Das
60% der Weine werden trocken ausgebaut und Heiner Kalbfuß hat das Bestreben, ihre Lagenspezifität zu betonen, was durch die Existenz verschiedener Böden nahegelegt wird (während der Probe wurden Exemplare verschiedener Schieferböden durchgereicht und konnten befühlt und beschnuppert werden). Von hier aus war es thematisch kein weiter Weg zu der Frage: „Wie ist die allgemeine Lage der Lagen? “.
In Enkirch selbst ist die Ertragsfläche in den letzten Jahrzehnten von 210ha auf 90ha zurückgegangen, allerdings werden gute Lagen weiterhin kultiviert, doch die Zahl der bewirtschafteten Steillagen nimmt ab. Dies gibt theoretisch Quereinsteigern eine Chance, doch bei derzeit 75 Cent / l Fassweinpreis gäbe es nur den Weg der Direktvermarktung, den Heiner Kalbfuß schon immer durch eigenständige Belieferung privater Kunden gegangen ist (insgesamt gibt es zur Zeit preiswerte Toplagen an der Mosel).
Der erste Wein der Verkostung, ein junger, spritziger und leichter Riesling Kabinett von zarter Frucht wurde von den Probenteilnehmern mit besonderer Neugier an die Nase gehoben, kannte doch bis dato niemand aus unserer Bruderschaft Wein vom Weingut Adolf Jung, das auch in der einschlägigen Fachliteratur (bisher) nicht vertreten ist. Ausnahme ist der Weinbruder, der uns die Beziehung zu Heiner Kalbfuß vermittelte. Seine Erfahrungen mit Jung-Weinen sind aber auch schon eine Weile her.
Wir erfuhren unterdessen grundsätzliches über Anbau und Vinifikation der Kalbfuß-Weine: Selektive Handlese (natürlich!) bei einem Ertrag von 60-80 hl /ha, Grünlese bei den roten Trauben, und moderater Rebschnitt. Die Pressung ist schonend (max. 2 bar), es wird Reinzuchthefe verwendet und wenn nötig Gärkühlung eingesetzt. Die Weißweine werden zunehmend in Edelstahl ausgebaut, die Roten in gebrauchten Barriques.
Der zweite Wein ist in einer 65%- Steillage auf Blauschiefer-Boden mit 60% Steinanteil gewachsen, was ihm eine besondere Fruchtnote verleiht.
Der folgende Wein aus dem Jahr 2005 zeigte einen deutlichen Reifeton, seine Lage „Zappwingert“ zeichnet sich einmal durch ihre bemerkenswerte Steigung aus (bis zu 75% , in solchen Extremlagen wird Einzelpfahlerziehung angewandt). Zum anderen hat sie noch einen hohen Anteil an wurzelechten Reben. Alter etwa 30-40 Jahre, die ältesten jedoch bis 140 Jahre!
Im folgenden Gespräch wurde erwähnt, dass Säurereduktion in der Regel mittels Maischestandzeit und Lagerung auf der Feinhefe erfolgt, bei Bedarf aber auch Kalkentsäuerung im fertigen Wein, BSA nur bei Rotwein stattfindet.
Der Wein aus dem Monteneubel („kleiner neuer Berg“, Südlage, rötlicher Boden, Qualitätsverbesserung durch Klimaveränderung) offenbarte ausgeprägten Botrytis-Ton, trotz des kritischen Jahrgangs 2006 nicht aufdringlich, viel mehr gut eingebunden und harmonisch. Die anschließende Auslese von 2007 der gleichen Lage war von kräftiger Art. Beachtenswert war der letzte Riesling der Probenliste: 105° Oe, Extraktwert knapp über 30, durch Kühlung gestoppt.
Geschmacklich Typ Beerenauslese.
Als Übergang zu den Roten diente ein recht säurebetonter Weißburgunder mit klassischer Nase, gewachsen auf dem tiefgründigen Boden einer in den 60er Jahren flurbereinigten Lage. Diese Rebsorte lässt sich derzeit gut vermarkten.
Die Roten sind anfangs des Jahrzehnts im „Monteneubel“ angepflanzt, beide mittels offener Maischegärung erzeugt, kein Vorabzug. St. Laurent wurde ein knappes Jahr im alten Barrique ausgebaut.
Verfasser: Dr. Lothar Grellmann
Probenergebnis 14.05.2009: Weingut Adolf Jung (PDF)