Bei der heutigen Probe haben wir uns einer Sorte gewidmet, die in Osteuropa und Balkanländern eine wichtige Rolle spielt, aber in anderen Teilen Europas mit Ausnahme Österreichs und Italiens kaum anzutreffen ist:
Olaszrizling, Italienischer Riesling, Welschriesling.
In Ungarn ist der Olaszrizling eine „Butter und Brot“ Rebsorte, die überall zu finden ist, aber dementsprechend oft mäßige Qualitäten hergibt.
Wir haben uns die Aufgabe gestellt, die Sorte aus einer anderen Perspektive kennenzulernen, nämlich in der relativ kleinen Gegend im Norden des Plattensees –
Balatonfüred-Csopak – wo sie auch zu Besserem fähig ist und sehr gute, langlebige, charaktervolle und Terroir betonte Weine liefern kann.
Den Anfang machten Basisweine vom Weingut Figula (Winzer des Jahres in Ungarn 2000) und dem Weingut St.Donat.
Der Figula-Wein zeigte sich als typischer Vertreter der Basislinien, neutral in der Frucht, nicht vielsagend aber „clean“.
Der St. Donat gefiel vielen Weinbrüdern nicht. Vielleicht wegen einiger bissiger und deutlicher „Sponti“ Noten. Sortentypisch war er trotzdem.
Zwei Weine von Jasdi (Basiswein und eine Cuvee aus drei Lagen) waren 2016er, also reifer und zeigten, dass die Weine nicht unbedingt für den schnellen Konsum gemacht wurden. Ein Jahr Reife tat den Weinen gut (das kann der Verfasser behaupten, da er die Weine vor einem Jahr verkostete). Die Weine waren herb, der erste leicht fruchtig (Mirabelle, Pfirsich), blumig und der zweite stoffiger, konzentrierter, mit schöner Limette und Lagen/Terroir Andeutungen (salzig, kalkig)
In den nächsten Flights kamen 6 Lagenweine von Figula und Jasdi.
Die ersten zwei zeigten einen schönen Vergleich der gleichen Lage („Soskut“) aus zwei Jahrgängen (2015 und 2016, beide von Figula). Der jüngere noch etwas „kühler“ und bissiger mit guter Säure und deutlicher Salzigkeit, eisen-metallisch, harmonisch.
Der 2015er war auch sehr salzig (salzige Zitrone, Pfirsich), konzentriert mit schöner Balance und langem Abgang.
Der „Szaka“ (Figula) zeigte sich mineralisch, etwas kräftiger mit herb-exotischer Frucht (Grapefruit) und leicht animalischen Noten, mit guter Säure, deutlichem Alkohol und wieder salzig. (Der bestbenotete Olaszrizling der Probe).
Der nächste Flight gab uns die Möglichkeit, zwei Winzerhandschriften zu vergleichen. Beide Weine gleicher Jahrgang (2015) und gleiche Lage (Löczedömbi – diesmal roter Sandstein) und beide mit dezentem Barriqueeinsatz. Sie waren etwas fruchtiger in der Nase als die Weine davor. Figula, mit Mirabelle und leichten animalischen Noten, der Jasdi wieder mit Limette, etwas blumiger (Akazie) mit Wachs-Honig Nuancen. Sie waren sehr trocken, salzig und wurden mit der Zeit in dem Glas immer schöner. Gut zu Flussfisch (Wels, Zander, Stör…)
Der letzte Olaszrizling („Öreghegyi“ von Figula) zeigte sich auch konzentriert mit cremiger Textur und leichter exotischer Frucht. Wieder salzig, leichter Barriqueeinsatz. Für den Verfasser aber war der Wein (wie er sich heute dargeboten hat) eine leichte Enttäuschung, da er bei den Verkostungen vor zwei Wochen bzw. einem Jahr deutlich überzeugender und einfach besser war. (Woran es liegen kann, ist schwer zu sagen).
Alle 6 Lagenweine waren typische Vertreter der Sorte in einer Terroir betonten (Kalkstein, Mergel bzw. Rotsandstein) und hoher Qualitätsausprägung.
Der letzte Flight war eine Brücke zur nächsten Ungarn-Probe (Tokaj), nämlich ein Furmint von St. Donat sowie die weiße Cuvee „Ranolder“ von Jasdi.
Der Furmint zeigte sich sortentypisch mit kräftiger Säure, weniger salzig als die Olaszrizlinge, herb, mineralisch (Feuerstein, Eisen-metallisch). Ein überzeugender Vertreter der Sorte und der bestbenotete Wein der Probe.
Der letzte, eine Cuvee aus Furmint und Olaszrizling, zeigte sich etwas matt (und für den Verfasser deutlich schlechter als vor einem Jahr). Leichte Wachs- Vanille und blumige Noten, in der Frucht nicht überzeugend, Schon zu alt nach 3 Jahren? Sollte nicht sein bei einem Wein dieser Preisklasse.
Dass der Furmint der bestbenotete Wein der Probe war, kann auch an der Sortenähnlichkeit mit dem echten Rheinriesling liegen und wiederum an der Tatsache, dass die Lagen-Olaszrizlinge von einigen Teilnehmern nicht als eigentlich gute und vor allem Terroir betonte Weine erkannt wurden. Von einer Sorte, die bestimmt nicht „everybodys Darling“ ist und die Höhen eines Rheinrieslings schwer erreichen kann, aber in den Händen guter Winzer sehr gute und interessante Weine bringen kann.
Der herzliche Beifall der Teilnehmer und Gespräche auch nach der Probe zeigten, dass die Weine und das Thema gefielen. Dem Probenleiter hat die Verkostung in der Runde große Freude gemacht, auch wenn (oder eben weil) die Weine kontrovers diskutiert wurden und er freut sich auf die nächsten Ungarn-Themen: Tokaj und Villany.
Seien Sie eingeladen!
Verfasser: Ceca