Weinprobe mit dem Weingut Lithos am 23.7.2020

Auf der Bacharacher Sommernacht 2019, ein Weinfest am Rheinufer mit abschließendem Feuerwerk, und was wichtiger ist, mit den Bacharacher Spitzenwinzern Toni Jost, Ratzenberger und Dr.Kauer sowie einer hervorragenden Gastronomie, fand der Chronist den Stand eines Weingutes, das er noch nicht kannte, Weingut Lithos und das auch noch aus dem Nachbarort Oberwesel. Beim Probieren stellte sich heraus, dass der Winzer Christos Theodoropoulos hervorragende Rieslinge erzeugt.  Dr.Kauer äußerte dazu, dass solche jungen Winzer genau das wären, was der Mittelrhein jetzt brauche.
Grund genug, ihn einzuladen und zu bitten, seine Weine durch griechische Weine aus der Heimat seiner Familie zu ergänzen.

Christos Theodoropoulos stammt aus dem weinfernen Krefeld. Bei Urlauben bei seinem Großvater in Griechenland fand er seine Liebe zum Weinbau. In Deutschland machte er daraufhin eine Ausbildung zum Winzer und anschließend zum Weinbautechniker in Bad Kreuznach.  Nach Tätigkeiten als Außenbetriebsleiter und Kellermeister machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Weingut. In Oberwesel wurde er fündig und übernahm 2015 den 350 Jahre alten Traditionsbetrieb Lahnert in einem abgelegenen Ortsteil von Oberwesel mit 2,5 ha, bestückt mit 25-60 Jahren alten Reben, hauptsächlich Riesling. Von Anfang an setzte er auf Qualität. Eine erste Erwähnung im Vinum Weinführer ist der Lohn für diese Anstrengungen.
Weingut Theodoropoulos wollte er als Namen nicht verwenden, zu kompliziert für deutsche Zungen. Daher wählte er den griechischen Ausdruck Lithos, was Stein bedeutet, auch um auf seine griechischen Wurzeln hinzuweisen.
Er stellte uns eine Probe mit 5 Weinen vom Mittelrhein, 1 Rotwein, den sein Großvater nach seinen Vorgaben erzeugt hat und 8 griechischen Weinen, die er direkt in Griechenland beschafft hat.
Als No.1 stellte er uns einen 2019er Wein vor, den er einfach „Der Weisse trocken“ nennt, einen Gemischten Satz aus Müller Thurgau, Faber und Kerner, ein leichter, eleganter, etwas blumiger und dezent fruchtiger  Wein mit wenig Säure. Unsere Wertung für diesen einfachen Wein lag bei 13,67 Punkten.

Die No. 2, der 2018er Gutswein Riesling trocken, war da schon ein anderes Kaliber, ein vollreifer Wein mit schöner, etwas exotischer Frucht, ein verhalten fruchtiger und typischer Riesling, der auch bei einem späteren privaten Nachprobieren gefiel. 14,5 Punkte war die Wertung dafür.

No. 3, der Lagenwein 2017 „Engehöller Bernstein“ Riesling, zeigte neben typischer Frucht, zarte Herbe und Saftigkeit eine kräftige, gut eingebundene Säure und mineralische Noten mit Feuerstein-Anklängen. Obwohl solche mineralischen Weine bei uns oft zu kontroversen Bewertungen führen, gaben wir ihm 15,13 Punkte.

No.4, der 2018er „Engehöller Bernstein“ Riesling zeigte etwas mehr Fülle und Würze, ein etwas weicherer Riesling mit weniger Säure als No.3. Er wurde etwas niedriger mit 14,92 Punkten bewertet.

No.5, der 2018er Riesling „Meisterstück“ trocken stammt vom rekultivierten Kapellenberg, ein robuster kräftiger und etwas kantiger sowie mineralischer und dennoch weicher Riesling.
Er wurde erst nach einer 24-stündigen Maischestandzeit abgepresst. Er spaltete die Wertungen unserer Teilnehmer und erhielt 15,5 Punkte im Schnitt, bei einer Varianz zwischen 13,5 und 17,0 Punkten.

Damit hatten wir die trockenen Mittelrhein-Weißweine des Gutes durchprobiert, und wir widmeten uns jetzt den für uns eher ungewohnten griechischen Weinen.

No.6, der 2018 Foloi Fumé ein Weißwein vom Weingut Mercouri Estate (Ilias) aus der Rebsorte Roditis zeigte Schmelz und wirkte etwas fett und breit., im Hintergrund schmeckte man etwas Holz.
Er erhielt 14,5 Punkte im Schnitt.

No.7, 2018er Eukereia von Olympic Estate aus der bekannten Sorte Assyrtiko sowie Malgousia, ebenfalls aus dem Ilias-Gebiet, zeigte verhaltene Frucht und war etwas kurz. Er war für uns schwierig zu bewerten und erhielt 14,41 Punkte.

No.8, 2018er Oreino Monopati ebenfalls von Olympic Estate, eine Cuvée der internationalen Sorte Chardonnay mit der einheimischen Assyrtiko, ein etwas breiter Wein mit wenig Säure. Er erhielt 14,32 Punkte bei einer Varianz von 4,5 Punkte (12,5 -17,0), was ein Zeichen ist, dass wir solche Weine nicht gewohnt sind.

No.9, 2018er Kallisto von Mercouri Estate, eine reiner Assyrtiko konnte da eher gefallen.
Der interessante, dichte Wein wies eine zarte Herbe auf.
Er erhielt 15,5 Punkte im Schnitt, bei einer Varianz von 14,0 bis immerhin 18,0 Punkten.

Das war der letzte Weißwein.

No.10, 2014 Pheidas von Olympic Estates, eine Cuvée aus Agiorgiko und dem internationalen Merlot, wies Kirsch-, Himbeer- und leicht grasige Töne auf. Wir werteten ihn mit 14 ,46 Punkten.

Mit No. 11 kamen wir mit dem ersten Rotwein zurück zum Mittelrhein: ein 2018er Engehöller Bernstein Spätburgunder vom Weingut Lithos. Dieser Wein wurde in gebrauchten Barriques ausgebaut und war noch etwas verschlossen, ein gradliniger Spätburgunder mit würzigen Tönen von roten Früchten. Mit einer geringen Varianz bekam der Wein 15,58 Punkten und zählte damit zu den höchstbewerteten des Abends.

No.12 der 2016er Anonimo aus der Rebsorte Agiorgitiko, der vom Großvater in Griechenland in der Region Nemea nach den Maßgaben von Christos Theodoropoulos ausgebaut wurde. Würzige Frucht, rote Beeren, etwas Kirsche zeichneten diesen sauberen und dichten Wein aus.
Er wurde mit 15,25 Punkten (13-16) recht hoch bewertet,

No.13, 2004er Nemaea, ein Argiorgitiko vom bekannten Weingut Boutari zeigte das Alterungspotential dieser griechischen Rebsorte auf. Ein sauberer, gut gemachter und gereifter Wein. Wenn er auch nicht mehr ganz auf dem Höhepunkt war, bekam er doch 15,0 Punkte.

 No.14, 2016 Antaris von Mercouri Estates (Ilias) aus der schon im August reifenden Avgoustiatis und der französischen Sorte Mourvedre  zeigte einen schönen, dichten Rotwein mit Schmelz, Kraft, einem festen Tannin, der aber nicht jedem gefiel. Bei Wertungen zwischen 13,0 und 16,5 Punkten ergab sich ein Mittelwert von guten 15,33 Punkten.

No.15, 2015 „Cava“ von Mercouri Estates aus Refosco und Mavrodaphne war mit 17,5 Punkten der Favorit des Chronisten, ein dichter, fruchtiger und straffer Wein mit würziger Frucht und Beerenaromen. Im Schnitt ergab sich aber ein Wert von 15,5 Punkten.

Wir sind gespannt, wie sich die Weine einer weiteren Griechenlandprobe im Herbst präsentieren…

Verfasser Wilfried


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