Weinprobe mit Weinen aus Westhofen am 28.05.2020

Nach über 2 Monaten Corona-Lockdown konnte wir endlich wieder eine Weinprobe durchführen. Allerdings mit entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln. Dadurch ist leider auch die Anzahl der Teilnehmer begrenzt. Aber glücklicherweise wurde die Höchstzahl an möglichen Teilnehmern bei dieser Probe noch nicht erreicht.

Nach unserem vorher geplanten Probenprogramm hätten wir eine Probe mit dem Weingut Manz duchgeführt, aber wegen der Corona-Pandemie wurde diese Probe vom Weingut abgesagt. Deshalb haben wir unsere im April ausgefallene Probe „Westhofen“ nachgeholt, da die Weine schon vorhanden waren.

Westhofen  gehört zum Bereicht Wonnegau und liegt im Rheinhessischen Hinterland, etwas  10 km vom Rhein entfernt. Vor 40 Jahren galt es noch als unbekanntes Weingebiet. In einem Weinführer von damals stand  über das inzwischen hochrenommierte Weingut Keller: Das Weingut macht sehr gute Weine, aber es fehlen ihm die großen Lagen. Die damaligen „unbedeutenden“ Lagen wie Westhofener Aulerde oder Morstein zählen heute zu den deutschen Spitzenlagen, beim VDP als Große Lage anerkannt. Und das Weingut Keller verkauft heute mit dem „G-Max“ den teuersten und gefragtesten trockenen Wein. Daran sieht man, dass es Rheinhessen inzwischen geschafft hat, der Weinwelt zu beweisen, dass heute von engagierten Winzern aus diesen Lagen Spitzenweine produziert werden.

Westhofen ist ein Ort im Wonnegau mit ca 3.200 Einwohnern und etwa  15 bis 20  Winzerbetrieben. Mit 787 ha bestockter Rebfläche, davon 75 Prozent Weißwein- und 25 Prozent Rotweinsorten ist es die zweitgrößte Weinbaugemeinde Rheinhessens.

Die Weinlagen des Ortes sind:

Morstein, 151 Hektar, Meereshöhe: 150-240 m, Löß, Kalkstein, Mergel, sandiger bis steiniger, toniger Lehm, 80% hängig, 20% flach, Exposition: Süd

Brunnenhäuschen, 31 Hektar, Meereshöhe: 185-240 m, Gehängelehm, steiniger, sandiger bis toniger Lehm, 100% hängig, Exposition: Süd

Steingrube, 145 Hektar, Meereshöhe: 140-180 m, Löß, Kalkstein, sandiger bis steiniger Lehm, 80% hängig, 20% flach, Exposition: Süd

Kirchspiel, 43 Hektar, Meereshöhe: 140-200 m, Löß, Gehängelehm, sandiger bis toniger Lehm, 5% steil, 90% hängig, 5% flach, Exposition: Süd

Aulerde, 102 Hektar, Meereshöhe: 130-200 m, Löß, Gehängelehm, sandiger bis toniger Lehm, 60% hängig, 40% flach, Exposition: Südsüdost

Benn, 7 Hektar, Meereshöhe: 140-180 m, Löß, sandiger Lehm, 80% hängig, 20% flach, Exposition: Süd

Rotenstein, 304 Hektar, Meereshöhe: 140-170 m, Löß, Lehm, sandiger bis steiniger Lehm, 70% hängig, 30% flach, Exposition: Nordost bis Ost

(Die Lagen, von denen wir Weine verkostet haben, sind fett gedruckt.)

Unser Weinbruder Oliver hat es noch kurz vor dem Corona-Lockdown geschafft  für uns bei den fünf Westhofener Weingütern  Katharina Wechsler, K.F. Groebe, Wittmann, Seehof und Hirschhof  eine repäsentative Probe der Weine aus dem Ort zusammenzustellen.

Obwohl eigentlich unser Focus auf  Riesling-Weinen  lag, musste auch ein Silvaner in die Probe. Vor 100 Jahren war in Rheinhessen 2/3 der Fläche mit Silvaner bepflanzt und auch heute noch ist es das weltgrößte Anbaugebiet für diese Rebsorte (noch vor Franken). Aber nicht diese statistischen Werte waren der Grund dafür, einen Silvaner in unsere Probe aufzunehmen sondern seine besondere Qualität.

Deshalb war unser erster Wein der

1.    2017  Westhofener Silvaner, Alte Reben vom Weingut Katharina Wechsler.

In der Nase Stein- und Kernobst, nussige, pflanzliche, und Kräuter-würzige Noten. Reife Frucht mit hoher Mineralität, sehr salzig, aber auch leicht cremig, deutliche, aber sehr gut eingebundene Säure, durch die Maischestandzeit eine zarte Herbe. Ein langer Nachhall.

Die Reben, die über 40 Jahre alt sind, stehen auf einem 1 ha großen Weinberg, der durch eine Sandsteinmauer umsäumt ist und deshalb auch den Zusatznamen „Clos Kathrin“ trägt. Aufgrund des Alters der Reben wird nur ein niedriger Ertrag erreicht. 12 h Stunden Maischestandzeit  als Ganztraube und ein langes Hefelager erzeugen eine vielschichtige Cremigkeit und Eleganz.

Der zweite Wein war dann aber ein Riesling.

2.       2018  Riesling „1763“ vom Weingut K.F.Groebe

Würzige, etwas exotische Nase, gelbe Pfirsiche, Aprikose, Citrus, etwas florale Noten. Im Mund dann weicher, vollmundiger und saftig durch eine zarte Süße, dazu eine frische, harmonische Säure.

Dieser Wein ist der Lieblingswein des Winzers, der durch die leichte Restsüße recht charmant daher kommt (ohne süß zu schmecken).

Weiter ging die Probe mit dem

3.   2018  Riesling trocken vom Weingut Katharina Wechsler

In der Nase Steinobst, Grapefruit, Pfirsich und Citrus, am Gaumen dann klar und schlank, feine Mineralik, delikate Frucht nach Pfirsich und Apfel und eine gut eingebundene Säure.

Die Trauben stammen aus den Westhofener Lagen Benn, Kirchspiel sowie Aulerde und dem Osthofener Goldberg von Löss- und Lehm-Böden. Ausgebaut wurde der Wein in Edelstahl

Nun folgten zwei Rieslinge vom gleichen Winzer:

4.   2018  Riesling trocken vom Weingut Wittmann

In der Nase gelbe und weiße Früchte, Pfirsich, sehr reife Zitrusfrucht, im Mund dann klare Frucht Stachelbeere Pfirsich, Mirabelle, Birne, Citrus, Grapefruit mit zarter salziger Kalksteinmineralik, dabei eine  elegante Säurstruktur. Ein rheinhessen-typischer Gutswein.

Die Trauben stammen von den Westhofener kalkhaltigen Böden, Ausgebaut wurde der Wein im großen Holzfass.

5.    2018  Wittmann, Riesling „vom Kalkstein“ vom Weingut Wittmann:

In der Nase wieder gelbe Früchte, Zitrus, am Gaumen dann aber deutlich reifer und fülliger, dabei aber auch eine elegante Struktur, feine Kräuter-Noten, eine leicht salzige Kalksteinminmeralik und eine langer Nachhall.

Eine Steigerung des Gutweines, da auch Trauben aus den großen Lagen verwendet wurden.

Eine Qualitätsstufe höher folgten dann drei weitere Rieslinge als Ortsweine:

6.    2018  Westhofener Riesling „vom Kalkstein“ vom Weingut Seehof

In der Nase reifes Steinobst, Apfel, Birne und Pfirsich, im Mund dann gelbe Früchte, Pfirsich, Ananas und leicht kräutrige Noten mit einem gut eingebundenem Säuregerüst. Im Vergleich zum Wein Nr. 5, dem Riesling Kalkstein vom Weingut Wittmann, recht weich mit einer leichteren Struktur.

7.    2018  Westhofener Riesling vom Weingut K.F.Groebe

Im Bukett etwas pflanzliche und florale Noten, exotische Früchte, Steinobst und Zitrus, am Gaumen mineralische Anklänge, reife, weiche Frucht, gelbe Früchte, etwas Pfirsich, Mirabelle, Zitrus, zarte Süße und eine saftige Säure.

Die Reben stammen aus den Lagen Aulerde und Kirchspiel und wurden nach ca. 6 Std Maischstandzeit abgepreßt, durch Sedimantation geklärt und im Holzfass spontan vergoren und ausgebaut. Nach lager Lagerung auf der Feinhefe wurde abgefüllt.

8.    2018  Westhofener Riesling trocken vom Weingut Wittmann

In der Nase Sommerapfel, Zitronengras, reife Zitrusfrucht, Quitte, Grapefruit, im Mund dann viel Druck aber auch Eleganz, salzige Mineralik, gelbes Steinobst, Pfirsich, Grapefruit, Orangenschale, reife Quitte, dazu kommt eine delikate Säure.

Die Reben stammen den Lagen für das Große Gewächs und sind im Edelstahl und im Stückfass (1.200 l) ausgebaut. Da die 0,75 l-Flaschen ausverkauft waren mussten wir die Magnum-Große verkosten, was aber sicher vorteilhaft war.

9.    2018  Westhofener Kirchspiel, Riesling vom Weingut Seehof

Der Wein hat ein Bukett nach gelben Früchten, deutlich Pfirsich, etwas Birne und Mirabelle, im Mund dann wieder die gelben Früchte, eine zarte Mineralität und eine lebendige Säure. Wie bei den anderen Weine dieses Weingutes ein recht ruchtiger Wein, aber eine leichtere Struktur.

10.    2018  Westhofener Aulerde, Riesling Großes Gewächs vom Weingut    K.F.Groebe           

Der Wein zeigt ein vielschichtiges Bukett von Pfirsich und reifen Aprikosen, Mirabelle und Birne, im Mund dann ein enormes Fruchtspiel mit feiner Mineralik und opulenter Länge im Abgang. Ein Wein zeigt sich noch etwas verhalten, wird aber zu Recht als Großes Gewächs geführt mit seiner Opulenz, weichen Säure und dem Stil des Weingutes entsprechend mit etwas mehr Süße.

Die Trauben stammen aus einem Weinberg mit über 50 Jahre alten Reben im Zentrum der Lage Aulerde. Nach schonender Kelterung erfolgte die Spontanvergärung und der weitere Ausbau im 1200 l Stückfass.

11.    2018  Westhofener Benn,  Riesling vom Weingut Katharina Wechsler

In der Nase reife gelbe Früchte mit kräutrig-pflanzliche Noten, am Gaumen dann saftige, recht mineralische Frucht, (Pfirsich, Mirabelle, Aprikose) und wieder leicht kräutrig-pflanzliche Noten. Dazu eine straffe, frische Säure, die den Wein sehr schlank wirken lässt. Der Wein hat weniger Alkohol und mehr Säure als die beiden anderen Lagenweine und wirkt dadurch recht straff und schlank, ohne dünn zu sein

Der Wein stammt aus der 7 ha großen Monopollage Westhofener Benn.

12.    2018  Westhofener Morstein, Riesling Auslese vom Weingut Hirschhof

Würziges Bukett von reifen Stachelbeere, Mirabelle, Pfirsich, exotischen Früchen, im Mund dann weiche, runde, würzigere Frucht mit reifer Stachelbeere, gelben Früchten, Pfirsich, Trockenobst, Orangenschale dazu dezente Süße und Honig. Der Wein hat einen recht dichten, harmonischen Körper aber wirkt etwas breit und füllig, zeigt weniger Frische.

Damit waren wir am Ende dieser sehr gut zusammengestellten Probe angekommen und wollen unserem Weinbruder Oliver dafür danken, dass er sich die Mühe gemacht hat uns diese Probe vor Ort zu besorgen.

Zu den Weingütern:

Weingut Katharina Wechsler

18 ha, ca. 120.000 Flaschen, 40% Riesling, 30% Burgundersorten. 10% Scheurebe, 6% Silvaner, 14% übrig Sorten

Mitglied  Maxime Herkunft

Weingut Wittmann

28 ha, ca. 180.000 Flaschen, 70% Riesling, 20% Burgundersorten, 5% Silvaner, 5% übrige Sorten

Mitglied: VDP, Naturland, Message in a bottle, Respekt Biodyn

Weingut K.F.Groebe

8,5 ha, ca, 50.000 Flaschen, 70% Riesling, 18% Burgundersorten, 12% Silvaner

Mitglied: VDP

Weingut Seehof, Familie Fauth

16,5 ha, ca. 80.000 Flaschen, 32% Riesling, 28% weiße Burgundersorten. 9% Müller Thurgau, 7% Scheurebe, 7% Silvaner, 7% Spätburgunder, 10% übrige Sorten

Mitglied  Maxime Herkunft, Message in a bottle

Weingut Hirschhof, Familie Zimmer

30 ha, 220.000 Flaschen, 35% Riesling, 30% Burgundersorten. 20% rote Sorten, 15% übrige Sorten

Mitglied  Ecovin

Verfasser: Dieter


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