgunder, „Wineteacher“                 
Helles Rubinrot mit gelbem Rand. In der Nase Pflaume, Kirsche, etwas Trockenpflaume und Feige, am Gaumen weiche Säure und leichtes Tannin, aber einfache, eindimensionale Frucht und dienliche Süße. Als 2020er stammt der Wein aus einem warmen Jahr und hat daher wenig Säure. Die Weinteacher-Weinlinie soll junge Leute an den Wein heranführen, daher wahrscheinlich die dienliche Süße.

2.       2019  Staatsweingut Weinsberg, Lemberger, „Wineteacher“                 
Helles Purpur mit wässrigem Rand, in der Nase rote Beeren, Pflaume, etwas Brombeere, etwas Kirsche, Trockenpflaume, am Gaumen etwas mehr Säure, straffere Frucht, aber einfach und eindimensional. Auch dieser Wein ist aus der Weinteacher-Linie.

3.       2019  Schloßgut Hohenbeilstein, Beilsteiner Lemberger            
Helles Purpur mit wässrigem Rand, in der Nase Pflaume, Brombeere, Kirsche, etwas Kräuter und ein Hauch von Holzaromen. Am Gaumen etwas fülliger, etwas Feuerstein, mehr Tannine, kaum Holzaromen. Auch dieser Wein wirkt etwas eindimensional.

4.       2019  Schloßgut Hohenbeilstein, Beilsteiner Schlosswengert, Spätburgunder,  Großes Gewächs, (Monopollage)
Helles Rubinrot mit gelbem Rand, in der Nase dunkle Früchte, Pflaume, Kirsche, Trockenpflaume, Tabak und Feuerstein. Am Gaumen reife Frucht, mehr Dichte und Struktur, angenehme Säure. Der Wein wirkte noch kantig und verschlossen und kann die Anforderungen an ein Großes Gewächs (noch) nicht erfüllen.

5.       2019  Bouchard pere et Fils, Pommard       
Dunkles Rubinrot mit zart gelblichem Saum. In der Nase dunkle Frucht, Pflaume, viel Kirsche, etwas Trockenpflaume und zarte Holzaromen. Am Gaumen viel Frucht, gute Dichte und Struktur, robuste Tannine. Der Wein braucht wahrscheinlich noch etwas Reife, um mehr Finesse zu entwickeln.

6.       2021  Fürst Hohenlohe, Spätburgunder               
Dunkles Purpurrot mit zartgelbem Saum. In der Nase Waldbeeren, Kirschen, Pflaumen und ein Hauch von schwarzen Johannisbeeren. Am Gaumen recht würzig und geradlinig, aber auch etwas eindimensional, sonst aber feine Säure und gut eingebundene Tannine.

7.       2021  Fürst Hohenlohe, Lemberger            
Dunkles Purpurrot mit leicht wässrigem Rand, in der Nase dunkle Beeren, Brombeere, Kirsche, Pflaume und zarte Holzaromen. Am Gaumen recht würzig und geradlinig, aber auch etwas eindimensional, ansonsten frische Säure und gut eingebundene, reife Tannine.

8.       2021  Aldinger, Lemberger, „Nashorn“                 
Mittleres Purpurrot mit wässrigem Rand. In der Nase dunkle Früchte, Brombeere, Pflaume, Kirsche und etwas Kräuter. Am Gaumen dicht, dunkelbeerig mit feiner Würze, animierende Säure, zarte Gewürz- und Kräuternoten und straffes Tannin.

9.       2021  Aldinger, Spätburgunder
Mittleres Rubinrot mit gelbem Rand. In der Nase rote Früchte, Pflaume, Kirsche, Trockenpflaume. Am Gaumen gut ausbalanciert, weiche Kirschfrucht, frische Säure und feines Tannin.

10.     2022  Karl Haidle, Spätburgunder               
Helles Rubinrot, in der Nase rote Beeren, Pflaume, Kirsche, Sauerkirsche und reife rote Johannisbeere.
Am Gaumen recht frisch und fruchtig mit frischer Säure und leichtem Tannin. Insgesamt wirkt dieser Wein noch sehr jung und unfertig und braucht noch eine längere Reifezeit.

11.     2022  Karl Haidle, Stettener Lemberger                  
Dunkles Purpur mit wässrigem Saum, in der Nase rote Beeren, Brombeere, Pflaume, vollreife Kirsche, zarte Zimt- und Holzaromen. Am Gaumen gut strukturiert, angenehme Säure und straffes Tannin. Der Wein ist sehr fruchtbetont, aber noch sehr kantig und straff und braucht noch eine längere Reifezeit.

12.     2019  Jürgen Ellwanger, Hebsacker Lemberger      
Dunkles Purpur mit wässrigem Rand, in der Nase Waldbeeren, Brombeeren, Pflaumen, Kirschen, Blaubeeren und leicht rauchige Holzaromen. Am Gaumen saftige Frucht, dichte Struktur, Fülle, lebendige Säure, gut integrierte Tannine und zarte Holznoten. Der Wein ist noch etwas kantig, zeigt aber bereits Finesse.

13.     2019  Jürgen Ellwanger, Geradstetter Lichtenberg, „Hebsack“, 1.Gewächs   Dunkles Rubinrot; in der Nase dunkle Früchte wie Cassis, Süßkirsche, Pflaume, schwarze Johannisbeere, Brombeere und leichte Tabak- und Holznoten. Am Gaumen dichte Frucht, lebendige Säure, gut eingebundene Tannine und dezente Gewürz- und Holznoten. Dieser Spätburgunder überzeugt durch seine Finesse und zeigt sich als würdiges Erstes Gewächs. Er war der am höchsten bewertete Wein des Abends und hat auch den Pommard übertroffen.

Als Ergebnis dieser Blindverkostung lässt sich zusammenfassen, dass die beiden Rebsorten trotz der Blindverkostung und der teilweise unterschiedlichen Jahrgänge und Qualitätsstufen recht gut unterschieden werden konnten. Die Farbe des Lembergers war meist ein dunkleres Purpur mit weißen bis bläulichen Reflexen, die des Spätburgunders ein etwas helleres Rubinrot mit gelblichen Reflexen. Auch in der Nase und am Gaumen unterschieden sich die Weine ausreichend, der Lemberger zeigte mehr dunkle Früchte, vor allem Brombeere und Pflaume, der Spätburgunder mehr rote Früchte, erwartungsgemäß viel Kirsche, aber auch etwas Pflaume und schwarze Johannisbeere. In der Bewertung lagen die Spätburgunder (ohne Pommard) mit durchschnittlich 14,76 Punkten knapp vor den Lembergern mit 14,63 Punkten.

Damit ging ein interessanter Verkostungsabend zu Ende und wir danken unserem Referenten Oliver für die Zusammenstellung der Probe.

Verfasser: Dieter


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