Der Gardasee ist als großes Urlaubsgebiet bekannt. Neben den touristischen Attraktionen bietet der Gardasee sowohl auf der lombardischen als auch auf der venezianischen Seite eine Vielzahl bekannter und unbekannter Weinanbaugebiete. Seit kurzem gibt es für das gesamte Gebiet rund um den Gardasee eine übergeordnete DOC Garda. Wir werden uns daher mit den Weinen aus diesem Gebiet beschäftigen, wobei der Lugana als Weißwein den Pinot Grigio in der Gunst des Publikums inzwischen überholt hat. Doch es gibt noch mehr zu entdecken. Das Soave-Gebiet für Weißwein, Bardolino und Valpolicella oder Amarone für Rotwein sind bekannte Gebiete, in denen man interessante Entdeckungen machen kann. Aber auch Weine aus weniger bekannten Gebieten wie Valtenesi, Lessini Durello oder Bianco di Custoza werden vorgestellt.
Unsere Verkostung begann mit einem Spumante aus dem Gebiet Lessini Durello:
0. 2017 Fongaro, Lessini Durello Spumante Riserva, „Viola“
Durello
Fongaro Spumante, Ronca
Im Glas zeigt er sich in einem intensiven, leuchtenden Goldgelb mit feiner, anhaltender Perlage. In der Nase zarte exotische Noten, Birne, Apfel, Mirabelle und Grapefruit, dazu ein Hauch von Nuss und Brioche. Am Gaumen reife gelbe Früchte und frische Säure. Das Ganze endet in einem eleganten und ausgewogenen Finale.
Der Grundwein stammt von der autochthonen, säurebetonten Rebsorte Durella, die in den Lessini-Bergen nördlich des Soave-Gebietes wächst. Nach der zweiten Gärung reifte der Spumante mindestens 42 Monate auf der Hefe, bevor er degorgiert wurde.
Es folgten zwei Weine aus der DOC Lugana. Sie zeigten, dass es neben der Massenware auch hochwertige Weine gibt:
1. 2022 Ottella, Lugana,“Cru Creete“
Trebbiano di Lugana (Turbiana)
Az Agr. Ottella, Peschera del Garda, Loc. San Benedetto di Lugana
Helles Strohgelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase Apfel, Birne, reife Stachelbeere und zarte Holundernoten. Am Gaumen dichte, holunderwürzige Frucht, feine Mineralität und frische Säure. Ein Lugana mit Finesse und ungewöhnlicher Holunderwürze, der nichts mit den üblichen belanglosen Lugana-Weinen zu tun hat.
Die Trauben des Trebbiano di Lugana, der hier Turbiana heißt, wurden anteilig abgebeert und der Wein blieb nach der Gärung noch 5 Monate auf der Feinhefe.
2. 2020 Ottella, Lugana Superiore“, Riserva, „Molceo“
Trebbiano di Lugana (Turbiana)
Az Agr. Ottella, Peschera del Garda, Loc. San Benedetto di Lugana
Leuchtendes Strohgelb. In der Nase reife Früchte, reife Stachelbeere, Apfel, Birne, Quitte und ein Hauch von Feuerstein. Am Gaumen saftig, reif, elegant, leicht cremig und mit viel Finesse.
Der Lugana Riserva Molceo wird aus spät gelesenen Trauben erzeugt. Dazu wird der Most zum einen Teil aus durch Ganztrauben Pressung und zum anderen Teil aus der Pressung entrappter Trauben gewonnen. Nach einer partiellen malolaktischen Gärung wird der Wein zum größten Teil in Edelstahltanks, aber auch in größeren Holzfässern und Barriques ausgebaut und verbleibt für 16 – 18 Monate auf der Feinhefe.
Nicht umsonst hat dieser Wein ein Dauerabonnement für 3 Gläser im Weinführer Gambero Rosso.
Unmittelbar an die DOC Lugana grenzt auf venezianischer Seite das Gebiet des Bianco di Custoza, aus dem weniger bekannte, aber qualitativ hochwertige Weißweine stammen:
3. 2021 Monte del Fra, Bianco di Custoza Superiore, „Ca‘ del Magro“
Garganega, Trebbiano Toscano, Cortese, lncrocio Manzoni
Az.Agr, Monte del Fra, Sommacampagna
Intensives Strohgelb mit deutlich grünlichen Reflexen. In der Nase reife Äpfel, Birnen, Mirabelle, ein Hauch von Zitrusfrüchten. Am Gaumen ausgewogene, leicht süße Frucht mit dichtem Körper und frischer Säure.
Die Trauben für den „Ca‘ del Magro“ stammen aus dem gleichnamigen Weinberg, der vor über 40 Jahren bepflanzt wurde. Nach einer kurzen Kaltmazeration erfolgt die Vergärung und der weitere Ausbau auf der Feinhefe im Edelstahltank. Nur etwa fünf Prozent der Trauben werden für etwa vier Monate in kleinen Eichenfässern ausgebaut.Bukett: Würziges Bukett, etwas exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Spur Holzapfel
Das östlichste Weißweingebiet der DOC Garda ist die DOC Soave. Vor 30 Jahren waren die Weine sehr beliebt, heute ist der Bekanntheitsgrad deutlich zurückgegangen. Deshalb besinnt sich das Gebiet auf seine Stärken und zeigt, dass die Kalk- und Vukanböden hervorragende Weine hervorbringen können. Dazu wurden die Bodenverhältnisse untersucht und Ortslagen und Einzellagen definiert.
4. 2022 Pieropan Soave Classico
Garganega 85%, Trebbiano di Soave 15%
Az.Agr. Pieropan Leonildo, Soave
Helles Strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase Apfel, Birne, Mirabelle, Aprikose, etwas Erdbeere und Mandel. Am Gaumen gelbe Früchte, Melone, zarte Mineralität, lebendige Säure und ein blumiger Abgang. Ein gelungener Basiswein.
5. 2021 Suavia, Soave Classico, „Monte Carbonara“
Garganega
Az.Agr. Suavia, Soave, Fraz. Fitta
Helles Strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase Birne, Mirabelle, Pfirsich, ein Hauch von tropischen Früchten, Zitrusschale und Feuerstein. Am Gaumen harmonisch und cremig, mit ausgeprägter Mineralität und frischer, gut eingebundener Säure und langem Abgang. Die Reben für den Monte Carbonara stehen auf schwarzem Vulkanboden. Nach der Ganztraubenpressung wird der Most 16 Tage lang bei 14-16°C in Edelstahl vergoren. Danach bleibt der Wein 15 Monate im Edelstahltank auf der Feinhefe. Anschließend wird der Wein nur grob filtriert und reift weitere 3 Monate in der Flasche.
Nicht umsonst ist dieser Wein ein ständiger Anwärter auf die Auszeichnung „3 Gläser“ im Weinführer Gambero Rosso.
6. 2020 Inama, Soave Classico, „Foscarino“
Garganega, Trebbiano di Soave
Soc. Agri, eredi di Inama Giuseppe, San Bonifacio Vento, Loc. Biacche
Intensives Strohgelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase exotische Früchte, reife Stachelbeere, gelber Apfel, Birne, Mirabelle, Spur von Blüten. Am Gaumen mineralische, würzige und auch cremige Frucht, frische Säure und Blüten. Ein dichter Soave mit Finesse, der Dichte besitzt, aber auch elegant ist und charaktervolle Ecken und Kanten hat.
Die Trauben stammen von 40 Jahre alten Rebstöcken. Die Trauben werden entrappt, gequetscht und nach einer Kaltmazeration von 8-12 Stunden und einer Mostklärung findet eine 6-monatige Gärung in gebrauchten Barriques mit einer Batonage alle 4 Wochen statt. Der weitere Ausbau erfolgt 6 Monate im Edelstahltank auf der Feinhefe.
Nach den Weißweinen kamen wir zu den Roséweinen (Chiaretto), die hier schon vor dem Hype der Roséweine produziert wurden. Zur Verkostung standen von der lombardischen Seeseite ein Chiaretto aus der wenig bekannten DOC Valtenesi und von der venezianischen Seite ein Chiaretto aus der DOC Bardolino:
7. 2022 Avanzi, Valtenesi Chiaretto, „Rosa vero“
60% Groppello, 10% Barbera, 15% Sangiovese, 15% Marzemino
Soc. Agr. Avanzi Cav.Giovanni s.s, Polpenazze del Garda
Helles Altrosa mit leichtem Gelbstich. In der Nase Apfel, Birne, Mirabelle, Johannisbeere, Erdbeere, etwas Zitrus. Am Gaumen leichtere Struktur, aber frisch und aromatisch mit leichter Mineralität und frischer Säure und einem Hauch von dienlicher Süße.
8. 2022 Le Fraghe, Bardolino Classico Superiore Chiaretto, „Rodon“
Corvinara 90%, Rondinella 10%
Az.Agr. Le Fraghe, Cavaion veronese, Loc. Colombara
Helles, klares Korallenrot. In der Nase frische rote Beeren, Johannisbeere, Hagebutte und etwas Walderdbeere. Am Gaumen angenehme, leichte Roséfrucht mit feiner Säure und sehr zartem Tannin.
Die beiden Rebsorten Corvina und Rondinella werden getrennt vinifiziert. Bei kühlen Temperaturen werden die Trauben 6 bis 8 Stunden auf den Schalen mazeriert, um eine schöne Roséfarbe zu erhalten; anschließend wird der Most bei einer Temperatur von ca. 17 °C vergoren. Der Wein bleibt dann bis zum nächsten Frühjahr auf der Feinhefe in 50 hl-Edelstahltanks.
Den Abschluss der Verkostung bildeten 4 Rotweine. Wiederum ein Wein der DOC Valtenesi von der Westseite aus der autochthonen Rebsorte Gropello und ein Wein der DOC Bardolino von der Ostseite sowie ein Valpolicella Classico und ein Valpolicella Classico Ripasso.
9. 2022 Pasini San Giovanni, Valtenesi Groppello, „Il Valtenesi“ .
Groppello gentile
Az.Agr. Pasini San Giovanni, Raffa di Puegnago
Dunkles Rubinrot mit hellem Rand. In der Nase dunkle Waldfrüchte, viel Brombeere, etwas Kirsche und Erdbeere. Am Gaumen recht würzige, aber recht rustikale Frucht mit frischer Säure, aber etwas härterem Tannin.
10. 2020 Villa Calicantus, Bardolino Superiore, „Lassuperiora“
Corvinara, Rondinella, Molinara, Sangiovese
Villa Calicantus Vini, Calmasino di Bardolino
Dunkles, leicht trübes Rubinrot mit wässrigem Rand. In der Nase Waldbeeren, Pflaumen, Kirschen, Brombeeren, pflanzliche und auch animalische Noten. Am Gaumen sehr elegante, etwas burgundische Frucht, sehr frisch, mit rassiger Säure und griffigen Tanninen. Der Wein war zunächst sehr verschlossen und kantig, ja unzugänglich.
An der Luft wurde die Frucht immer eleganter und finessenreicher.
Der Wein wurde sehr kontrovers beurteilt und bei keinem anderen Wein war der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten Bewertung so groß wie hier, vielleicht ein untypischer Bardolino, weil er seine Finesse nur langsam zeigt.
Die Trauben stammen vom höchsten Hügel des Bardolinio-Gebietes. Es war der erste Jahrgang aus diesem Weinberg und die Trauben der vier Rebsorten Corvinara, Rondinella, Molinara und Sangiovese wurden gemeinsam gelesen. Sie wurden einen Monat lang in Betontanks mazeriert und reiften anschließend sechs Monate in Holzfässern und ein weiteres Jahr in der Flasche.
11. 2020 Tedeschi, Valpolicella Superiore, „Capitel Nicalo“
Corvina 30%, Corvinone 30%, Rondinella 30%, andere Rebsorten 10%
Az.Agr. Filli Tedeschi, S.Pietro in Cariano
Mittleres Rubinrot mit hellem Rand. Mittleres Rubinrot mit hellem Rand reife Kirschen, Brombeeren, Pflaumenkonfitüre mit einem Hauch von Holzgewürzen. Am Gaumen dicht und rotfruchtig, mit guter Struktur und feinen Tanninen, sehr zarte Holzgewürze.
Die Reben stehen auf roten, kalk- und tonhaltigen Böden mit einer Pflanzdichte von 5500 Pflanzen pro Hektar.
Der Großteil der Trauben wurde 14 Tage auf der Maische vergoren. Ein kleinerer Teil der Trauben wurde getrocknet, entrappt und ebenfalls 14 Tage auf der Maische vergoren, dann dem ersten Teil zugegeben und 12 bis 18 Monate in Fässern aus slawonischer Eiche ausgebaut.
12. 2020 Tedeschi, Valpolicella Ripasso Superiore, „Capitel San Rocco“.
Corvina 30%, Corvinone 30%, Rondinella 30%, Dindarella, Oseleta, Negrara, Rossignola
Az.Agr. Filli Tedeschi, S.Pietro in Cariano
Mittleres Rubinrot mit hellem Rand. In der Nase Kirsche, Pflaume, Sauerkirsche, etwas Brombeere und ein Hauch von Leder und Kakao. Am Gaumen saftig und harmonisch, Kirschen und rote Früchte, feine Säure und feste, samtige Tannine, ein lang anhaltender Abgang.
Der Wein ist eine Cuvée aus je 30% Corvina Veronese, Corvinone und Rondinella mit 10% Rossignola, Oseleta, Negrara und Dindarella.
Die Trauben werden entrappt und bleiben 15 Tage bei kontrollierter Temperatur auf der Maische. Ein Teil davon wird dann mit Amarone-Trester mazeriert und weiter vergoren. Der endgültige Ausbau erfolgt bis zu 24 Monate in slawonischen Eichenfässern.
Damit war unserer Reise durch die Untergebiete der DOC Garda beendet.
Verfasser: Dieter