Weinprobe Ausbauarten von Silvaner-Weinen mit dem Silvaner Forum am 10.08.2017

Für diese Probe konnten wir zwei Vertreter des Silvaner-Forums begrüßen: Herrn Steinmann als Vorsitzenden und Herrn Menger als Leiter des Silvaner Wettbewerbs, beide hervorragende Kenner des Silvaners. Herr Menger ist hauptberuflich Berater für den Weinbau in Mittelfranken und kennt dadurch auch alle Winzer.

Nun zum Silvaner: Die Rebe stammt aus dem Donauraum und ist eine natürliche Kreuzung aus Traminer x Weißer Österreicher. Im 17. Jahrhundert scheint er durch Zisterzienser­mönchen nach Franken gelangt zu sein. Im Casteller Archiv ist urkundlich nachgewiesen, dass erste Silvaner Reben von Obereisenheim nach Castell gebracht und dort am 10. April 1659 gepflanzt wurden.
Von dort aus ist er unter dem Namen „Franke“ weiter nach Westen an der Rhein vorge­drungen.

Bis in die 1960er Jahre war der Silvaner in Deutschland mit mehr als 30 % Flächenanteil die meistangebaute Rebsorte. Dann wurde er von Neuzüchtungen, vor allem vom Müller-Thurgau vom ersten Platz verdrängt. Als Verschnittpartner, um sauren Riesling trinkbar zu machen, war er durch Ertragsbegrenzungen beim Riesling und durch den Klimawandel auch nicht mehr erforderlich. So ging sein Bestand kontinuierlich zurück. Eine Ausnahme machten Franken und Rheinhessen, denn hier bemühte man sich durch gezielte Quali­tätsverbesserung den Silvaner wieder zu fördern.

1998 wurde deshalb das Silvaner Forum als eine überregionale Initiative für den Silvaner gegründet. Unter anderem wird alle 2 Jahre ein Wettbewerb um den Internationalen Preis des Silvaner Forums ausgeschrieben. Dieser Wettbewerb wird in 5 Kategorien ausgeschrieben, um die verschiedenen Silvaner Typen besser darstellen zu können.

Kategorie Basic:                       leichte, frische Silvaner mit max. 12,5% vol. Gesamtalkohol

Kategorie Premium:                 hochwertige, kraftvolle Silvaner mit ausgeprägter Sortenstruktur, z.B. reduktiver Ausbau im Edelstahl
oder im großen  Holzfass

Kategorie Solitär:                     individuelle, herausfordernde Silvaner mit Reifepotenzial; solitär durch Ausbau im Barrique, durch
Maischegärung usw.

Kategorie Nobel:                      Edelsüße Silvaner-Dessertweine.

Kategorie Gereifte Silvaner: Weine, die 10 Jahre und älter sind.

Der Erfolg hat sich vor allem in Franken schon gezeigt, denn die bestockte Fläche ist wieder gestiegen und der Silvaner wird inzwischen als „autochthone Rebsorte“ Frankens angesehen. Viele Flächen wurden in letzter Zeit wieder mit Silvaner Reben neu bestockt. Die Klimaerwärmung hat auch ihren Teil dazu beigetragen, da der Silvaner  inzwischen auch an den kühleren Standorten reift wird, die früher nur mit Müller-Thurgau bestockt werden konnten.

Für Herrn Menger ist die Silvaner Rebe die „Königin der Weißweine“. Sie hat eine elastische Beerenhaut und ist dadurch gut an die Klimaveränderung angepasst. So kommt sie einerseits mit großer Hitze und andererseits auch mit deutlichen Niederschlägen gut zureht. Durch die feste, elastische Schale ist  allerdingsdie Saftausbeute schlechter als z.B. beim Riesling. Durch eine leichte Maischegärung kann die Saftausbeute wieder etwas verbessert werden, Gelichzeitig führt diese Maßnahmen dazu, das der Weine zarte, seidige Tannine bekommt, die die etwas verhaltenere Frucht und die weichere Säure beim Silvaner kompensieren.
Auch die Langlebigkeit wird dadurch erhöht, auch wenn immer noch einige Leute behauptet wird, dass der Silvaner jung getrunken werden muss.

Nun zu unserer Probe:

Da unsere beiden Referenten noch im Stau auf der Autobahn steckten haben wir zur Überbrückung einen fränkischen Sekt, den 2012  „Pinot Cuvee“, brut vom Weingut Glaser-Himmelstoß aus Nordheim verkostet.
Ein sauberer, zart herber Sekt aus Weissburgunder und Schwarzriesling mit einer  etwas breiteren, vollreifen Frucht und zarte Hefenoten.

Dann waren auch unsere Referenten eingetroffen. Als besondere Überraschung hatten sie vier Siegerweine des gerade beendeten Silvaner Cups 2017 mitgebracht.

Aus der Kategorie Basis-Weine war  das das 2016  Sommerhäuser Ölspiel vom Weingut Christoph Steinmann aus Sommerhausen.
Ein fruchtiger, gradliniger, zart herber Silvaner, harmonisch. sehr elegant und trotzdem dichte Struktur. Ein toller „Basiswein“, da macht das Trinken Spaß !

Aus der  Kategorie Premium-Weine der 2012  Eppelsheimer Felsen vom Weingut H.& B. Russbach aus Eppelsheim.
Ein dichter, voller, recht würziger, etwas fülliger und vollreifer Silvaner, der seine rheinhessische Heimat nicht verleugnen kann.

Aus der Kategorie Solitär-Weine der 2009  Frickenheimer Kapellenberg vom  Weingut Meintzinger aus Frickenhausen.
Ein dichter, voller Silvaner mit zarter Herbe und einer Spur Medizinton, aber gut gealtert.

Aus der zusätzlichen Kategorie International konnten wir den 2016  Eisacktaler Sylvaner, „Aristos“ von der  Eisacktaler Kellerei aus  Klausen (Südtirol) verkosten.
Ein dichter, Spur üppiger, voller Silvaner, der auch eine Spur alkoholischer wirkte. Sicher ein Ausdruck der Herkunft, denn das Eisacktal ist für Südtirol eines der kühlsten Anbaugebiete, aber doch wärmer als Franken oder Rheinhessen in Deutschland.

Dann folgten in zweiten Flight zwei Weine aus dem gleichen Most mit 99° Oechsle, aber mit unterschiedlichem Ausbau:

Der 2016  Thüngersheimer Scharlachberg, „Explore ! 1“  der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. Bei diesem Wein war der Most klar filtriert und dann im Edelstahl mit  einer frankentypischen Reinzuchthefe vergoren worden. Anschließend erfolgte die Lagerung auf der Feinhefe bis März.
Hier hatten wir einen spritzigen, fruchtigen und harmonischen Silvaner vor uns.

Bei seinem Gegenstück, dem 2016  Thüngersheimer Scharlachberg, „Explore ! 2“ der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim war dagegen der Most nur grob filtriert worden und dann bei 18°C mit einer weniger fruchtbetonenden Hefe im Edelstahl vergoren worden. Danach erfolgte Battonage (Aufrühren der Hefe)  und ebenfalls Lagerung auf der Feinhefe bis Ende März.
Dieser Wein war dementsprechend etwas weniger fruchtig, aber dafür würziger, leicht cremig und zeigte mehr Fülle.

Im dritten Flight wurden dann zwei Silvaner von unterschiedliche Böden aber gleicher Ausbauart gegeneinander gestellt:

Der 2016  Iphöfer Kronsberg, 1.Lage  vom Juliusspital in Würzburg stammt vom Gipskeuper.
Ein klarer, zarter, eleganter, mineralischer Silvaner, der vom Gipskeuper etwas mehr Bitterton hatte.

Die Reben für den 2016  Würzburger Stein, 1.Lage, ebenfalls vom  Juliusspital in Würzburg, stehen dagegen auf Muschelkalk.
Auch dieser Wein ein klarer, dichter, voller Silvaner, der vielleicht von der wärmeren Muschelkalkböden etwas mehr Reife und Fülle zeigte.

Beide Weine waren eindeutige Vertreter für die Quaälität der 1.Lage.

Der Silvaner ist relativ mutationsanfällig, so dass ähnlich zu den Burgundern farblich unterschiedliche Varianten enstanden sind. Im Unterschied zum Grünen Silvaner, der „offiziellen“ Rebsorte, bringen sie stärker gelb gefärbte Trauben (Gelber Silvaner), rötliche Trauben (Roter Silvaner) oder  rötlich-blaue Trauben (Blauer Silvaner)  hervor.

Im vierten Flight folgten daher zwei dieser Spielarten:

2016  Sulzfelder Blauer Silvaner vom  Zehnthof Luckert in Sulzfeld

Ein fruchtiger, weicher und recht würziger straffer Silvaner mit etwas kräftigerer Säure als beim Grünen Silvaner. Die kräftigere Säure kann aber auch dadurch bedingt sein kann, dass der Wein von jüngeren Rebstöcken stammt. Der Blaue Silvaner hat auch eine offizielle Sorten-Zulassung.

2016  Sulzfelder Roter Silvaner ebenfalls vom  Zehnthof Luckert in Sulzfeld

Ein klarer, fruchtiger Silvaner mit zart herbem Tannin und präsenter Frucht, der aber nicht so würzig wie der Blaue Silvaner war.

Im letzen Flight konnten wir dann zwei Weine mit besonderem Ausbau verkosten: In diesem Fall durch Maischegärung und beim ersten Wein noch zusätzlich durch Ausbau in der Amphore.

Der 2015  „Challlenge ! Amphora K“ der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, wurde in der Amphore maischevergoren und danach unfiltriert abgefüllt. Deshalb war er leicht trüb und hatte durch die Maischegärung eine deutlich dunklere, gelbe Farbe sowie eine kräftige Apfel- und Kräuterwürze mit leicht medizinischen Anklängen. Die bekannten Fruchtnoten des Silvaners waren hier sehr zurückhaltend und durch oxidativen Apfel-Noten überdeckt. Ein typischer Orange-Wein. Dadurch fand er nicht bei allen Verkosten Anklang.

Der zweite Wein, der 2012  Silvaner „Concord“ vom Weingut Artur Steinmann aus Sommerhausen war ebenfalls maischevergoren. Hier war aber das vollreife, sehr gesunde Lesegut sehr schonend, ohne stärker oxidative Belastung auf der Maische vergoren und dann im großen Holzfass ausgebaut worden.

Durch die schonende Maischegärung hatten wir hier einen dichten, immer noch recht fruchtigen Silvaner mit zarter, seidiger Herbe und breitem Rückgrat. Dieser Wein zeigte immer noch große Frische.

Damit endete unsere Exkursion ins Reich der „Königin der Weine“. Dank unserer Referenten konnten wir einen sehr gut ausgewählten Querschnitt an Silvanerweinen verkosten, uns einen Einblick in das gaben, was ein guter Silvaner sein kann. Er wer nicht schon durch die vorherigen Proben und unsere Weinreise nach Franken zum Liebhaber des Silvaner geworden war, der mußte es nach dieser Verkostung sein.

Wir möchten unseren Referenten ganz herzlich danken, dass sie sich der Mühe unterzogen haben, trotz Verkehrsstau auf der Autobahn zu uns zu kommen und uns diese Silvanerweine zu präsentieren.

Verfasser: Dieter

2017_08_Weinprobe Silvanerweine und Ausbauarten mit dem Silvaner Forum Probenergebnis


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Weitere Berichte