Weinprobe mit dem Schlossgut Ebringen am 19.07.2018

Wie viele Weinorte hat auch Ebringen Probleme mit dem Generationenwechsel. Viele Winzer der dortigen Winzergenossenschaft sind zu alt, um die Weinberge alleine zu bewirtschaften und ihre Kinder ziehen es vor, lieber im 5 km benachbarten Freiburg sich eine gut bezahlte Arbeit zu besorgen als bei Wind und Wetter im Weinberg zu arbeiten. So bestand die Gefahr, dass es bald keine Weinberge mehr im Ort geben würde. Deshalb beschloss 2003 eine kleine Gruppe unter dem früheren Bürgermeister, dem Geschäftsführer und dem Kellermeister der örtlichen Winzergenossenschaft ein neues Weingut zu gründen und gute Flächen im Ebringer Sonnenberg von diesen älteren Winzern zu pachten. Mit  Andreas Engelmann fand man auch einen Gutsverwalter und Kellermeister und startete mit 6 ha.  Den alten Schlosskeller konnte man zum Ausbau der Weine nutzen. Inzwischen bewirtschaftet man 7,4 ha, wobei viele der älteren Winzer immer noch bei der Weinbergsarbeit und der Ernte helfen.

Andreas Engelmann hatte nach einer Lehre im Privatweingut Hartmut Schlumberger und im Weingut Klaus-Peter Kessler in Geisenheim ein Studium für Weinbau und Önologie abgeschlossen. Danach arbeitete er beim Weingut Nelles an der Ahr, beim Weingut Freiherr von Gleichenstein in Baden und im Weingut Müller Catoir in der Pfalz. Seit 2003 ist er nun als Betriebsleiter und Kellermeister im Schlossgut Ebringen tätig und hat das Weingut inzwischen an die Spitze der Markgräfler Güter gebracht, was mit 3Trauben im Wein Guide Gault-Millau 2018 und 3½ Sternen im Eichelmann Weinführer honoriert wurde.

Daher  haben wir uns besonders gefreut, ihn als Gast bei uns zu begrüßen zu dürfen. So konnte er  die Weine des Schlossguts und seine Weinphilosophie vorstellen. Seine wichtigste Erkenntnis ist: „Der Boden der Lage entscheidet, er ist immer gleich, auch wenn inzwischen früher geerntet wird als früher“.
Für ihn hat die Lage „Ebringer Sommerberg“ ein hervorragendes Potential, das leider lange nicht genutzt wurde und deshalb auch relativ unbekannt ist.
Der kleine Bergrücken des Sonnenbergs erstreckt sich nicht wie die meisten Markgräfler Lagen von Nord nach Süd sondern von Ost nach West und hat dadurch nicht nur gute Westlagen, sondern auch eine hervorragende Südlage. Die Weinberge befinden sich auf 270 -320 m über Meereshöhe. Der Ebringer Sommerberg besteht meist aus mäßig kalkhaltigen Lößlehmen, tonigen Lehmen oder Mergel- und Kalkverwitterungsresten. Dadurch ähneln die Böden auch mehr der Bourgogne und weniger dem benachbarten Kaiserstuhl.

Das Weingut erzeugt drei Qualitätsstufen:

Gutsweine aus jüngeren Parzellen, der Wein wird im Stahltank ausgebaut, Selektionsweine aus älteren Weinbergen bei denen der Ausbau auch im Holz erfolgt, Lagenweine als oberes Segment, die vom Terroir geprägt sind und auch teilweise im neuen Holz ausgebaut werden.

Für die Lagenweine werden je nach Rebsorte besondere, ausgesuchte Parzellen im Ebringer Sommerberg verwendet, von denen wir vier verkosten konnten: Die Parzelle Schädler, nach Westen ausgerichtet, ebenso wie die Parzelle Klämle, die aber steiler ist, dann die Parzelle Biegarten mit Ausrichtung Südwesten und die Parzelle Leinele als Südhang.

Verkostet wurden die nachfolgenden Weine, die alle trocken ausgebaut sind:

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Cremant Pinot Noir, Rose, brut,

Die Reben haben einen kühlen Standort aus kalkhaltigem Ton am Westhang mit weniger Sonneneinstrahlung und bilden daher auch weniger Zucker, sodass der Alkoholgehalt niedrig bleibt. Die Trauben werden nur für Sekterzeugung geerntet. Nach einer Ganztraubenpressung ohne Maischestandzeit wird der Grundwein vergoren und nach der Flaschengärung 18 Monate auf der Hefe gelassen. Nach dem Degorgieren wurde nur eine kleine Dosage zugegeben.
Ein klarer, herber, gut strukturierter Spätburgunder-Sekt mit fruchtigen Beerenaromen und leichter Erdbeer-Note.

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Gutedel

Die Reben stehen auf Kalkboden mit Lehmauflage, der das Wasser besser hält und sich auch weniger erwärmt.  Der Most wird ohne Klärung im Stahltank vergoren.
Ein dichter,  fruchtiger Gutedel mit voller Struktur, der für einen Gutswein deutlich aus der Masse der Gutedelweine herausragt.

  1. 2017 Schloßgut Ebringen, Weißburgunder

Der Ausbau erfolgte im Stahltank.
Ein mineralischer, weicherer, noch etwas verhaltener Weißburgunder mit leichten Honig- und Zitrusnoten.

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Grauburgunder

Auch hier erfolgte der Ausbau im Stahltank.
Ein klarer, fruchtiger, recht würziger Grauburgunder mit guter Säure. Das Gegenstück zum belanglosen Massen-Pinot Grigio

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Grauburgunder „S“

Hier erfolgte der Ausbau zu 50% im Edelstahl und zu 50% in neuen und in zweitbelegten Barriques. Die Reben sind schon älter und haben dadurch einem geringeren Ertrag.
Ein sauberer, dichter, weicherer, etwas verhaltener Grauburgunder, mehr Fülle und Struktur, zarte Birnenfrucht und leichter Holzton.

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Sauvignon blanc, „S“

Dieser Sauvignon wurde zu 100% im Stahltank ausgebaut, um die frische Frucht zu erhalten.
Ein klarer, recht frisch-fruchtiger, weicherer Sauvignon, nur zart grüne Aromatik und dafür mehr gelbe Früchte. Dieser saftige Sauvignon blanc braucht sich vor der ausländischen Konkurrenz nicht zu verstecken.

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Sauvignon blanc „Klämle“

Die Trauben aus der Parzelle „Klämle“ wurden für diesen Lagenwein abgepresst und sofort im Holzfass vergoren (davon 60% Erst- und 40% Zweitbelegung). Danach erfolgte in den 500 l-Tonneaux eine lange Reife auf der Hefe.
Ein sauberer, sehr dichter, noch verhaltener Sauvignon mit zarter Holz-Note. Er zeigt seine Finessen noch nicht so deutlich und hält auch seine Frucht im Hintergrund, aber man kann sein Potential schon erahnen.

  1. 2016 Schloßgut Ebringen, Chardonnay, „Schädler“

Auch dieser Lagenwein aus der Parzelle „Schädler“ wurde spontan im 500 l-Tonneau vergoren und dann lange auf der Hefe gelassen.
Ein dichter und doch schlanker, mineralischer, fruchtiger Chardonnay mit feiner Säure, und sehr zartem Holz. Er versteckt seine Kraft hinter der feinen Eleganz.

  1. 2014 Schloßgut Ebringen, Pinot Noir, „S“

Die Trauben wurde entrappt, dann erfolgte eine Kaltmazeration und Maischegärung mit 3 Wochen Maischestandzeit; zur Reifung kam der Wein dann in Barriques verschiedenen Alters.
Ein klarer, Beeren-fruchtiger Spätburgunder, der dem Jahrgang 2014 geschuldet noch etwas kantige, eckige Tannine zeigt, für 2014 aber sehr gut gelungen ist.

  1. 2015 Schloßgut Ebringen, Pinot Noir, „S“

Der Ausbau erfolgte wie beim 2014’er Pinot Noir „S“
Ein klarer, weicher, sehr kirschfruchtiger Spätburgunder, mehr Struktur besitzt und  eine festes Tannin hat, das weicher und reifer  als beim 2014’er ist.

  1. 2013 Schloßgut Ebringen, Pinot Noir, „Biegarten“

Klassische Maischegärung von Trauben aus der Parzelle „Biegarten“, Die Maische wird zusätzlich mit Trockeneis gekühlt. Anschließend erfolgt der Ausbau Barriques.
Ein dichter, fruchtiger Spätburgunder mit frischer Säure, feine Kirsch- und Kräuternoten, feste, reife Tanninstrukur und zartes Holz.

  1. 2015 Schloßgut Ebringen, Pinot Noir, „Biegarten“

Ebenfalls klassische Maischegärung und weiterer Ausbau wie der 2013’er Pinot Noir.
Ein klarer, dichter Spätburgunder mit noch deutlicherer Kirschfrucht als der 2013‘er. Sein Tannin ist noch recht hart,  aber man kann sein Potential schon erahnen, das er in ein paar Jahren haben wird.

Damit endete leider unsere Probe, aber Andreas Engelmann hat uns gezeigt, was man mit seiner Philosophie und seinem Können aus dem Ebringer Sommerberg holen kann.

Verfasser: Käthe und Dieter

2018_07_Schloßgut Ebringen Probenergebnis


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