Wir hatten gehofft, dass wir im neuen Jahr wieder unsere normalen Proben abhalten könnten. Leider ist das zumindest für Januar und Februar nicht möglich gewesen, sodass wir auf zwei virtuelle Weinproben umplanen musstenUnser deutsches Leitthema für 2021 ist die Nordpfalz.
Hier fanden wir mit den Brüdern Schwedhelm vom Weingut Schwedhelm im Zellertal jemanden, der bereit war mit uns virtuelle Proben durchzuführen. Aus logistischen und organisatorischen Gründen haben wir zu einer Doppelprobe mit je 3 Weinen entschieden:
Im Januar eine Probe mit Burgunder-Weinen und
im Februar eine Probe mit Riesling-Weinen.
Zum Weingut:
Das Weingut Schwedhelm im Zellertal liegt am nördlichsten Rand vom Weinbaugebiet Pfalz. Das Gebiet ist nur wenig bekannt, aber es hat die kühlsten und höchsten Lagen der Pfalz. Das Zellertal grenzt an der Nord- und Ostseite an das Weinbaugebiet Rheinhessen, entsprechend herrschen hierebenfalls Ton- und Kalksteinböden vor.
Auf rheinhessischer Seite sind in nächster Nähe (5-10 km entfernt) mehrere Spitzenwinzer zuhause. In Dalsheim-Flörsheim das Weingut Keller und das Sekthaus Raumland, im etwa 10 km entfernten Hohen Sülzen das Weingut Battenfeld Spanier.
Letzteres Weingut produziert auch wie das Weingut Schwedhelm einen Riesling aus der Lage Schwarzer Herrgott als Großes Gewächs. Warum sollte man im Zellertal also nicht auch hervorragende Weine produzieren können? Durch die Klimaerwärmung werden hier inzwischen die auch Trauben regelmäßig reif, sind aber wegen der höheren, kühleren Lagen nicht so stark der Gefahr ausgesetzt, überreife und damit säurearme Weine zu liefern.
Das Weingut besteht schon über 100 Jahre und wird jetzt von den Brüdern Stephan und Georg geführt. Stephan hat Weinbau studiert, Georg Betriebswirtschaft und entsprechend sind die Aufgaben im Weingut aufgeteilt.
Im Umkreis von etwa 1,5 km um das Weingut werden ca. 17 ha bewirtschaftet. Die Reben stehen auf 150 – 300 m Höhe am Südhang mit einer Neigung bis zu 35 Grad.
Wie schon oben angeführt, können aufgrund der hohen, kühlen, sehr kalkhaltigen Lagen hier sehr mineralische und elegante Weine mit einer frischen, präsenten Säure erzeugt werden. Deshalb hatten vor etwa 100 Jahren die Weine aus dem Zellertal einen sehr guten Ruf. Durch die Nachkriegszeit mit plumpen, süßen Weinen und unzähligen Neuzüchtungen, die nur hohe Öchslegrade bringen sollten ist der gute Ruf verloren gegangen. Die beiden Brüder Schwedhelm wollen aber die Weine aus dem Zellertal wieder ganz nach oben bringen.
Für die Probe hatten wir 2 Ortsweine und einen Lagenwein aus dem Sortiment der Burgunder-Rebsorten ausgewählt:
2019 Zellertaler Weissburgunder
In der Nase etwas exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Zitrus, im Mund kommt dann noch eine feine Mineralik und eine kräftige, gut integrierte Säure dazu. Ein klarer, gradliniger, mineralischer und recht eleganter Weissburgunder.
Die Trauben für diesen Weissburgunder stammen aus mehreren Parzellen am Südhang unterhalb von Zell. Dort findet sich ein Kalk-Ton-Gemisch mit etwas Lehmeinschlüssen. Die Trauben wurden so gelesen, dass sie noch ausreichend Säure behalten haben. Nach einer 8-stündigen Maischestandzeit wurde der Saft abgepresst und kühl vergoren. Danach blieb der Wein noch 5 Monate auf der Hefe.
2019 Zellertaler Chardonnay
Im Bukett viel Birne, etwas Apfel, Stachelbeere und exotische Früchte, dazu ein Hauch Röstaromen. Am Gaumen entwickelt sich eine leicht salzige Mineralik mit zarten Feuerstein-Noten. Eine kraftige, gut eingebundene Säure sorgt für Frische, dazu kommt dann in Abgang eine zarte Herbe.
Ein klarer, zart mineralischer, recht eleganter Chardonnay mit frischer Säure.
Die Trauben für diesen Chardonnay stammen aus einer Parzelle auf 220m Höhe am Südhang unterhalb von Zell. Dort findet sich ein Kalk- Ton-Gemisch mit einzelnen Lehmeinschlüssen. Die Trauben wurden so gelesen, dass sie noch ausreichend Säure behalten haben. Nach einer 6-stündigen Maischestandzeit wurde der Saft abgepresst und über 2 Monate kühl vergoren. Der Ausbau erfolgte zu 30% im Tonneau.
2018 Zellertaler Karlspfad
In der Nase würzige Aromen nach Birne, Apfel, Mirabelle, Stachelbeere, etwas exotische Frucht, Ananas, Kräuter und zarte Röstaromen, am Gaumen dann Dichte, Eleganz, cremiger Schmelz, dazu eine frische, animierende Säure und dezente Röstaromen.
Ein vielschichtiger Weißburgunder mit cremigem Schmelz und feiner Säure.
Die Trauben für diesen Weißburgunder stammen aus der Lage Karlspfad, der Bezeichnung für einen alten Gewanne-Namen am Fuße des Zeller Berges. Der Boden zeichnet sich dort durch einen hohen Kalksteinanteil, durchsetzt mit Ton und Lehm, aus.
Die Trauben wurden vollreif, aber mit noch guter Säure gelesen und nach einer Maischestandzeit von 14 Std. wurde der Most im Stückfass vergoren, nach mehrmaliger Batonnage reifte der Wein bis Juni auf der Vollhefe.
Hier endete der erste Teil unserer Doppelprobe. Alle drei Weine zeigten, wie sich das kühlere Klima positiv auf die Wein ausgewirkt hat. Keine breiten, fülligen oder überreifen Weine, sondern sehr mineralische mit deutlicher Mineralik und eleganter Fruchtausprägung.
Mit solchen Weinen sollte es den Brüdern Schwedhelm gelingen, die Weine aus dem Zellertal wieder in vorderste Position zu bringen.
Georg Schwedhelm möchten wir für die Führung durch die Probe herzlich danken. Wir freuen uns auf den zweiten Teil im Februar.
Verfasser: Dieter