15.01.2009 – Technikprobe mit Frank John

Im zweiten Anlauf hat es dann geklappt. Am 15.Januar war Herr Frank John bei der Weinbruderschaft zu Gast um anhand von elf Beispielen Probleme, Fehler und Lö­sungen bei der Entstehung eines Weins zu zeigen.

Herr John stellte alle Weine anonym vor, lediglich Anbaugebiet und Jahrgang wurden bekannt gemacht.
Alle Weine der Probe waren in den Verkauf gelangt.

Wein Nummer 1, ein badischer Gutedel, wirkte säurebetont, etwas muffig, bitter und mit einer Styrol-Note.
Der Wein wurde als einfacher Wein in einem alten GFK-Tank (Glasfaser mit Poly­esterharz verstärkt) gelagert, dessen Innenseite im Laufe der Jahre durch die ver­schiedenen Reinigungen porös wurde, so dass der Tank Styrol aus dem Polyester­harz an den Wein abgab.
Zudem nahm der Tank Chlorverbindungen aus der Kellerumgebung auf, die von der Verwendung chlorhaltiger Reinigungsmitteln herrührte. Bakterien produzieren hieraus Pentachloranisol, einem nahen Verwandten des Trichloranisol, der für den Korkton verantwortlich ist.
Als Korrektur wurde dem Wein Zitronensäure zugegeben, die Frische suggerieren und über den Styrolton hinwegtäuschen sollte. Das Ergebnis war jedoch eine für den Gutedel untypisch hohe Säure sowie die beschriebenen Fehler.

Wein Nummer 2 war ein trockener Riesling aus dem Problemjahr 2006 mit einer reifen, dunklen Farbe und einer Petrolnote.
Der Wein wies einen deutlichen Pilzton ( wie nasser Champignon) auf. Zudem war flüchtige Säure festzustellen, die aber unterhalb der Beanstandungsgrenze lag.
Die Fehler resultierten aus der Erntesituation 2006, wo die reifen Trauben bei hohen Nachtemperaturen durch Hagel beschädigt wurden und innerhalb von Stunden von Botrytis und anderen Pilzen befallen wurde.

Wein Nummer 3, gleichfalls ein Riesling, mit deutlicher Restsüße, war etwas stechend, seifig. Es handelte sich um den gleichen Wein wie die Nummer 2, nur dass hier versucht wurde, durch die Zugabe von Kalk den Wein zu entsäuern und hinter einem hohen Restzuckergehalt die Fehler zu verstecken.
Wein Nummer 4, ein Rotwein aus Ungarn, plump mit starken Oxidations- und Bitter-noten.
Ursache hierfür war die Verwendung alter, ungepflegter Holzfässer, so dass das Prädikat „ 3 Jahre Holzfasslagerung“ eher abschreckend wirkte.

Wein Nummer 5 war ein Rotwein aus Deutschland, Jahrgang 2007. Kaffee-Rösttöne-Aromen, grüne Tannine mit starkem Bitterton. Der Wein entpuppte sich als ein Cabernet Dorsa, angereichert mit Tanninen aus der „Tüte“.

Wein Nummer 6 war ein tiefdunkler Spätburgunder aus der Pfalz. Die Farbe war derart untypisch für einen Burgunder, dass die Zugabe von mehr als 15% Deckwein anzunehmen war, wahrscheinlich Acolon.

Wein Nummer 7, ein Rotwein mit Kunststoffverschluss wies einen Fehlton, ähnlich dem  „Korkschmecker“, auf. Der Verschluss war mit bromhaltigen Flammschutzmitteln der Verpackung in Berührung gekommen und produzierte, ver­gleichbar dem Pentachloranisol einen dumpfen Fehlton, der, nach Aussage des Vor­tragenden je­doch etwas süßlicher sein soll als der echte Korkschmecker.

Wein Nummer 8 war ein Dornfelder mit einem ausgeprägten Bananenaroma. Der Winzer wollte einen neuen, fruchtigen Dornfeldertyp versuchen und wandte die „Maceration carbonique“ an, wie sie z.B. im Beaujolais verwendet wird.
Die Trauben wurden dazu ohne Entrappung und ohne Zerquetschen mit Kohlen­dioxid überlagert und dann bei  niedrigen Temperaturen vergoren. Unter diesen Bedingungen produzieren bestimmte Reinzuchthefen die wahrgenommenen Bananenaromen.
Der Wein wies dadurch jedoch keine Dornfeldertypizität mehr auf.

Wein Nummer 9, ein Riesling 2007 mit deutlichen Traminernoten und Anklängen von Rose. Er war das Ergebnis einer Erstbelegung eines neuen Holzfasses, bei der versäumt wurde, dass Fass durch Dämpfen und Spülen „weingrün“ zu machen und so das Tannin aus der Innenwand des Fasses zu entfernen. Da der Wein spontan­vergoren wurde, konnte der Loheton nicht frühzeitig erkannt werden.

Wein Nummer 10, ein Cahors 2005, sollte eigentlich den Fehler des gout animal (Pferdedecke) durch den Befall der Holzfässer mit Bretanomyces-Hefen zeigen. Doch die bereits im Weingut eingeleiteten Maßnahmen, insbesondere verbesserte Kellerhygiene und ein langsames Filtrieren mit geringerem Druck, nahmen dem Wein seine Strenge. Vielleicht wurde hier sogar schon ein wenig zuviel gemacht, so dass der Wein geschliffen und glatt wirkte.

Der letzte Wein war ein Moscato d’Asti 2008 aus dem Piemont. Ein Restzucker von 130g/l gepaart mit 80mg Schwefel (Sulfit) und gesäuert mit Ascorbinsäure ergaben einen Wein, austrockend im Mund, stumpf am Gaumen und mit einer Zündholz­aromatik. Der Versuch, fehlende Säure durch zugesetzte Säure nachzubessern und die überhöhte Schwefelung führte zu keinem Genuss. Durch die zu hohe Sulfitzu­gabe war der Wein auch nicht mehr verkehrsfähig.

Selten ging man so klar aus einer Probe nach hause, wie nach dieser Probe. Herr John hielt uns über zwei Stunden unter Spannung, jeder Wein war ein Erlebnis und die anschließenden Ausführung machten den Abend zu einer Lehrstunde in Sachen Wein-Fehlern.
Was noch bleibt, ist Herrn Frank John für diesen Abend zu danken und ihn zu bitten, uns auch in Zukunft erneut über die Nöte und Möglichkeiten im Weinkeller zu berichten.

Verfasser: Jörg Kleimeier


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