Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Matthias Gaul Teil 2 – Spätburgunder am 29.April 2021

Da durch den verlängerten Lockdown weiterhin keine normalen Proben möglich waren, haben wir auch für den April 2021 die geplante virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Matthias Gaul aus Asselheim durchgeführt.
Näheres zum Weingut und zum Ort Asselheim findet sich im Bericht der letzten Probe vom 25.05.2021.
Da das Weingut eine Liebe zu den Rotweinen, vor allem zum Spätburgunder, hat, haben wir diesmal drei Pinot Noirs verkosten.
Wie beim letzten Mal hat uns Tobias Müller als technischer Betriebsleiter und Kellermeister durch die Probe geführt.

Der Hof vom Weingut

Folgende Spätburgunder, die vom Weingut alle als Pinot Noirs bezeichnet werden, um die Nähe zum burgundischen Vorbild zu demonstrieren, haben wir verkostet:

2018  Pinot Noir                                      
In der Nase zeigt sich rotbeerige Frucht mit floralen Noten. Im Mund dann eine zart mineralische Frucht mit roten Beeren, viel Kirsche, etwas Himbeere und Kräutern.
Ein weicher, seidiger und burgundischer Körper mit einer samtigen Tannin Struktur und sehr zarten Holznoten.
Ein klarer, gradliniger, sehr kirschfruchtiger etwas  leichterer Spätburgunder, der viel Spaß macht und dabei nicht belanglos ist.

Die Reben stehen auf steinigen Kalkböden im unteren Hang der Asselheimer Weinberge. 40% stammen von kleinbeerigen Geisenheimer Klonen und 60% von Spätburgunder-Klonen aus dem Burgund. Zur Ertragsreduzierung wird auf einen Trieb zurückgeschnitten und vor und während der Lese sorgfältig selektioniert, um nur gesundes und reifes Lesegut zu bekommen. Die Trauben werden entrappt und nach einer zweitägigen Kaltmazeration erfolgt die traditionelle Maischegärung, wobei der Tresterhut regelmäßig von Hand untergestoßen wird. Danach reift der Wein für etwa 9 Monate in gebrauchten französischen Barriques. Um die Farbe zu stabilisieren, wurde mit etwas mehr Gärungskohlensäure abgefüllt.

2018  Asselheimer Pinot Noir                
Im Bukett ist eine deutliche Beerenfrucht mit sehr feinen Gewürznoten zu erkennen. Am Gaumen folgten dann eine elegante, weiche Frucht von Kirschen, etwas Erdbeere und rote Beeren, dazu kommen eine zarte Mineralik, eine frische, belebende Säure und seidige Tannine. Feine Gewürznoten und ein Hauch Vanille runden den Wein ab. Das ist keine breiter, pflaumig-überreifer Spätburgunder, sondern ein Wein, der sich nicht vor den französischen Burgundern verstecken muss und das zu einem sehr fairen Preis.

Die Reben von Spätburgunder-Klonen aus dem Burgund sind rund 30 Jahre alt und stehen auf steinigen Kalkböden mit Lehmanteil in Asselheim Lagen auf etwa 200 m Höhe mit südlicher Ausrichtung.
Die Trauben werden am Stock halbiert, um eine lockere Traubenstruktur zu bekommen und vor und während der Lese wird sorgfältig selektioniert, um nur gesundes und reifes Lesegut zu bekommen. Die Erntemenge wurde mit ca. 3000 kg/ha sehr niedrig gehalten, um eine entsprechend gute Traubenqualität zu bekommen. Es folgt eine traditionelle Maischegärung, wobei der Tresterhut regelmäßig von Hand untergestoßen wird und eine dreitägige Nachmazeration. Danach reift der Wein für etwas 12 Monate in neuen und in gebrauchten, bis zu 5 Jahre alten französischen Barriques.

2018  Pinot Noir „Steinrassel“                
In der Nase deutliche Beerenfrucht mit Kirsche und Himbeere, dazu dezente Holzaromen
und feine Gewürznoten, Vanille und Zimt. Im Mund dann vielschichtige, dichte und trotzdem elegante Frucht, rote Beeren, Kirsche, Pflaume, etwas Himbeere und Walderdbeere, dazu eine feine Mineralik und frische Säure. An der Luft werden die weichen, reifen Tannine durch zarte Schokoladen- und Mocca Noten und ein dezentes, abgestimmtes Holz ergänzt. Der Pinot Noir „Steinrassel“ ist eine weitere Steigerung zum Asselheimer Pinot Noir.

Die Reben von Spätburgunder-Klonen aus dem Burgund sind rund 30 Jahre alt und stehen auf steinigen Kalkböden einer ausgewählten Asselheimer Parzelle in fast 300 m Höhe mit südlicher Ausrichtung. Gerade in einem so heißen Jahr wie 2018 konnten die Reben von der kühlen Lage profitieren.
Die Trauben werden am Stock halbiert, um eine lockere Traubenstruktur zu bekommen und vor und während der Lese wird sorgfältig selektioniert,. So erhält man ein gesundes und reifes Lesegut. Es folgt eine traditionelle Maischegärung, wobei der Tresterhut regelmäßig von Hand untergestoßen wird. Danach reift der Wein für etwas 18 Monate in neuen französischen Barriques.

Das Jahr 2018 aus Sicht des Weinguts
Für das Weingut startete das Weinjahr recht gut. Vom Winter waren genug Wasserreserven im Boden und das Frühjahr startete ohne Frost. Im Mai gab es während der Blüte etwas Regen, sodass die Blüten etwas verrieselten. Das war aber sogar positiv, da es dadurch zu einer lockeren Beerenstruktur kam. Ab Juli wurde es dann heiß. Da die Traubenzone nicht entblättert worden war kam es nicht zu einem Sonnenbrand der Trauben und auch nicht zu einem „Verkochen“ der Beeren durch die Hitze.
Mitte August waren die Reife so weit fortgeschritten, dass die Trauben für den Asselheimer Pinot Noir mit 88 – 90°Oechsle und ausreichend Säure gelesen werden konnten. Trotz des Ausdünnens konnte eine sehr gute Erntemenge eingebracht werde.
Ende September war es noch bis zu 30° warm, sodass eine Riesling-Trockenbeerenauslese mit 340°Oechsle gelesen werden konnte. (Normalerweise produziert das Weingut keine süßen Weine, aber diese Gelegenheit wollte man sich nicht entgehen lassen.)

Zum Terroir und der Reberziehung
Die Rebzeilen am Asselheimer Hang sind so ausgerichtet, dass die stetigen Winde aus dem westlich gelegenen Tal über die Reben hinweg ziehen können, Sie sorgen für ein kühleres Klima und damit für die langsamere Reifung der Trauben. Zusätzlich lassen sie die Reben nach Regenfällen schnell wieder abtrocknen, sodass Pilzkrankheiten kaum auftreten.
Da die in Deutschland übliche hohe Laubwand zu höheren Zuckerwerten der Trauben und damit auch zu höheren Alkoholgehalten führen, werden die neuen Spätburgunder-Anlagen nach dem burgundischen Vorbild mit deutlich niedrigerer Laubwand und engerem Zeilenabstand (80 cm) angelegt. Dadurch wird die Photosynthese Leistung der Reben geringer, es wird weniger Zucker gebildet und die Trauben reifen später. Durch die engeren Zeilenabstände werden die Trauben weniger besonnt und sind so nicht der Gefahr eines Sonnenbrandes ausgesetzt.
Um den Ertrag pro Stock niedrig zu halten, wird die Stockdichte von 5.000 auf bis zu 15.000 Reben pro Hektar erhöht.
Der Nachteil dieser Pflanzung ist, dass die üblichen Traktoren nicht mehr zwischen die Rebzeilen passen. Deshalb hat das Weingut einen französischen Überzeilen-Traktor angeschafft, der die Rebzeile in die Mitte des Traktors nimmt und so rechts und links mit den 80 cm breiten Zeilen auskommt.
Nach den Spätburgunder-Pflanzungen wurde auch ein Chardonnay-Weinberg auf diese Art angelegt.
Mit diesen Maßnahmen soll die Qualität der Spätburgunder weiter erhöht werden. Die drei verkosteten Weine zeigten deutlich die Auswirkungen dieser Philosophie. Vom Gutswein über den Ortwein zum Selektionswein konnten wir die Steigerung der Qualität schmecken. Tobias Müller hat uns wie beim letzten Mal umfassend und kurzweilig mit den nötigen Informationen versorgt.

Dafür vielen Dank.

Verfasser: Dieter


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