Die zweite Weinprobe begann mit einem besonderen Highlight: Wir konnten eine Weinprobe mit dem Weingut Graf Neipperg organisieren. Leider hatte das Weingut keinen Referenten, der uns die Probe präsentieren konnte. So mussten wir diese hochkarätige Verkostung selbst organisieren, was der Verkostung aber keinen Abbruch tat.
Das Weingut Erbgraf zu Neipperg liegt in der württembergischen Gemeinde Schwaigern. Die zugehörigen Weinberge umfassen 30 Hektar Rebfläche in den beiden Einzellagen Neipperger Schlossberg und Schwaigerner Ruthe, die sich im Alleinbesitz befinden. Sie sind mit den Rotweinsorten Lemberger (Blaufränkisch), Schwarzriesling, Spätburgunder und Trollinger sowie den Weißweinsorten Riesling, Müller-Thurgau, Muskateller und Traminer bestockt. Rund 40 % der Rebfläche sind Steillagen, die nach einer eigenen Querterrassierungsmethode bewirtschaftet werden.
Die Familie Neipperg soll den Lemberger nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Österreich mitgebracht haben (dort heißt er Blaufränkisch) und auch heute noch spielt der Lemberger eine besondere Rolle im Weingut.
1. 2021 Graf von Neipperg, Riesling, Sekt, Brut
Blasses Gelb, in der Nase frische Frucht, grüner Apfel, Pfirsich, Zitrusfrüchte und zarte Hefenoten. Am Gaumen saftig, frische Frucht mit feiner Mineralität.
2. 2022 Graf von Neipperg, Weissburgunder
Blasses Gelb, feiner Duft nach Birne, etwas Pfirsich, Aprikose mit einem Hauch Vanille. Im Mund cremige Textur, getragen von einer weichen, harmonischen Säure. Im Abgang zarte Holz- und Vanillenoten.
Das vollreife Lesegut wurde spontan im Barrique vergoren.
3. 2022 Graf von Neipperg, Muskateller
Blasses Gelb, in der Nase würziger Duft nach Apfel, Birne und etwas grüner Muskataromatik.
Am Gaumen dichte Frucht, aber gleichzeitig schlank mit frischer Säure.
4. 2021 Graf von Neipperg, Trollinger
Helles Rubinrot, feiner Duft nach Waldbeeren, Kirschen und Johannisbeeren mit einem Hauch Bittermandel. Am Gaumen zunächst etwas verhalten, dann feine Kirschfrucht, Waldbeeren, zart erdige Noten und dezente Bittermandelnoten. Ein klassischer Trollinger mit den typischen Kirsch- und Bittermandelnoten.
5. 2016 Neipperger Spätburgunder
Dunkles Rubinrot mit leicht gelbem Rand. Duft nach reifen roten Beeren, Kirschen und zarten Rauch- und Holzaromen. Am Gaumen geradlinig, etwas karge, aber feinwürzige Frucht mit gut eingebundenen Tanninen.
Der Ausbau erfolgte in gebrauchten Barriques.
6. 2014 Neipperger Schloßberg, „Großes Gewächs“, Spätburgunder
Dunkles Rubinrot mit leicht gelbem Rand. In der Nase reife, rote Beeren, Kirschen, dezente Rauch- und Holzaromen. Am Gaumen dichte, straffe, feinwürzige rote Frucht, mehr Fülle, dazu gut eingebundenes Tannin mit feinen Holznoten. Trotz des schwierigen Jahrgangs 2014 ein sehr gelungener Pinot Noir.
Die Trauben stammen aus den steilsten Lagen des Neipperger Schloßbergs und wurden nach der Maischegärung 16 Monate in neuen und gebrauchten Barriques ausgebaut.
7. 2019 Schwaigerner Ruthe, „Großes Gewächs“, Spätburgunder
Dunkles Purpurrot mit leicht gelbem Saum. In der Nase rote Früchte, Süß- und Sauerkirschen, dank der Reife kaum noch Holznoten. Am Gaumen dicht strukturiert, aber auch schlank und elegant, mit festem Tanningerüst. Im Vergleich zum Schloßberg etwas fülliger, aber auch noch etwas kantiger.
8. 2018 Schwaigerner Lemberger
Dichtes Purpurrot mit leicht wässrigem Saum. In der Nase dunkle Waldbeeren, Kirsche, Brombeere, Holunder. Am Gaumen mittlere Komplexität, gute Beerenfrucht und feste Tanninstruktur. Der Lemberger wirkt durch das feste Tannin noch etwas kantig.
9. 2018 Dürrenzimmmerer Mönchberg, „Erste Lage“, Lemberger
Dunkles Purpurrot mit leicht gelbem Saum. In der Nase viel reife Kirsche, Brombeere, Pflaume und leicht würzige Pfeffernoten. Am Gaumen saftig und kräftig mit reifer Beerenfrucht und einem Hauch von Kaffee.
10. 2020 Neipperger Ruthe, „Großes Gewächs“, Lemberger
Dunkles Purpurrot mit leicht wässrigem Rand. In der Nase Kirsche, Brombeere, Pflaume und zarte Holznoten. Am Gaumen dichte, aber elegante Beerenfrucht, unterlegt von straffen Tanninen.
11. 2017 Schwaigerner Ruthe, „Großes Gewächs“, Lemberger
Dunkles, leuchtendes Rubinrot. In der Nase. In der Nase Kirsche, Brombeere, Pflaume mit dezenten Holznoten. Am Gaumen dichte, aber elegante Beerenfrucht, unterstützt von kräftiger Säure, straffen Tanninen und dezenten Holznoten.
12. 2016 Neipperger Schloßberg, „Großes Gewächs“, Lemberger
Dunkles Rubinrot mit gelben Reflexen. In der Nase feine Aromen von roten Beeren, Kirschen, Brombeeren, Gewürzen und ein Hauch von Holz und Rauch. Am Gaumen ausgewogene Struktur, kräftiger, geschmeidiger Körper mit angenehmer Säure. Die Tannine sind gut eingebunden und werden von feinen Holznoten begleitet
Ein dichter, eleganter, harmonischer und finessenreicher Lemberger.
13. 2022 Neipperger Schloßberg, Muskateller, „Große Lage“ Auslese
Helles Gelb. In der Nase reife gelbe Früchte, Birne, Mango, reife Zitrone und dezente Muskatnoten.
Am Gaumen dicht und voll, ohne aber fett und breit zu sein, feine Süße und elegante Säure. Ein finessenreicher, edelsüßer Muskateller mit feinem Süße-Säure-Spiel.
Damit endete unsere Verkostung, die uns einen Einblick in die Vielfalt der Weine des Weinguts gab. Da wir auch ältere Weine probieren durften, konnten wir das Entwicklungspotential der Weine erkennen.
Wir bedanken uns herzlich beim Weingut für die hervorragende Zusammenstellung dieser Weinprobe.
Verfasser: Dieter