Weißweine aus Rueda am 17.10.2019

Die D.O. Rueda liegt im Zentrum der spanischen Hochebene Meseta im Norden Spaniens. Das Gebiet gehört zu der autonomen Region Kastilien–Léon, mit den Provinzen Valladolid, Segovia und Àvila. Den Norden des Anbaugebiets durchfließt der Duero.

Das Gebiet hat eine lange Geschichte der Weinproduktion. Erst durch den Befall mit der Reblaus kam der Weinbau zum Erliegen. Bei den Neupflanzungen entschied man sich dann für ertragreiche Sorten wie die Palomino, die aber nur mittelmäßige Weinqualitäten lieferten. Nur mit oxidierten, aufgespriteten Weinen vom Sherry-Typ erhielt man bessere Weine, die aber international nie beachtet worden sind.

Bis in die 80er Jahre wurden diese Weine in großer Menge produziert. Erst nach 1970 Jahren kam es zu einer entscheidenden Änderung. Der bekannte Weinproduzent Marques de Riscal aus der Rioja suchte ein Gebiet für die Herstellung von Weißweinen hoher Qualität. So wurde man auf Rueda mit der Rebsorte Verdejo aufmerksam. Durch moderne Techniken wie schneller Transport zum Weingut nach der Ernte, das Pressen der Trauben unter Kühlung / Schutzgas und eine gekühlte, reduktive Vergärung konnten klare, frische, fruchtige Weine erzeugt werden. Seitdem ist Rueda für seine Weißweine bekannt und die Produktion hat sich seit den neunziger Jahren etwa verzehnfacht.
1982 erhielt das Gebiet für Weißweine die DO Rueda zuerkannt und seit 2008 auch für Rotweine.

5 Weißweintypen sind als Rueda DO zugelassen:

• Rueda Verdejo (mind. 85 % Verdejo und 11,5 Vol%)
• Rueda (mind. 50 % Verdejo und 11 Vol%)
• Rueda Sauvignon Blanc (mind. 85 % SB und 11,5 Vol%)
• Rueda Espumoso (Schaumwein)
• Rueda Dorado (oxidativer, sherryartiger, aufgespriteter Wein

95% der Produktion sind inzwischen Weißweine, 5% Rotweine

Die weiße Hauptrebsorte ist Verdejo (87%) mit steigender Tendenz.
Daneben sind noch Viura mit 7%, Sauvignon blanc mit 6% und Restbestände an Palomino mit 0,15% zugelassen Letzterer darf aber für DO-Weine nicht mehr neu ausgepflanzt werden.
Für die Rotweine sind es die Rebsorten Tempranillo, Cabernet Sauvignon, Merlot und Grenache.

Durch den großen Erfolg der Weißweine ist die Produktion seitdem deutlich angestiegen:

• 1996: 12.000.000 Fl.
• 2006: 33.000.000 Fl.
• 2016: 85.000.000 Fl.
• 2017: 83.500.000 Fl.

Entsprechend hat sich die Weinbergsfläche auf 16.358 Hektar (2018) vergrößert.
Produziert wird von 69 Kellereien in 74 Ortschaften und 1.525 WinzernDie Böden sind überwiegend
• Schwemmland und Kiesterrassen am Duero
• Kalkablagerungen in höheren Lagen mit steinigen und sandigen Böden (vor allem im Südosten)
Die Weinberge liegen in einer Höhe zwischen 600 bis 800m.

Das Klima:
Ausgeprägt kontinentales Klima mit starken Tag-Nacht-Schwankungen mit kurzen, aber heißen Sommern und kalten Wintern.
Der Niederschlag beträgt pro Jahr nur 300 – 500 mm bei 2600 Sonnenstunden pro Jahr.
Die Weinprobe wurde von unserem Weinbruder Uwe Lommertin organisiert und vorgestellt.
Die Weine wurden uns dankenswerterweise vom Consejo Regulador de la Rueda zur Verfügung gestellt.

Wie verkosteten die verschiedene Weintypen der DO Rueda:
Einen Schaumwein (Rueda Espumoso)
Frische Weißweine aus Verdejo und/ oder Sauvignon blanc,
Kräftigere Weißweine aus Verdejo mit längerer Lagerung auf der Feinhefe
Kräftigere Weißweine mit Ausbau im Barrique
Einen traditionell oxidativ ausgebauten Weißwein (Rueda dorado)

Nur zur Verkostung der Weine:

0          2016 Juve y Camps, „Cinta Purpura“, Brut Reserva         ohne Bewertung
Dieser Schaumwein von Juve y Camps aus den Rebsorten Xarel-lo, Macabeo und Parellada ist ein klassischer Cava. Er wurde von einem Weinbruder aufgrund seines Geburtstags gesponsert und daher nicht bewertet.
Reifes Blassgelb, rauchig grüne, hefige Nase, traubige Frucht, etwas Birne, Akazienhonig, schöne Säure. Leicht bitter im Abgang, etwas dienende Süße.

1.         Palacio de Bornos, Verdejo, Espumoso brut                           12,68 Punkte
Der Grundwein wurde bei 16°C im Stahl vergoren, dann erfolgte die zweite Gärung auf der Flasche mit 24-monatiger Reifung auf der Feinhefe.
Blasses Grüngold, pflanzliche Nase, Hefenoten im Mund, säurearm, wenig Spiel, pflanzliche Bitternoten im Abgang. Einerseits Primäraromen wie reife Trauben, andererseits aber auch schon Sekundäraromen (Erdnüsse, Brioche).

2.        2018 Alvarez Y Diez, Sauvignon blanc, „Mantel blanco“       13,65 Punkte
Die Trauben wurden entrappt und nach dem Anpressen einige Stunden kalt mazeriert. Nach dem Abpressen wurde im Edelstahl bei max. 17°C vergoren.
Jugendliches Grüngelb, reife Honigmelone, etwas Holunderblüte, grüne Paprika, etwas grasige Noten im Mund, viel Würze, weiche, aber breite Säure, wenig Länge im Abgang, etwas Restsüße. Insgesamt aber Sauvignon blanc-typisch, mit eher internationaler Ausprägung.

3.        2018 Bodegas Hnos Del Villar, Sauvignon blanc „Oro di Castilla“   13,68 Punkte
Nach Nachternte um eine aufheizen der Trauben zu vermeiden, wurde unter Trockeneis-Kühlung abgepresst. Danach erfolgte eine langsame, kühle Vergärung und vier Monate Reifung auf der Feinhefe mit Battonage.
Kräftiges Grüngelb, in der Nase ein leicht reduktiver Stinker, weißer Pfeffer, grüne Noten, etwas Säure-betonter als der Nr. 2 „Mantel Bianco“, aber etwas leichtere Struktur und Spur buttrige Töne.

4.         018 Naia, Verdejo, „K-Naia“                                                           14,94 Punkte 
Die Trauben stammen von meist über 40-jährigen Rebanlagen mit Gobelet-Erziehung. Der Ausbau erfolgte zu 85% in Stahltanks und 15% in 10.000 Liter Holzfässern aus französischer Eiche.
Blassgold, etwas matt, Honigmelone, Limette, etwas Holunderblüte (die 15% Sauvignon blanc sind deutlich zu erkennen) im Mund mehr Fülle aber auch Würze, sehr cremig, im Abgang etwas pflanzenbitter, ein gut gemachter Easy-to-drink- Einstiegswein.

5.        2018 Yllera, Verdejo, „Tierra Buena“,                                          14,32 Punkte
Nach 8 – 12 Std Kaltmazeration wurde abgepresst und bei maximal 17°C vergoren.
Glänzendes Grüngold, etwas grasig in der Nase und im Mund, sehr pflanzliche Noten (Kräuternoten, frisch gemähtes Gras), vor allem im Mund, dann pflanzenbitterer Abgang.

6.        2018 Pago Traslagares, Verdejo                                                    14,00 Punkte
Die Trauben kommen aus einem 25-jährigem Weinberg. Nach der Vergärung reifte der Wein noch einige Zeit auf der Feinhefe.
Kräftiges Grüngold, gelbfruchtig aber auch pflanzlich grün, im Mund viel Fülle, rund, weinig, aber nicht so würzig wie 04 K-Naia, Der Wein besitzt eine gute Cremigkeit, hat aber mehr Bitternoten und zeigt im Abgang eine wenig gepufferte, spitze Säure.

7.        2018 Emina, Verdejo                                                                         14,18 Punkte
Der Wein wurde 14 Tage kühl vergoren und reifte dann noch 3 Monate auf der Feinhefe.
Jugendliches Grüngold, eine etwas rauchig pflanzliche Nase (Fenchel, Thymian), in Nase und Mund grüne Holunder-Noten wie ein Sauvignon blanc Der Wein ist einfacher strukturiert und zeigt wenig Charakter, Auch hier mehr Bitternoten und im Abgang eine wenig gepufferte, spitze Säure.

8.        2018 Martinsancho, Verdejo                                                         14,09 Punkte
Die Trauben wurden entrappt, kalt mazeriert, abgepresst und 18 – 20 Tage bei 14° vergoren. Danach erfolgte 4 Monate Reifung auf der Feinhefe.
Jugendliches blasses Goldgelb, in der Nase ein leicht reduktiver Stinker. Der Wein besitzt mehr Fülle und viel Alkohol, später kommen dann auch noch Aromen von Anis und Fenchel zum Vorschein.

9.         2018 Verdeal, Verdejo                                                                    14,06 Punkte
Die Trauben stammen von 25 Jahre alten Reben. Sie wurden entrappt, kalt mazeriert und dann abgepresst. Nach einer gekühlten Standzeit des Mostes wurde bei 14 – 16°C vergoren und danach auf der Feinhefe gelagert.
Etwas blasses, mattes Grüngold, leicht parfümierte, pflanzlich grüne Noten, Holunderblüte, im Mund cremig, weinig, gute Würze, mehr vollreife Noten, etwas dienliche Süße, nur sehr geringe Bitternoten.

10.      2017 Bodegas Palacio 1894, Verdejo superiore, „Caserio de Duenas 14,15 Punkte
Die Trauben stammen aus 3 verschiedenen Lagen mit unterschiedlicher Höhe und verschiedenen Bodenarten. Sie wurden bei Sonnenaufgang geerntet. Nach leichtem Abpressen erfolgte die Gärung zu je einem Drittel in Stahl, Holz und Beton. Danach erfolgte wieder für 5 Monate Reifung auf der Feinhefe.
Glänzendes Grüngold, etwas verbranntes Gummi in Nase und Mund, gute Cremigkeit aber wenig Charme, etwas bitter, später etwas Zitronenmelisse, wirkt insgesamt etwas glatt.

11.      2017 Sanz, Verdejo, „V Malcorta“                                              14,47 Punkte
Die Trauben stammen von einem speziellen Verdejo-Klon (Verdejo Malcorta ist ein spät-reifender Verdejo-Klon, der seinen Namen bekam, weil er im Handling sehr aufwendig ist – Malbec corta = schlecht zu schneiden). Sie wurden nach der Ernte kalt mazeriert und nach dem Abpressen kühl im Edelstahltank vergoren (unter 15°C).
Kräftiges Grüngold, in der Nase wieder ein leicht reduktiver Stinker, etwas Holunderblüte, frische grüne Kräuter, leichte Cremigkeit. Zarte herber Abgang.

12.      2017 Burdigala, Verdejo, „Campo Alegre“                                   15,03 Punkte
Die Trauben wurden 8 -12 Std kalt mazeriert, dann abgepresst und 10 Tage kühl vergoren. Danach erfolgte der Ausbau zu je einem Drittel im Stahltank, Beton-Ei und in 600 l-Fässern.
Kräftiges Grüngold, deutliche parfümierte, fruchtige Noten der Kaltvergärung, Eisbonbon, Limette, Stachelbeere, etwas Neuholz, leichte Cremigkeit. Im Vergleich zu den vorherigen Verdejo-Weinen sehr international, wenig eigenständiger Charakter.   

13.      2017 Shaya, Verdejo, „Habis Fermento en Barrica“                  14,47 Punkte
Der Wein wurde im Holz vergoren und reifte für 7 Monate in 500-600 l Fässern auf der Feinhefe.
Reifes, etwas matt Grüngold, dichte Frucht mit viel Fülle und Körper aber nicht so viel Substanz wie der Wein vorgibt. Deutlich Holz, viel Vanille, adstringierender Eichenton, insgesamt aber rund und gute Struktur.

14.      2017 Jose Pariente, Verdejo, „Fermento en Barrica“               14,85 Punkte
Die Trauben stammen von alten Reben im Gobelet-Schnitt und wurde im Barrique (in neuen und 1-jährigen Fässer aus französischer Eiche) vergoren, danach erfolgte der Ausbau für 7 Monate auf der Feinhefe unter regelmäßiger Battonage.
Reifes Grüngold, leichter Stinker, deutlich grüne Noten, viel Kraft und Würze, frische Kräuter (Basilikum, Eisenkraut), etwas Neuholz (Vanille, Butter, Toast), leider dienende Restsüße und eine eigenartige Kombination von grünen Kräuter-Noten und Holz, insgesamt aber gut gemacht.

15.      Hjos de Aberto Guiterrez, Verdejo, „Dorado“                             14,06 Punkte
Der Wein wurde nach der alten traditionellen, oxidativen Methode hergestellt. Er wurde nach der Vergärung in 16 l Glasballons vom Januar bis zum Herbst dem Wetter ausgesetzt und dann in Fässer mit Kamhefe umgefüllt und reifet dort noch 3 Jahre nach dem Solera-Prinzip.
Reifer Bernsteinton, schöne Sherry Nase (Oloroso), Hasel- und Walnüsse, Trockenfrüchte, Karamellton, Jod-Ton, leichte Süße aber trotzdem trocken, erinnert an Sherry, ist aber durch den hohen Alkohol brandig und durch mehr Säure unausge­wogen.

Damit waren wir am Ende der Probe. Für uns neue Erfahren, eine Zusammenstellung von verschiedenartigen Weissweine aus Rueda zu verkosten. Die Verkoster ließen sich in drei Gruppen aufteilen: die Liebhaber mehr fruchtbetonter Weine vom Anfang der Probe, die der der kräftigeren Wein mit längerer Hefelagerung und der im Barrique ausgebauten Weine vom Ende der Probe. Die beste Bewertung erhielt der Verdejo „Campo Alegre“. Für den interessanten Querschnitt über die Weißweine aus Rueda möchten wir uns noch einmal beim Consejo Regulador de la Rueda und natürlich bei unserem Referenten Uwe bedanken.

Verfasst von Dieter, Weinbeschreibungen Bernd und Dieter


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