Das Markgräflerland in Baden ist die einzige Anbauregion für Gutedel, aber auch eine typische Region zum Anbau von Burgundersorten in Deutschland. Das sind neben dem Spätburgunder vor allem die beiden weißen Rebsorten Weiß- und Grauburgunder. Typische Aromen für den Weißburgunder sind Apfel, Birne, Mandel, Quitte, Ananas und Zitrone. Der Grauburgunder kann deutlich unterschiedlich ausgebaut werden: Als leichter und fruchtiger, reduktiv angebauten Alltagswein über den großen Grauburgunder aus oxidativem Ausbau bis zum süßen Ruländer ist die Rebsorte sehr wandlungsfähig.
1. 2014 Nobling Sekt Extra Brut, Weingut Herrmann Dörflinger, Müllheim
Unsere Probe beginnt mit einem Nobling-Sekt aus dem Hause Hermann Dörflinger aus Müllheim. Der Nobling ist eine Neuzüchtung aus den beiden Rebsorten Gutedel und Sylvaner aus den 40er Jahren. Die weitgehend unbekannte Sorte wird fast ausschließlich in Deutschland im Markgräflerland auf ca. 50ha angebaut und recht häufig als Grundwein zur Sektherstellung verwendet. Dabei sind die hohe Säure und die gleichzeitig hohen Mostgewichte hilfreich.
Der im Duft sehr fruchtig wirkende Sekt mit Aromen von Pfirsich und Apfel zeigt sich mit lebendiger Perlage als sehr guter Start in die Probe.
2. 2016 Müllheimer Sonnhalde, Grauer Burgunder Kabinett, Weingut Herrmann Dörflinger, Müllheim
3. 2016 Müllheimer Reggenhag, Weißer Burgunder Kabinett Weingut Herrmann Dörflinger, Müllheim
Das Kabi-Duo aus Grau- und Weißburgunder der beiden Lagen Sonnhalde und Reggenhag war eine spannende Gegenüberstellung. Das Weingut Dörflinger als „Traditionalist“ aus dem Markgräflerland lässt seine Weine komplett durchgären, also (fast) ohne Restzucker. Dabei wird besonders auf die klare und fruchtige Note Wert gelegt. Das Weingut wird mit 2 roten Trauben im Gault Millot bewertet. Der Grauburgunder zeigt sich bei der Probe mit einer sehr ansprechend fruchtigen Nase nach Holunderblüte und gelber Frucht. Auf der Zunge dann deutlich leicht und schlank. Der Weißburgunder zeigt auch leicht metallische Noten. Beide wurden für einen Kabinett mit 13% aber als gehaltvoll notiert.
4. 2016 Weißburgunder, Weingut Zähringer, Heitersheim
5. 2016 Grauburgunder, Weingut Zähringer, Heitersheim
Die beiden Gutsweine vom Weingut Zähringer stammen aus den ertragsreduzierten Lagen Heitersheimer Sonnhöhle, Maltesergarten und Castellberg. Das Weingut ist zertifiziert nach Ecovin und Demeter und baut auf ca. 20ha vorwiegend Burgundersorten an.
Der Weißburgunder war klar und brillant im Glas, die Nase aus Zitrone und Quitte war sortentypisch bei mittlerer Viskosität. Der Grauburgunder zeigte dabei eine leichte Süße auf der Zunge und eine leichte Pfeffernote im Abgang. Beides gut gemachte Gutsweine, wobei der Grauburgunder allgemein höher bewertet wurde.
6. 2016 Weißburgunder, Weingut Jürgen v.d. Mark (Abf.), Bad Bellingen
7. 2016 Grauburgunder, Weingut Jürgen v.d. Mark (Abf.), Bad Bellingen
Jürgen von der Mark war mehr als 10 Jahre als beratender Önologe und Master of Wine in der Welt unterwegs und begann 2003 mit einigen gepachteten Spätburgunderreben den ersten eigenen Wein zu vergären. Die 3 Weinlinien mit Villageweinen, Terrorweinen und „Liedweinen“.
Der Weißburgunder war durchaus sortentypisch in den Aromen, wusste aber vor allem mit einer leichten Mineralik zu überzeugen. Der Grauburgunder hatte eine breite Frucht, war dann leider etwas zurückhaltend und eher flach. Da fehlte leider die Expressivität des Weißburgunders.
8. 2015 Weißer Burgunder, Weingut Ziereisen, Efringen-Kirchen
Hanspeter Ziereisen war eigentlich in einem anderen Beruf unterwegs, doch in den 90er Jahren wandelte er das elterliche Hofgut nach und nach in einen Weinbaubetrieb um. Noch heute verkauft er in einem Hofladen Gemüse aus der Region für Leute aus der Region. Ein paar andere Weine führt er da mittlerweile auch.
Die Weine vom Weingut Ziereisen unterscheiden sich deutlich von anderen Weinen aus dem Markgräflerland. Das liegt zum einen an den Weinbergen an der Burgundischen Platte zum anderen aber auch an der Arbeit im Keller. Es werden nur natürliche Hefen aus den Weinbergen verwendet und die Weine bleiben sehr lange auf der Hefe im Holzfass.
Diese Hefenoten kommen dann im Duft sehr gut durch, aber auch etwas Vanille durch das Holzfass. Auf der Zunge ist der Wein dann sehr frisch und mineralisch aber auch mit Tiefe und Länge durch das Holz. Vielleicht sogar noch etwas früh für den 15er, da ist durchaus noch Potential.
9. 2015 Müllheimer Sonnenhalde, Grauer Burgunder Spätlese, Weingut Herrmann Dörflinger, Müllheim
10. 2015 Müllheimer Reggenhag, Chardonnay Spätlese, Weingut Herrmann Dörflinger, Müllheim
Die beiden Spätlesen präsentierten sich wie erwartet deutlich breiter im Mund bei höherer Viskosität. Der Grauburgunder zeigte eine sehr breite Nase mit Butternoten bei einer sehr schönen Länge. Der Chardonnay, strohgelb und brillant im Glas mit Pfefferminznoten.
11. 2012 Badenweiler Römerberg, Weißer Burgunder Spätlese, Weingut Herrmann Dörflinger, Müllheim
Der leicht gereifte Burgunder war im Duft zurückhaltender mit Orangenzeste und leichten Bitternoten im Mund.
12. 2014 Weiler Schlipf, Weißer Burgunder „CS“, Weingut Schneider, Weil am Rhein
13. 2014 Weiler Schlipf, Grauer Burgunder „CS“, Weingut Schneider, Weil am Rhein
Die beiden Burgunder aus dem Hause Weingut Schneider waren in der Runde durchaus kontrovers diskutiert. Für einige waren die Schwefelnoten im Duft stark störend, andere konzentrierten sich auf die geschmacklichen Stärken der beiden Weine.
Verfasser: Carsten
2018_05_Weiße Burgundersorten aus dem Markgräfler Land Probenergebnis